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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 13.09.1862
Umfang: 8
» an die Mit glieder des Abgeordnetenhauses versendet: die Spezialaus- weise der Ministerien der Finanzen und der Justiz, sowie jene der Controlsbehörden, — Ihre Mai. die Kaiserin hat nachstehende Damen zu ihren Palastdamen ernannt: Fürstin Marie Starhembera. geb. Gräfin Türbeim; Gräfin Iosephiue Blome, geb. Grä fin Buol-Schauensttin; Marquise Jsabella Cavriani. geb. Prinzessin von Campofranco; Gräfin Lonise Clam-Marti- nitz, geb. Gräfin Bombelles; Gräfin Leopoldine Couden- hove, geb. Frciin v. Honrichs; Gräfin

Helene Erdödy. geb. Gräfin Oberndorf; Gräfin Iosephiue Falkenhayn. geb. Gräfin Paar; Gräfin Franeisca Hardegg, geb. Gräfin Wrbna; Gräfin Eleonore Hoyos. geb. Gräfin Paar; Grä fin Elisabeth Kaiinitz. geb. Gräfin Thun; Gräfin Julie MittrowSky, geb. Gräfin Salis; Gräfin Maria Anna Paar, geb. Gräfin Eszterhazy; Marquise Karoline Pallavicini, geb. Gräfin Erdödy; Gräfin Marie St. Julien, geb. Grä fin KhevcnhüUer; Gräfin Karoline St. Ouentin. geb. Grä- fin Sternberg; Gräfin Eleonore Sternberg. geb. Freiin

Orczy; Gräfin Johanna Thun-Hohenstein, geb. Altgräfin Salm-Reifferfcheidt; Gräfin Marie Wenkheim. geb Gräfin Zichy; Gräfin Emma Marie Wilczck. geb. Gräfin Emo- Capoditista; Gräfin Karoline Wimpffen. geb. Gräfin Lamberg. Agram. 3. Sept. Einer hier eingetroffenen telegraphischen Depesche zufolge, ist gestern zwischen 5 und L Uhr Mor gens der von hier abgegangene Mallewagen auf der Strecke Otocac-Polusic, trotz der nicht unbedeutenden Militärbede- ckung überfallen und ausgeraubt worden. Hierbei sollen

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Bozner Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 13.03.1902
Umfang: 8
Nr. 60 „Bozner Zeitung' (Südtiroler Taqblatt) Donnerst, g. den 13. März 1902. ver öergangenbeit 5cbstten. Roman von Franz Triller. sZlich»i«ck 7. Fortsetzung. „Betho, Du schmeichelst' — lächelte die Gräfin und gab ihn einen leichten Schlag auf die Hand, die er faßte und galant küßte. „Gute Fee. Gretchen ganz richtig ausgedrückt.' „Gewiß, Frau Gräfin ist der Segen der ganzen Gegend', sagte der Pfarrer. „Nun. wenn man mich hier mit Gewalt zum Erröthen bringen will, so komm', Gretchen, laß

.' „Nun, und dann?' „Habe ich fleißig Französisch getrieben und „die Blume des Gefangenen', das herrliche Buch Saintines. welches mir die Frau Gräfin schenkte, ins Deutsche übersetzt. Ich lese es im Original fließend, und es hat mir unendliche Freude be reitet.' „Ja, es ist ein seltenes Buch, und in klassischem Französisch geschrieben.' „O. es ist wunderschön. Mit welcher Feinheit führt der Dichter hier seinen mit Gott und Welt hadernden Helden durch die einfachste Erscheinung zum innigsten Glauben zurück.' „Ja. Kind

, durch das hohe Wunder, daß nur die Wunder, die uns rings umgeben, so alltäglich werden können.' „Nur das Eine hat mir nicht gefallen, daß das junge Paar in seinem Glücke die Blume, der es so vielen Dank schuldet, vergißt und verdorren läßt.' „Es liegt eine bittere aber tiefe Wahrheit darin, im Glück vergessen wir leicht die, die uns in der Noth Gutes gethan haben.' „Ich nicht, ich gewiß nicht, Frau Gräfin.' Die Gräfin drückte herzlich den Arm des Mädchens: „Ich glaube es Dir, Kind, aber es ist selten

. Nun, es freut mich, daß Dir das Buch Freude gemacht hat, es wird leider in Deutschland wenig gelesen.' „Wie schade, es ist ein köstliches Buch.' „Nun, und was haben wir sonst noch Alles erlebt?' „O, Frau Gräfin, ich habe wieder zwei neue Schülerinnen für meineNähschule bekommen, kleine schmutzige, aber ganz gute Mädchen. Ich zähle jetzt schon vierzehn, und sie machen Fortschritte. Es ist eine kleine wilde Schaar und möchte lieber im Freien herumtoben, als am Nähtisch sitzen, aber ich bin sehr streng

die Gräfin ein: «Also wir sind im Tanzen glück lich, Fräulein?' „Ich weiß wenigstens nicht, wie ich glücklicher sein könnte.' Die Gräfin zog Gretchens Kopf an ihre Brust, hielt ihn einen Augenblick umschlungen und küßte die reine weiße Stirn mit einem seltenen Ausdruck von Güte. „Gott erhalte Dich alle Zeit Deines Lebens so glücklich als Du bist.' Es lag in dem Tone, in dem die Gräfin sprach, etwas so tief ergreifendes, daß dem jungen Mäd chen die Thränen ins Auge traten. Es klang daraus hervor: Sei

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Bozner Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 07.03.1902
Umfang: 8
Nr. 55 ver vergaiigendeit Zcdstte». Roman von Franz Treller. sNichdmck verboten.'! Z. ivort 'ktzUNg. Was lag denn in diesen Worten, daß der Mann, der so große Gewalt über seine Züge besaß, unwill kürlich die Brauen zusammenzog, unter denen die Augen dann unheimlich hervorblitzten. Doch augen blicklich klärte sich sein Gesicht auch wieder, und er entgegnete: „Ja, Frau Gräfin, meine Jugendzeit ist die Vorläuferin eines Daseins voll Behaglichkeit und innerer Zufriedenheit gewesen, und ich hoffe

, soweit es noch nicht geschehen ist, denen, welche das Glück meines Lebens begründen halfen, noch reich lichen Dank abstatten zu können.' Diese Worte wurden, wie die früheren, mit voll endeter Höflichkeit gesprochen, doch lag dabei in dem auf der Gräfin Antlitz gerichteten Auge etwas, was nicht ganz mit ihrem harmlosen Inhalt überein stimmte. Ob die Gräfin in diesen Worten etwas Be sonderes fand? Nicht die leiseste Bewegung in ihrem Gesicht ließ darauf schließen. „Sie sind mit diesem so freundlichen

, hatten sich in einzelnen Gruppen im Saal und im Nebenzimmer niedergelassen, während das gräfliche Paar sich zwischen ihnen bewegte unö freundliche Worte austauschte. Die Diener reichten Thee herum. Die Gräfin setzte sich zu einigen Damen, welche in einer Ecke des Saales um einen runden Tisch Platz genominen hatten. „Es ist charmant, liebste Gräfin,' sagte die Baronin Meder, „daß Sie von Ihrer schönen Ge pflogenheit, uns noch einmal in Ihrem traulichen Heim um sich zu sammeln, ehe der langweilige Sommer herankommt

Blick auf die junge Frau die Gräfin, „es sei ihr Ernst mit dem, was sie sagt, und doch weiß ich. welch tiefen Eindruck eine herrliche Abendlandschaft auf sie machte.' „Nun ja, gewiß, man sieht sich ja so etwas ein mal an und erfreut sich daran, aber uur wie an einem Dekorationsstück, welches der liebe Gott eigens für die Städter in schöner Beleuchtung aufgestellt hat. Man darf nur nicht zu viel davon haben.' „Ich erfreue mich vor Allem der stillen Sommer monate auf dem Lande.' „Ja. liebste Gräfin

tief in meinem Innern ruht?' ' „Ja, das glaube ich. und ich glaube auch, daß sie reich genug ausgestattet ist, um die Selbstgenüg samkeit zu keinem besonderen Opfer zu machen.' Lächelnd entgegnete die Gräfin der lebens lustigen jungen Frau: „Ich hänge mit allen Fasern meines Seins auch mit dieser „besten aller Welten' zusammen, nur suche ich die Unterhaltung nicht ganz aus den Gebieten wie Sie. liebe Meder, aber Unter haltung muß ich auch baben, ganz genügt die inner? Welt

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Bozner Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 27.03.1902
Umfang: 8
Nr. 70 „Bozner Zeitung' (-'^'roler ?nnl'lnt»'» Donnerstaa, den 27. Mär; 1W? ver ilergangenbeit Scbstte«. Roman von Franz Treller. sNachdmck deSotm-Z 17. Fortsetzung. Gräfin Edder saß auf dem Sopha im Haus kleide, als Berger vorgelassen wurde. Der Beamte verbeugte sich ehrerbietig und nahm auf dem Stuhle Platz, den sie ihm durch eine Bewegung der Hand anwies. „Ich bin nicht ganz wohl, Herr Rath, und nur die Betonung Ihrer amtlichen Eigenschaft konnte mich bewegen, Sie zu empfangen. Womit

kann ich Ihnen dienen?' ..Die mir zugewiesene Aufgabe, das Dunkel aufzuhellen, welches über dem Morde schwebt, ist so schwierig und komplizirt, daß ich gegen meine Pflicht fehlen würde, wenn ich von hier schiede, ohne Ihnen, Frau Gräfin, einige Fragen vorgelegt zu haben.' „Bitte, fragen Sie, Herr Nach?' Die Bonhommie, welche der Polizeimann öffentlich zur Schau trug, hatte einem ruhigen, würdevollen Ernste Platz gemacht. „Bemerken muß ich, daß ich zwar in anttlicher Eigenschaft meine Fragen stelle, aber die Frau

Grä fin die Beantwortung derselben mir verweigern können.' „Es scheint -also, ich bestehe ein Verhör?' „Ich hatte schon die Ehre, zu bemerken, daß gnädige Gräfin meine Fragen nicht zu beantworten nöthig haben, ich bin kein Untersuchungsrichter. In meiner Eigenschaft als Geheimpolizist bin ich verpflichtet, sie zu stellen, das ist Alles. Frau Grä fin wollen hier gütigst den Mann von seinem Amte trennen.' Er sagte dies in solch ruhiger, würdiger und zugleich so artiger Weise, daß die Gräfin

mit gleicher Höflichkeit entgegnete: „Gewiß, Herr Rath, ich trenne stets den Mann von seinem Amte. Also bitte, fragen Sie, und ich werde das Wenige, was ich überhaupt weiß, gern mittheilen.' „Wenn die Frau Gräfin mir sagen wollten, wo dieselbe in dem Augenblicke war, als der Schuß fiel?' Obgleich die Frau auf allerlei Fragen vorbe reitet war. doch nicht gerade auf diese. Sie stutzte einen Moment. „Als der Schuß fiel? Ich war hier im Park, Herr Nach, ich pflege um diese Zeit meinen ein samen Spaziergang

zu machen.' „Und der Schuß erschreckte die Frau Gräfin sehr?' „So sehr, daß ich.in wilder Hast nach dem Schlosse zulief.' „Befanden sich die Frau Gräfin in einem ent fernten Theil des Parkes?' „Soviel ich mich entsinne, befand ich mich in der Nähe der Mauer, welche den Park nach Osten zu umgrenzt.' „So, daß Sie sehr bald, nachdem der Schuß vernommen worden war im Schlosse eintrafen.' „Sobald als mein eiliger Gang es gestattete.' „Darf ich fragen, ob eine besondere Ursache oder Veranlassung vorlag, daß der Schuß

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Bozner Zeitung
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Seite 4 von 10
Datum: 02.05.1912
Umfang: 10
, Orangenblüten und Myrten, die beiden Seitentische mit Melrosen und der Verbin- vungstisch mit lachssarbiqen Nelken und alle Tisch« durch feinstes Gnin gcschmnckl waren. Die Tafel, sowie der Saal bot eine» herrlichen Anblick. Die Sitzordnung bei der Festtafel war folgende: An dem Tische der Neuvermählten nahmen Platz: rechts vom Fra Carl Thun, Gräfin Neipperg, Msgr. Propst Trenkwalder, Gräfin Platen, Graf Clam-GallaZ, Statllzaltereirat R. v. Haymcrle; links vom Braut paar: Fürstin Wlndisch.qrätz

. Se. Em. Galeazzo Graf Thun, Prinzessin Ludwig Windifchgrätz, Graf Mar Thun, Prinzessin Ernestine Auerßperg, Graf Rudolf Thun. Gegenüber dem Brautpaare: FML. Baron Kirchbach, Gräfin Adolf Waldstein, Fürst Hugo Windischgrätz, Gräfin Waldstein,.Fürst Franz Aucrsperg, Gräsin Thun-Salms, Fürst Windifchgrätz, Gräfin Dubsky, Graf Neipperg, Fürstin Hugo Win, sischgrätz, Graf Waldstein, Fürstin Lobkowitz. Am zweiten Tische saßen in der Reihenfolge ver Tisch- ordnmig : der kleine Graf Samberg, der als Page

ic Brautschleppe trug, Gräfin Elisabeth Wolken- stcin, Graf Adolf Waldstein, Baronin Thiennen, Graf Paul Apponyi, Gräfin Thun-Mirach Graf Wilhelm Wolkenstein, Gräfin Toggenburg, Baron Mirbach, Erb- gräfiu Neipperg, Fürst Hugo Windifchgrätz, Gräfin Gabriele Elam-Salm,Graf Enzenberg, Gräfin Bofsi- Fedrigotti, Prälat Noller, Gräfin Lamberg-Waldstein, GBt. Pokorny, Gräfin Szapary, Graf Forni, Ba ronin Fanopheus, Major Baron Unterrichte?, Gräfin Anna Neipperg, Dr. v. Guggenberg. — Am dritten Tisch : Frl

. von Clanner. Prinz Max Lobkowitz, Baronin Unterrichter, StiftSpfarrer P. Jmfeld, Frau von Clanner, Prinz Eduard Windifchgrätz, Gräfin Rudolf Thnn, Erbgraf Neipperg, Gräfin Christiane Clam, Graf Bossi-Fcdrigotti, Fürstin Wilhemine Windifchgrätz, Gräfin Marie Enzenberg, Barsn Hun- cker, Gräfin Mathilde Thun, Graf Toggenburg, Gräfin Apponyi, GrafLamberg, Gräfin Ceschi-Windifchgrätz, Freiherr von Thienen, Gräfin Johanna Thun unl» Baron Carlo Fleigner. — Für die Kranzeldamen und ihre Herren war ein eigener

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Bozner Zeitung
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Seite 6 von 12
Datum: 15.03.1902
Umfang: 12
?' Gretchen lachte, erröthete aber dabei. „Nein,' rief sie der Gräfin entgegen, „ich sammle einen Wiesenstrauß für Sie. das Blumen- orakel zu befragen, habe ich noch keine Veran lassung.' In innigem Tone flüsterte die Gräfin: „Dich, Gretchen, will ich behüten — mich', setzte sie noch leiser, trauervoll hinzu, „hat Nie- mand behütet.' Gretchen hatte, trotz der geringen Mittel, welche die Frühlingswiese bot, ihren kleinen geschmack vollen Strauß fertig und überreichte ihn der Gräfin mit einein anmuthigen

, als er die Damen sah und grüßend den Hut zog. Die Gräfin schien keineswegs angenehm über rascht, als sie ihn erblickte. Als sie ihm nahe war, sagte sie: „Nun, Arthnr. Sie hier, und jetzt?' „Habe Urlaub genommen, gnädige Tante.' «mtgegnete der junge Mann, dessen Haltung den Militär verrieth, nicht ohne bemerkbare Befangen heit in seinem hübschen, mit einem kleinen wohl- gepflegten Schnurrbart gezierten Gesicht, „wichtige Angelegenheit. Wollte erst mit der gnädigen Tante sprechen, ehe ich mit dem Onkel rede

.' ..Nun, mein lieber Neffe, von der wichtigen Angelegenheit kann ich mir eine Vorstellung machen. Gretchen, gehe und suche die Andern auf. sage meinem Mann, ich hätte Neffe Arthur hier ge troffen und käme mit ihm zum Schlosse nach.' Gretchen ging davon, den Offizier, der höflich sein Hütchen zog. leicht grüßend, und verschwand hinter den Büschen, während die Gräfin mit ihrem Begleiter langsam nachkam. Als diese später mit dem Neffen des Grafen die Gesellschaft, welche sich in der Nähe des Schlosses niedergelassen

hatte, erreichte, und der junge Herr von Stade seinen Onkel begrüßte, em pfing ihn dieser zwar höflich, aber ernst. Nachdem er ihn seinen Gästen vorgestellt hatte, richtete er einen fragenden Blick auf seine Frau, doch blieb dieser unbeantwortet. Der junge Herr schien unruhig und verlegen, und es wollte eine Unterhaltung nicht gleich in Gang kommen. Das Anfahren eines Wagens war erwünschte Unterbrechung. „Es sind Schaffenbergs.' sagte die Gräfin, welche die Allee hinabsah, „ich kenne ihre Rappen

mit fleischigem, rundlichem Gesicht, entstieg unter den, Beistand ihres Gauen dem Wagen und umarmte dann die Gräfin. Schaffenberg eilte auf den Grafen zu und be- gann, noch ehe dieser ein Wort der Begrüßung sagen konnte, mit großer Zungengeläufigkeir: Mit außerordentlichem Vergnügen vernommen, baß Sie, lieber Graf, schon Ihre Sommerresidenz bezogen haben, und wie Sie sehen, beeilen wir uns. unsern nachbarlichen Besuch zu machen. Sind auch erst vor etwa acht Tagen von Berlin eingetroffen. Fängt an, verteufelt

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Bozner Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 20.03.1902
Umfang: 8
Frühlingsregen neues Leben zugeführt hat. so daß es Knospe auf Knospe treibt. Meinen Sie nicht, Frau Gräfin, daß es mit zu den höchsten Gütern dieses Daseins gehört, mit den Empfin dungen auch das Glück der Tugend wieder auf. wachen zu lassen?' Was wollte der seltsame Mann mit alle dem? Was bedeutete diese ihr immer unheimlicher wer dende Fröhlichkeit? War es Komödie, die er spielte? Aber zu welchem Zwecke? War es wirklich heitere Stimmung, die sich so überraschend kundgab? Oder — es kam ihr der Gedanke

, dieser Antwort Schaffenbergs war es zu danken, das; er sich löste und ein Lächeln selbst auf die Lippen der Gräfin lockte. HorUfels schaute ihn nnt seinen dunklen Augen an, als ob er ein seltenes Thier vor sich sähe, aber Schaffenberg, der nach seiner geistvollen, sichtlich mit Beifall aufgenommenen Bemerkung seine Sicherheit wiedergefunden hatte, ließ sich nicht be irren und fuhr sort: „Die Frau Gräfin hat durchaus recht, jedes zu seiner Zeit im Leben wie im Jahre. Wenn ich be- denke, welche ausgelassenen

.' „Mir war der Herr heute unheimlicher als je', sagte Gretchen leise, nnd die gute Pfarrerin setzte hinzu: „Nun. wahrscheinlich ist ihm ein unverhofftes Glück zu Theil geworden, das ihn so erregt, Ihr müßt nicht so schroff urtheilen.' Draußen im Park stand Klaus und schaute Hornfels mit einen. Blicke an, der wenig Freund liches an sich hatte. Hornfels jagte zur Gräfin, als er den Jäger erblickte: „Dieses rauhe Waldgewächs dort ist ja wohl noch ein Erbstück'von Ihrem seligen Vater her?' „Ja, es ist mein Klaus

sehr verändert haben.' Der, von dein die Nede war, stand ruhig unten und richtete sein Auge, nachdem es sich von Hornfels abgewendet, auf die Gräfin. Diese las darin, daß er ihr etwas mitzutheilen habe, obgleich das braune Gesicht des Alten so un beweglich war wie immer. „Wenn es den Herren gefällt, wollen wir einen kleinen Gang durch den Park machen^ derweil der Kaffeetisch hergerichtet wird.' Man stimmte freudig zu, und die Gräfin schlug den Weg zum Bassin ein. „Ja, Klaus ist alt geworden,' entgegnete

sie dem Prokurator, „doch ist er trotz seiner siebzig Jahre von seltener Rüstigkeit. Mein Vater und er waren ein seltsames Paar, ich glaube, die konnten sich unterhalten, ohne die Sprache anzuwenden; denn oftmals saßen sie, ihre Jagdpfeifen rauchend, stundenlang schweigend beieinander. Mein Vater stellte den- unscheinbaren alten Mann das Zeugniß aus, einer der tapfersten und rücksichtslosesten Wüstenkrieger gewesen zu sein, welche die Legion auszuweisen hatte.' Die Gräfin wurde gewöhnlich lebendig

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Bozner Zeitung
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Seite 6 von 12
Datum: 08.03.1902
Umfang: 12
Nr 50 ver Vergangenheit 5ebstten. Roman von Franz Treller.', sNichdruck verbotcu-Z Z. Zvorvetzung. ..Ich bin ganz erstaunt, daß Gräfin Edder diesen lassiven Franzosen liest und sogar be wundert.' „Sollte ich von einer su hervorragend littera rischen Erscheinung keine Notiz nehmen?' „Ich finde ihn höchst interessant', flüsterte die junge Frau, welche zuerst dasWort genommen hatte. „Ich auch.' setzte eine andere eifrig hinzu, „aber man darfs nicht sagen.' Alle lachten heiter auf. „Die Aesthetiker

streiten über die künstlerische Berechtigung des Naturalismus, ich für meine Per son stehe auf Seite derjenigen, welche sie ihm ab- fprechen. dies verhindert mich aber nicht, die Voll endung anzuerkennen, mit welcher Zola auch den Schmutz des Lebens abkonterfeit. Ick) beneide ihn nicht um seinen Ruhm.' Die Damen schwiegen hierauf, bis eine aus dem Kreise schüchtern fragte: „Können Sie sich mit Ibsen befreunden, Frau Gräfin?' „Noch weit weniger, als mit Zola. Des Fran zosen Naturalismus

hat doch, so sehr man ihn ver werfen mag. etwas gesundes an sich, bei des Nor wegers neueren Werken ist alles krank, der Dichter, feine Helden, und am kränksten ist die sogenannte Ibsengemeinde.' „Ibsen ist vor allem langweilig,' äußerte die Fragerin hierauf, „der Franzose aber unterhält mich sehr.' Da einige Damen hinzutraten, welche auf weniger vertrauten Fuße mit diesem kleinen Kreise standen, wechselte man das Gesprächsthema. Als nach einigen Minuten die Gräfin nach dem großen Saale zurückging, begegnete ihr Hornfels

. „Ich habe versäuntt. mich nach Ihrem kleinen Schützling im Pfarrhause von Lindenruh zu erkun digen, gnädige Gräfin, darf ich erfahren, wie es dort steht?' „Im Pfarrhause ist nach den Nachrichten, die ich erhielt. Alles wohl.' „Ich habe ein ganz besonderes Interesse für die junge Dame, welche Sie mit so viel Zuneigung be- ehren, und gäbe etwas darum, wenn ich das Dunkel aufhellen könnte, in welches Ihre ersten Lebens- umstände gehüllt sind. Es mutz da etwas Geheim- nißvolles zu Grunde liegen.' „Das Interesse

, wÄches der Oberstaatsproku rator', dieses Wort betonte sie leicht, „an meiner jungen Freundin nimmt, ist gewiß sehr schätzens- werth. indessen ist für sie die Gegenwart so sonnen hell. daß es mehr als grausam wäre, die Schatten der Vergangenheit heraufzubeschwören.' „Sonnenhell! Welch strahlendes Glück birgt Dieses Wort. — Möge nie eine Wolke an diesem so heiteren Horizonte aufsteigen.' Die Gräfin bebte leicht zusammen, diese Worte wurden in einem Tone gesprochen, der sich von dem gewöhnlicher

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Seite 6 von 8
Datum: 28.03.1902
Umfang: 8
von Deptford, jetzt Gräfin Edder' überschrieben, was der Staatsanwalt ebenfalls an sich nahm, da das bei der Leiche gefundene Notizbuch ihm Anlaß dazu gab. Als der Graf vor dem Staatsprokurator er schien, erklärte sich dieser bereit, ihm soweit Einblick in die Akten zu gestatten, als genüge, um die ver fügte Verhaftung zu rechtfertigen. Er war umsomehr dazu bereit, als der Graf zu den Standesherren zählte, welche immer noch einige, wenn auch kaum noch aufrechterhaltbare Vorrechte auch den Gerichtsbehörden

eines blu tigen Fingers wahrnehmbar war. las der Graf mit tiefem Entsetzen die deutlich erkennbaren Worte: Gräfin Edd— Kind — entd— mich mord—. Er war so überwältigt, daß er längere Zeit keine Worte fand. Der Prokurator ließ ihm Zeit den ersten furcht baren Eindruck, den diese letzte Aufzeichnung des Sterbenden auf ihn machen mußte, zu überwinden. Der alte muthige Herr erholte sich rascher von diesem Schlage als der Beamte zu hoffen gewagt hatte. „Diese Entdeckung veranlaßte

ge geben habe. Es fanden sich hierzu einige Doku mente in italienischer Sprache. Die privaten, ml einigen Stellen sogar poeti schen Ergüsse kündeten von einer andauernden ver zehrenden Leidenschaft auch siir die spätere Gräfin Edder, untermischt mit Aeußerungen eines tät lichen Hasses. Die letzte von seiner Hand gemachte Auszeich nung lautete: Sie wird mein — oder Verderben gehe deinen Gang. Der Graf las und las — der Prokurator sah ihm schweigend zu — und es herrschte in dem kleinen Gemach die tiefste

, um sofort zum Justizminister zu fahren und dann durch den dienstthuenden Hofmarschall um Audienz beim Herzog nachzusuchen, die ihm sofort bewilligt ward. Die Gräfin weilte in einer Stimmung in Lindenruh. welche nahezu der Verzweiflung glich. Der Besuch des Polizeiraths, die plötzliche Abreise des Gatten in seiner Gesellschaft ließen sie fürchten, daß der Vergangenheit drohendes Gespenst seine Arme vernichtend nach ihr ausstreckte. Sie kannte des Gatten ungebändigten Stolz und fürchtete

im Dorfe hatte. Schleunigst erschien dieser. Er erstaunte nicht wenig über der Gräfin Aus sehen, als er sie erblickte. Sie ließ ihn sich neben sie setzen und begann in einem Tone, der den jungen Mann ergriff: „Es lebt ein mir sehr theures Wesen auf der Welt, Herr von Reibold, dessen Zukunft ich gern so sicher gestellt sähe, als menschliche Voraussicht es vermag. Mich übermannt es zuweilen, als ob ich nicht lange mehr hier unten weilen würde.' „Frau Gräfin.' „Sie wissen, von wem ich rede', fuhr sie fort

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Seite 2 von 6
Datum: 27.12.1870
Umfang: 6
Se. »> .'-->>»»,> »'», »>« ' > »»»»»»'.,»' ,W> So vergingen Tage auf Tage und Wochen auf Wochen, und endlich waren nur mehr drei Tage vom Monate übrig. Da gingen nun i>er Graf und die Gräfin hinaus in den Wald -und weiter und weiter, bis sie die alle grcisbärtige Tanne von ferne sahen. Da blieb -der Graf zurück, und die Gräfin ging allein weiter. Es war sonst so lustig im Walde, die Bög- lein jnbulten, die Eichkätzchen sprangen, und die Hag- röSlen blüthen weiß und roth, allein der Gräfin war so schwer um's Herz, wie noch nie, und traung ging

sie, bis sie endlich zur Tanne kam. Dort erwartete sie schon das Nörglein, das grün und roth gekleidet war. ES hatte eine närrische Frcude, als es die Gräfin sah, denn sie gefiel ihm gar wohl. „Nun errathe meinen Namrn, Frau Gräfin'' sprach er eilig, als ob er es kaum erwarten konnte. Da rieth die Gräfin: „Tanne, Fichte, Föhre,' denn sie dachte, weil er im Walde wohnt, hat er gewiß den Namen eines Baumes. Das Nürglein hatte eS aber kaum gehört, als es laut auflachte und jauchzte, daß es im ganzen Walde widergellte

. ,,Du hast eS nicht errathen!' sprach er jubelnd. „Schaue, ob es morgen besser geht, als heute, sonst wirst du noch meine Frau!' Die Gräfin war aber noch trauriger und ging mit niedergeschlagenen Augen von der Tanne weg, an der das Nörglcin noch immer stand und schadenfroh ihr nachlächelte. — Sie fand bald ihren Gemahl und erzählte ihm, Me sie so schlecht gerathen hätte, und beide kehrten Majestät der Kaiser ohne alle Begleitung durch die Anlage» von ObermaiS über die spitalbrücke, die Landstraße

. — Der noch übrige Tag verging, obwohl es ein trau riger war. doch zu schnell, und eS war bald der Abend da, dem die Nacht folgte. Das war wieder eine traurige, trostlose Nacht, in der Schlaf und Traum in der Grafenstubc nicht einkehrten. Als Morgens die ersten Lerchen sangen, waren schon Gras und Gräfin auf den Beinen und klagten sich ihre Noth. Darauf gingen sie in die Burgkapelle und beteten dort, und dann gingen sie in den grünen Wald hinaus und weiter und tiefer, bis sie die alte/ greiSbärtige Tanne

von ferne sahen. Da blieb der Graf zurück, und die Gräfin ging allein weiter. Es war sonst so lustig im Walde draußen, die Vöglein sangen, die Blumen lachten und dufteten, und die Eichkätzchen machten ihre Männchen, allein der Gräfin war so schwer um's Herz, wie noch nie, und mit Thränen in den Augen ging sie, bis sie zur Tanne kam. Kaum war sie dort, so kam auch schon da« Waldmännleiu und war gar schön, blau und roth gekleidet. ES hatte eine närrische Freude. alS esdie Gräfin wieder sah

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Seite 4 von 8
Datum: 06.03.1902
Umfang: 8
als ich.' Gras Botho Edder war einer der glücklichsten Menschen dieser Welt und war es seit zwanzig Iahren. Und die Gräfin, war sie glücklich? In jugend licher Schönheit trat sie an des älteren Mannes Seite, ruhig ging sie zwanzig Jahre neben ihm durch das Leben, und nie hatte jemand auf dieser herrlich geformten Marmorstirn eine Falte bemerkt. Und doch mußte unter dieser Außenseite, welche so wenig von den Vorgängen in, Innern verrieth, ein Herz schlagen, welches der leidenschaftlichsten Ge fühle fähig

war. Wenigehatten dieses so schöne edel gesormteGe- sicht gesehen, wenn eine zornige Auswallung sich darin widerspiegelte, aber diejenigen, welche es ge sehen, vergessen es nie. In der Residenz lebte ein Mann, der die Gräfin aus ihrer Jugendzeit kannte, ein Herr von Horn- fels, er war Jurist und bekleidete die Stelle des ersten Staatsanwalts, der einst in ihrer Gegenwart, freilich ohne diese zu ahnen, eine absprechende Be merkung über ihren verstorbenen Vater sich erlaubt hatte, und Alle, welche dabei

waren, erschraken über den Ausdruck tödtlichen Zornes, den die sonst so vor nehm ruhigen Züge der Gräfin in jenen, Augenblicke annahmen. Die mächtigen grauen Augen sprühten ein Feuer von so verzehrender Gluth, daß die An nahme mahl berechtigt war, es schlummere unter der gelassenen Außenseite ein Vulkan. Doch Jahre waren über all dies hingegangen und das Kapitel der Vermuthungen über die inneren Verhältnisse dieses eigentlich seltsamen Ehebundes war längst geschlossen. Zwanzig Jahre gewöhnen an Vieles

der Blmsariftokratie auch die des Geistes gast lich aufzunehmen, als der Graf durchaus ihrer Mei nung war und die Einladungen ausdehnte. Ja. er war von solch echter, ritterlicher Höflich keit, daß er bei einem armen Gelehrten, welcher der Gräfin durch eine bedeutende aber wenig gelesene Schrift über die die Zeit bewegenden sozialen Fragen aufgefallen war. und den sie kennen zu lernen wünschte, vorfuhr, vier Treppen hinauf stieg, ihm in aller Form seinen Besuch machte und um die Ehre bat. ihn bei sich bewillkommnen

zu dürfen. Nebenbei sei bemerkt, daß der Verkehr im Edder'schen Hause den darbenden Gelehrten auf seinen, Lebenswege mehr förderte, als alle seine ge diegenen Arbeiten es bisher vermocht hatten. Das war das Paar, welches heute seine gast lichen Räume geöffnet hatte. Die Dame neben dem Grafen würde die Auf merksamkeit jedes Eintretenden auf sich gelenkt haben, auch wenn ihn, unbekannt gewesen wäre, daß er der Frau des Hauses gegenüber stehe. Nicht ganz spurlos waren zwanzig Jahre an der Gräfin vorüber

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Seite 4 von 8
Datum: 02.04.1902
Umfang: 8
q-. ..Boz:er Zeitung' (Südtiroler Tagblatt) Mrtncch, den ^ -^v'l 1^? v» vergsngenbe» Scdatte«. Roman von Franz Treller. sNichdruck veckote».Z Schluß. uno nun zur Katastrophe. Hornfels erscheint in Lindenruh nachdem er Steinbach gesprochen hat. Höchst glaubwürdig ist dessen Aussage, daß er von ihm Beweise gegen die Gräfin verlangte, und eben so die, das; er keine zu geben hatte. Selbst wenn er im Besitz von Briefen gewesen wäre, die ihm einst das Fräulein von Deptford schrieb, so däucht

es mich höchst unwahrscheinlich, daß er zwanzig Jahre eines wilden, an Gefängniß und Zuchthaus reichen Leben sie aufbewahren sollte. Auch dies zerfällt also in Nichts. Hornfels erscheint, wie Alle be zeugen, sehr aufgeregt in einer krankhast heiteren Stimmung im Schloß. Er bittet die Gräfin um eine Unterredung, sie gewährt sie ihm aus Gründen, welche sie angab, und nun bricht die wilde, unge- zähmte Leidenschaft des Mannes mit elementarer Gewalt jegliche Schranke, und er beleidigt der Grä fin Frauenehre

. Mit gebührender Verachtung wendet sie ihm den Rücken und geht. Soll sie nicht ausgeregt sein? Eine Dame von unantastbarer Tugend, der plötzlich ein Faun entgegentritt? Sollte der Schuß die hochgradige nervöse Aufregung nicht erhöhen, ins Zehnfache erhöhen, und die Gräfin in jäher Flucht durch den Park treiben? Nun zum Schluß, zu der letzten Aufzeichnung des Sterbenden. Halbe Worte: Gräfin — Edd— Kind — entd— mich — mord—. Ja, meine Herren, es gehört viel Phantasie dazu, um hieraus zu lesen, die Gräfin

hat mich ermordet. Diese Worte, im Todeskampfe ge schrieben, können alles Mögliche bedeuten. Sollten sie aber, wie der Herr Staatsprokurator folgert, die Frau Gräfin direkt beschuldigen, so haben wir den letzten Akt des titanischen Hasses dieses seltsamen Mannes gegen die, die ihn früher und soeben noch mit Verachtung zurückgestoßen hat. Daß die Gräfin ihre Hand nicht gegen ihn erhoben hat, wer wollte das bezweifeln? Wer Hornfiüs ermordet hat? Ich neige mich zu der Ansicht, daß es ein überraschter Wilddieb

stürzten hinaus, um den Wahrspruch zu verbreiten. Freudig war Alles bewegt, selbst die, welche uur die Neugierde hierhergeführt hatte, theilten diese Stimmung. Ruhig und ernst erhoben sich der Graf und seine Frau. Der Gerichtspräsident kam herab, um die Gräfin zu beglückwünschen, der Oberst, der Profenor, die Baronin Weder und andere Freunde drängten sich in den Gerichtsraum zu dem Grafenpaare, auch der Pfarrer kam aus dem Zeugenzimmer. Scharfenbergs entfernten sich, ohne Notiz von der Freigesprochenen

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Seite 10 von 12
Datum: 04.03.1865
Umfang: 12
Das Kind lachte hell und beinahe höhnisch auf, ohne die Mutter anzublicken, und sprang zu dem Diener. Dieser entfernte sich mit der Kleinen. Das Spiel begann. Rvsalie stellte sich hinter den Stuhl des Obersten und schien den Gang des Spieles aufmerksam zu verfolgen. Auch die Gräfin schien daran lebhaften Antheil zu nehmen, wenigstens machte sie von Zeit zu Zeit darauf bezügliche Bemerkungen. So verging eine halbe Stunde. Mir ist so schwül! sagte dann die Gräfin, obwohl sie in diesem Augenblick

bleicher aussah als gewöhnlich. — Oeffnen Sie doch gefälligst ein Flnster Fräulein! Rosalie that, wie ihr geheißen worden und stellte sich dann wieder an ihren vorigen Platz. Einige Minuten vergingen. Mir ist noch immer so heiß! bemerkte die Gräfin von Neuem. — Ich glaube, etwas Limonade würde mich erfrischen! Rosalie entfernte sich von dem Stuhle des Obersten und sagte: Soll ich Ihnen eine solche zubereiten, gnädige Frau? Ja, meine Liebe, entgegnete die Gräfin, seien Sie so gut. Sie verstehen

sich besser darauf als meine Leute, Fräulein, Sie haben mir das gestern bewiesen. Lassen Sie sich das Nöthige zur Credenz i'nö Neben zimmer bringen. Rosalie verneigte sich und ging. Und wiederum verstrichen wenige Minuten. Da sagte die Gräfin: Herr Oberst, hat Ihnen mein Mann sein jüngstes Meisterstück gezeigt? Welches, wenn ich fragen darf? schnarrte der alte Herr. Die Photographie des Fräuleins Rosalie, fuhr die Gräfin fort. — Das Bild ist in der That gelungen! Darf man es nicht sehen? bemerkte

der Gesandt- schastSsekretär zerstreut, indem er die. Karten mischte. Lasse es doch holen! sagte die Gräfin, sich an ihren Gatten wendend. Ach ja! ergänzte der Doktor. ES ist nicht in meinem Atelier, entgegnete der Graf mit einiger Befangenheit, das Fräulein hat das Bild. Nun, so muß sie es uns zur Stelle schaffen, ant wortete die Gräfin, und fügte lächelnd hinzu — denn es ist jedenfalls das Beste, was unser Künstler seither hervoi gebracht hat! Der Doktor legte die Karten hin und schickte

sich an, Rosalie von dem Wunsch der Gräfin zu benach richtigen. Diese aber erhob sich rasch und sagte: Un terbrechen Sie nicht Ihr Spiel, meine Herren! Und die Gräfin schritt dem Nebenzimmer zu und trat in dasselbe. Sie fand, was sie erwartet hatte. Rosalie stand an einer Credenz, mit der Zuberei tung der Limonade beschäftigt. Einige Schritte von ihr harrte ein Lakai, der Dasjenige gebracht hatte, dessen Rosalie sich jetzt bediente. Geh', sagte die Gräfin zu dem Burschen, und be nachrichtige den Gärtner

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Seite 4 von 8
Datum: 10.03.1902
Umfang: 8
sich Alles, daß man kaum Athme« hörte. Als der Sänger schloß: „Da, wo Du nicht bist, ist das Glück', neigte Hornfels wie zustimmend das Haupt. Großer Beifall lohnte den Künstler. Es folgten noch andere gesangliche und musi kalische Vortrüge, bis ein Tusch des Orchesters nach dem Ballsaal einlud. Schon schickte sich Hornfels an, zu gehen, als er plötzlich stehen blieb, zurück und auf die Gräfin zuging, sich vor ihr verbeugte und sagte: „Darf ich um die Polonaise bitten, gnädige Gräfin?' Diese sah ihn befremdet

, während der Besitzer anf Reisen ist?' „Der Graf ist hier, wohnt jeden Sommer hier.' „Nun. so reist die gnädige Gräfin —' Ein klirrender Ton machte den Fremden auf fahren, der Forstmann hatte sein Glas auf den Boden fallen lassen, sodaß es in Scherben umherlag. „Macht nichts. Alter.' sagte ruhig der Wirth, „giebt noch mehr Gläser in der Welt.' Der Jäger antwortete nicht. „Ihr irrt Euch. Fremder,' wandte sich der Wirth wieder an diesen, „unsere Herrschaft, auch die Frau Gräfin, bleiben fast den ganzen Sommer, oft

zu beachten, gefolgt von dem Hunde, davon. Der Reifende blickte dem kleinen, breitschult rigen Manne nach und sagte: „Wer ist der alte Kauz?' „Er ist Jäger beim Grafen oder, besser gesagt, bei der Gräfin, die ihn von ihren: Vater geerbt hat. Ein woi-tkarger. brummiger Bursche, aber eine ehr liche Haut, und hängt an der Gräfin wie ein treuer Hund. Ich glaube, er wäre im Stande, Jeden iiber den Haufen zu schießen, der der Gräfin das geringste Leid zufügte.' Der Fremde schwieg eine Weile und sah

vor sich nieder. „Ein bärbeißiger alter Herr wie es scheint', sagte er dann. „Klans heißt er?' „Klaus, diente früher beim Vater der Gräfin, dem Oberst Deptford. Ist mit dem in Algier ge wesen nnd hat in der Fremdenlegion gefochten gegen Araber und Kabylen. Ist mit der Gräfin hierher gekommen, er wohnt drüben im Park.' „Ja, ja,' sagte der Fremde nachlässig, „es giebt noch solche Exemplare treuer Diener, aber sie werden immer seltener. Erkannt hat er mich nicht,' mur melte er vor sich hin, „und das ist gut

. Ob sie mich erkennen wird, ich denke wohl.' Draußen ließ sich das Geräusch eines rasch heranfahrenden Wagens vernehmen. „Der Gräfin Equipage', sagte der Wirth und trat zum Fenster, wohin ihm der Fremde folgte. Ein eleganter Phaeton rollte heran, in ihm das gräfliche Paar. Der Wagen hielt, und der Graf winkte den alten Jäger, der eben grüßend vorübergehen wollte, Lii sich heran. Montan, den 1t). MAi-, 1W Z. Entblößten Hauptes stand der Alte am Wagen, und um die kahle Stirn spielten die eisengrauen Locken

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Seite 4 von 8
Datum: 20.05.1902
Umfang: 8
mit kläglicher Miene: „Ich kann es nicht.' „Was kannst Du nicht?' „Betteln.' Der Pfarrer schüttelte lächelnd den Kopf, legte ihm dann die Hand mit ermuthigender Gebärde auf die Schulter und sagte: „Geh, sei nicht kindisch. Die Summe, welche ich für Dich fordere, entfließt doch Deinem Vermögen.' „Das ist es nicht', versetzte Othmar mit tiefer Beklemmung, „aber ich kann ihr — der Gräfin — nicht unter die Augen treten und — eine Bitte um Vergebung bring' ich nicht über die Lippen.' „Aber diese Frau ist die Güte

. Ein lateinisches Lexikon findest Du hier.' Er deutete auf seinen Schreibtisch und hieß ihn Platz nehmen. Der Pastor verließ das Zimmer, flüsterte in der Küche heimlich mit seiner Mutter und eilte dann dem Schloß zu. Auf der Brücke begegnete ihm Gräfin Maria im Schlitten. Sie ließ den Kutscher die Rappen anhalten uud fragte den Pastor, ob er Lust habe, mit ihr nach Sillach zu fahren, sie schulde der Frau Major einen Besuch. Linz trat zu ihr hin und sagte leise, aber in großer Erregung

: „Er ist da und will ein neues Leben beginnen.' „Wer? Othmar? Wann ist er gekommen?' „Gestern Abend.' „Warum brachten Sie ihn nicht zu mir?' „Das sollte wen geschehen, allein er wagt es nicht, Ihnen unter die Augen zu treten.' — Linz berichtete nun ausführlich über seine Unterredung mit Othmar und schloß mit der Bemerkung: „Sein Schicksal ruht nun in Ihren Händen, Frau Gräfin. Was gedenken Sie mit dem unbußfertigen Sünder anzufangen?' Die Gräfin sann einen Augenblick nach, dann sagte sie: „Da der Prophet nicht zum Berge

?' versetzte der Pastor und hielt die Hand der Gräfin fest. „Der arme Junge sieht wie ein Strolch aus. Er bedarf all' dieser Anschaffungen.' Er entnahm seiner Brust tasche einen Zettel und händigte ihn der Gräfin ein. „Falls Othmar nun Ihre Verzeihung erhält, könnten Sie ihn vielleicht gleich mit sich nach Sillach nehmen und ihn beim Kleiderhändler Götz in einen civilifirten Menschen verwandeln lassen? Es ist das eine dreiste Znmuthung. allein durch Ihre Gute verwöhnt, erhoffe ich auch diesen Gnadenbeweis

für unser» Schützling.' Die Gräfin überflog lächelnd das Verzeichniß und bemerkte: „Hoffentlich komme ich in die Lage, den großen Jungen bemuttern zu können.' Sie nickte dem Pastor freundlich zu und fuhr dessen Wohnung entgegen Kurz vor dem Pfarrhause ließ sie anhalten und stieg aus. Sie gab dem Kutscher die Anweisung, er möge ihre Rückkehr erwarten, und während der Mann das ungeduldige Gespann auf den schneebedeckten Wiesen langsam hin- und hergehen ließ, trat sie in das stille, am Südende des Dorfes gelegene

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Seite 2 von 4
Datum: 14.05.1868
Umfang: 4
verübt wurde, da vou den Werthgegenständen nicht« abging. ES bleibt also nichts Anderes übrig, als anzuneh men, daß die Gräfin durch eine zweite Person er» mordet wurde. Wer sollte nun an dem Tode der Gräfin ein Interesse haben? Um diese Frage zu be- antworten, ist es nothwendig, die persönliche« Ver hältnisse näher kennen zu lernen. Es ist bekannt, daß Gras Gustav ChorinSky mit seiner Gattin Mathilde nicht auf gutem Fuße lebte. Der StaatSanwalt geht sodann auf Ebergenyi über, bespricht

sich auch vor der Welt einander angehören. Die Einleitungen da» zu wurden in der auffälligsten und ungeuirtesten Weise getroffen. Ich berufe mich darauf, daß Graf Chorinsly und die Augetlagte bereits im Juui als förmliche Brautleute auftraten. Im August 1867 unterschrieb sich Frl. Ebergenyi in dem Briefe an Dr. Schlesinger als Gräfin Chorinsly, und Graf ChorinSky führte sie selbst als seine Gemahlin vor. Am 15. September warb Graf ChorinSky förmlich um die Hand der Angeklagten bei deren Vater. Schon im Sommer 136

? bediente sich die Angeklagte eines Siegel« mit den Buchstaben O. Die vernommenen Zeugen geben an, die Ange klagte habe als Zeitpunkt ihrer Vermählung bald September, bald den nächsten Fasching angegeben. Von der Frau Ernst kaufte die Angeklagte kurz vor der Katastrophe ein sehr kostbares Kleid, mit der An» gäbe, daß eS ihr Brautkleid sei. Die Gräfin Mathilde ChorinSky stand Beiden im Wege, schon darum, weil sie ein Einkommen bezog, welches dem Paar sonst Unterhalt geboten hätte, sie bezog nämlich

unterbrochen. Der Präsident gibt den Befehl, Niemand herein- und hin auSzulassen.) Wozu denn dann dies Treiben und Dringen zur Ehe? Ich glaube, die Angeklagte wollte Gräfin werben; und um die Grafenkrone auf ihr Haupt zu setzen, mußte die legitiM Trägerin dersel> den in das Grab. Die Angeklagte sagte selbst, als sie gefragt wurde, warum sie die Briefe nicht ver nichtet hatte: Ich wollte etwas Schwarz auf Weiß Haben. Warum wollte sie das? Um den Grafen zur Ehe zu zwingen. Wenn ich also frage: Wer hätte

ein solches In terefse an hem Tode der Gräfin, daß «r selbst vor dem Verbrechen nicht zurückschrecke? so muß ich dar auf antworten : Die Gräfin Mathilde stand dem Grafen Gustav und seiner Geliebten sehr im Wege. Ich habe nachzuweisen, daß sie selbst vor dem Morde niG 'ZurückschrMn. Wenn ich jene lAujb brüche einer röhen Brutalität sonder Gleichen , in das Gedächtniß zurüchuse, ^ Ausdrücke, nach welchen kein Uebel zu groß und keines zu gräßlich ist, welches nicht über die arme «nd unglückliche Gräfin herein brechen

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Seite 4 von 8
Datum: 11.06.1902
Umfang: 8
. Damals war ich scharf hinter dem Wild her und hatte wenig Mitleid, später aber, als ich selber gehetzt wurde, regten sich weichere Gefühle in mir, und es ging niir langsam das Verständniß für die stille Schönheit und Erhabenheit der Natur auf.' Gräfin Maria ließ die Blicke über die Wildnis; schweisen. „Ja, hier begreift man Lamartines Aus spruch: Die Natur ist der Hohepriester, der größte Ausschmücker, der heilige Dichter und Musiker Gottes.' ..Das erscheint zuerst als eine arge Uebertreibung

', bemerkte Othmar grübelnd. „Und doch giebt es Stimmungen und phänomenale Erscheinungen in der Natur, die weder turch die Kunst des Malers, des Dichters oder Musikers znm Ausdruck gebracht werden können. Ich hoffe Ihnen einen Beleg dafür im Glockenthal zu geben.' Durch eine Beobachtung ab gelenkt, wandle sich Othmar nach der Gräfin um und flüsterte ihr, auf eine Waldwiese deutend, zu: „Dort streicht ein Hase durchs hohe Gras!'' „Ich sehe nichts.' „Er selbst ist auch nicht sichtbar, aber Sie be merken

doch die wellenartige Bewegung der Halme? — Ah, da schlüpft er eben ins Gehölz!' Die Gräfin erblickte jetzt wirklich das rasch auf tauchende und verschwindende Wild und bewunderte Olhmars Spürsinn. Dieser erzählte ihr dann manches Iagderlebnitz, dessen Schaupla^ er im Laufe der Wanderung zeigen konnte. Als sie nun gegen Mittag vor dem Ningwall des Hunnenkastells anlangten, ver spürten sie keine Ermüdung, trotzdem sie den größten Teil des Weges zu Fuß zurückgelegt hatten. Othmar stieß im Ningwall einen Juchzer

aus, und bald darauf erschien Waldliese, die in ihrem kleinen, an der Südseite der Ruine befindlichen Küchengarten Erbsen gepflückt hatte. Ihr faltiges Gesicht erheiterte sich beim Anblick des frischen jungen Burschen, und sie reichte ihm in freudiger Bewegung die Hand, der Gräfin aber warf sie einen scheuen, mißtrauischen Blick zu. Othmar umarmte die Alte und sagte mit einem warmen Blick auf Maria: „Sieh, Mutter Liefe, da ist unsere Schloßherrin, die, gleich Dir, schützend ihre Hände über meinen Tollkopf

eine Raufe für die Ziegen angebracht war. Die Gräfin begrüßte die Alte mit gewinnender Freund lichkeit, ordnete mit ihr den Tisch und schmückte ihn mit jenen Blumen, die Othmar im Dorf zum Ge schenk erhalten hatte. In traulichem Geplauder ver zehrten später die Gäste der Waldliese die mitge brachten Borräthe, sie selber trank nnr, auf Othmars Drängen, ein Glas Wein und beobachtete schweigend und m scheuer Zurückhaltung die Gräfin. Sväter zeigte Othmar dieser Waldlieseö Behausung und dann lein Versteck

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Bozner Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 21.05.1902
Umfang: 8
ins Gesicht, daß nicht viel mehr als seine Nasenspitze und Kinn daraus hervorragten. Die Götz'sche Kleiderhandlung, vor welcher der Schlitten anhielt, bildete eine Zierde der breiten Schloßstraße. Ihre großen Ladenfenster und ge fällig angeordnete Waarenauslage ließen erkennen, daß das Geschäft nach modernen Prinzipien geleitet wurde. Personen jeden Alter» und Geschlechts fanden hier Alles, was zur Bekleidung ihres Körpers Von nöthen war. Als die Gräfin mit Othmar den Laden betrat, war dieser völlig leer

, denn eben hatte die Mittagsstunde geschlagen und in dieser nahm fast die ganze Bevölkerung von Sillach ihre Hauptmahlzeit ein. Handel und Wandel ruhten in dieser Stunde. Kaum hatte der Geschäftsinhaber die Gräfin er blickt, so eilte er in den Laden und fragte nach ihren Wünschen. Sie verlangte zwei Anzüge für ihren Be gleiter. Als dieser die Pelzmütze abnahm, rief Götz mit allen Heichen einer großen Ueberraschung aus: „Wie, der junge Herr Baron... aus Amerika zu rück? Ei, der Tausend, ei, der Tausend

! Wollen der Herr Baron gefälligst den Plaid ablegen, damit ich Maß nehmen kann?' Statt dieser Aufforderung zu entsprechen, zog Othmar das Tuch so hoch am Halse hinauf, als wolle er sein glühendes Gesicht verbergen. Die Gräfin ver stand seme Peinliche Lage und kam ihm zu Hilfe. Sie ersuchte Götz, den kleiderbedürftigen jungen Burschen in ein Nebenzimmer zu führen, damit er sich dort unge- scheut umkleiden könne. Sie werde seine Rückkehr erwarten. Nach einer Weile trat Othmar völlig um» gewandelt in den Laden

zurück. Er trug einen dunkel braunen Lodenanzug mit Jagermütze und sah aus wie ein Forsteleve. Es lag etwas in seiner Erscheinung, das die Grafin überraschte und befremdete. Ihr war es, als sei ein Knabe in das Ankleidezimmer hinein gegangen und ein Mann wieder herausgetreten. Er gemahnte sie an jene Jünglinge aus der Hohenstaufen- zeit, welche in Othmars Alter Heere über die Alpen führten oder auf dem mittelländischen Meer Flotten kommandirten. Als Götz die Gräfin fragte, ob der Anzug ihren Beifall

Gräfin nun? Kleider machen Leute. Obgleich der junge Herr, für den dieser Anzug bestimmt war, mehr als zwanzig Jahre zählt, sitzt doch Alles wie angegossen! Der Herr Baron haben — wie wir Schneider zu sagen pflegen — einen Kleiderleib. Für solche Kunden zu arbeiten, ist 'ne Lust.' „Wie alt sind Sie eigentlich?' fragte die Gräfin ihren Schützling. „Ich werde im Frühjahr schon achtzehn Jahre alt.' Die junge Frau betrachtete ihn mit ähnlicher Verwunderung, wie man am Morgen eine voll auf geblühte Rose

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Seite 4 von 8
Datum: 26.03.1902
Umfang: 8
gegeben hätten, denn wißt Ihr, ein Staatsprokurator hat manchmal mit sonderbaren Käuzen zu thun.' „Ja, Herr, das kann ich nicht sagen. Der Fremde kam an und sagte, er wäre Tourist und wollte sich die Gegend ansehen —' „Nun, die Gegend und der Park von Linden- ruh sind schon sehenswert!).' „Den hat er sich auch angeschen.' „Er kannte am Ende den Grafen oder die Gräfin?' „Nein, das nicht, denn als sie hier zufällig vorbeifuhren, fragte er, wer das wäre.' „Die arme Frau Gräfin, wie muß

auf. „Ja. ja, dann umsomehr', sagte er vorsichtig, und in den kleinen Augen blitzte es auf. „Die Herrschasten waren im Walde spazieren gewesen, nicht wahr?' „Ganz recht, und die Huber da drüben und ihre Tochter .haben die Gräfin und den Herrn Staatsprokurator uoch an der Stelle gesehen, wo der Mord vorfiel.' Der Beamte schwieg und zündete sich eine Cigarre an. Er sah Zum Fenster hinaus. „Traurige Sache.' sagte er dann und schüttelte wehmüthig den Kopf. — „Hübsche Häuschen habt Ihr hier', fuhr er foi't. augenscheinlich

schießt wohl einmal einen Bock, lvie die Leute munkeln.' setzte sie vorsichtig hinzu, „aber einem Menschen thut der nichts.' „Will'K Euch gerne glauben.' „Ihr wohnt wohl auf dem Schlosse?' „Bin dort bekannt, Frauchen.' „Wie trägt's denn unsere gute Gräfin?' „Sie soll sich sehr erschreckt haben?' „Nun, das könnt Ihr denken, aber es geht jetzt Alles gut.' „Das freut mich.' „Der arme Herr von Hornfels war bei dem gräflichen Paare so beliebt und kam so gern hierher — habt Ihr ihn gekannt, Frauchen?' „Ach

gewesen sein, bei der Eiche aber erzählte er sich noch etwas mit unserer Gräfin und war sehr munter.' „Die andere Gesellschaft war auch dabei?' „Wir haben da nur die Frau Gräfin und den Herrn gesehen.' „Und unter derselben Eiche wurde er ge funden?' „Ja. an demselben Platze.' „Um welche Stunde war denn das?' „Nun. wir sind Glock halb füns von hier fort gegangen. und bis zur Eiche geht man ein kleines Halbstündchen, das muß so kurz vor fünf ge wesen sein.' „Armer Hornfels. Dann habt Ihr Wohl auch den Schuß gehört

. Was sollte der für ein Interesse haben einen wildfremden Menschen am hellen ^.age zu erschießen.' „Also meint Ihr, Ihr kennt Land und Lenk hier, und ich gebe auf Euer Urtheil etwas, dec Burghardt sei unschuldig?' „So unschuldig wie Ihr.' „Schade, daß Ihr alter Waidmann nicht zeitig zur Stelle wäret, kämen dann vielleicht besser auf die Spur. Ihr wäret auf der Jagd?' „Ich war in meinem Hause.' „Habt aber den Schuß gehört?' „Nicht die Spur.' „Die arme Frau Gräfin, sie soll ja ganz ent setzt durch den Park gekommen

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Seite 4 von 8
Datum: 15.05.1902
Umfang: 8
von Lüttgenau nahmen zu Pferde an der Parforcejagd Theil. Es war eine stattliche Gesellschaft, die sich zum frischen, fröhlichen Jagen auf dem Schloßhof zusammenfand. Voran ritt ein Piqueur auf lustig wieherndem Schimmel, die Meute folgte und dann entwickelte sich das rothe Feld befrackter Herren und Damen. Als die Gräfin im jungen Tannenwald die Zweige zum Schmuck der Jagdmützen brach und verteilte, schien die Morgensonne ungewöhnlich warm. In lustiger Stimmung und flottem Trabe bewegte sich der Jagdzug

. Sie bemerkte, daß vom Süden her dunkle Wolkenmassen heraufzogen, die sich bald vor die Sonne schoben um» das ganze Firmament be deckten. Flackernde Windstöße trafen die freistehende Eiche und rauften die gäben Blätter aus dem Wipfel. „Ein Sturm im Anzug!' sagte die Gräfin halblaut und wurde schwankend, ob sie nach dem Forsthaus zurück oder dem Sturm entgegenreiten solle. Plötzlich brach der Eber aus dem Gebüsch und wollte die Waldblöße durchqneren, um sich in ein Gehölz von jungen Fichten zu werfen

über das Wild, allein der Graf, welcher eben aus dem Sattel springen wollte, um die Sau auszuheben, sah sich um dieses Vergnügen betrogen. Wie erstarrt blieb er einige Sekunden im Steigbügel stehen, dann fiel er auf den Sattel zurück und schrie: .Wilddiebe im Holz! Auf zur Verfolgung!' Gräfin Maria bemerkte, daß die Jagdgesellschaft von dem gestreckten Keiler abließ und dann aus schwärmte, augenscheinlich in der Absicht, den Fichten wald einzuschließen und den Jagdfrevler durch die Meute ausspüren

wimmerte halb freudig, halb klagend, als es seine Herrin erblickte. Diese brach zuerst müh sam die Zweige und Ranken nieder, in die sich der Hund verstrickt hatte, und hob ihn dann auf einen schmalen Pfad. Hier untersuchte sie seine Verletzungen und fand, daß einer seiner Vorderlaufe gebrochen und die Brust aufgerissen war. Gräfin Maria streichelte dem schönen Thier den Kopf, hob dann dessen Oberkörver sanft auf und zog es aus dem Gehölz heraus. Eben hatte sie den Holz weg erreicht

und mit tiefer Bangigkeit im Herzen schaute sie sich nach einem Rettungsweg um. Ihr Gegenüber riß mit einer wilden Bewegung die Büchse von der Schulter und zischte ihr die Worte zn: .Wenn Sie mich durch einen Schrei verrathen, pleff' ich Sie nieder!' Die Gräfin bedeckte mit der Linken ihren Mund, als wollte sie andeuten: Kein Laut kommt über meine Lippen! — Der Hund aber Meß ein Knurren hören, als wolle er die Gräfin vertheidigen. .Ah', sagte Othmar in grimmigem Ton, .da ist ja ein Opfer Eurer schändlichen

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Seite 6 von 12
Datum: 24.05.1902
Umfang: 12
Nr. 117 ,,^o;n>r Z itimn' /^kiktirnler ?aabsatt^ Samstag. i'»n 24. Mai 1W2. S o « » e ck. Romxln von Rudolf Glcho. 18 ivvrt'ebunfl. Als er verstummte, malte sich im Gesicht der Gräfin ein großes Erstaunen und sie sagte nach einer Weile: .Wie schade, daß Sie den angeklagten Dcfoe nicht vertheidigen konnten!' Sie betrachtete das Bild mit großem Interesse und bemerkte: „Ihre Mutter war eine Künstlerin. In der flüchtig behandelten Volksmenge ist die mächtige Erregung lebendig znm Ausdruck gebracht

und zu ihr bildet die stolze Ruhe des zwischen den Bütteln hinschreitenden Gesangenen einen frappanten Gegensatz. Die Zeichnung gejällt mir.' „O, wie mich das freut!' Es befanden sich noch sechs Bilder in dem kleinen Buch, welche das Leben Robinsons auf der weltverlorenen Insel veranschaulichten, und die Gräfin betrachtete sie aufmerksam. „Die Wiederauffiudung dieses Buches muß Sie sehr erfreut haben,' sagte sie und wollte es Othmar zurückgeben. Der aber sah sie bittend an und erwiderte zaghaft: „Falls

Sie es als ein bescheidenes Erinnerungszeichen an diese selige Weihnachtszeit annehmen wollten — wär' ich sehr glücklich!' Die Gräfin war von diesem Anerbieten so überrascht und gerührt, daß sie nicht Worte fand, um ihm zu danken. Als sie ihn stumm und regungs los anstarrte, gerieth er in peinliche Verwirrung und fuhr fort: „Ich hatte gehofft und geglaubt, da>z Sie es nicht verschmähen würden. Es ist ja freilich ein — armseliges Geschenk für eine so reiche Dame, aber — ich hab' nichts Anderes zu veraeben.' Mit traurigem

— ein Glücksgefühl Nein nach Tafelgeniissen trag' ich kein Verlangen mehr, aber nach etwas Besserem, das Sie mir persönlich gewähren könnten.' „Was ist es?' „Singen Sie ein Lied, ich bitte!' Die Gräfin trat mit ihm ins Musikzimmer, und Während sie den Flügel öffnete, gab sie ihrer Ver wunderung darüber Ausdruck, daß er an der Musik so viel Gefallen fände. Othmar aber erwiderte, daß die Musik eine völlig wunderbare Gewalt über sein Gemüth übe, sie ruft noch zartere Empfindungen in ihm wach als die Poesie

. „Nun, wenn Sie diesen Zauber ganz empfinden wollen, dann wird es wohl am besten sein, ich bleibe stumm und lasse Beethoven in seiner erhabenen Sprache zu Ihnen reden. Kennen Sie die Mondscheinfonate?' „Ich weiß von klassischer Musik so gut wie gar nichts.' — Othmar ließ sich in einen Sessel nieder, der weit vom Flügel im Halbdunkel eines Erkers stand. Aus der im Musikzimmer herrschenden Dämmerung hob sich der edle von einer Stehlampe beleuchtete Kops der Gräfin in lichter Klarheit hervor. Sie hatte von Kindheit auf Musik

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