Aus Kaiser Josef'S letzten Lebensjahren. Historisch. (Schluß.) Der Bauer erzählte: „Kaiserliche Majestät! Als ein schlichter Bauersmann, der Gott und die Obrig keit fürchtet, ernährte ich bisher, nichi reich, nicht arm, meine Frau und vier Kinder von dem Ertrage meines HofeS bei Münddorf, unweit Salzburg gelegen. »Nun hatte ich einen Nachbar, der wie ich einen Meierhos besaß und ivie ich arbeitete, sorgte, sparte. Wir waren liebe, treue F>runde, bis ihn vor nahe fünf Jahren der Tod
. Alle meine Versuche, ihr LooS zu erleichtern, alle Mühe und Wege, dir ich um ihretwillen ohne Scheu machte, blieben erfolglos. Sie llagt, sie jammert und meint in ihrem Elend zu vergehen. ES blieb unS darum nur ein Weg, durch welchen wir noch Hilfe erwarten können und dürfen; wein ganzes Hertrarun war und blieb stets auf d^n Kaiser gerichtet. Die Reise war zwar weit und schwer, jedoch eS mußte geschehen. Dabei hoffte ich ja auch meinen Sohn, den ich in Wien zu treffen vermeinte, zu sehen und zu trösten
. Er sollte mir den Weg zeigen, um zu meinem Kaiser zu gelangen. Nach fünf Tagen kam lch in Wien an, ich traf meinen Anton nicht; ohne zu rasten, eilte ich hieiher, und nun ist alles geschehen, wie eS kaiserliche Majestät wissen. Ich habe schwer gefehlt, wie auch mein Sohn, aber erbarmt Euch unser, die so unschuldig leiden und dulden; verlasset unS nicht; denn nahe stehen wir sämmtlich dem Untergange.' Mehr und mehr hatte sich im Laufe der Erzählung die Stimme des Bauern erhoben; seine Augen glänzten unter Thränen
; Euer Weg soll kein ver geblicher gewelen sein. Auch seid hinsichtlich Eures Sohnes unbesorgt; ihm soll die sorgfawste Pflege zu Theil werde». Ist er, waS ich hoffe, genesen, so sollt Ihr ihn bald wiedersehen und dann wag er sein Rosel ehelichen. Ich habe mich gefreut, einen so guten, trefflichen Sohn beobachten zu können. Wollte Gott, «S könnte sich jeder Vater solch braver Söhne erfreuen; denn ein guter Sohn, der seinen Vater liebt, ist auch ein guter Soldat und liebt auch seinen Kaiser ; dieS sind seine sichersten
undfestesten Stützen Damit war der Bauer entlassen. Von den Aerzten erfuhr er, daß sei» Sohn auS jeder erheblichen Ge fahr sei, und beruhigter betrat er am Abend daS Zim mer deS Kaisers, der ihm ein Schreiben für den Statthalter, Grafen von Borny. in Gratz übergab. »ES wird schon anders werden', sagte er noch huld- 1 Eigene Worte des Kaiser« Josef'« II. Druck und Verlag der voll zu ihm. »Geht nun ruhig in Eure Heimat zu rück! Eure Noth ist dem Ende nahe. Euren Sobn überlaßt mir, ich werde statt