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Bozner Zeitung
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Seite 1 von 4
Datum: 26.07.1894
Umfang: 4
, Va ter,' versetzte Regina traurig, aber lest. „Es ist an demselben Tage ein Kind aus einem Fenster des Flottweil'schen Hauses gestürzt. Viele Leute sam melten sich infolgedessen dort an. Sie alle werden bezeugen können, daß es gerade elf Uhr war. Als aber eben das Unglück geschehen, sahen Flottweil und seine Angestellten, welche vor der Thür des Geschäftslokals standen und die Zahl der SchaulU' stigen vermehrten, Herm Franz Baumann in das Haus treten, in welchem die Witwe Heydenreich wohnt.' Bernd

Lorenzen saß vornübergebeugt, wie zusam mengebrochen unter einer erdrückenden Last. Regina schauderte fröstelnd zusammen; das Herz köpfte ihr fast hörbar in der Brust; sie fühlte sich von einer tödtlichen Angst ergriffen. Sie hatte sich den Ein drucks den ihre Worte auf den Bater üben würden, oicherS gedacht. Wenn er sie mit Vorwürfen über häuft, wenn er ihr geflucht hätte, nichts würde sie so tief getroffen haben, als dieses unheimliche Schweigen, dieses willenlöse Sichfallenlaffen

. Doch jetzt. — er regte fich. Plötzlich stand er vor Regina. Sie schrak förmlich zurück vor der fahlen Blässe feines Gesichts, vor seinen blutlosen Lippen und dem unheimlichen Ausdruck seiner Augen. „Ich muß fort, Regina überS Wasser!' stieß er heiser aus. »Alles ist vorbei, — mein Leben; meine Zukunft und die deine! Unser Glück begann zu blühe»; du du würdest eine? TogeS die reichste Erbin gewesen sein, vor der Finanzgrößen sich im Staube gebückt hätten. Du würdest eine vornehme Partie haben machen können, nnd

niemand würde einen Borwurf gegen dich erhoben haben, daß dein Bater eines Tages bankrottierte! Geld ist ja die Macht, welche diese Welt regiert! Und nun — nun —' Mit einem dumpfen Aechzen sank er auf den ver- lassenen Sitz zurück. „Bater, ich bitte dich, fasse dich, sei ruhig!' flehte Regina, vor ihm niedersinkend „Nur' wen» du mit Ruhe dem Kommenden ins Auge siehst, ist noch etwas zu retten. Du willst fliehen? Mein armer Vater, wie weit würdest du denn kommen? Höre mich an. waS einzig dir zu thun

bleibt. Ich habe mit dem Rechtsanwalt Kaulbach gesprochen und ihm die Sache auseinander gesetzt Er sagte mir einzig, was mein Verstand mir bereits gerathen hat. Du mußt einer Anklage zuvorkommen^ dann will er deine Vertheidigung über übernehmen. Er hofft, in diesem Falle die Richter zu gewinnen, so daß deine Strafe keine zu harte werde. Dazu aber ist vor allen Dingen nöthig, daß das Furchtbarste nicht geschehe!' „O, mein Gott, Regina, was soll ich thun?' wimmerte Bernd Lorenzen. die Hände

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Bozner Zeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 09.06.1858
Umfang: 6
Die Regina. > Novklle. - . I Durch den Verlust ihres Vaters und ihrer Mutter/ reicher Bürger von Turm, war Angela Clan im eln- undzwänzigsten Jahre Herrin ihrer selbst und eines Vermögens. Sie war eine schöne Blondine, von jenem Blond, das die Maler der Renaissance so sehr liebten/ schlank und schön gewachsen, mit eineiy himm lischen Blickt, einer geistvollen Stirne und Zügen der höchsten Anmuth. Die Freiheit nutzend, die ihr die Eltern eingeräumt, hatte sie sich den Künsten und namentlich

, um zu begreifen, mit welchen Blumcnrcgen, mit welchen Beifallsbezeugungen, mit welchen Triump hcn .H jc.crstc Sängerin gefeiert wmde. die anfangs eu;^ Pseudonym angenommen, welche die Vergötterung' des Publikums aber mit vollem Recht la Regina, die Konigin des Genies und der Schönheit genannt. Nicht blos als anbetungs würdige Frau und Sängerin ohne Gleichen erregte sie die allgemeine Aufmerksamkeit; sie führte außerdem ein Leben voll Excentricitäten, welches sie dem Pu blikum noch ütteressanter machte

gegen zu glühende Verehrer schützte. Nur auf der Bühne ließ sich die Regina sehen und hören! Dort überließ sie sich der ganzen Begeisterung und ^dem ganzen Feuer der Künst lerin, bald Thränen, bald Stürme des Beifalls her vorlockend. Nach der letzten Note verlies sie zitternd den Saal, stieg wieder in ihren Wagen und kehrte in das Hotel zurück., wo sie bis zum andern Tage blieb. In diesem Augenblicke befand sich die Regina in Neapel, wo sie im Theater San Carlo fang. Kehren wir zu Ottavio Giulani zurück

durchreiste er Frank reich, England. Spanien. Um seine Heimkehr noch etwas zu verzögern, schiffte er sich in Cadik ein, be suchte Sirilien, beschloß ganz Italien durchzureisen, ehe er nach Turin zurückkehrte, und begab; sich zu diesem Ende nach Neapel. Dort drang natürlich als bald der Ruf der Regina, W, sein Ohr. In der vor-, Äehmen Welt, an öffentlichen Orten, überall war nur von der berühmten Sängerin die Rede. Ihr Name war in aller Leute Munde, in allen Köpfen, und wir dürfen es wohl sagen

, auch in einer großen Zahl von es Lderle'sekev kuctutruckerei, kerrari. keäjxirt Ullt' Herzen. Am-Abend seiner Ankunft begab sich Ottavio^ von Kunstneügier angezogen, nach dem Theater San Carlo, erhielt um Gold ein Billet,- und nach uner hörten Anstrengungen war es chm sogar gelungen, in einem Winkel'einen Platz zu erringen. - Wir wissen nicht mehr, welche Oper gegebm wurde. Das Pu blikum aber,-ohne-sich um die Sänger -zu kümmern/ die vor der .Regina auftraten, sprach nur von der angebeteten Künstlerin

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Bozner Zeitung
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Seite 6 von 10
Datum: 23.10.1902
Umfang: 10
Nr. 244 ..Vomer Zeitung' fSüdtiroler Tagblatt) Donnerstag, den 23. Oktober 19NZ. polargolcl. Originalroman von S. von Geiersberg. (Nachdruck verbot».) 17. Fortsetzung. «Sero betrachtete dm Brief aufmerksam und las den Poststempel „Regina'. Dann suchte er in seinen geographischen Kenntnissen nach, konnte aber sich keines Qrres erinnern, der Regina geheißen hätte. Darum erbrach er schnell entschlossen das Schreiben. Geliebter Neffe! „Wenn man dreißig Jahre fast vom Heimath land fern

willkommen. Wenn Du Hilfe brauchst in dem neuen Land, Dein alter Onkel ist zwar nicht reich, willst Du aber arbeiten, so kannst Du Dein Fortkommen finden. Herzlich grüßt Dich Dein alter Onkel Gero Merkshouse. Merkshouse-Farm bei Regina. Territorium Assinibvia, Dominion of Canada. Das war ein sehr herzlicher Brief, den zu be antworten sich Gero sofort niedersetzte. .Junge, hier ist kein Briefpapier, spring' runter zum Portier, hole Papier.' Psuja fuhr aus seinem Halbschlaf auf und raste

noch auf eine harte Probe gestellt werden, denn es dauerte eine volle Woche, bis sich der Onkel entschlossen hatte, zu ant worten. Dafür war aber die Antwort auch außer, ordentlich günstig. Der Lebe Neffe solle nur kommen. Hier wäre überall noch Platz, und da er ja über ein paar tausend Thaler Geld verfüge, so könne er sich sogar selbstständig machen. Noch am selben Tag wurde alles zur Abreise Nöthige vorbereitet und am andern Tag schon saß Gero in einem bequemen Pullmann und fuhr ziemlich direkt nach Regina

, wo er mit einigem Aufenthalt am Abend des vierten Tages ankam. Wenn Gero geglaubt hatte, daß er in eine große Stadt käme, so hatte er sich ichr getäuscht. Regina ist ein eben cmporblühendes Gemeinwesen, das haupt sächlich aus Blockhäusern besteht und durch.aus nicht wie die Hauptstadt des ausgedehnten Nordwestterritoriums von Canada aussieht. Es war ihm aber doch interessant, die in der Entwicklung begriffene Stadt kennen zu lernen, und er hielt sich deshalb einen ganzen Tag auf, weil er ja auch nicht wußte, wo Merkshouse

angesiedelt und es dahin gebracht im Laufe von zwei Jahrzehnten, sich nicht daß nur eine ganze Anzahl Ansiedler gesunden hat, die ihm nachgefolgt ist, sondern er ist gewissermaaßen der König des ganzen Distriktes, und hat es durch seine ungeheure Energie durchgesetzt, daß eine Zn.l.'gbahn von Regina nach dem Quapellethal durchaelegi wurde.' „So habe ich also bloß mit der Zweigbahn zu fahren?' fragte Gero. „Weiter nichts. Dann werden Sie schon Ihren Onkel finden, denn die Endstation am Long-Lake ist kaum

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Seite 4 von 10
Datum: 23.10.1902
Umfang: 10
Nr. 244 „Vo,ner Zeitung' sSiihtiroler Tagblatt) Donnerstaa. den 23. Oktober IM?. polargolck. Originalroman von S. von Geiensberg. tN-chdr»ck verboten.) 17. Fortsetzung. Gero betrachtete den Brief aufmerksam und las den Poststempel „Regina'. Dann suchte er in seinen geographischen Kenntnissen nach, konnte aber sich keines Orles erinnern, der Regina geheißen hätte. Darum erbrach er schnell entschlossen das Schreiben. Geliebter Nessel „Wenn man dreißig Jahre fast vom Heimath land fern

willkommen. Wenn Du Hilfe brauchst in dem neuen Land, Dein alter Onkel ist zwar nicht reich, willst Du aber arbeiten, so kannst Du Dein Fortkommen finden. Herzlich grüßt Dich Dein alter Onkel Gero Merkshouse. Merkshouse-Farm bei Regina. Territorium Assiniboia, Dominion of Canada. Das war ein sehr herzlicher Brief, den zu be antworten sich Gero sofort niedersetzte. .Junge, hier ist kein Briefpapier, spring' runter zum Portier, hole Papier.' Psuja fuhr aus seinem Halbschlaf auf und raste

noch auf eine harte Probe gestellt werden, denn es dauerte eine volle Woche, bis sich der Onkel entschlossen hatte, zu ant worten. Dafür war aber die Antwort auch außer ordentlich günstig. Der liebe Neffe solle nur kommen. Hier wäre überall noch Platz, und da er ja über ein paar tausend Thaler Geld verfüge, so Ibnne er sich sogar selbstständig machen. Noch am selben Tag wurde alles zur Abreise Nöthige vorbereitet und am andern Tag schon saß Gero in einem bequemen Pullmann und fuhr ziemlich direkt nach Regina

, wo er mit einigem Ausenthalt am Abend des vierten Tages ankam. Wenn Gero geglaubt hatte, daß er In eine große Stadt käme, so hatte er sich ichr getäuscht. Regina ist ein eben emporblühendes Gemeinwesen, das haupt sächlich aus Blockhäusern besteht und durchaus nicht wie die Hauptstadt des ausgedehnten Nordwestterritoriums von Canada aussieht. Es war ihm aber doch interessant, die in der Entwicklung begriffene Stadt kennen zu lernen, und er hielt sich deshalb einen ganzen Tag auf, weil er ja auch nicht wußte, wo Merkshouse

angesiedelt und es dahin gebracht im Lause von zwei Jahrzehnten, sich nicht daß nur eine ganze Anzahl Ansiedler gesunden hat, die »hm nachgefolgt ist, sondern er ist gewissermaaßen der König des ganzen Distriktes, und hat es durch seine ungeheure Energie durchgesetzt, daß eine Zv.l.!gbc>hn von Regina nach dem Ouapellethal durchaelegt wurde.' „So habe ich also bloß mit der Zweigbahn zu fahren?' fragte Gero. „Weiter nichts. Dann werden Sie schon Ihren Onkel finden, denn die Endstation am Long-Lake ist kaum

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Seite 1 von 4
Datum: 13.06.1894
Umfang: 4
um. Er hatte daS Rauschen eines FrouengewandeS gehört. — ein bekanntes Parfüm fiel ihm auf. „Herr Wilthauer, wollen Sie Ihre todte Gattin sehen?' Bor ihm stand Regina Lorenzen, mit der rechten Hand nach der Thür deutend, durch welche er oft genug gegangen war. um eine Ungeduldige durch Lug und Trug in der Geduld zu stärken. Heiß wallte es in ihm auf, seine Brauen zogen fich bedrohlich zusammen, ober ein Blick auf die ge bietende Fraüengestalt vor ihm ließ ihn stumm bleiben. Sie schritt ihm voran, sie öffnete die Thür

, — sein Fuß stockte, sie winkte ihn herbei und er mußte ihr folgen, wie von einer unbezwingbaren Gewalt beherrscht. Träumte er? War das Wirklichkeit? Sein Gesicht war fahl, seine Züge verzerrt. Er warf einen unsicheren Blick auf Regina, die schwei gend vor fich hin deutete. Per Raum war verändert, keine Spur der frü heren Armseligkeit darin zurückgeblieben. Das Bett, auf welchem die bleiche, abgezehrte Frauengestalt ge ruht. war hinausgeschafft. Die Ausstattung trug durchaus den Charakter der Trauer

herabwallendes Sterbegewand. Spitzen umschlossen den Hals und die Handgelenke. Die Hände hielten letzte Rosen, uud Rosen waren auch über das Gewand gestreut und schmückten das dunkle, prächtige Haar. Kränze lagen zu Füßen, während Lorbeer und Orangen den oberen Theil deS Sarges einfaßten. „Robert Wilthauer,' hob Regina mit ernster Stimme an, während er dastand, vergebens bemüht, fich zu sammeln und Worte zu finden, „wenn noch ein Funkte menschlichen Gefühls in dir ist, dann entsache es hier an dem letzten

Lager deines Opfers zu Heller Glut. Sieh' eng dir an!'Erinnere dich, woS ich dir eines TageS geschworen, wenn ich jemals in Erfahrung bringen sollte» daß du mich getäuscht habest. Damals dachte ich mir die Rache, die eine Regina Lorenzen üben würde, anderer Art. Ich dachte an Haß bis ans Ende. Die stille Dulderin hat mich betehrt. Was litt sie im Vergleich zu mir t Gie war. dein dir rechtmäßig angetraute» Wnb» uud doch hast du sie langsam und mit Borbedacht z» Grunde gehen lassen! Vertheidige

dich nicht! Ach kenne dich; ich weiß ihre, ich weiß deine Bergan» geuheit, weiß, mit welchen Mitteln du sie bethört, wie du an ihr gehandelt hast. Sie ist in Friede» gestorben, mit einem Segen für dich auf den Lip pen. Das dankst du mir. und da» ist Regina Lo- renzen's Rache! Nun find wir quitt, aber ich» er mähne dich: laß ihren Segen fich nicht in Mich über dich wandeln!' Regina holte tief Athem, eine Pause trat ein. Robert Wilthauer stand finsteren, verschlossene» Antlitzes da; nicht die Spur

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Seite 1 von 4
Datum: 19.07.1894
Umfang: 4
brachte heraus, daß er auf einer kleinen Segelbarke heimlich Livorno verlassen hatte mW ver muthlich nach Tunis oder Korsika flüchten nurde 35' s In der Gewalt des Bösen. Kriminalroman ans der Gegenwart von W. von ReiuShofen. ,zs, «-»druck »ndottii. > „Mein Gott, Regina, dn thust, als ob ich der ärgste Sünder wäre!' zwang er sich zu spreche». „Was habe ich denn nur verbrochen?' „Du fragst noh?' gab die Tochter ihm mit Rachdruck zurück. „Gilt dir ein Meineid nichts?'' Er zuckte zusammen und eine fahle

doch nicht daran denken, >o weiter zu leben !' fuhr Regina laut fort. „Der Anblick des jungen Banmann muß wie ein Schreck» gespenst vor deiner Seele stehe«, Tag und Nacht. Sein Höchstes ist ihm genommen, die Ehre; nie mehr wird er sein Haupt frei emporheben dürfen. Und einzig durch deine Schuld! lkld um wen hast du diese schwere Schuld aus dich geladen ? Um eines Menschen willen, der zum Dank für alle» dein ein zig Kind betrogen und verratheu hat ! Bater, was hast dn gethaut Noch einmal: beschwöre

eS in ihren Augen auf. „Und bin ich es jetzt Sie vollendete nicht, aber Bernd Lorenzen hatte sie doch verstanden und feine Brauen zogen sich dro hend zusammen. Regina erhob sich langsam aus ihrer kniende« Stellung ; ihre großen Augen waren todestraurig auf den Bater gerichtet, der ihrem Blick auswich. „Man wird dich bestrafen. Bater.' sagte sie leise, doch deutlich, „aber zweifellos minder hart, wenn du ein offenes Bekenntniß ablegst, als wenn man dich überführt, und auch nicht ganz so schmach beladen

wirst dn der Welt gegenüberstehen. Bedenke, was deiner wartet, wenn es ohne dein Zuthun, zu Tage kommt, daß du einem elenden Mordbuven zum Werkzeug dientest!' „Dein Haß verleitet dich! Wilthauer ist ei» Mensch, nicht besser, aber auch nicht schlechter, als viele andere.' entgegnete Bernd Lorenzen finster. „Wilthauer ist zu schlecht, als daß ich Ha^ gegen ihn hegen könnte,' versetzte Regina. „Denke daran, wie er an seinem armen Weibe handelte, und laß dich warnen. Bäte«! Wilthauer.nird kein gute» Ende nehmen

und dich mit sich hinabziehen in» Verderben, wenn dn nicht den Muth hast, was dir noch zu retten blieb, zu retten, ehe es zu spät ist!' Sein Gesicht versteinerte sich gleichsam. „Dazu ist es schon zu spät. Regina.- sprach er hart. „Laß mich damit ein- für allemak in Ruhe. Du änderst an meinen Entschlüssen nichts. Ich weiß, was ich zn thun habe. — wa» ich thun muß and werde!' Sie sagte nichts mehr, sondern verließ schweigend daS Zimmer. Und Bernd Lorenzen nahm mechanisch seinen Sitz vor seinem Arbeitstisch

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Seite 1 von 6
Datum: 21.04.1894
Umfang: 6
. „Regina, was soll das?' fragte er stockend. Sie antmortete ihm nicht sogleich, sondern athmete nur ein paarmal tief; das Sprechen schien ihr schwer zu fallen. „Man sagt, du liebst — «ine an. dere!' kam es langsam über ihre Lippen. Er zuckte unwillkü-lich zusammen vor dem flam menden Blick ihrer dunklen Augen. „Wer sagt das?' stieß er hervor. „Sage mir, daß eS nicht wahr ist!' rief sie statt der Antwort. „Du kannst an mir zweifeln?' fragte er zurück. Ihr Gesicht wurde Plötzlich fanfi und mild

er. «Ich will nicht hoffen, daß du mir nach spionieren läßt. Hüte dich. Regina, mich in solcher Weise zu reizen!' Einen Augenblick senkten sich die seidenen WiM' pern auf die zarten Wangen herab, leise zuckte es um ihren Mund und dann preßten sich die weißen Zähne fest in ihre Unterlippe. „Wir wollen nicht «inen fruchtlosen Streit er neuern.' sagte sie mit langsamer, verschleierter Stimme, ohne den Blick zu ihm zu erheben. „Du kannst mich nicht betrügen, den» du weißt, was ich dir geopfert habe, du weißt

heraufzubeschwören; ein solcher mit Regina Lorenzen hätte sogar verhängmßooll für ihn werden können. „Man hat dich belogen, Regina,' sagte er deß halb einfach. „Du mußt wissen, daß meine Liebe dir gehört und — dir immer gehören wird!' Es war ein kaum bemerkbares Stocken in seinen letzten Worten; dem jungen Mädchen aber war es nicht entgangen und eS trieb das Blut schneller zu ihrem Herzen zurück. Doch schon fuhr er fort: „Du bedenkst nicht, daß ein betrübender Trauer fall in der Familie sehr wohl einen Menschen

richten wird, wenn ich nicht aus der Nähe meines Bater» komme. Mir graut vor ihm. Zuvor, als die Gefahr diohte. da war ich sinnlos vor Schmerz über die Schande. Da kamst du. Robert. Weißt du noch, wie ' „Ich weiß alles. Regina,' fiel er ihr ins Wort, „alles unvergessen! Aber laß daß Bergangene seit» und sieh einer besseren Zukunft entgegen. Ich will sehen, waS ich thun kann; ich hoffe, es wird nicht mehr lange währen, bis ich mir eine Existenz ge gründet haben werde.' „Dazu brauchst du Geld, Robert

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Seite 2 von 4
Datum: 23.08.1894
Umfang: 4
. ES ist eine der Berliner Polizei längst bekannt gewesene Thatsache, daß die Anarchisten in der deutschen Reichsmetropole einen sehr lebhasten Verkehr mit ihren international len Gesinnungsgenossen, besonders den französischen Regina führte den Bater in den Garten. Bernd Lorenzen aber erhob nicht sein graues Haupt, er wandelte wie im Traume. Er hatte ein Gefühl, als ob er wieder ein Kiud geworden sei, das sich leiten und Wien lassen müsse, von nun an bis an sein Lebensende. «Bater/ erhob jetzt Regina ihre zum Herzen

dringende Stimme, „willst du dich nicht umsehen? Hier wird fortan unser Heim sein!- Bernd Lorenzen erhob sein Gesicht. Stiller Friede waltete ringsum. Nichts von dem Gewühl und Ge töse der Großstadt drang bis hierher; tiefste Ruhe harschte weit und breit. „Regina, ja, du hast den rechten Platz für einen alten, müden Mann ausgesucht!' sagte er, mit dem Kopf nickend. Da sah ex ein glückliches Lächeln sich über ihr schönes Gesicht breiten, wie er es kaum je zuvor ge ßchen hatte. „Du wirst nicht mehr müde

fein, mein Bater, im Gegentheil, du sollst hier wieder jung werden!' antwortete sie ihm bewegt. „Leben dir doch in der Baterstadt fündig kleine Kinder, denen Bernd Lo renzen Bater und Erzieher sein muß, um brave Menschen aus ihnen zu machen!' Wber Bernd Lorenzen's Wangen rann langsam eine Thräne herab. „Gott segne dich, Regina!' sagte er mit bebender Schäme. «Er helfe dir auch, wie mir, die Vergan genheit zu vergessen, die wie ein dunkler Traum hinter uns liegt und die seine Gnade uns vergeben möge

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Seite 4 von 6
Datum: 12.06.1858
Umfang: 6
Die Regina. (Schluß.) Dieses Mißlingen seiner Bemühungen Heigerte seine Leidenschaft. Er versäumte außerdem?eine Gelegen heit, Angela im Theater zu sehen ; jeden Tag war er da. um sie ans- >md einsteigen zu sehen- er folgte sogar häufig dem Wagen, der -seine Hoffnung, sein Muck, seinen Traum davon trug. Endlich gelang es ihm, nicht mit Gold, sondern mit Bitten und halben Geständnissen, die Kammerfrau zu erweichen, welche sich entschloß, ihn bis zu ihrer Herrin gelangen zu lassen. Der Gras fand

war er erstaunt, die junge Dame am Krankenbette seines Sohnes zu finden. Aber der Name der Regina und das zarte, würdige Bmehmen der Sängerin nöthigten ihm bald die größte Achtung ab. Voll Dankbarkeit gegen sie . theilte er mit ihr die Pflege des Verwun deten. In den Augenblicken, wo sich Ottavio mit seinem Vater allein befand, unterrichtete er diesen von allem, was die vorgebliche Regina betraf. Er konnte nicht müde werden, idren Geist, ihr Herz, ihre seltenen Eigenschaften zu rühmen und erklärte ihm voll

, indem ich Ihnen meine Kunst opfere, werfe ich eine große Verantwortlichkeit auf Sie ...' Das war die Rache Angelas. Die Regina wurde' Gräfin Giuliani und das Theater verlor die Perle der Sängerinnen. (Ein Nekromant des Herzogs vonOrleans.) Der Herzog von Orleans, welcher nach dem Tode des Königs Ludwigs XIV. die Regentschaft übernahm, hatte in früheren Jahren eine zärtliche Verbindung mit einer schönen Dame in der Umgebung feiner Mutter angeknüpft und diese Verbindung ward durch die Vorsicht und kluge Berechnung der Dame

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Seite 1 von 4
Datum: 13.08.1894
Umfang: 4
Auf frischer That. Regina Lorenzen hielt das ihrem Bater gegebene Versprechen getreulich. Seitdem sie allein- im Hause war. arbeitete sie Tag und Nacht» allerdings nicht mit besonderem Erfolg« Ihre Absicht, sich dazu Hilfe zu nehmen, mußte sie auf Anrathen ihres Ba» ters selbst ausgegeben» doch war ihr gestattet wor den, täglich mit diesem Rücksprache zu nehmen und seine Anweisungen, zu empfangen. Regina litt unsäglich Das.» was sie geahnt, be fürchtet hatte, war eingetreten - sie mußte sich fort gesetzt

Tochter, den Bater in die gegenwärtige Lage ge bracht hatte, die sichtbarlich an dem Mark seine» Lebens zehrte. Ging sie dann ernstlich mit sich z» Rathe, ob ein anderer Ausweg wögiich gewesen sein würde, so- mußte sie die Frage verneinen. Ein Mann wie Robert Wilthauer durste nicht straflos ausgehen. — selbst um den höchsten PreiS nicht. Es hotte keine» andern Weg gegeben, aber ^diese Ueberzeugung war nicht stände, irgend einen MW auf Regina auszuüben. Schwer und schwerer lastete das düstere

am meisten durch sein Kind. Um Regina?« willen war er Wege ge gangen. die ihn in, die stete Sorge versetzt hatte», mit dem Gesetze in! Konflikt zw gerathen, aber der Gedanke, ihr Reichthümer zu erwerben, welche sie eines Tages in den Stand setzeil würden, eine Rolle in der menschlichen Gesellschhst zu spielen» hatte alle besseren Stimmen, die stch jemals in ihm erhöhen» zum Schweigen gebracht. Nicht ungern hotte er ihre Liebe für Robert Wilthauer entstehen sehen. Seiner Ansicht nach besaß der Mann

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Seite 1 von 4
Datum: 23.08.1894
Umfang: 4
Heydenreich war be» müht, Frau Baumann ihre Schmerzen vergessen zu Aachen, indem sie auf daK Glück der Kinder hinwies. HeinsiuS war ein reicher Lohn für seine Erfor schung des Geheimnisses. Der höchste Lohn freilich blieb ihm unerreichbar: Regina. Als das Trauerjahr abgelaufen war, wurde in aller Stille die Hochzeit zweier überglücklicher Ware gefeiert. Doktor Friedheim zog mit feiner jungen Frau in die Ferne. Er vermochte nicht m einer Stadt zu bleiben, in welcher trotz allem doch ein Makel seinen Namen

B.ahnhos ver ließen. um sich in einem Fiaker nach Bornheim hinausfahren zu lassen. Der Herr war alt und gebeugt, nur schwer ließ sich in? ihm die große und ehemals stattliche Erschei- linng' Bernd Lorenzsn'S wiedererkennen^ Sein' Haar war schneeweiß geworden und Kummer hatte seinem Geficht »iese Falten eingegraben. Die Dame m Trauerkleitmng war Regina. Sie sah gleichfalls verändert^ aus und vor allen, Dingen, viel älter, als sie war. Ans dem schönen Gestcht und der gedankenvollen Stirn lagerte

zu. und Regina wurde nicht müde, den Bater auf alles Neue, das sie sah, aufmerksam zu machen; doch schenke Bund Loren- zen den Plaudereien seiner Tochter nur wenig Auf merksamkeit ; seine Seele war noch so ganz von den trüben Bildern der Vergangenheit erfüllt. Der Gedanke, daß er die Baterstadt hatte verlassen» .aus sen, um eiuer Schuld, eines SchandfleMwilley, der auf seinem Namen lastete, drückte ihn schwer njcher. — schwerer aber noch etwas andere»; hie Schuld, der Tochter gegenüber

, die durch keine Sillpie sich -löschen ließ. , Was wäre aus ihm ohne Regina geworden? Wenn nicht ihr rechtlicher Sinn das Böse erkannt, wenn nicht dieser nach Buße verlangt und es ihrer Beredsamkeit nicht gelungen wäre, ihn a« jenem ver hängnisvollen Tage» den er nie vergessen würde, zu einem offenen Bekenntniß zu bewegen. Der Wagen hielt vov einem Gartenthor. Im Bordergrund dehnte sich ein hübsche^ noch mih bun ten Herbstblumen geschmückter Rasen» hinter welchem ein geräumiges, nicht großes, villenartiges Hau» fich

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Seite 2 von 6
Datum: 03.07.1858
Umfang: 6
in ihre westindischen Ansiedelungen «freie Neger' ein. da der Sclavenhandel und die Scla- venarbeit seit 1648 durch die französischen Gesetze ganz und gar verboten sind, die Weißen aber die heiße Sonne unter den Wendekreisen nicht vertragen können, so daß die Förderung der Arbeit in den Pflanzungen durch sie nicht möglich ist. Ejn zur Beförderung sol cher «freien Neger- nach einer der westindischen Co lonien Frankreichs bestimmtes Schiff war die Regina Cöli, welche in Liberia — einem unter einem Präsi denten

, bis die Trunkenen wieder nüchtern geworden wäre. Sie riefen ihm zu. herunter zu kom men. und versprachen ihm, sein Leben zu schonen, da er immer gütig gegen sie gewesen. Sie hielten ihre Zusage und behandelten ihn freundlich. Der Capitän. welcher am Ufer den Tumult an Bord der Regina Cöli gehört, versuchte mit Hilfe dcr Behörden sein Schiff wieder zu gewinnen; doch gelang ihm dies nicht, da die Leute, welche in drei Booten unter sei nem Befehle die Meuterer angreifen sollten, sich wei gerten. das Schiff

zu entern. Endlich erschien das englische Schiff Ethiope. dessen Capitän in der Mei nung er habe es mit einem Sclavenschiff zu thun, die Regina Cöli ins Schlepptau uahm und ans Land zog, wo die Neger sämmtlich ansstiegen und nach allen Richtungen sich zerstreuten. Das Schiff war vom 13. April bis 4. Mai im Besitze des englischen Capitäns; am letztgenannten Tage ward es ihm von zwei franz. Kriegsschiffen mit Gewalt wieder abgenom men und von diesen nach der den Franzosen gehörigen Insel Goree gebracht

. — So weit der französische Bericht. Die englischen Angaben darüber lauten ganz anders. Dcr Times zufolge war das Schiff ein wirk liches Sclavenschiff, dessen Befrachtung sich empört hatte. Ein Augenzeuge berichtet in dem Londoner Blatte: «Als wir der Regina Cöli (die auf den Wo gen ohne Leitung umhertrieb) näher kamen, sahen wir das Verdeck von Menschen angefüllt, welche, sobald sie die britische Flagge erblickten, ein weißes Hemd auf hißten. Als die Ethiope bis auf Zuruf sich genähert hatte, gaben

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Seite 2 von 4
Datum: 19.07.1894
Umfang: 4
war. aus welcher sich zu be freien ihm unmöglich sein würde. Diese Erkenntniß hatte ihn bereits in einen Seelenzustand versetzt, der « nur schwer «tragen zu können glaubte; wie un erträglich erst aber mußte derselbe letzt werden, nun er fnue Tochter von dem Furchtbaren unterrichtet Wußte! K«nen Moment verkannte er die Gefahr, welche ihm damit drohte. Er fürchtete Regina. Sie würde vicht ruhen, bis seine Schuld auf die sine oder an dere Art ihre Sühne gefunden hatte. In ihren Zü gen hatte er eS gelesen, daß sie zum Aeußersten

dieses Gedankens ... Und in der That war Regina mit fieberhaftem Eifer am Werk. Sie hatte in Erfahrung gebracht, Saß ihr Bater ausgesagt hätte. Unf Tage nach dem Tode deS Herrn ZohanneS Gamnann von dem Sohne jene Summe empfangen zu haben, welche dieser nicht gezahlt haben wollte und über welchen Betrag er gleichzeitig nicht die Auskunst zu geben vermochte, wie er in den Besitz des Geldes gekom men sei. Sie hatte Franz Baumann an jenem Tage nicht gesehen, sie war indeß von elf bis zwölf Uhr nicht daheim

, in der Lage, auszusagen, wo er sich sonst während jener Stunde befunden hatte? War dieser P^nkt vielleicht nur nicht in Erwägung gezogen worden? Dieser Gedanke beschäftigte Regina unablässig, bis er ihr unerträglich wurde. Sie mußte, etwas in der Sache thun, und so. rasch entschlossen, schritt sie andern Morgens auf kürzestem Wege der Villa Bonmann zu. Sie verhehlte sich das Außerordens Uche ihres Unternehmens nicht, und als sie dem Diener deS Hauses gegenüberstand, wagte sie kaum, ihren Namen

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Seite 2 von 4
Datum: 18.07.1894
Umfang: 4
wurde auch sofort so gut es möglich war, der Versuch gemacht, das Feuer im Keime zu ersticken. Dies gelang in der That und Niederdrückender noch als diese Thatsache wirkte aus Bernd Lorenzen die Ueberzeugung, daß seit «wem gewissen Zeichunkt diese mächtige iLnwandlung mit Regina vorgegangen war. Wohl wiederholte er sich immer von neuem, daß sie nichts wissen könne, aber dennoch kamen seine Befürchtungen nicht zum Schweigen. Das Gewissen ließ Bernd Lorenzen keine Ruhe mchr

; das war eS; aber seine schlimmsten Befürch tungen sollten durch die Wirklichkit noch übertrof- fen werden. Regina hatte sich allezeit als eine gehorsame Tochter gezeigt, selbst in den Tagen, a» welchen sie zum erstenmal an den Grundsätzen chreS BaterS irre geworden war. Wie so ganz an ders war ihr Wesen jetzt! Fluch demjenigen, der so viel Elend über ihn und sein Kind gebracht hatte! An all dieses dachte der Banquier Lorenzen an Mesem schneidend kalten Wintermorgen, während er, Lmen eleganten Schlafrock gehüllt, düster brütend

vor dem Bater hin und schickte sich dann an, das Gemach wieder zu verlosten. Der Banquier warf einen un sicheren Blick auf sie und sie sing denselben auf. „Wünschest du etwas, Vater? fragte sie in ihrer ruhigen Art, die ihn in neuester Zeit immer so quälend berührte. »Regina, wir sprachen neulich von einer Stif tung,' sapte er. „Ich will dir daS Geld dazu ge ben. Du magst recht haben, es wird für unsere Verhältnisse gut sein.' Ein leises Roth stieg in ihre bleichen Wangen. Sie verstand den Vater; sie wußte

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Seite 1 von 4
Datum: 16.08.1894
Umfang: 4
Regina aber halte sich vollständig täuschen lassen. Richt ein Zweifel an der Wahrheit seiner Worte war in ihr aufgekommen, ais die rauhe Wirklichkeit sie wach rüttelte. In demselben Augenblick aber, in welchem sie die Entdeckung machte, daß sie Robert Wilthauer nur das Mittel zum Zweck gewesen, ihren Vater seinen Geldforderungen geneigt zu machen, war jedes Ge fühl für ihn in ihr erstorben, und sie empfing da durch den Beweis, daß er eS verstanden habe, ihre Phantasie zu bethören

? Nicht durch die deS Baters? Das Gewissen, welches ihm die Selbstfragcn auf drängte, ließ ihn nicht mehr zur Ruhe kommen. ES pochte und hämmerte unablässig, und wenn er dann des Abends Regina erblickte, nenn er ihre bleichen, schmalen Wogen, die von dunklen Schatten umran deten Augen sah, dann war es vollends um ihn geschehen. Schlaflos wälzte er sich auf seinem Lager, die Stunde verfluchend» in welcher er von der Bahn eines rechtlichen Lebenswandels abgewichen war, und wenn der Schlaf sich endlich erbarmend

ertworfen. Ich werde ein Hospital für arme, kränkliche Kinder gründen. Dieses Hospital soll- deinen Namen tragen.' Bernd Lorenzen seufzte, indem er an das Wne Geld dachte, das für diesen Zweck verwendet werd«» sollte, aber er wagte, wie immer auch hiergegen keine Äußerung. ES war, als wenn ihm jede Whig» keit, seiue Autorität geltend zu machen, abhanden gekommen sei. I» demselben Augenblick» als Regina an diesem Abend, leichteren Herzens und von der frohen Aus sicht getragen, den Bater einem besseren

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Seite 1 von 4
Datum: 19.04.1894
Umfang: 4
gebe ich Ihnen zu überlegen: In demselben Augenblick, in welchem Sie mich in dieser Angelegenhett im Stiche ließen, würden unsere Beziehungen vollständig ihr Ende erreicht haben. Bedenken Sie die Freude Ihrer Gegner, wenn allem zum Schluß Bernd Lorenzen abermals auf die An klagebank käme und diesmal, um sie mit dem Zuchthaus zu vertauschen! Glauben Sie, daß man Ihnen etwas schenken würde « „Sie wollten ? Sie könnten?' „Gewiß! Wie du mir. so ich dir!' „Und Regina?' kam eS gepreßt über Bernd

Lo- renzen's Lippen. „Ist eS nicht in erster Linie Pflicht des BaterS, über da» Glück seines Kindes zu wachen?' kam eS voll Hohn aus deS Besuchers Munde zurück. „Regina liebt Sie! Wenn ich ihr sagte, wem sie ihr Herz geschenkt!' Grollend entführe» dem älteren Manne die Worte, aber sie Prallten ab an einem Herzen von Stein. „Sie würde die Parallele zwischen dem Bater und dem Geliebten ziehen. Nach welcher Seite sich der Bortheil neigen würde, Ann Ihnen nicht zwei felhaft bleiben,' entgegnete Wilthauer

würde es sein, wenn sie Gewißheit erlangte. Und dann — das Urtheil der Welt. Er wußte, eS war ihm nicht günstig, aber niemand hatte bis her da» Recht, ihn als einen Betrüger zu brand marken. In einigen weiteren Jahren würde Gra» über die ganze Geschichte gewachsen sein. Regina würde als die Gattin des Reffen des verstorben Herrn Johannes Baumann eine glänzende Stellung in der Welt einnehmen und damit das heißersehnte Ziel erreicht sein. Und darum durste eS mit Robert Wilthauer zu keinem Bruch kommen! Las

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Seite 1 von 4
Datum: 25.07.1894
Umfang: 4
nur in ihr bleiches Gesicht, als sie endlich eintrat, und nur mit Mühe unterdrückte er den Schrei, der sich ihm auf die Lippen drängte^ seine Züge verzerrten sich, sein« Wangen nahmen eine aschfahle Färbung an. Beide sprachen kein Wort. Nach einem langen, peinlichen Schweigen erst hob Regina endlich an: „Vater, vergieb mir. wenn ich heute noch einmal mit der dringenden Währung an dich herantrete, deine Schuld zu sühnen, ehe es zu spät ist. Komme denjenigen zuvor, die vielleicht schon auf dem Wege

» umgaukelten ihn. -Wen« Regina - die Wahrheit sprach, wenn Franz Baumann in Wirk lichkeit jenen Beweis erbringen konnte! , Seine Knie schlotterten; es war ihm unmöglich, sich aufrecht z.l halten; er fank mit einem AechM auf den lederbezogenen Stuhl zurück, von welchv» er sich bei Regina's Eintritt erhoben hatte. Mh nein, keine Schwäche. Ein ödes Lächeln irrte um seinen Mund. Er hatte sich durch leere Worte er schrecken lassen. ES war ja unmöglich. Franz Mu» mann würde di?se Aussage sofort gemacht

haben, wenn er sie hätte machen können. Er hatte diesen Alibibeweis nicht gehabt, sondern denselben erst aus geklügelt. Womit wollte er das beweisen? Heine Braut war keine Zeugin für ihn. Niemand wüHe ihm das glauben. Er erhob den Blick mit neuer Zuversicht, doch abermals fchrack er zurück vor dem Feuer, das ihm aus ihren Augen entgegenglühte. „Seine Braut?' kam eS mit Anstrengung über Bernd Loren,en's Lippen. „WaS kann seine aussagen? Ein solches Zeugniß ist mehr demr nur werthlos!' Regina sah den Banquier

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