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Bozner Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 28.04.1903
Umfang: 8
regte sich nichts. Alles war leer und mit einem stumpfen Lächeln ließ sie sich wieder auf das Polster zurücksinken. Das junge Weib fror. Und immer wieder tönte eS vor ihr auf: „Melanie. süße angebetete Frau'. s Kapitel 15. Es war Sonntag, und wieder ein frischer, sonniger Herbstnachmittag. In einem Coupee der Stadtbahn saß Paul und ftihr der Station Neu- babiWberg entgegen, hinter welcher sich der Griebmtz- fee dehnt. Jetzt wußte er, wo die Heißersehnte zu finden fei. Denn gestern erst

hatte sich einer der Brandesfchen Diener bei ihm eingefunden, um in. Auf trage seiner gnädigen Frau ein Buch zu erbitten, das der Doktor seiner Dame zugesichert hätte. Da hatte Paul hastig überstürzt gefragt, der Lakai hatte gesprochen, jetzt wußte er es! Wie klopfte sein Herz, wie flog es dem Zuge voraus, der in weiten Curven die Stadt durchschnitt. Die kleinen Stadtbahnhöfe mit ihren Wellblech dächern und den langen asphaltirten Perrons, auf denen sich Ausflügler drängen, fliegen vorbei, die Straßen werden bereits neuer

Großstädter dahinziehen. In HemdSärmeln oft pilgern die Männer dahin, schwenken die Hüte, wenn der Zug vorbeisaust, und verlieren sich wieder in dem belebten, von Jauchzen erfüllten herbstlichen Walde. Endlich Neubabelsberg Zwischen den dunklen Stämmen der Kiesern, welche die Chaussee begrenzen, nahm Paul seinen Weg. Er wußte, daß er der einsamen Frau seinen Besuch nicht aufdrängen könnte, aber er vertraute blindlings feinem Glüae. Er mußte sie finden. Und er fand sie. Auf der Chaussee wurden Hufschläge

herabgeschwungen, und stand nun lächelnd vor ihm. Die Züael hielt sie in der Hand. „Sie'müssen noch geschickt« werden, bevor Sie mir solche Dienste leisten können,' sagte sie, immer niit derselben Hast, indem sie die Spitze der Reit peitsche leicht seine Brust streifen ließ — „und nun kommen Sie, dort liegt unsere Villa — ich wo Ihnen Alles zeigen.' Sie fchritt ihm voran, während sie die Zügel in der linken Faust hielt, um in der Rechten die lange Schleppe ihres Reitrleides aufnehmen zu können, um» Paul folgte

das Thier durch die Einfahrt fetzte, und hinter der Villa verschwand. „Es meldet sich selbst bei seinem Stallmeister,' erklärte die Reiterin und stützte sich auf einen der grünen Zaunpfosten. Plötzlich lachten sie hell auf. „Doktor!' „Gnädige Frau?' Sagen Sie, Doktor, können Sie recht vergnügt fein, ich meine so recht ausgelassen und frei, kurz außer Rand und Band?' Ihre Fröhlichkeit wirkte unwiderstehlich auf Paul, laut jubelte sein Herz mit. „O, dieses außer Rand- und Bandsein bildete früher gerade

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Bozner Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 14.05.1903
Umfang: 8
zusammenquetschte, spielte um seinen Mund ein fragendes, qualvollverlegenes Lächeln. „Elfe — Du? ' Als das schweigende, junge Mädchen, welches bisher ruhig auf der Schwelle verharrte, diese schuld- durchzitterte, demüthige Stimme vernahm, wurde es sehr blaß und entschlossen nahe tretend, brachte es rasch hervor, gleichsam wie wenn es alles Weitere abschneiden wolle: „Paul, ich komme der Ellern wegen. Es dars nicht seih daß sie von liier scheiden, bevor Du sie nicht noch einmal gesehen! Nicht wahr?' Bittend

, ja beinahe flehend hatte sie gesprochen, und doch bargen ihre Worte eine Zurückhaltung, eine Würde, daß Paul sie nicht mehr anzublicken wagte. „Scheiden — Else? —' wiederhoüe er fassungslos — „ich ahnte doch nicht — sie wollen fort, meine Eltern wollen fort?' „Und das wußtest Du nicht?' fragte sie zweifelnd. „Nein, nein,' brach er heftig aus, und er fühlte, wie sein Herz, voll banger Ahnung, zu klopfen be gann — „Elfe, ich bitte Dich, wenn ich auch kein Recht mehr habe, Forderungen an Dich zu stellen

—.' Sie hob nnr abwehrend die Hand, sonst blieb sie unbeweglich mit ihren niedergeschlagenen Auge». Das Unglück hatte dem lieblichen Kinde eine Würde, einen Ernst verliehen, vor denen Paul wie ein gerichteter Sünder verstummte. Einen Augenblick herrschte Stille zwischen den Beiden, dann hob Else ihren Schleier ein wenig in die Höhe, und iwn erfuhr er von ihren Lippen, kurz, schnell, fast geschäftsmäßig die Ka- tastrophe seiner Familie. Nichts verschwieg sie. Der alte Hein war in die Hände eines gewissen

Theil seines disponiblen Kapitals in werth losen Jndustriepapieren angelegt hatte, so war er jetzt nicht jm Stande, seine Hypothekengläubiger zu be- friängü? und über seine Grundstücke war soeben die Zwangsversteigerung eröffnet. „Und jetzt?' rief Paul in namenlosem Entsetzen, „und jetzt, Elfe, wollen sie Berlin verlassen? Sicht der Bater darin einen Aus weg?' „Ach der Arme!' So lange hatte sich das junge Geschöpf standhast zezeigt, jcht stockte es zum ersten Mal, und Paul ah. wie es nach Fassung

für den armen Vater. Dort in der ge wohnten Um- gebnng wird er seinem Gewerbe wieder nachgehen können. Und wir ' „Und Ihr?' wiederholte Paul athemlos. Er war erschüttert, seiner selbst nicht mächtig. „Wir?' — entgegnete Else achsclzuckcnd. „Die Mutter begleitet natürlich den Vater; ich aber habe hier eine Stellung als Erzieherin in einem guten Hanse gesunden. Du weißt ja. daß ich schon in der Heimath meine Prüfungen durchmachte.' „Ich weiß es.' murmelte er wie zu Boden ge drückt, aber sich plötzlich

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Bozner Zeitung
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Seite 6 von 12
Datum: 09.05.1903
Umfang: 12
: „Nun, warum mustern Sie mich so ernsthast?' Paul zog sich einen kleinen, vergoldeten Stuhl in ihre Nähe und antwortete mit innerer Ueberwin dung: „Weil ich auf Ihren Zügen zu lesen hoffte, ob man Ihnen mit Recht gratuliren darf, gnädige Frau!' „Ah — gnädige Frau' — Ohlenpflug war ent zückt über die Höflichkeit seines Gastes und klopfte »hm wieder zärtlich auf die Schultern. Ein um so erstaunteres Gesicht zeigte dagegen die Beglückwünschte selbst. „Gratuliren?' wiederholte sie, den Doktor mit ihren hellen

Augen fixirend — «Ach so — ja. wirklich, er ist sehr glücklich. - Wissen Sie Doktor, ich muß ein wenig mit Ihnen plaudern, etwas ganz Wichtiges.' fuhr sie lebhast fort, und da fast zu gleicher Zeit ein Diener die ersten Gäste meldete, so eilte Ohlenpflug zu ihrer Begrüßung in den hell erleuchteten Salon, während die Beiden allein zurück blicken. Und Paul konnte sich einer gewissen Beklem mung nicht erwehren; diese Kathi erschien ihm gefähr licher intriguanter, denn je. Namentlich

in die Höhe: „ob sie sonst noch Befehle hätte?' Da ergriff sie seine Hand, zog ihn fast gewalt- sam aus seinen Sitz nieder und während sie ihm lächelnd ihre weißen Zähne zeigte, meinte sie im Ton früherer Zeiten: „Sein's g'scheut. i beiß Se net.' Und Paul war gescheut; im Hinblick auf Herrn Ohlenpflugs Goldstücke ließ er sich wieder nieder, und bald war man mitten im Gespräch. Kathi sprach von ihrem jetzigen Glück, der Doktor erkundigte sich vorsichtig nach ihrem ersten Anbeter, dem Klavierlehrer Krebs

hatte ich einen brillanten Einfall. Wie Sie wissen, komponirte mein Anbeter eine Oper. Besinnen Sie sich nicht, es sollte die Musik zu dem Bilde werden, von dem man damals all gemein sprach? Zauberin Circe hieß es ja wohl!' Paul stürzte das Blut inS GeAcht. Er sah, wie das junge Weib sich langsam auflichtete, indem sie das Fell herabstieß, damit sie ihn mit ihren hellen Augen besser beobachten könnte. Jetzt wußte er, wohin sie was Gespräch absichtlich gesteue« hatte. Du Schlange,' dachte er, und zu gleicher Zeit glühte

sich Krebs zu frieden, ist er glücklich?' forschte Paul staunend. Kathi schnippte mit den Fingern. „Wollen Sie sich selbst überzeugen?' meinte sie kalt, „dann reichen Sie mir einmal dort das Käst chen herüber; so ich danke. Nun hören Sie, dies Gedicht erhielt ich einen Tag nach abgeschlossenem HandÄ. Sie wissen ja, er dichtete auch.' Und hall» spöttisch, halb mitleidig las sie folgende Verse: Bin ich es noch? Und ist dies noch mein Leib, Der oft zu Deinen Füßen hingesunken? Er ist es nicht — Du hast

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Seite 6 von 12
Datum: 02.05.1903
Umfang: 12
zu erspähen, Benno Brandt batte es wohl selbst benutzt. „Besorgen Sie mir bitte eine Droschke,' bat nun die junge Frau rasch eutschlossen. „Und bei diesem herrlichen Schneetreiben wollen Sie sich in die Dunkelheit eines Miethskastens sperren?' begann Paul plötzlich, indem er eine Bewegung aus führte, als wollte er ihr den Arm reichen. „Merken Sie nicht, gnädige Frau, welch köstliche Lust wir hier draußen athmen, und wie Sie Ihren Fuß aus nie berührte Teppiche setzen?' Es war ÄlleS so hastig, so dringend

gesprochen, daß Melanie ihn einen Moment aufmerksam be trachtete, dann nickte sie gleichgültig und legte ihren Arm leicht unter den seinigen. „Ich danke Ihnen sür Ihre Liebenswürdigkeit,' sagte sie kühl, „aber Sie haben Recht, wir wollen zu Fuß gchen.' Schweigend schritten sie die Leipziger Straße ent» lang, ohne auch nur den Versuch zu wagen, ein Ge» sprach anzuknüpfen, aber während Paul den weichen, lebensvollen Frauenarm neben sich fühlte, da ent schwand ihm Alles, was er soeben verlassen

Wirklich, seitdem er in Mode gekommen, war er ein ganz Anderer gewordm. So waren sie bis an den schneeüberdeckten Dönhofsplatz gelangt. Aus den erleuchteten Portalen des Landtagsgebäudes schritten einige Abgeordnete mit ihren Mappen heraus, von denen der Eine die ihm bekannte Dame der wmte La-wee ehrfurchtsvoll grüßte. „Melanie.' begann Paul plötzlich und nahm ihren Arm fester unter den 'seinigen. ..Denken Sie noch an das. was draußen am See geschah?' Seine Stimme zitterte merklich. «Ja.' entgegnete

ab. Jenes gluthvolle Werben dort oben über dem See hatte längst Alles entschieden. Schwer und tief athmete die junge Frau auf dann zog sie ihren Schleier noch dichter vor ihr Antlitz, und fragte plötzlich unvermittelt, fast scharf: „Und ihre Braut?' Paul bis sich ans die Lippen und wurde vlutroth. „Nun?' forschte Melanie kalt. ..Melanie.' flüsterte Paul, „und das ist Ihre Antwort?' Als sie seine Stimme wieder vernahm, zuckte sie heftig zusammen, dann aber lächelte fie matt und blickte ihn mitleidig an. „Hören

ihr Antlitz, und Paul sah ihr jetzt voll in die Augen. „Denn ich weiß,' fuhr er fort — „eS kann nicht anders sein, Du liebst mich ja auch, Melanie.' „Nein,' sagte sie fest. Er starrte fie an, als habe er dieses eine, kleine Wort nicht begriffen. Ein Schauer schien ihn zu schütteln, dann stotterte er dumps. Also Alles umsonst?' Sie zog die Brauen finster zusammen und nickte. „Aber doch kein Anderer, kein Anderer?' flüsterte Paul, wie ein Irrer. „Ja, ich will Sie nicht täuschen, ich liebe einm

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Seite 4 von 8
Datum: 06.05.1903
Umfang: 8
Nr. 102 ..^ozner Zcilnns' .(Sfidtiroler Tagblatt) Mittwoch, den 6. Mai l9l)3 Zauberin Girre. Roman von Georg Engel. (Nachdruck verboten.) Motto- Die große Stadt schleift gern Krystalle Zu runden Kieselsteinen lw. 19, F ortsetzung. „Was ist Denn das für ein Gegenstand, den ich nicht sehen soll?' forschte er befangen auf die Thür deutend. Die Mutter lächelte, und antwortete ganz be glückt: „Ihre Ausstattung. Sie näht jetzt tagelang daran.' Auch das noch. — Paul biß sich auf die Lippen

herumsummten, blieb der Doktor zurück, ja er merkte kaum, daß Else wieder vor ihm stand und lächelnd zu ihm ausschaute. Erst als sie seine Hand ergriff, fuhr er wie entsetzt zusammen. Jetzt fürchtete er sich bereits vor ihr. Aber auch Else hatte sein Erschauern bemerkt und wurde ganz bleich. Dann rief sie vorwurfsvoll: „Paul, ich war doch früher nicht ein solches Schreckniß für Dich?' „Närrchen,' erwiderte er betreteil, obwohl er nicht ihre Hand zu berühren wagte, und zugleich kam wieder der grausame

Zweifel herangeschlichen, ob jetzt die Entdeckung folgen sollte. Er war allein mit ihr. Sie schmiegte sich plötzlich an ihn! „Paul, eine Bitte!' „Nun?' „Führe mich heute ins Lessingtheater — bitte, bitte, ich möchte doch gar zu gern die italienische Tragödin scheu — aber,' brach sie verwirrt ab, „weshalb siehst Du mich so befremdet an?' „Ich? garnicht, wirklich —' Er sammelte sich nnd schob das junge Mädchen weit von sich fort. Welch ein Hohn! Heute, wo er mit Melanie — Rasche» Schrittes ging

er im Zimmer auf und ab. „Paul, Du bist so sonderbar.' Der Angeredete suhr auf: „Es gcht nicht!' verneinte er schroff, „ich habe heute Abend noch eine Konsulation.' „Heute?' „Ja. heute!' Er disputirte sich ordentlich in Zorn. „Wer kann man denn etwas so nicht auf schieben?' ,Me nimm doch Vernunft an, wer wird denn eine Gesellschaft meinetwegen aufschieben?' „Eine Gesellschaft?' Da hatte er sich verrathen, die Stimme ver sagte ihm, lautlos blickte er zu dein Mädchen her über, dessen Augen sich seltsam

veränderten. Noch immer stmiden sie sich stumm gegenüber. Endlich bezwäng sich das blonde Kind, aber sie schien Ge waltiges von sich abzuschütteln bevor sie ihm mit. wehmüthigem Lächeln ihre Hand reichte. „Paul, Du sprachst nicht die Wahrheit?' fragte sie, indem sie muthig das Beben ihrer Stimme be kämpfte. „Du hast heute irgend eine Einladung er halten. Ist es Frau Brandes?' Alle diese Fragen hatte Paul im Voraus be rechnet, hatte sie in Sekundenfrist erwogen, wie ein Dieb, der sich vor der That

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Seite 4 von 8
Datum: 13.05.1903
Umfang: 8
Nr. 10^ .'?vtner Zritunq' (Südtiroler Tayblatt) Mittwoch. den 13. Mai 1903. Zauberin Tirre. Roman von Georg Engel. Machdruck verboten.) Motto: Die große Stadt Meist gern Krystalle Zu runden Kieselsteine» ab. 25 7vorl etzung. Wieder wollte sich Paul an ihm vorüber drängen, jedoch diesmal schob Ohlenpflug seinen Armen ergisch unter den des Doktors und wahrend er ihn auf die Straße zog, sagte er überredend: „Ach, Unsinn, Doktorchen, — Sie sehen wiMch blaß auS und nmssen mir unbedingt in memem

Coup6 folgen, damit ich Sie nach Hause fahren kann.' — Paul unterbrach ihn: „Nein, nein. Frau Brandes ' „Läßt Sie grüßen,' ergänzte Ohlenpflug. „ich zeige Ihnen sofort den Brief!' Im nächsten Augenblick saß Paul in den weichen Kissen der Equipage, und während das leichte Gefährt fast geräuschlos dahineilte, nestelte der Sportsmann eine kleine Karte aus seinem Rock hervor und lehnte sich vertraulich an seinen Gefährten, damit auch dieser den Inhalt des Schreibens ent ziffern könnte. „Sehen

. So seltsam, so widersprechend und irre klang dieses Lachen, daß Ohlenpflug bereits ängstlich zu werden begann, aber che er noch einen Entschluß fassen konnte, schlug Paul beide Hände vor das Antlitz und ein innemches krankhaftes Schluchzen ließ seine ganze Gestalt erbeben. „Doktor, Doktorchen — mein Gott — erklären Sie mir nur,' stotterte der Sportsmann, der durch diese widerspruchsvollen Empfindungen immer mehr Äberrascht wurde; und plötzlich kam ihm der Ge danke, ob er die Lösung dieses Betragens

nicht in eben dem Briefe finden konnte, welchen er eben von Brandes erhalten. Schrieb ihm der Bankier nicht, daß der Vater des Doktors bedeutende Verluste an mehreren Häusernnternchmungen erbitten habe? Er sei aber bereit, ihm bei dem Arrangement behülflich zu sein, und sende dein Doktor zu diesem Zweck eiue An weisung auf sein HansZ In fliegenden Worten setzte Ohlenpflug seinem Gefährten jenen gutgemeinten Vorschlag auseinander und hatte den Erfolg, daß Paul das Haupt hob, um den Sprecher verständnißlos

anzublicken: „Am Gardasee, sagen Sie?' schnellte er plötzlich auf. »Ja, ja, ganz recht junger Freund,' gab Ohlen pflug zn — „ich stecke die Anweisung in Ihre Tasche, denn hier befinden wir nns vor ihrer Wohnung, und es wäre wirklich gut, wenn Sie sich gleich ius Bett begäben! Sollich Sie hinauf begleiten?' ..Warum?' fragte Paul, durch das unver mutete Anhalten der Equipage wie aus einem Traum erwachend. Dann raffte , er sich zusammen, lächelte flüchtig, und nachdem er dem Sportsmann noch die Hand gedrückt

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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 09.01.1872
Umfang: 8
und unter keiner Bedingung an einen Polen (oder Juden) abzutreten. In Folge der Feiertage sind heute keine Wiener Blätter hier angekommen. Gespräch zwischen Peter und Paul. Peter. Grüß Gott, Paul, wie geht's? Paul. Muß schon gut sein. Peter. Weißt, ich habe noch ein Bischen Kopfweh. Peter. Ah, das kommt vom Heurigen, den wir neulich getrunken haben und worauf wir dann im .Tiroler Volksblatt' zusammen gekommen sind und über die Schule geredet haben. Paul. Geh, ich schäme mich noch jetzt. baß

wir damals so viel dummes Zeug zusammengeredet haben. Wirst sehen, wenn sie das im Vinstgau droben lesen, wird Keiner mehr einen Heurigen trinken wollen. Peter. Aber daß wir da heute gerade in der Boz- ner Zeitung zusammenkommen müssen! Weißt, Paul, ich fürchte, wir seien halt schon im Kirchen bann und am Ende werden wir noch in Trient unten als Ketzer verbrannt. Hu! Hu! Paul. Du mußt nicht gleich so furchtsam sein. Weißt was, wenn wir schon auf dem Scheiter haufen stehen und der Hausknecht

vom Ketzerrichter anzünden will, schreien wir alle zwei überlaut, daß wir aller liberaler Ketzerei entsagen, den tirolisch? böhmischen Gaugrafenglauben annehmen und uns in den Bratlocrein einschreiben lassen wollen. Auch versprechen wir, daß wir bei allen Wahlen, die's gibt, unsere Stimmen dem Franzl geben wollen. Dann bindet uns der ScheiterhausenhauSknecht gleich wieder los. Peter.' Du nimmst die Sache doch zu leicht. Und wenn'S mit dem Bratlverein auch nimmer hilft? Paul. Verbrennen können sie uns deßwegen

doch nicht, weil's der Staat nicht erlaubt. Pcter. Ja, der Staat mischl sich jetzt aber doch überall hinein. Jsi'S wahr, daß er die Geistlichen auS der Schule hinausgeworfen hat? Paul. Ich weiß nichts davon, ich will aber doch noch den Pfarrer Sellemond in Schänna fragen, ob's wahr ist. Der kanns von der vorjährigen Schulinspektion her noch wissen. Peter. Richtig. Aber hör', Paul, ich möchte gern dieses oder jenes Rcichsgeietz nicht anerkennen, wie sind' ich da eine gute Ausrede? Paul. Ganz einfach, du sagst

Regenwurm' und - «Postillon-, oder an den „Christes' im „Lorle' zu erinnern, wo cr und Frau Boy durch ihr kurzes Zwie- Peter. Das leuchtet mir ein. Gib mir einen an dern Rath. Ich habe einen Buben, der in die Schule geht; wie müßt' ich'S nun anfangen, wenn ich wollte, daß der Bube nichts lernte und ich doch von ihm sagen könnte, er sei gut geschult? Paul. Dann schick' ihn in eine Schule, wo's noch gar keine Lesebücher, keine Wandkarten und solches Zeug gibt, etwa nach Mölten hinauf. Da lernt

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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 19.01.1897
Umfang: 4
. hg . Nachdruck »eri»t^n> .Hat dieses Zimmer noch einen Ausgang?'. ^ »Ja, auf den- Corridor. Ehe der Herr Direktor krank wurde, war es sein SchlafzimmerM bald nach^ AuSbr^ch der Krankheit hetteten wir den Herrn hier, weil dieses Zim mer ruhiger und' wärmer ist.' ,Achj das brauchen wir alles nicht zu wissen/ unter brach der ältere Herr den Diener ärgerlich. „Sagen Sie uns lieber, ob die Thür, die auf Ven Corridor führt, ver schlossen ist/ , „Gewiß,' entgegnete Paul. „Ich schließe sie selber sllle Tage

sorgfältig zu, und hier durch und dort hinau« kann keine Katze, ohne daß wir davon wissen.' > Der Polizeibeamte wandte sich verstimmt zu dem HiiuL- herrn, der bei sich etwa» erstaunt war, daß der sonst so in telligente Paul- nun heute, auf einmal mit einer Art von naiver Tölpelei sprach. - ^ „ES ist mir unerklärlich, auf welche Weife Salbergler- sahcen hat, daß man ihn sucht/ sagte der Beamte. „Und.daß er es erfahren hat, scheint mir kaum zweiselhast

zu sein. Wir wollen doch einmal selbst weiter nachsehen, wenn Sie erlau ben, Herr Direktor.' Nach einer äußerst höflichen Entschuldigung gegen lden Direktor entferntem sich die Herren durch das ArbeitSzimister. dessen Thür der jimgere der Beamten erst ausschließen mMc. Bkrön Rvtheim ickcklcdem Direktor freundlich zu und folgte . den Herren, deren Suchen natürlich vergebens war. , Als Paul zurückkehrte, trat Hella au» der Fensternische hervor und hob das Krystallfläschchen auf, das- unter 'einen SeM' gefallen und von den Herren nicht geschch'w'öM

!war. Sinnend-hielt sie das kleine, glänzende Ding ' lir ö-V'Hand: sie dachte daran, wie viel Elend in dem kostbaren Spielzeug für sie hätte eingeschlossen sein können. Paul «endet- sich zu Siegsried. ertheilen. Wenn aus einigen Seiten daraus hingewiesen wird, es sei ziemlich gleichgiltig, wie der russische Minister des Aeußern heiße, da der Zar sich die Leitung der äußern Po» litik selber vorbehalte, so ist dies ganz falsch. .Der Zar mag eine äußere Politik selbst leiteli, aber ausführen muß

haben, au« dem Käfig zu entschlüpfen. So konnte ich noch rechtzeitig die Außenthür Ihres Arbeitszimmer wieder verschließen.' Aella trat vor Paul. „In diesem Fläschchen war da« Gist, daS er in da« Getränk goß, welches sür ihren Herrn bestimmt war. Sie haben einem Mörder zur Flucht verhelfen,' sagte da» Mäd chen mit ernstem Vorwurf. „Mein Herr wünschte e»,' versetzte Paul einsach, »sonst sreilich —' „Sonst, Paul?' fragte der Direktor. „Seien Sie mir nicht böse, wenn ich'S gerade heraus sage : — Ich wäre imstande

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 28.07.1902
Umfang: 8
, London. Dr. Hirschfeld, Arzt, Berlin. — Dr. Franz Heimsoeth, Arzt, Köln. Frau A. Weber, Berlin. Dr. Rich. Kaulich, Wien. Elisa Devisson u. Fam., Berlin, von Lachnicki, u. Diener, Warschau. Dr. Stephan Landauer, Konzipient, Wien. Baron M. Fedrigotti, SchlanderS. Hotel de l'Europe. Dr. Als. Brück, Arzt Ludw. Abrahamm, Bankbmt., Frau Math. Scharr u. 2 Kinder, Paul Plander u. Mutter, Reg.-Rat, H. Krauser u. Frau, Kfm., Alois Arndt, Rentier, Berlin. S. Hacker, Rsd., Jägerndorf. Otto Hadwig, Bmt., Leipzig

. M. Schloßthaler, Notar, Weckersdorf. Joh. u. Agnes Beckmann, Hamburg. C. v. Nievelt, Schriftsteller, Wiesbaden. I. M. Kammel, Tourist, Amerika. Antonie Croeber, Paul Croeber, Maler, Rudolf Uharek u. Frau, kgl. Landmesser, Dresden. Rich. Heller, Rsd., Wien. — Herm. Piesker, Kfm., Breslau. Karl Beck, Rsd., Pilsen. Ant. Christ! u. Sohn, Kfm., Saaz. Alb. Selnickedanz u. Fr., Prof., Budapest. Tommy Genege-Spiegelfeld u. 2 Töchter, Marburg. Frl. Elisa u. Helene Helbig, Halle a. S. F. Zappert, Rsd., Teplitz. Herm

. Saufer, Reg.-Rat, München. Th. Harfenwinkl, Notar, Mitten. Julius Oppenheim, Ref., Berlin. Dr. Gottlieb, Ref., Wien. Hotel Greif. Emil Nabel, Kaufm., Leipzig. Agnes u. Klara Scheffler, Plankeuburg. Freih. v. Scheibler, Hülhaven. Frau Prof. Noack u. Tochter, Braunschweig. Henri Moßdorf u. Sohn, Adv., Er furt. R. v. der Marwitz u. Frau, Landrat. Gustav Kranz u. Frau, Fabr., Dresden. Frl. Am. Jakum, Agram. Paul Hein, Rechtsanw., BreSlau. Johann Heutdahl u. Frau, Major, Riesa. Rich. Holzkamp u. Frau

, Baurat, Chemnitz. Herm. Hünnel u. Schw., Fabr., Pforzheim. Frau Anna Lüsbcke, Potsdam. N. W. Jawern, England. Hauntmann, Notar, Frank- furt a. O. Rich. Gautzer mit Frau u. 2 Töchter, Magdeburg. H. Davig, Rechtsanw., Frankenthal. Herm. Dittmer u. Tochter, Kfm., Hamburg. Ottilie Claismont, Priv., Paul Chuchul. LGR., Meseritz. G. Roggio u. Frau, Fassa. Frank. Maria Barth, Naumburg. Walter Bleckmann u. Frau, Fabr., Mürzzuschlag. Camillo Ackermann, Wismar. Sandor Wallner, Ungarn. F. Zahn u. Frau, Fabr

Sommer, Kaufm., Straßburg. Ernst Spengler, Kfm., Dresden. Paul Reinhold u. Frau, Pastor, Rybnik. Frau Maria Rorauer, Agram. Emil Pickert mit Tocht. u. Nlchte, Kaufm., Köln. Emil Philipp, Nakel. Otto Obermann, Kfm., Leipzig. Ludw. Noack mit Frau u. Tocht., Landrat, Breslau. Waldemar Luks, Justizrat, Waldenburg. Dr. Karl Kummer mit Frau u. Tocht., Adv., Graz. Dr. M. Hertrich u. Schw., Prof., Teschen. Heinr. Hildebrandt, StaatSanw. C. Hupel u. Frau, St. Petersburg. Hilda Jansson, Lehrerin, Schweden

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Seite 4 von 8
Datum: 29.04.1903
Umfang: 8
mit einer Bootskelle. Paul trat zu ihr. „Schnell' rief sie — „hier haben Sie den Schlüssel, mit dem Sie das Boot lösen. Wir wollen rasch hinüber? Mich fröstelt.' In kurzer Zeit durchschnitt der kleine Kahn, von Pauls Ruderschlagen getrieben, die Flnth. Am Steuer saß Melanie und lenkte das Schifflein sicher auf die Villa zu. während ihr zur Seite die beiden Hunde schwammen. Es war ein sonderliches Bild. Paul glaubte sich in einem wundervollen berauschenden Traum befangen. Die alte Wendengöttin, die einst

, als Alles schlief, Alles einsam lag, und nur der Mond auf den Wassern lebte, da schwamm ich mit den beiden Hunden in den See hinaus. Den schwarzen zur Linken, den weißen zur Rechten, wie mit dem bösen, und dem guten Geist. Die Thiere trugen mich und spielten mit mir. und das Wasser — aber Sie lachen, nicht?' Paul starrte sie an, ein Fieberstrom schoß durch seine Ädern; da erhielt das Boot einen leichten Stoß, nnd Melanie athmete tief anf. ..Wir sind da'. Sie fuhren in einem überwölbten Wassergang ein. der schon

zur Villa gehörte, und von den, ans eine Treppe ins Innere führte. „Sie essen noch eine Kleinigkeit bei mir.' sagte Melanie kurz und Weg die feuchte, matt erleuchtete Treppe voran. « O » Das Nachtmahl war zu Ende. Sie hatten lustig mit einander geplaudert, gelacht und gescherzt, aber doch waren Paul die Hast nnd die ungewohnte Wildheit in ihren Bewegungen aufgefallen. Vielleicht erregte sie der Wein, vielleicht hatte auch der scharfe Spaziergang alle ihre Nerven angespannt. So nur war der jähe Wechsel

ein, eZ war so gefährlich. Noch einmal nahm Paul alle Kräfte zusammen, um das Gespräch wieder auf gleichgültige Dinge zu bringen. Er erzählte seiner ZuHörerin, daß er nun doch binnen Kurzem die Wohnung in der Potsdamer- ftraße beziehen werde, die sie damals für ihn aus gesucht, da er die Räume zufällig noch leer gefunden. Sie nickte langsam. „Dort wird es gehen. Ich verspreche es Ihnen, Sie werden bald in Mode kommen, o, ich kenne das!' Schwerlich hatte er das böse Wort vernommen, er sah immer nur den rochen Mund

, der so kleine, spitze Zäbne enthüllte, wenn er sprach. Wieder ränsperte sich die Uhr. Jetzt war es Zeit, daß er ging. Und auch Melanie fühlte es. Sie hatte sich echoben und sich an jenes Fenster gestellt, welches See und Wald zugleich beherrschte, so «cm sie Paul den Rücken wandte. Die Stirn an das Glas gepreßt, blickte sie in die Dunkelheit hinein, und diese Dunkäheit machte sie immer ängstlicher. „Scheu Sie,' sprach sie auffallend laut. „Dort auf den Bahngeleisen im Wald Mkeln wieder zwei große, rothe

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Seite 4 von 8
Datum: 05.05.1903
Umfang: 8
Sie nicht länger zu warten, legen Sie sich nieder.' „Und der gnädige Herr?' „Ich — ich werde mich auch zur Ruhe begeben.' Kapitel 24. Am nächsten Morgen ganz in der Frühe stand Paul am Fenster seines Sprechzimmers und blickte gleichgültig auf den Menschenstrom hinab, der be reits brandend zwischen den steinernen Häuser- dämmeil dahinfloß. Was kümmerte« ihn jetzt diese fremden, dahineilenden Wesen, was galten ihm ihre Leiden, ihre Schmerzen? Denn er war ja nicht mehr derselbe hoffnungsfreudige Mann

erfahren, oder eine Beruhigung erhalten: „Unbedingt — Sie fiebern ein wenig,' begann Paul, indem er die Hand seines Patienten losließ. Darf ich Ihnen etwas Antifebrin geben?' „Bitte, mir wurde unterwegs unwohl.' Bald hatte der Bankier den Trank genommen, blieb jedoch mit sich kämpfend vor dem Doktor stehen. „Kann ich Ihnen noch irgendwie dienlich sein,' forschte Paul, der den unruhigen Blick dieser glänzend braunen Augen nicht ertragen konnte. „Ja, ja —' Benno nickte lebhaft, strich mit dem Daumen

.' ''Aber ich hörte doch ' „Dann sind sie falsch unterrichtet.' „Ah! und Ihre eigene Mutter hätte sich dem nach getäuscht?' Paul brach der Schweiß aus der Stirn, ein jämmerlicher Ekel vor sich selbst stieg in ihm auf, und benahm ihm die Lust. Er schwieg einen Augenblick, fügte aber gleich in haßerfüllter Ironie hinzu: „Die Mütter geben sich gem solchen Selbst täuschungen hin. Im Uebnaen Herr Brandes bereitet es mir eine außerordentliche Freude, daß Sie für meine Herzensbedürfnisse so viel Gefühl

, und der Bankier war hinter der schweren Friesporitöre ver schwunden. Paul blieb athemloS mitten im Zimmer stehen. Der reich mit Gold verzierte venetianische Spiegel, der aus einer tiefgrünen Plüschdraperie herausglänzte wie cm klarer See aus Blumigen Hügeln, das fch arfgeschliffene GlaS zeigte dem Erschrockenen sein Bild. Merkwürdig, — das Bewußtsein seiner selbst mußte ihn verlassen habest, wie eine» Fremden, der ihm Ab stoßend und widerwärtig schien, starrte er sich an. Ihm war es, als ob gar

wieder ein Luftzug der frischen Ver nunft herein, das Netz riß, üno angeekelt warf Paul den zerknitterten Bogen von sich. Was nun? Ein paar elegante Patientinnen erschienen. Er mußte mit Esprit konversiren. .— Das war eigentlich die Hauptsache bei seiner' Praxis. — Kopfschmerzen wurden vertrieben durch leichtes Betupfen eines schönen, entblößten Armes mit dem äektrischen Eondnktor. Die große, blitzende Maschine, die er sich dazu angeschafft hatte, summte dabei so . eigenartig. — Eine andere LHdende

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Seite 3 von 8
Datum: 27.11.1908
Umfang: 8
und einstimmig in der zweiten Schuldfrage wegen verbotener Rückkehr. Heinrich wurde auf Grund dieses Wahlspruches zu 6 Jahren schweren und verschärften Kerkers verurteilt. Fünfter Fall. Brandstiftung. Heute gelangt die Anklage gegen den 33jähri- gen Gastwirt Paul Pfitscher in Schönau bei Ra benstein in Passeier, dessen Gattin Anna, geborene Etzlsperger. geboren am 21. Oktober 1883 in Ni- kolsdorf und deren Dienstmagd Maria Ebner, ge boren am 4. April 1889 in Irschen (Kärnten), dahin zuständig, wegen

um Brandlegung handle, führte zwei Tage darauf zur Verhaftung des Wirtes Paus Pfitscher, der am I. Oktober die Verhaftung feiner Gattin Anna folgte. Paul Pfitscher hatte sich im Jänner l!X>7 mit der damals in Meran bediensteten Kellnerin An na Etzlsperger verheiratet und gleich darauf das nunmehr abgebrannte Gasthaus in Schönau in Pacht genommen. Aber die a» Zerstreuung ge wöhnte Gattin fühlte sich in dem abgelegenen Hochtale nur im Sommer wohl und verließ schon im Herbste des ersten Ehejahres 1907

angebotene Kaufsobjekte. Das Verhältnis zu dem Hausgenos sen Alois Pfitscher, dessen Weib Christine Mit eigentümerin des Wohnhauses und eines Teiles der Wirtschaftsgebäude ist, gestaltete sich auch nicht gerade freundlich, besonders seit Paul Pfitscher zu Weihnachten 1907 wegen Futterdiebstahls an Alois Psitscher auf dessen Anzeige hin zu 3 Ta gen Arrest verurteilt wurde. Auch die Geschäfte gingen Heuer in Schönau weniger gut, als im Vorjahre. Aussallenderweise begnügten sich die Eheleute Pfitscher

sich über die letzte Differenz von 100 X, die sich in Ansehung des Preises bei den Unter handlungen ergab, rasch hinweg, indem sie diesen Mehrbetrag anbot. Ihr lag auch die Erhöhung der Assekuranz sehr am Herzen und Paul Pfitscher begab sich zu Viesem Zwecke noch am gleichen Tage, 18. Septem ber, nach St. Leonhard, zum k. k. Steueramte. Wegen vorgerückter Zeit abgewiesen, blieb er dort übernacht und erschien gleich am nächsten Morgen wieder in jenem Amte. Ter Beamte machte ihn ausmerksam, daß er sür das ganze Jahr

1908, welches nur mehr 3 Monate dauere, die Prämie zahlen müsse, wenn er verlange, daß die erhöhte Versicherung sofort in Kraft trete, und legte ihm nahe die Erhöhung mit Neujahr 1909 in K^t treten zu lassen. Allein Paul Pfitscher bestand au^ der sofortigen Erhöhung der Beträge. Diese er folgte in der Weise, daß die Gebäude statt wie früher für 1000 IL nunmehr für 12.L00 X, die Mobilien statt für 1KV0 für 25VV X versichert wurden. (Gesamtversicherung jetzt 16.100 IL statt 2600 IL). Tie Ansätze

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Seite 4 von 8
Datum: 07.05.1903
Umfang: 8
Nr. 103 s^sidti^l^ler ?aoblat^ DonnerSiao, den 7. Mai 19V3. Zauberin Tiree. Roman von Georg Engel. Machdruck verboten.) Motto: Die große Stadt Meist gern Krystalle Zu runden Kieselstemm tck. 23 ^orl etzung. Er war sehr unglücklich „Paul!' Er wandte sich. Vor ihm stand Melanie, ihre Augen hingen an ihm, theilnahmsvoll, verstört, und doch liebeverheißend. Wenigstens der arme, verzweifelte, junge Mensch glaubte es. „Sie sind mir böse?' forschte sie, als ob sie sich belauscht wähnte. Bitter

lächelnd schüttelte der Angeredete das Haupt. Er hatke für sie ja weder Zoru, noch Ehre uud Pflichten, nur einen einzigen aufreibenden Wunsch, der ihn verzehrte. „Bitte.' fuhr sie eiliger fort, noch eine halbe Stunde gedulden Sie sich. Unsere alberne Begleitung verläßt nach dem nächsten Akte das Theater, dann sind wir allein, und ' „Und dann?' „Dann' — Melanie trat einen Schritt zurück uud nagte an ihrem Fächer. Gleich darauf aber lockte der seltsame Ton. in dem Paul gesprochen, ein zugleich

, allein die Umstehenden bückten ihn auf diesen Ausbruch hin verdutzt von der Seite an. Sie waren endlich allein in der Loge, Herr und Frau Suhlländer, welche den letzten Akt vornehmer Weife verschmähten, waren bereits abgerauscht. „Setzen wir nnS ein wenig zurück,' murmelte Melanie hinter ihrem Fächer, während sie völlig ins Dunkel des kleinen Raumes rückte. „Hier können wir ungestört plaudern, Paul, und was versäumen Sie auch dort unten? Eine hypernervöse, hypergeniale Komödiantin in der Rolle

einer Frau, die ihre» Mann verlassen will.' — Sie wnrde plötzlich sehr blaß, und warf ruck weise das Haupt zurück, sodaß die Spitzen ihrer Haare fast die Brust des hinter ihr Sitzenden be rührten. So sah sie verstört zu Jenem auf, der in diese Blicke hinabtauchte, wie in blaue, niederplät schernde Bergseeen. „Ein Weib, das seinen Gatten verläßt,' sie fuhr flüsternd fort. — „Doktor, glauben Sie an eine solche Frau?' Paul antwortete nicht, ja er wußte kanm, was sie ihn gefragt. Uuansgefetzt starrte

er auf den kleinen Mund, auf das purpurne Schatzhaus, das seine ver schwenderischsten Kleinodien heute über ihn ausgießen mußte, für das Opfer, welches er der unwiderstehli chen Zauberin gebracht, für die arme Elfe. Ein kalter Schreck durchdrang ihn, als er an die Mißhandelte dachte, doch nur einen Moment, dann rüttelten seine erhitzten Gedanken wieder an den nahen Pforten des lieblichen SchatzhauseS. „Paul!' Er fuhr aus. „Ich biu eine solche Frau!' „Wie, Sie hätten ?' Ihre Hand legte

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Seite 7 von 12
Datum: 23.05.1876
Umfang: 12
wohnten Herr Kommerzienrath Maier's, eine noble Familie, die sich einen Bedienten hielt. — Kommerzien- raths waren in'S Theater gefahren, und Paul der Bediente lehnte unter der HauZthüre, und pfiff die neueste Melodie: „Du, du liegst mir im Herzen!' als Kathrine zn ihm herantrat. — „So, Paul, nun ist die Lust rein, — der Alte ist fort — nun komm mal rauf in die Küche!' Oben in der Küche war Alles hübsch hergerichtet, wie zu einem kleinen Festmahle — da war der Tisch gedeckt mit allerlei Leckerbissen

— auch der Wein fehlte nicht; und Paul ließ sich'S herrlich munden. DaS waren delikate Bissen, die sonst ein Bedientenmagen gar nicht kennt, und Kathrine freute sich an dem Appetite ihres Geliebten. „Ich möchte bersten vor Lachen, Paul, wenn ich mir vorstelle, was der alte Stichling für ein Gesicht machen würde, wenn er jetzt hereinkäme!' „Ja,' lachte Paul, „komisch wär's vielleicht mit anzusehen, besser ist'S er kommt nicht! Ist die TIr geschlossen, Trinchen?' „Alles in Ordnung Paul! Da laß nur mich sorgen

! Der Alte komm auf unsere kleinen Mahlzeiten so wenig, wie er drauf kommt, wer seinen extra feinen Bittern trinkt! Heut gab's wieder Spektakel, Paul, der Alte war ganz wild, als er einschenken wollte und die Flasche leer war!' „Glaub'S schon, Kathrine! Sei doch hübsch vorsichtig!' „O sei nur nicht ängstlich, Paul! in den ersten paar Tagen freilich kann ich'S nicht machen — aber ich denke, dieser hier wird so lange halten!' und Kathrine gab ihrem Paul den Bittern, sammt einigen eingewickelten

Hammelsrippchen. „Du bist so gut, Kathrinchen!' und ein knallender Kuß lohnte die freigebige Liebe des Mädchens. „Und du so lüb, Paul! Als der Alte heute meine Backen streichelte, da eckelte es mich ordentlich!' „WaS! das hat er gethan, der Schuft!'' rief aufspringend Paul, „das soll er büßen!' „Nur ruhig Schatz! brauchst keine Bange zu haben. Du bist mir doch gewiß lieber, als der mit seinen achtundfünfzig Jahren! Aber« erzürnen darf ich ihn nicht, Paul, denn wo würden' wir wieder so gut und bequem bekommen

?' „Von dieser Seite betrachtet, hast du Recht, Trinchen! Herr, Gott! nun werde ich mir den Bittern erst recht schmecken lassen!' «Thu' das Paul — und nächsten Sonntag, da werden wir ihn gemeinschaftlich auf des Alten Wohl trinken!' Nach einigen Zärtlichkeiten trennten sich die Beiden, denn es war Zeit, Kommerzienraths aus dem Theater abzuholen, und Herr Stichling konnte auch jeden Augenblick heimkehren. 3. Im weißen Roß saß noch eine kleine lustige Gesellschaft be- Illustration zn Deutschen ClaMkern. Scliill'er

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Seite 9 von 14
Datum: 26.11.1908
Umfang: 14
wegen Tot schlag und einstimmig in der zweiten Schuldfrage wegen verbotener Rückkehr. Heinrich wurde auf Grund dieses Wahrspruches zu 6 Jahren schweren, und verschärften Kerkers verurteilt. Fünfter Fall. Brandstiftung. Heute gelangt die Anklage gegen den 33jähri- gen Gastwirt Paul Pfitscher in Schönau ber Ra- benstein in Passeier, dessen Gattin Anna, geborene Etzlsperger, geboren am 21. Oktober 1833 in Ni- kölsdorf und deren Dienstmagd Maria Ebner, ge boren am 4. April 1889 in Irschen (Kärnten

ein Raub der Flammen. Der dringende Verdacht, daß es sich dabei um Brandlegung handle, führte zwei Tage darauf zur Verhaftung des Wirtes Paus Pfitscher, der am 1. Oktober die Verhaftung feiner Gattin Anna folgte. Paul Pfitscher hatte sich im Jänner 1997 mit der damals in Meran bediensteten Kellnerin Ali' na Etzlsperger verheiratet und gleich darauf das nunmehr abgebrannte Gasthaus in Schönau in Pacht genommen. Aber die an Zerstreuung ge- wöhnte Gattin fühlte sich in dem abgelegenen Hochtale

oder Vorarlberg käuflich zu erwerben und besichtigte, wie es scheint, mehrere angebotene Kaufsobjekte. Das Verhältnis zu dem Hansgenos- sen Alois Pfitscher, dessen Weib Christine Mit eigentümerin des Wohnhauses und eines Teiles der Wirtschaftsgebäude ist, gestaltete sich auch nicht gerade freundlich, befonders seit Paul Pfitscher zu Weihnachten 1907 wegen Futterdiebstahls an Alois Pfitscher auf dessen Anzeige hin zu 3 Ta gen Arrest verurteilt wurde. Auch die Geschäfte gingen Heuer in Schönau weniger gut

an dem Zustandekom men des Kaufes, schrieb selbst die Kaufsabrede, und setzte sich über die letzte Differenz von 100 IL, die sich in Ansehung des Preises bei den Unter handlungen ergab, rasch hinweg, indem sie diesen Mehrbetrag anbot. Ihr lag auch die Erhöhung der Assekuranz sehr am Herzen und Paul Pfitscher begab sich zu diesem Zwecke noch am gleichen Tage, 18. Septem ber, nach St. Leonhard, zum k. k. Steueramte: Wegen vorgerückter Zeit abgewiesen, blieb er dort übernacht und erschien gleich am nächsten Morgen

wieder in jenem Amte. Der Beamte machte ihn aufmerksam, daß er für das ganze Jahr 1998, welches nur mehr 3 Monate dauere, die Prämie zahlen müsse, wenn er verlange, daß die erhöhte Versicherung sofort in Kraft trete, und legte ihm nahe die Erhöhung mit Neujahr 1999- in Kruft treten zu lassen: Allein Paul Pfitscher bestand au^ der sofortigen Erhöhung der Beträge. Diese er folgte in der Weises daß die Gebäude statt wie früher für 1090 X nunmehr für 12.600 X, die Mobilien statt für 1600 für 3500 X versichert wurden

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Seite 6 von 16
Datum: 25.04.1903
Umfang: 16
sich ermattet auf das Fautenil nieder, und während er auf das rosige Antlitz der Venus blickte, standen zwei Gedanken deutlich vor seiner Seele: „Seine Existenz, sein Vermögen in höchster Gefahr, und sein Weib, das schönste, das er ze gesehen, nnwiderbringlich verloren!' Und als er immer stierer in daS Marmorantlitz blickte, belebten sich dessen Züge, zwei blcme Augen leuchteten auf ihn herunter, und über die Marmor schultern schien dem Träumenden ein mattgoldner Zops zm «leiten. Kapitel 13. Paul verlebte

über die kleinen kritzlichen Buchstaben flog, jetzt übeAas er ein solches Schreiben in banger Mißstimmung. Die Mutter fragte gar so oft nach seinen Ein nahmen, und aiB ihren lchten Briefen hatte er deutlich die große Verwunderung der guten Mutter heraus ge lesen, darüber, daß ihr geliebter Paul nochimmer nicht der beschäftigst« Arzt der Hanpfftadt geworden. Haue ober lautete der Schluß schon viel be>timinter: „Ich wollte es Dir eigentlich nicht gestehen, mein geliebter Sohn, aber es ist besser

, die Dich, mein Sohn, gewiß aufs Höchste überraschen werden. Aber wie gesagt, wir hoffen immer, daß auch Du etwas dazu bei- trafen würdest. Gieb Dir nur rechte Mühe, mein geliebter Paul. Wamm schreibst Du uns so selten? Elfe erwarte schon seit vier Wochen vergeblich Ant wort auf ihren Brief, ebenso Deine Dich innigst liebende Mutter. Beigelegt waren zwei Hundert-Markscheine. Pam sprang auf und rieb sich verzweifelt die Stirn als er dieses Schreiben zu Ende gäesen hatte. Die alten Leute in der kleinen Stadt

. Sie war.heute wieder sehr adrett, oder wie sie selbst gesagt hatte, mit chiquc gekleidet, und warf dem 'jungen Mann einen lachen den, herausfordernden Bück zu. — Mit der welt abgewandten Büßerin schien sie sich bereits abgefunden zu haben. „Na, was wollen's?' Aber Paul war zu aufgeregt, um irgend welche Rücksicht nehmen zu können. Kurz und knapp setzte er ihr seinen Entschluß auseinander, daß er im nächsten Monat seine Wohnung verlassen werde. Sie war heiter und lebensfroh hereingesprungen, lachend

hatte sie eine auf dem Tisch herumliegende Cigarette zwischen ihre Lippen gesteckt, jetzt wuroe das Mädchen auf fallend blaß. . ^ ^ „Sie wollen. — fort?' .. .Ja.' ' ' „Aber warum?' murmelte sie tonlos. „Nehmen Sie die Cigarette aus dem Munde,' sagte Paul barsch, uud als sie ihn mit großen Augen anstarrte, fuhr er begütigend fort: „Der Berliner gi<ckt außerordentlich viel auf die Gegend, Fräulein Kathi, ja er taxirt sogar die Menschen danach, des halb werdm Sie einsehen —' „Ach liebes, gutes Doktorchen, bleiben

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Seite 2 von 4
Datum: 14.11.1896
Umfang: 4
der Thalebcnc noch immer das Lieh auf die üppig dastehende Weide sgetricbcn wird. Erfroren. Aus Kastelruth meldet man dem „B. f. T, u. V.' Die 79 Jahre alte, ledige Pfründnerin ThereS Stuf- leser hatte sich am 24. Oktober heimlich aus dem hiesigen Ge meinde - Spital entfernt. Nach drei Tagen würd: sie iu eines Walde nächst dem benachbarten St. Michael alt Leiche aufge- Unter der Witigslanne. Preisgekrönter Roman von Maria Theresia May. iz Nachdruck verböte,,. „ES ist wahr,' stimmte Paul

bei, „er ist ein hübscher Mann, aber auch Monsienr Loui« ist derselbe, denn häßlicher zu werden war nicht gut möglich.' Ermuthigt von einem flüchtigen Lächeln deS Direktors fuhr Paul fort: „Bar'on Salberg und Monsieur Louis werden wohl nicht sehr ai^e- nehm überrascht gewesen sein, daß wir nach Rotheim gekom men sind. Der Louis ist beinahe zurückgefahren, als ich ihm im Schloßhvfe begnete. Der denkt wohl noch an unsere Mili- tärzeit und, daß er sich von Ihnen, Herr Direktor, eine so exemplarische Strafe zuzog

. Wie der Schlingel nur zum Ba ron Salberg gekommen fein mag?' plauderte Paul weiter und rückte ein kleines Tischchen in die Nähe des Kamins, vor dxm Fauteauil, in dem fein Herr saß und den Kopf Lockis streichelt^ den das treue Thier auf die Knie des Direktors gelegt hätte. „Werden der Herr noch arbeiten, oder darf ich die Violine bringen?' fragte Paul jetzt, nachdem er eine prächtige Nehdecke, die er vorsorglich mitgenommen, unter die Fuße deö Direktors, gebreitet hatte. „Bringe mir Lampe und Schreibzeug

hier herüber,' sagte Siegfried und lehnte wie ermüdet den Kops an die Nücklehne des Sessels, „und das große dunkelgebunvene Buch, das rechts auf dem Schreibtisch liegt.' „Und spieleu werden Sie heute nicht mehr, Herr Di rektor?' fragte Paul verlegen. New, heute nicht mehr: wer weiß, wen mein Spiel stören' könnte. Ich kenne ja meine Nachbarschaft noch nicht,' »ntgeanete Siegsried uud schlug das Buch auf. „O, Herr.. Direktor,, da könuen Sie ruhig, sein,' rin Paul eifrig. „Wir und die Herren Beamten bewohnen

diesen Flügel allein, zwei Zimmer stehen davon noch leer. Lud die ersten Zimmer deS Mitteltrakte«, nach dem Hofe zu, sind die der Baronesse. T>ort würde man unmöglich etwas vom Sp Äe hören.' „Ei, Du bist ja bereits vorzüglich informiert,' sagte d.r Direktor mit leisem Tadel. „Woher weißt Du denn alle diese Details?' „Das Kammermädchen der Baronessejist sehr sreundlich, entgegnete Paul noch verlegener als vorher. „Ich tras Fräulein Milka auf der Treppe und fragte sie, wo die Küche sei!' „Und sie beschrieb

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Seite 4 von 8
Datum: 08.05.1903
Umfang: 8
Gefühl brach plötzlich über den Armen hinein. „Keimen Sie das Bild?' Sie schlug mit dem Fächer ungeduldig auf dm Fensterrand. „Ja,' entgegnete Paul herb, „ich kenne eS ebenso wie Dich.' Vielleicht hatte er eine Erklärung herbeigesehnt, aber Melanie regte sich nicht. Tief in den Wagen zurückgelehnt, daß er ihre Züge kaum mchr unterscheiden konnte, sprach sie Wetter: „Wirklich, dies Märchen von der Zauberin paßt auf mich. Alle Männer, welche mir nahe kommen, verwanden sich, wie wenn böse Künste dabei

im Spiele wären. Auch Sie, mein Armer, leiden darunter. Wo ist Ihre Jugend hin entschwunden, diese göttliche, frische Zugend, die mich wie ein Früh lingswind anwehte; wissen Sie, damals, als Sie eben aus der Provinz kamen?' Paul blickte sie an, plötzlich hörte er mit seinen durch den Argwohn geschärften Ohren das Konven ttonelle, Unechte aus ihren Worten heraus, und un vermittelt hielt er ihre Hand fest in der seinen, und sein Antlitz tauchte ganz dicht vor dem ihren auf. „Fernin?' fragte er fast

Du Dich auch für ihn?' . . ^ Heller Laternenschein huschte plötzlich in das dunkle Gefährt, das blaffe Antlitz des jungen Weibes schien wie ein weißes Marmorhaupt leblos aus der Finsterniß herauszuragen. Paul erschrak. Es war Alles wie seltsamer bethörender Spuk. MÄante wandte sich gleichgültig herum. „Ich interessirte mich flüchtig für ihn,' fuhr sie fort, „ich unterhielt mich auch gern mit ihm. Ams an dem Maler war eigenartig, die Natur schien ihn in einer sarkastischen Laune geschaffen zu haben. Auch sah

! Alles das erzählte er mir, Paul, und dann —' Mit einem plötzlichen Ruck hielt der Wagen zu fällig an einer Straßenecke, und Paul, der wie ge lähmt neben dem jungen Weibe saß, bemerkte, daß Melanies Mund sich mechanisch geöffnet hatte, während alle ihre Glieder im Fieberkrampf oebten. „Und dann?' flüsterte er gedankenlos — »sprich weiter!' „Dann,' sagte sie monoton und ermattet, „fiel er vor mir nieder, verfluchte sich und die Stadt, bettelte mich um Verzeihung, und betete mich an —' „Betete?' — Paul reckte

mit einer Berliner Kellnerin verheirathet. einer unwürdigen, ungebildeten Person, die ihn bereits mit mehreren Kindern beschenkt hatte. Die Verzweiflung über sein verpfuschtes Lebens glück muß den Wahnsinn völlig in ihn» aufgepeitscht haben, nur so war mir auch seine Wuth, ja die Er bitterung gegen unsere Stadt ecklärlich, die ihn wohl erst alle ihre Reize kosten ließ, bevor sie ihn in ihren tiefsten Pfuhl hinabzog.' — Merkwürdig — Paul rückte betreten von ihr fort: Dann stammelte er zusammenhanglos

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Seite 6 von 16
Datum: 18.04.1903
Umfang: 16
der Musik ist. — „Zu der Oper meines Vaters Mein Vater, innig befreundet mit Liszt Mein Vater ' „Na, nn sprechen Sie auch mal von etwas Anderem!' meinte Kathi gelangweilt und rückte von Siegfried fort, um sich besorgt an Paul zu wenden. Zerstreut, ja angeekelt von der flachen Unterhaltnng dieser Lebemänner, hatte Paul bis jetzt seinen Platz behauptet, noch immer hoffte er, daß er sich unbemerÜ entfernen könnte, als aber nun die Witze der Herren anzüglich wurden, als alle cynisch auf irgend

ein Verhältniß anspielten, das zwischen ihm und seiner hübschen Gefährtin obwalten sollte, da begann sich zum ersten mal eine wilde, hinstürmende Wuth in ihm zu regen! Unten kreischten und lärmten die Trompeten, auf der Bühne drehten sich russische Tänzer in grotesken Windungen hin und her. Dazwischen Perlte und schäumte der Champagner, den der freigebige Banquier hatte auftragen lassen, und plötzlich fühlte Paul, wie ihn ein fürchterlich ängstlicher Rausch packe, wie seine wirren Gedanken auseinauderfuhren

. Alles war still. Nein, doch nicht. Ueber die nächste Treppe huschte etwas, und es war, wie wenn eine bekannte Stimme fragte: „Also Sie lieben diesen dummen Jungen?' Ein silbernes Lachen erklang. „Möglich — vielleicht.' „Gute Nacht', wünschte eine Männerstimme. Dann verloren sich die Worte. Paul aber tastete sich in die dunkle Stube hinein und griff aufs Geratewohl die Wasserkaraffe. — O! wie wohl das that, dieses wenige kalte Waffer, und «nn ein Druck — und das elektrische Licht ver breitete seine tröstliche

um Pardon, aber diese kleine Pappentopf ist ein Rindvieh — halt — richtig — as. endlich, — sie ist eine Genie die kleine Papventopf, sie hat einen Anschlag wie Bülow — ich habe es stets gesagt!' All diesen Wirrwarr hört Paul von seinem neuen Zimmer aus mit an, lächell und trinkt be haglich seinen Kaffee dazu. Nein, sie stören ihn nicht, diese Stimmen, sie gehören zu dieser traulichen Umgebung, ebenso wie die rothen Nelkentöpfe vor dem Fenster, ganz genau so wie die beiden Stahl stiche vom alten Kaiser

prachtvoll abgestaubt, ragen neben der Thüre große und kleine Büchnr in ihren Gestelle», und nicht weit davon zeigt ein einfaches, schwarzes Strecksopha an, daß sich hier ein Mediziner ein genistet hat. Das Tranlichste der ganzen Ein richtung aber bildet unstreitig die alte, dreieckige Standuhr mit ihren getriebenen Blechbeschlägen, die Sonne und Mond darstellen, und mit ihrem mächtigen, grünblauen Zifferblatt. Diese Uhr hatte den Ehren platz mitten auf jener Kommode erhalten, in welcher Paul

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Seite 4 von 8
Datum: 01.05.1903
Umfang: 8
Nr. 98 „Nozner Heilung' sSiidtlroler Taabla-t) Freitag, den 1. Mni 190H. Zanberin Ctrre. Roman von Georg Engel. (Nachdmck verboten.) Motto: Die große Stadt Meist gern Krystalle Zu runden Kieselsteinen ab. 1 -'> esimg. „Ist Dir Frau Brandes denn nicht sympathisch?' „Mir?' — Ihn durchschauerte es, daß es Else hätte fühlen müssen. „Gott, sie ist eine Frau, wie alle Frauen.' Er murmelte es nur vor sich hin. „Wer Paul, siehst Du denn nicht, daß sie mehr als schM lst.^ ^ ^ biß die Zähne zusammen

auf .dem Sopha saß, den winzigen Muff in der Hand? „Da ist er,' sagte Mutting noch einmal, und die elegante Dame, die neben ihr saß, wandte das Haupt nach dem Eintretenden. „Herr Doktor?' Melanie sagte es mit der ihr eigenthümlichen fragenden Stimme, in der soviel Ermuthigendes liegt. Und Paul wunderte sich über sich selbst. Er erschrak gar nicht, es erschien ihm Alles so natürlich, so längst erwartet, daß er das geliebte Weib ohne Aufregung begrüßen konnte, ja selbst mit Herrn Brandes, der sich neben

erstrebten Pelzes, Else deckte in fliegender Eile den Tisch, Mutting erschöpfte sich in Ausdrücken der Bewunderung über die nun sichtbar werdende moderne dunkelgrüne Tuchrobe ihres Be suches, und Paul, der eben dem sich verabschiedenden Ballier die Hand schüttelte, fühlte wieder jenen selt samen Blick des schönen Weibes auf sich gerichtet, der da deutlich sprach: „Du und ich — ich und Du, wie kommen wir in diesen Kreis?' „Guten Abend, Melanie,' wünschte Benno sich noch einmal verbeugend. ^Adieu

so dicht vor den Mnnd, daß der alte Herr sie sofort herzhast Lißte. Die Familie brach in ein munteres Gelachter aus, nur Paul wagte seinen Blick nicht mehr zu erheben. „O!' sagte Melanie, indem sie sich zu den An deren wandte: „Papa Hein war früher aewiß ein Don Juan?' „Ach nein,' entgegnete Mutting ein wenig be schämt. „Das weißt Du man blos nicht, Alsching.' behauptete der alte Herr und zwinkerte mit den Augen. So zog die gewandte Dame der großen Welt die Unterhaltung hin, und halb andächtig saß

ihr Elfe gegenüber. Diese Frau erschien ihr aE ein unerreich bares Ideal. Warum blieb Paul allein so stumm? Nein, er wollte bei seinem Entschluß beharren, er wollte denn- noch und trotz alledem dieser siegenden Schönheit widerstehen, und während er Elses Hand suchte, las er in den ihm so wohlbekannten Zügen des jungen Weibes mit einem anderen, init einem fast ärzt lichen Blick. Wie war sie blaß geworden in der Zwischenzeit, wie matt schimmerte das Blut durch die zarte Hant ihrer Wangen. Um ihre Augen

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Seite 5 von 12
Datum: 02.08.1902
Umfang: 12
. Bertoldi u. Fam., Verona. Fritz Hund, Baurat, Arnsberg. Ant. Pospisil, Kor porator, Charwall. Paul Neubert, Chemnitz. Dr. Edwin Leonstein, S. Sardori, Dr. Siegb. Kantor- rowiz, Chemiker, G. Ludwig, Kfm., Berlin. Ludw v. Bodola u. Frau, Prof., Budapest. Dr. vanWin- gaarde, Rotterdam. W. L. Scheffer, Mannbach. Max Perlmann, Kfm., Prag. Ch. Dalmores, Opernsäng., Brüssel. Hugo Stein, Amtsrichter, Schlesien. Max HendriS, Priv., Leipzig. Armin Michalup, Kaufm., Leop. Rechuitzer u. Frau, Bankdir., Wien. Hotel

de l'Europe. Paul Graeger, Oberlehr., Friedeberg. Dr. Wilh. Lilie, Arzt, Apolda. Math. Gowen, Notar, Hildesheim. Dr. Max Haupt, Rechts- prakt., Zwittau. Alex. Gevekot n. Frau, Staatsmini ster, Detmolb. Frl. Nadine Mestens, Lehrerin, Frl. Helene Bauer, Lehrerin, Bremen. Friedrich Koppal, Adv., Berlin. Hugo Joswich u. Frau, Reg.-Rat, Schleswig. Amand Kamauf, Rfd., Fräul. A. Pfaff, Dr. Art. Ritter v. Raindl u. Tocht., Wien. Hotel Greif. Otto Berndorf, Ref., Hohen- stein. A. Conrad, Apoth., Bachwang. Gerh

. Dem- mering, Weimar. Gottf. Bentele, LR., Rottweil. A. Amann u. Frau, Heilbronn. Gust. Funke, LGR., Allenheim. Gust. Bolz, Arzt, Ludwigshafen. Franz Vrunner u. 2 Töcht., Lehrer, Lienz. Karl Vrutzner mit Frau v. Tocht., Oberlehrer, Glauchau. Dr. Alb. Liessen, Arzt, Steyr. C. Cavalka, Priv., Verona. Dr. M. Ciom n. Fam., Genua. Dr. Egger, Arzt, Straubing. Frau Obstl. Gerinke, Hannover. Adolf Horn, Kfm., Hamburg. Paul Kreglinger u. Fam., Antwerpen. Kastan, OLGR., Posen. Z. Kallmaun, Gießen. Paul Pfeifer

, Kfm., Hugo Dreifert, Bürgermeister, Kottbus. Wilh. Cramer u. Kinder, Zfm., Leipzig. Emil Deimuth, Obl., Karl Eifelt u. Frau, Bahnbmt., Brüx. Paul Mosse u. Fam., Fabr.. H. Kuchenmeister, Kfm., Ludw. Hölbe u. Familie, Eugen v. Dolming u. Frau, Generalmajor, Berlin. Frau Anna Badewortt, Berlin. Frl. Th. u. Berta Betge, Brandenburg. Dr. Buttmann, Arzt, Berlin. Th. Marotzke, Dr. Robert v. Erdberg, Dr. Alfred Brück, Arzt, Gust. Böfel, Rektor, Berlin. Dr. Th. Ritt. v. Weinzierl, k. k. Hoftat

, Lehrer, Hans Brümmer, Zahnarzt, Dr. Artur Tetzlaff, Buch händler, Paul Wolff mit Frau u. Tocht., Bk.-Rat, Heinrich Salinger, Kfm., Berlin. Hotel Riesen. Oskar Weiß u. Sohn, Kfm., Neuselwitz. Joh. Gätjeus, Lehrer, Blantenese. Ed. Grundmann, Lehrer, Dresden. Aug. Diettrich, Mün chen. Dr. W. Küttsteiner, Arzt, Hanau. Karl Ricek u. Tocht., Prof., Mecklenburg. Magdalena Ricek u. Vater, Neustrelitz. Max Schütze, Lehrer, Zittau. G. Schütze, Lehrer, Löbau. Rich. Müller, Lehrer, Leip zig. Alb. Michaelis

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