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Bozner Zeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 21.08.1903
Umfang: 8
Nr. 185» ..?o»ner Zeitung' ^Südtirole? ?oa5lott1 ^re'taa, den 21 Auausi 19L3 SumpklanÄ. Roman von l>ors Ounckei». (Nachdruck v«i-wi> 15. Fortsetzung. Anna sah einen Augenblick entgeistert zu ihren Eltern hinüber. Alle Farbe war aus ihrem Antlitz gewichen. Das strahlende Licht ihrer Augen schien völlig erloschen zu sein. Jetzt sollte sie fort — jetzt, da Georg zurückkam, da sie ihn endlich nach jahre langer Trennung wiedersehen sollte! Jetzt? >Nein, es war unmöglich! Die Mutter ließ

haben sollte? Im Scherz hatte der Vater zuweilen gemeint, es würde das Klügste sein, wenn Georg sich von drüben ein« reiche Frau mit brächte. Tischler Hellweg's ErbHeil würde ja wohl beim Tode der Alten lo ziemlich aufgezehrt sein; zum Verdienen und zurücklegen sei za da oben in dem Ampeln Nest nie Gelegenheit gewesen. Vielleicht war aus des Vaters Scherzen Ernst geworden und Georg kam nicht frei, kam nicht allein zurück! Und sie — sie hatte gar kein Recht mehr, hier aus ihn zu warten. Sie legte die Hand auf's Herz

Klingeln noch immer nicht aus. Grete, der die Zeit dabei lang wurde, flog dem behäbigen Mädchen vorauf und öffnete. Vor ihr, in der Halbdämmerung des Treppen flurS, stand em hochgewachsener Mann, den Grete im ersten Augenblick nicht erkannte. Erst als er sie mit „gnädiges Fräulein' anredete und anfragte, ob die Herrschaften anwesend und zu sprechen seien, wußte sie, daß Georg Hellweg vor ihr stand. Hellauf lachte sie und reckte die kleine, zierliche Gestalt in den Hüften auf. .Nur näher, Georg

— zu Hause sind freilich nur der Max und ich, aber wir sind sehr zu sprechen.' „Grete — Du?' „Ja. ich — Du vergißt wohl, daß wir uns über vier Jahre nicht gesehen haben. Darf ich bitten? — Nein, bitte hier, in unsern Salon.' Grete öffnete die Thür nach dem größten der beidm Vorderzimmer und ließ ihn eintreten. .Bitte, nimm doch Platz, Georg — soll ich Max rufen?' „Nein, nein, laß,' sagte er forschend über daS Mädchen hinblickend, das er zuletzt als Kind da oben auf dem alten Bergnest gesehen

hatte. Er suchte nach einer Aehnlichkeit mit Anna, aber er 'fand nicht die geringste. Inzwischen hatte Georg sich auf einen der ver schossene» grünen Ripsstühle niedergelassen, die er so gut von Nenrode her kannte. Er sah Grete nicht mehr an, aber er fühlte ihren Blick unablässig auf sich ruhen. Angelegentlich wandte er den Kopf nach dem Fenster zu, als ob es gälte, jede Linie des gegen überliegenden Dachfirstes aufs Genaueste zu stndiren. „Also Du bist — Ihr beide seid — ganz allein zu Haus? — Wann

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Bozner Zeitung
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Seite 9 von 10
Datum: 15.11.1872
Umfang: 10
WiSnl-Salealier. Samstag 16- Othwar A. Souutag 17. F 2»', Gregor «ochen-Sele»«». Montag IS. Otto MaxtmUia» Dienstag IS. Elisabeth. Blätter fiir Unterhaltung und gememuiHige SeUage M Nr. 26S der ronst. SsMr Zeitung vom 15. November 1872. In eiserner Faust. Cm Polizei-Roman ans der neuesten Zeit von I. Stelnm auir. (Fortsetzung.) Georg warf einen einzigen langen Blick auf den alten Manu. Was mußte derjarmej Mann in verletzten Zeit gelitten haben, wie schaute er trüde und matt

der Zimmerthüre. In demselben Augenblicke kam Dr. Meiner herunter und fragte Georg, ob er noch einmal auf ihn -rechnen könnte, wenn die Operation wiederholt werden müßte. „Ich bin jederzeit bereit,' antwortete Georg ruhig. „ES wäre wünschenswtrth, wenn Sie in unmittel barer Njhe blieben,' sagte der Arzt weiter. „Jetzt wäre e» an dem alten Herrn gewesen zu sagen: „Bleibe hier, iu diesem Hause, hier ist Dein Platz für olle Zeiten.' ^ < Herr Dolomie schwieg; kein Wort kam über feine Lippen

. ' „Ich werde diese Nacht im „Europäischen Hofe' zubringen. Sie können mich von hier aus in wen!- gen Minuten haben.' . . „Gut,' sagte der Arzt und begab sich wieder nach seinem Patienten. Georg' schritt die Treppe hinunter. Herr Dolomie ging in fein Zimmer. Att. Georg daS zHauS verlassen wollte, näherte sich ihm in dem Halbtunkel d S großen Flures der alte ^ean. ^ ^ ^ ^ ^ „Herr Georg, Herr Georg,. eilen Sie doch nicht ein Loulmen Sie einen ÄugeM in mein Kämmev chen, ich Habe Ihnen so viel zu sagen.- Der Alte zog Georg

in sein kleines, wohnliches Zimmer, das hart an der Diele gelegen war. Er ließ die Thüre ein wenig aufstehen, um besser hören zu können, wenn er gerufen werden sollte. Georg setzte sich, wie er al» Knabe schon so oft gethan, aus die Bettkante, während der Alte in seinem weichen Sorgenstuhle Platz nahm. ES konnte gar nicht anders se>u. Würde Georg sich in den Sor» genstuhl gesetzt haben, hätte er geglaubt, nicht bei dem alten Jean zu sein und die alte Zutraulichkeit wäre ferne geblieben. „Ach lieber Herr

Du das „sehr glücklich.' so merkwürdig?' „Ach lieber junger Herr, ich mag eS nicht sagen und doch muß «S heraus. Er ist wieder da, der Italiener —' Georg wurde leichenblaß. . „Er ist wieder da und sie — ist glücklich.' Georg sprang auf. Seine Augen schössen Blitze. „Wo ist der Italiener?' sagte er mit gepreßter Stimme. „Der Schänder unserer Ehre muß sterben.' „Um Gotteswillen, Herr, Georg, was wollen Sie beginnen? Er wird feinem Schicksale nicht entgehen: Lassen Sie ihn. Aber ein Anderes muß auch noch heraus

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Bozner Zeitung
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Seite 6 von 12
Datum: 22.08.1903
Umfang: 12
SumpttancU Roman von Vor» Ouncke?. Machdruck Iti. Fortsetzung. „Geh nur und setz An endlich auf,' unterbrach Max ungeduldig ihren Redefluß. — „Geheimraths sind sicherlich schon fort — wer weiß, ob wir nicht überhaupt zu spat kommen!' „Wir werden eine Droschke nehmen,' be schwichtigte Georg. „Also Du kommst mit?' sagte Grete, ganz roth vor Freude, und sah ihm lange bittend in die Augen. Georg wich dem Blicke aus uud sagte kurz und bestimmt: „Nein, aber ich will Euch nach dem Bahnhof fahren

, da ich ja schließlich doch die Ursache der Ver zögerung bin.' 20. Kapitel. Zu Gretes Entzücken hatte Georg eine Droschke erster Klasse herbeigewinkt. Stoh fuhr sie an seiner Seite, Max auf dem kleinen Rückutz ihnen gegenüber, durch die von Spaziergängern überfüllten Straßen. Georg sprach während der Fahrt kaum ein Wort und dachte nur das eine: welche Seligkeit er empfinden würde, wenn statt dieses kleinen, kaum flüggen Mädchens, an dem er nur das eine Interesse hatte, daß es eben Anna ThienemannS Schwester

, welche zwischen einem ^icrlichcn Mädchen und einem jungen, lang ansgescho»enen Menschen der Kasse zuschritt. Er kniff einen Augenblick die Angen ein, um der Gestalt schärscr nachzublicken. Dann flog ein Lächeln über sein Gesicht, uud sich halb zurückwendend, rief er seinem Begleiter zu, der soeben den Kutscher aügelohnt hatte: „Krüger, sehen Sie da, es kann kein Irrthum sein, unser Hellweg!' Georg war gerade an die Kasse getreten, nm zwei Kc>l4cn sür Max und Grete zu lösen, als er eine Hand aus seinem Arm fühlte

und seinen Namen von cin-r n ohldekaunten, lange nicht vernommenen Stimme rnsen höne. Er wandte sich um. Weißholz stand hinter ihm. „Professor, Sie!' „Und hier uoch einer» der auch noch ein bischen dazu gehott!' ,Einiger!' Sie ickiittelten einander über die Barriere her- übrr ledhast erfreut die Hände. Die nach Georg all die Kasse Drängenden wurden nng-diildig. „Nehmen Sie für uns gleich zwei Karten niil bis Station Grunewald,' ries Krüger dem schon arg umdrängten Hellweg zu. Georg löste ohne weiteres Besinnen

uns diesen Tag.' Georg schwankte einen Augenblick. Dann gab er seine Zustimmung. Er hatte niemanden sonst in Berlin, mit dem er de.t Tag hätte verleben können, und ihm graute vor dem Alleinsein mit seinen quälcnlen Gedanken. Nun hatten sie die oberste Stufe der steilen, hohen Treppe erreicht. Krüger blickte einen Augenblick über den Bahn steig hin, dann schlug er denselben Weg ein, wie Grete Thieuemantt dicht vor ihnen an Lebbins Seite. „Da ist unsere Gesellschaft schon, Professor —' rief Krüger

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Seite 6 von 12
Datum: 19.09.1903
Umfang: 12
>>>eorg wandte alle Mittel an — vergebens — der Gaul rührte sicki nicht roin Fleck. Mit steifen Ohren und geblähten Nüstern stand er da, den Kops waldwärts gewendet. Als iveder Zureden, noch Kandare und Sporen helsen wollten, stieg Georg ab. Er zog eine kleine Handlaterne aus der Tasche und machte Licht — nichts war zu sehen. Jetzt aber — Was war das? Der Sturm ließ einen Augenblick nach und ein Stöhnen, das aus einer Menschenbrust kommen mußte, drang an Georg's Ohr. — Noch einmal — schauerlich klang

es herüber. Dann setzte der Sturm- Wind seine heulende, kreischende Symphonie fort. Georg band das Pferd an einen Baum und schritt langsam, die Laterne zu Boden haltend, vor wärts. Etwa zwanzig Schritte weit war zwischen den Kiefern waldeinwärts gezogen, als er dicht neben sich, vernehmbarer denn zuvor^keuchendes Athmen hörte. Er machte eine kleine Wenv »mach rechts — bog die Laterne in derselben Richtung 'trüber — und erblickte um Armeslänge von ihm entfernt einen Mann in gekrümmter Stellung am Boden

liegen. Dicht neben dem Liegenden blitzte beim Schein der Laterne etwas Blankes auf — der Lauf eines Revolvers. — Georg schützte die Laterne mit der Hand und beugte sich tiej aus das halb zu Boden gekehrte Antlitz hinab. Mit einem Schreckensruf fuhr Georg zurück — Anna's Gatte — Eva's Bater lag vor ihm. Er hatte die Augen geschlossen. Die rechte Hand hielt er, kampshaft zur Faust geballt, auf eine Stelle unter der linken Brust gepreßt — Blutstropfen sickerten langsam unter der Faust hervor. Georg

setzte die Laterne zu Boden, zog seinen Rock aus und schob ihn unter das Haupt des Verwundeten- Rudolf stöhnte laut auf, dann schlug er di« Augen auf. Er erkante Hellweg sofort. „Ah, Sie — das ist gut — ich habe Ihnen noch was zu sagen — kommen Sie näher — die Sterbe musik da oben heult ein Bischen gar zu kräftig.' Georg hatte sich dicht zu ihm hinabgebeugt. „Wenn's vorüber ist — in meiner linken Rocktasche finden Sie Papiere, die bringen Sie Anna, das sei Ihr Erstes. Mich können Sie ruhig

, hat Sie zurückgehalten» bis dir Hilfe da — «ein Weib, das ich mehr geliebt als Alles in der Welt — meinem Todfeind hat es das Leben gerettet —' Georg hatte die Augen mit der freien Hand bedeckt. Niemand, nicht einmal der Sterbende sollte es sehen, daß er weinte, Thränen der Rene — der Scham. Nach einer kleinen Pause hatte Rudolf wieder angefangen zu spreche» — sein Athem ging kurz und stolziveis — zuweilen rang er sich nur noch röchelnd aus der Brust. „Auch Ihre Arbeiter — waren nicht schuldig

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Seite 4 von 8
Datum: 07.09.1903
Umfang: 8
, die i.zr das Blut in den Adern stocken machte. .Recht dicht beisammen, Klaas, damit es den Eindruck eines Kranzes —' Da stockte auch die Stimme. Dann hörte Anna für einige Augenblicke nichts als ein Rauschen wie von großen Wassern, sah nichts alS regenbugeiisarbene tanzende Punkie vor ihren Augen uud dann plötzlich ganz dicht an ihrem Ohr hörte sie die Stimme wieder — seine Stimme — Georg! — „Ja, sie ist es wirklich — Anna! Anna!' Bleich und verwirrt sah sie zu ihm auf, der nun dicht an ihrer Seite

stand. „Ja, ja, sie ist es —' und ein schmerzliches Lächeln umspiclic ihren Mund — „uud Du — Sie Georg? Wo kommen Sie so plötzlich hierher in diese Einöde nach so langen, langen Jahren?' Sie waren langsam um ein paar Schritte weiter gegangen. Georg zeigte aus die Villa zurück. „Ich kam um mein Heim zu beziehen. Aber Du, Anna?' Sie war zusammengeschreckt. Ihr Körper bebte. Die Fabrik - das Hans — Villa Eva — Dein, Georg?' Sie stieß es heraus. Dann faltete sie die Hände in stummer Qual! Sie Halle

kein Recht zu diesem wilden Schmerz, der mit wüthenden Krallen nach ihr griff, sie wußte es, — dennoch gab sie sich ihm wider standslos hin, und jedes Wort, das Max halb im Scherz von der Herrin des rothen Hauses, von dieser unbekannten Frau Eva gesprochen, fuhr ihr jetzt wie ein zweischneidiges Schwert durch'» Herz. Georg wußte nicht, was Anna so plötzlich er faßt hatte, und er dachte nicht einmal darüber nach, so tief erschüttert hatte ihn dies Wiedersehen. Jetzt sah sie ihm mit einer wahren Todesangst

in die Augen, dann brachte sie stammelnd die Frage vor: „Ist Jh.e Frau auch dort, Georg?' Er sah sie mit ungemessener Verwunderung an. „Wie kommst Du zu dieser Frage, Anna — wie kannst Du glauben, ich hätte je darau gedacht — aber komm. Du zitterst ja — Du wankst. —' Er stützte sie und geleitete sie sanft an eine erhöhte Wegstelle unter einem alten Erlenstamm, auf die sie sich meder- gleiten ließ. Er war im Begriff, das geliebte Haupt an seine Brust zu ziehen, sie zu fragen: warnm

, aber sie hatte ihre Rechte schon auf seineu Arm gelegt, und ihm in das gramentstellte Antlitz blickend, sagte sie fest: „Ja — aber Du darfst mich nicht verurlheilen. Ich habe aus Dich oder ein Wort von Dir gcwariet — lange — lange — und dann kam das andere — und das mußte fein. Glaube mir, Georg — glaube mir und — frage mich nicht.' ES lag eine so überzeugende Wahrhaftigkeit, eine so zwingende Gewalt in dem, was sie >agte und wie sie es sagte, daß «das Haupt senkte und leise, beinahe demüthig sprach

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Seite 4 von 8
Datum: 19.08.1903
Umfang: 8
Nr. 187 „Bozner Zeituna' fSüdtlroler Taa^'»t> Oumpflanck. Roman von Vor» Vuncker. (Nachdruck ver!otoz> lij. -voclsl'tzuilg. Hartmann schüttelte sehr energisch den Kops. «Und dumm ist's doch, erzdumm,' murmelte er in seinen langen Bart, ohne daß einer der Beiden es verstanden hake. Dann ging er seiner Wege. Er kam nicht darüber fort, daß es Menschen gab, die dem Glück in einer Weise den Rücken drehen, wie dieser jungk Landsmann eS zu thun im Begriff stand. Georg hatte Mr. Hamilton dankbar

Ingenieur, um ihm zu sagen, daß Herr Brown bereits feit längerer Zeit auf ihn wartet.' „Nun, da lassen Sie sich nicht abhalten, lieber Georg, Sie werden Interessantes zu sehen bekommen.' Georg verabschiedete sich schnell und eilte nach der Terrasse, wo ihn Wir. Brown erwartete. .Verzeihung, Herr Ingenieur —' . Mr. Brown. ein Höherer Kriminalbeamter, dessen Bekanntschaft Georg bei Hamilton gemacht, hatte ihn eingeladen, gelegentlich an einer Wanderung durch eines der verrufensten Stadtviertel

tlieilznnehmen. .Wir müssen eilen,' rief er Georg entgegen, .gerade bei einbrechender Dunkelheit möchte ich zur Stelle fein. Sind sie bereit, Herr Ingenieur?' .Vollkommen!' .Nun also, daun wollen wir gehen. Ich hoffe, Berehrtester, Sie haben starke Nerven.' Die beiden Herren bestiegen die Hochbahn und iuhren bis zu eiuer der östlichen Stationen. Gleich jenseits dieser Station, die noch mitten im wohlhabenditen Theil New Aorks lag, begann ohne jeglichen Uebergana, wie es eben nur in dieser Stadt

seinen Füßen, hart über dem Straßeupflaster, war der weißhaarige Kops eines sehr alten Mannes aufgetaucht, dann ein Stückchen seines, in eine zerlumpte Jacke eingewickelte» ObeMr-pers, bis am Ende die ganze Gestalt sich auf allen Bieren aus einer Art Fallthür an die Oberflache geschoben hatte. Hwci weinende, jammernde Kinder folgten ihm auf dieselbe Weise nach. Baarfüßig. ohne Wäsche, nur Mit den allerspärlichsten Lumpen bekleidet. .Um Gott, was bedeutet dieser grausame Spuck?' rief Georg entsetzt

Spur von Schamgefühl iu diesen Enterbten abgetödtet. Georg drohte das Herz still zn stehen vor dem ungeahnten Jammer, den er hier uuteu zusammen- gehäust sah. So lebten Menschen. Menschen gleich ihm vom Weibe geboren, Vernunft- und pnnbegabte Menschen! Es durchschauerte ihn, und wie er so von Lager zu Lager schritt, vorüber an halbverhungerten Kindern, in Schmerzen sich windenden Weibern, an stumpf, sinnigen, verroh'.eur Männern, fragte er sich: muß es soweit kommen? Dürfen wir es soweit kommen

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 27.08.1872
Umfang: 8
Regung des Herzens erstarren macht.' «Mein Gott,' unterbrach ihn Eva. „Wir glaubten immer, daß Sie so unaussprechlich glücklich seien Wie kann man sich aber auch unglücklich fühlen, wenn man Alles haben kann, was man will?' Georg lächelte. »Alles?' fragte er. „Auch die Liebe?' Er stand auf und umschlang Antonien. »Was mir daS ganze bisherige Leben versagte, daS hast Du mir gegeben — die Liebe. Ich bin nun «st zum Leben erwacht durch Dich und Ihr könntet glausen, ich würde freiwillig

nicht von Dir!' „Amen. Amen,' sagte Eva und faltete die Hände. Die Witwe weinte st ll vor sich hin. Sie, die Ersahrene, die selber so großes Herzeleid erfahren, sah das Unglück sich nähern, riesengroß uns riefen» schwer. ES konnte ja nicht ausbleiben.* Man klopfte. „herein!' rief Georg. Die Thür öffnete sich laugsam und herein trat mit bedächtigem Schritt der alte Jean, der treue Diener des Hauses Dolomie. „Ah! Du bist e», Jean?' rief Georg überrascht. „Was bringst Du Gutes?' „Gutes?' fragt- der Alte

. „Nicht viel. Nun, gar nicht viel. Der Alte war ganz verlegen, er blickte bald auf Georg bald auf Antonie, die an ihrem Geliebten lehnte. Ueber Beide war noch die Weihe des vor hergehenden Augenblicks gebreitet, die erst allmähl ig wieder die äußere Kundgebung verließ, um sich um so tiefer und dauernder in's Innere zurückzuziehen. „Ja, daS ist sie,' sagte der Alte, indem er auf Antonie deutete. „Ja, daS ist sie. aber viel schöner als daS Bild, viel schöner. O, junger Herr Georg, warum kennt die Firma

ck Sohn Wort hielten.' „Aber,' rief G-org, „die Firma hat doch nichts mit Familienangelegenheiten zu thun?' Der Alte blickte Georg an, als wenn er sagen wollte : So dumm bist Du noch, daß Du nicht weißt, weß halb bei uns geheirathet wird? Laut sagte er dannu „DaS G-schäst war einmal abgeschlossen - ' „Aber die Waare wollte nicht,' fiel Georg lach-nd ein. „Nein, durchaus nicht. Und deßhalb sind die Fir men, die zusammengehen wollten, ganz auseinander und — an Versöhnung wird wohl nie zu denken

sein, ich kenne die Firma. „Es läßt sich nun einmal nicht ändern. Ich habe mit der Vergangenheit g-brochen und gehe einer neuen Zukunft entgegen. Ich habe dem Reichthum entsagt, um dem wahren Glück meine Hand zu reichen — „Aber,' uot-rbrach Jean ihn ängstlich, „wovon wollen Sie denn noch leben? Auf ein Comptoir können Sie hier doch nicht gehen, Sie würden zu viel Unangenehmes haben.' „Den KauimannSstand hänge ich an den Nagel,' erwiderte Georg. „Ich werde mich der Kunst widmen.' „Ach, Du lieber Gott

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Bozner Zeitung
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Seite 7 von 10
Datum: 05.11.1872
Umfang: 10
wollen, geben Sie mir ein wenig Wasser. Denn mich dürstet.' > Antonie gab der Krankn zu trinken und rückte ihr Kissen. «Sie sind ein Engel. Seyen Sie sich nur in den Lehnstuhl dort.' - Antonie setzte sich nieder. Ein Fieberfrost durch schauerte sie. Vor Ermüdung sänke« ihr die Augeolieder zu und als Franz, ein Junge von vierzehn Jahren, endlich kam, fand er zwei Kranke statt der Einen, die er ver lassen. XV. Kapitel. Die Entdeckung. Georg kam des Morgens in aller Frühe mit dem ersten Zuge au. Die große

Stadt schlief noch, nur Gemüsehändler, Brodleute und zur Arbeit eilende Mänuer fingen au die Strassen zu beleben. Die Sonne war schon auf« gegangen und der wolkenlose Himmel versprach einen klaren Tag. Wer kann es dem Himmel ansehen, welche Schreck» nisse er schon in wenigen Stunden bringen kann? Nie» mand. Wir sagt dem Menschen, wie der Tag für ihn enden wird? Georg wußte, daß er Schrecklichem entgegenging. Er war jedoch auf Schlimmes gefaßf. Nach mühsamer Wanderung erreichte er die Gärt, nerstraße

. Er eilte die Trepven hinauf. Die Woh» nung der Wittwe war unverschlossen, in dem sonst so gemüthlichen Zimmer herrschte die größte Unordnung. Er ging leise nach dem Schlafzimmer. „Mama,' rief er, „schläfst Du noch? „Georg! Georg!' erwiederte eine schmerzlich be wegte Stimme, mein armer Georg bist Du gekommen ?' „Wo ist Antonie?,, Die Wittwe gab keine Antwort, sondern brach in ein heftiges Weinen aus. Es dauerte eine lange Zeit, bis sich die Wittwe erholen konnte. Wie war die Frau verändert, seitdem

sie Georg zuletzt gesehen. Sie glich einer Sterbenden. Ihre Stimme war matt und tonlos. Mühsam holte sie die Worte aus der kranken Brust. „Georg ,' flüsterte sie, „ich habe Dir ein Bekennt niß abzulegen, aber nur Dir allein. Und erst jetzt kann ich Dir Alles sagen, denn ich fühle, daß ich sterbe, sterbe, ohne meine Antonie wieder zu sehen.' Die Wittwe brach wieder in ein langes, krampf haftes Weinen aus. > „Georg/ fuhr sie nach eiuiger Zeit fort, „Georg, willst Du mir schwören, mir nicht zu fluchen

, wenn ich die Augen geschlossen habe — wirst Du,' fragte sie bange — „wirst Du die unglückliche Antonie auch entgelten lasse», waS ich versündigte?' „Nein, nein/ rief sie dann, „schwöre nicht, denn Du mußt mir fluchen, Du kannst nicht anders aber mein armes Kind!' „Beruhige Dich, Mama,' sagte Georg tief bewegt, „Du bist krank und redest im Fieber.' Unterbrochen durch vieles Weiuen, erzählte die Wittwe dem athemhoS zuhörenden Georg den Selbst mord ihres Gatten und klagte sich an, daß sie Jahre lang

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Seite 5 von 8
Datum: 26.07.1872
Umfang: 8
Wstt»-Aaleoder Z-wst-g 27. Pantakon. 2 S°mck-g 2S. F w J-m-cwz Kachea-Saleaöer. Montag?S. Martha. I. Dienstag 30. Rufin. Blätter fiir Unterhaltung und gememuiitzige Seilage zn Nr. 169 der tonst. Sozner Zeitung vom 26. Juli 1872. In eiserner Faust. Ein Polizei-Roman auS der neuesten Zeit von I. Steinmanu. (Fortsetzung.) Auch Georg bemerkte die Veränderung und fragte «schrecken: „Antonie, waS ist Dir?' „O nichts,' antwortete sie gepreßt. „Ich bin ein thörichtes Kind. Ich dachte nur daran

, ob es der reichen Familie recht sein wird, wenn Plötzlich ein armes Mädchen zu ihnen in's Haus geführt wird. in dachte, wie schwer es werden .würde, das schöne xolze Fräulein als Schwester zu begrüßen und mit einem Male wurde mir so bange und ängstlich zu Muthe, als wenn ich im Begriffe stände, irgend ein schreckliches Verbrechen zu begehen und als wenn ich Georg mit hinein in das Verderben zöge.' „Du bist aufgeregt, Antonie, und Deine Phantasie formt trübe Schattenbilder. Wenn Du stark bist md mir vertraust

von meiner Familie, geächtet von der Menschen lkssk, die sich die höhere nennt,'' würdest Du mich deshalb weniger lieben? Ich glaube nicht, denn Du k-imlest meine Verhältnisse nicht und hieltest mich sür arm lud alleinstehend, als wir uns gegenseitig Treue schwuren. Nun antworte mir, Antonie, gilt der Schwur von damals noch?' .Er gilt! Er gilt für alle Ewigkeit!' Georg zog Antonie. an seine Brnst. »Ja alle Ewigkeit! Amen!' flüsterte er leise. „Nun mag da kommen, WaS da wolle.' Noch in derselben Stund? wurde

ein Mann stand, dessen Bild sie l'ise. ' vor löschend und träumend verfolgte und ängstigte — der Beamte Korn. Sie fühlte, daß er sie fest hielt, daß sie ihm nicht entweichen konnte, daß er sie festhielt mit eiserner Faust. — Zu derselben Zeit, als Georg Antonien wiederge funden, faßen Herr von Scjour und Leopolden« in dem Boudoir der L-tzteren in eifrigem Zwiegespräch. Leopoldine lag malerisch hingegossen aus der Cau» seuse, während Herr von Sejour es sich neben ihr in einem der niedrigen FauteuilS

bequem machte. „Georg ist noch unausstehlicher geworden nach seinem Aufenthalte in Amerika und England, als er es früher war. Er war gestern förmlich ungezogen,' sagte Leopoldine und nahm einen Chokoladebonbon aus der silbernen Bonbonniere, die ihr zur Seit; auf einem Tischchen ans Perlmutter stand. „Er setzte all' und jene Rücksicht außer Augen/ ergänzte Herr von Sejour. „Und dafür muß er gestraft werden. Für Schläge ist er freilich schon zu groß —' „Es kommt daraus an, von welcher Art die Schläge

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Seite 5 von 8
Datum: 13.08.1872
Umfang: 8
. Dann kann Georg keme Moralpredigten mehr halten. Als Frau nach ich AlleS, Alles thun, was mir beliebt. Ach, wäre ich doch schon verheiratet gewesen, als Benve« die, der reizende Mensch, hier war. Er war zu Ichöii, zu schön. Und jetzt? Vielleicht jvermodert er aus fernem Schlachtfeld und ich hätte doch so gerne em-n Kuß von feinen warmen rothen Lippen gttrullken. Sie schloß die Augen und hab sich einem eigen» humlicheu Schlaswachea hin.' Ihr Körper ruhte lcheillbar, ihre Phantasie arbeitete dafür um so leb

zu. „Das weiß ich,' entgegnete Leopoldine gleich wüthig. „Er hat dem Bater Georg'S ganze Liebelei ver rathen und Gott weiß welchen Unsinn zusammenge- schwatzr. Dein Papa ist sehr zornig, man merkt es an seiner eisigen Kälte und spitzen Redensarten. Unser ganzer Plan ist vernichtet. Wenn Georg wie damals, als er Kaufmann werden sollte und nicht wollte, jetzt auch zu Kreuze kriecht — dann ist unser Spiel verloren.' „Du könntest Recht haben,' sagte Leopoldine gleich gültig unv abgespannt. „Wir müssen abwarten

.' VII. Kapitel. Der verstoßene Sohn. „HerrlGeorg! Sind sie schon aufgestanden?' „Nur herein, Jean.' Der alte Diener des Hauses Dolomie trat ein. „Nun, was bringt Dich denn so früh zu mir? Willst Du mir wieder einmal ein halbes Stündchen Gesellschaft leisten, wie früher? Du weißt, daß mir nichts lieber ist, als von alten und neuen Zeitm zu plaudern.' Jean ging gar nicht auf die freundliche Anrede deS jungen Herrn ein. Hätte Georg ihu genauer angeblickt, er würde bemerkt haben, daß der alte treue

Diener bleich und verstört aussah, daß ihm die Hände leicht zitterten und er nur mit Mühe die vor dringenden ThrKnen zurückhielt. Georg saß an einem Tischchen vor dem Fenster, auf dem allerlei Malergeräth ausgebreitet war und arbeitete an einem Bilde, das er in Aquarellfarben ausführte. ES war ihm unmöglich, seiner Neigung für die Malerei gänzlich zu entsagen und gerade des halb wurde ihm der Abschied vom Vaterhause und der Aufenthalt im fernen Amerika um so leichter, als er in feinen Mußestunden

sich mit ganzer Seele der Kunst widmen konnte. „Sieh' einmal her, Jean,' rief er. „Wie gefällt Dir das ?' „Ach, junger Herr, Sie malen? Wenn daS Herr Vater sähen!* erwiderte der Alte ängstlich. > .Nenne mich nicht immer den „jungen Herrn,' sage doch wie früher einfach Georg. „Aber erst sage mir, wie gefällt Dir dies Bild?' ..Ach,' sagte der Alte, nachdem er da« Bild eine Zeitlang betrachtet, „welch' ein liebes, gutes Gesicht. Giebt es denn wirklich einen solchen Engel hier auf der Erde

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Seite 4 von 8
Datum: 09.09.1903
Umfang: 8
Nr. 2N4 Sumpflanci. Roman von Vor» Vuncke». t?!-chdr»a »«r!ot0!> 30. Fortsetzung. ^ Sehen Sie, so ist sie nun, Herr'Hellweg. Immer gleich mit dem Kopf durch die Wand. In diesem Fall hat sie mit ihrem Eiser wenigstens recht.' Er reichte Georg die Hand über den Tisch hinüber. »Uns soll ihre Eva jeden Tag, jede Stunde willkommen sein.' „Zu gütig. Herr Jusiizratl,.- Georg warf einen unsicheren, fragenden Blick aus Anna. „Laß das Uind ruhig kommen, Georg. Auch in SegenhauS wird sie aul ausgehoben

befreien. Begleiien Sie uns, lieberKollege?' .Weuu Sie gestalte,>, Herr Jnstizralh. gern Du bleibst, wohl noch, Georg? Nach ^,Ua Eva ist es ja keine Reise. wiciur uns unglückliche nach Berlin Berbaunte. Nominell Sie. Fräulei» Hilde, wir wollen u»i.r traurige? Geschick mit Würde zu Nagen verinchen.' Die Räthin halte sich zurückgezogen. Anna und Georg waren allein unten in der Geisblatilaube zurück geblieben. Es war beinahe dunkel in dem engen, einge schlossenen Raum. Sie saßen nebeneinander

auf dem kleinen, an der Rückwand der Laube eingeladenen Bänkchen, aber trotzdem ihre Körper sich beinahe berühren mußten, war es wie eine große Klust zwischen ihnen. Keines sprach geraume Zeit ein Wort. Endlich sprang Georg auf. „So kann's nicht bleiben, Anna — Du wirst das selbst fühlen. Es mnß klar werden zwischen uns. selbst wenn wir nichts als — Freunde sein wollen!' „Du — Du wolltest mich nichts fragen, Georg!' „Ich frage nichts,' fuhr er auf. „so viele Tausende Von Fragen mir auch in diesen wenigen

) gelitten haben, und ich allein bin vielleicht der schuldige.' Sie rang die Hände in bitter verzehrender Qual. „Nein, — o nein — Du nicht, Georg — Du darfst Dich nicht anklagen.' „Dennoch thue ich's. Auch Schweigen im un rechten Augenblick kann zur Lüge werden, nicht noch einmal will ich's aus mich nehmen. Vielleicht iü eS noch nicht zu spät, wieder gut zu machen. Ich biu srei. Du kannst frei werden, wenn Du willst wen» Du den Miuh, die Kra t hast. Ein Manu, der vier Jahre nicht an Deiner Seite

und sich gemeistert hatte. Anna hatte auch jetzt noch kein Wort gesprochen. Aber ihre Hand, die noch in der seinen lag. als er nun wieder neben ihr stand, war von der Gluth der seinen durchströmt worden und bebte in seinen fiebernden Fingern. Sie waren zusammen aus der Laube getreten. Der Mond war ausgegangen und schien voll auf ihre weißen, erregten Gesichter. Georg beugte sich über sie und sah ihr flehend ins Ange. Aber sie wich seinen Blicken aus, sie schien ihn überhaupt nicht zu sehen. Vor ihr stand Rudolf

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Seite 4 von 6
Datum: 19.02.1859
Umfang: 6
die Zanitscharen. ist ober zu schwgch. «was W thun. Die Her-sen Serbiens, von zwei SMen he- droht, suchen «Ruhe und Ordnung' dprchsijlschau- dervolles Blutbad /Februar tM) Herzustellen. Jetzt «ritt der schwarze Georg, auf.Die Zanitscharen wpl- len ihn fangen, sie finden aber bloß sein leeres Oe- Host, das in Wammen aufgeht. Er sieht zu von ei nem Berge. Nichts war ihm geblieben, -als sein erhöh ter Rachedurst. Waffen und Hmduckensrulnde. Hin Zanitscharenbeamter bei Belgrad liegt eines Morgens ermordet

vor seinem niedergebrannten Hause, eine That des schwarzen Georg, der nun mit einem Schlage Held Serbiens wird. Allrs. mit Rache im Herzen strömt ibm zu. Sein Racheeorps verbrennt und er mordet Alles, was Türkisch beißt, über das Land hin. Ueberall bilden sich neue FreieorpS der Rache. Die Zanitscharen bitten um Frieden, aber der schwarze Ge org weist sie ab. Sie werben in benachbarten Län den« alles Gesinde! an. und suchen sich so von außen zu stärken. Die Serben sahen nun ein. daß Einheit m ihren Guerilla-Nachckrieg

kommen müsse, und wähl ten den schwarzen Georg zum «Commandanten von Serbien.' Er warf Zuzüge der Zanitscharen aus Bosnien und der Bulgarei mit dem gründlichsten Erfolge zurück, dann rückte er mit reicher Beute gegen Belgrad, und eroberte es. Die vier Häupter der Janitscharen-Negierung liegen am folgenden Morgen zu den Füßen des schwarzen Georg. Der Sultau hatte die Serben bisher sogar Unterstufen lassen. Aber nun sollte es gut sein, man sollte die Waffen niederlegen. Die Großen Serbiens

waren, wie der schwarze Georg, noch nicht zufrieden, aber schon neidisch auf die Popularität und Macht ihres Commandanten. Sie drangen in ibn, daß er das Eommando niederlege, besonders der Änes Tdeo- dosje. der hinzufügte, daß er seine Befehle nicht mehr beachten werde. Der schwarze Georg, mitten i i ter lihiien stehend, blitzt unter seinen schwarzen Brauen hervor, zieht ein Pistal aus der breiten Bnisttinde und mit den Worten: «Dann nimm, was dem Em pörer gebülm!- schießt er ihn durch die Brust. Der Meuterer zuckt

einige Male in, Krem der, serbischen Großen und liegt dann sttll. Der schwarze Georg berathet mit den Umstehenden, ungestört von ihnen, ungestört von dem stillen Manne zu ihren Fußen. Der Kampf wird mm als Revolution fortgesetzt, der schwarze Georg wird ihr absolutes Haupt (lLE). Aber er schwankt schon beim ersten Schritt, bittet ^Oesterreich, dann Nußland um — Unterstützung der .Revolution, und wird auf türkische Gnade verwiesen. Diese kommt in Form eines türkischen Heeres. Der Kommandant von Serbien

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Seite 4 von 8
Datum: 11.08.1903
Umfang: 8
ihm die Thür. Aber sie betrat das Zimmer nicht mit ihm. Es war ihr unmöglich, Lieschen's rothes SonntagS- kleidchen wieder zu sehen, in dessen Falten Martha Rudolf die letzte Nacht da oben geschlafen hatte, und das noch immer auf dem Stuhl neben der Kommode lag. 10. Kapitel. Droben in der kleinen Bergstadt des nördlichen Harzes war von dem Wehen und Weben des Frühlings noch nicht viel zu spüren. Georg, der in Berlin schon die Sträucher knospen, die ersten Baumblätter gesehen, der schon Veilcheiiduft

! Wann würde er sie begehren, besitzen dürfen! Ein lang gezogener Pfiff. Der Zug hielt. Er war daheim. Auf dem Bahnhof, der weit draußen vor der Stadt lag, war es fast menschenleer. Georg sah nur in ein paar gle chgiltige Gesichter. Er hatte es nicht anders erwartet. Als er die Mutter von seiner Ankunft benach richtigt, hatte er sie gleichzeitig herzlich gebeten, sich den steilen, beschwerlichen Weg von ihrem Häuschen zur Bahn zu ersparen. Au Auua hatte « nicht geschrieben. Er sie überraschen

, die sich ihm in sehnsüchtiger Freude entgegenstreckten — und nun lag er an ihrer Brust, und fie hielten sich um fangen, lange uud fest. Auf dem alten, schwarzen Roßhaarsopha, das so glatt war, daß Georg es als Junge schon als Rutsch bahn benutzt hatte, saßen sie dicht bei einander. Die braunen Fensterladen waren geschlossen. Die Lampe brannte, und auf dem runden Mahagonitisch, an dem sie saßen, waren so viele Gerichte aukaestellt. als ob Georg für Monate des Hungers entschädigt werden sollte. Trotzdem ihm im Grunde

nach der Kanne griff. .Genug, Mütterchen, genug. Ruf' oie Kathrin, daß sie abräumt, uud dann laß' uns ungestört plaudern. Wenn Du erlaubst, stecke ich mir eine Cigarre an. Nachdem der Tisch abgeräumt war, verließ Georg seinen Platz nnd setzte sich der Mutter gegenüber auf einen der altmodischen, Hochlehmgen S.ühle, die noch aus des Vaters Werkstatt stammten. Er mochte der alten Frau gar zu geru in das liebe, bewegliche Gesicht sehen. Und nun sollte er zuerst erzählen. In kurzen Worten theilte er ihr zunächst

das noth wendigste über das plötzliche Abbrechen all seiner Berliner Beziehungen mit. Endlich sagte sie mit einem wunderlich trübseligen Blick, den Georg ganz und gar nicht verstand: „Hm, Hm, — also fort willst Du von Berlin, ganz fort, mein Junge?' .Wie ich Dir sage, Mutter.' „Und wie steht's denn? — Hast Du schon etwas Andere-- in Aussicht?' „Ja — aber' — Georg sprang auf. Nein, so konnte es nicht weiter gehen. Schon zwei Stunden war er hier, und noch hatte die Mutter mit keinem Wort Anna Thienemanns

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Seite 5 von 8
Datum: 20.08.1872
Umfang: 8
Wchea-Sakllder. 2!. Franz v. Th. DwmrSt-g 22. TimotheuS «ochea-Saluatt. Freitag 33. Philipp Bei». Samstag 24. Barthotsmän» Blätter für Unterhaltung und gemeimtiitzige Jilterefleu. Sellage ?u Nr. 189 der canst. SaMr Zeitaag oam 30 Äugust 1872. In eiserner Faust. Ein Polizei-Roman aus der neuesten Zeit von I. Steinmanu. (Fortsetzung.) Als Georg eintrat, stand sein Vater mitten in dem Zimmer, sich mit der einen Hand leicht aus den Tisch stützend. Sein Gesicht schien bewegungslos,- die Zöge

waren starr wie von Stein. Selbst daS stereo type Lächeln war verschwunden, ganz kalt, ganz eisig blickte er den Eintretenden an. „Sie haben befohlen, mein Vater,' sagte Georg ruhig und sest. „ES ist gut, daß Du da bist. Nimm' Platz, ich habe mit Dir zu sprechen.' Beide setzten sich. Herr Dolomie nahm aus dem Sopha Platz, Georg ließ sich auf einen Fauteuil nieder. .Ohne eine weitere Einleitung zu machen, die nur imnöthige Zeit erfordern würde, wollen wir gleich zur Sache kommen,' begann Herr Dolomie

übereinzustimmen.' Herr Dolomie blickte seinen Sohn fest an. „Ich kaun mir gar nicht denken, welche Verhält nisse es außer der Firma und den Wünschen eines BaterS geben könnte, die einen Zwang auszuüben im Stande wären?' „Die Liebe,' antwortete Georg fest. HerrDolomie lächelte, aber dies Lächeln verschwand sehr bald wieder und machte dem früheren starren Ernste Platz. „Wie alt bist Du? fragte er spöttisch. Georg schwieg. »Ja Deinen Jahren glaubt jeder Mensch einmal »icht ohne die Liebe leben

abzufinden — ein Dolomie ist nie knickerig gewesen.' „Mein Vater, Sie irren sich', sagte Georg ruhig, wenn auch die Adern seiner Stirn lebhafter pulfir- ten und ZorneSröthe über die geringschätzende Benen nung seines höchsten Kleinods auf feinen Wangen glühte. „DaS Mädchen, welche« ich liebe, läßt sich nicht m>t Geld abfinden, weil wahre, reiae Liebe ein freiwilliges Geschenk ist, das kein König zu kaufen vermag, das Niemand zurückgeben kann, dem es ge schenkt wurde. „Du schwärmst. Ich spreche ernst

und praktisch. Ich habe noch keine Antwort auf die Frage erhalten, wann wirst Du das Mädchen lassen?' „Nie', erwiederte Georg fest. „Du weißt, daß die Firma Winterberg mein Wort hat, daher frage ich noch einmal. Besinne Dich.' „Ich habe geantwortet.' Herrn Dolomie'S Züge wurden noch eisiger als vorher und da« Lächeln, welches sich nun zeigte, war entsetzlich unheimlich — grauenerregend, wie der Blick der Medusa. „Würdest Du bei Deiner Weigerung bestehen, wenn ich auf Grund dessen Dich nicht mehr als Sohn

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Seite 4 von 8
Datum: 14.09.1903
Umfang: 8
N- 20« M'nta , °>?n 14 September 1903 Lumpklancl. Roman von Oo?» Ouncke». <Rachdr»S »»ri-ta> 34. Fortsetzung. Georg schlug mit der Hand aus die Tischplatte. Seme Stirn färbte sich mit zornigem Roth. „Was soll das heißen? Erst verdächtigen Sir den Mann, und dann weisen Sie mich um Auskunft über 0en Verdächtigen nach Segenhaus? Wollen Sir damit sagen, daß man auch dort —' .Sehr arbeitersreundlich gesinnt ist — ja. Herr Hellweg. Das will ich sagen und wenn Sie mich ans der Stelle entlassen

von der Arbeil jagten —- .Ja. Was hat der mit den Thienemanns zu schaffen!' .Nichts mit ihnen direkt. Aber er wird seit Wochen mit einem Anderen in der Gegend gesehen — und dieser Andere —' .Dieser Andere?' .Wird nicht selten iu Segenhaus zugelassen.' „Was reden Sie da, Weber!' „Was ich verantworten kann. Herr Hellweg.' Die Spukerscheinung des gestrigen Abends stieg wieder vor Georg auf. Er schwieg. .Und mit Grüner und diesen Andern, den Nie mand zu kennen scheint — der sich auch bei uns, soviel ich weiß

stecken, unter einer Decke gegen mich —!' Georg lachte grell und schrill auf. »Wenn Sie die Sacke reiflich überlegen, Weber, werden Sie sie Wohl selbst höchst lächerlich finden.' Weber zuckte mit den Achseln. .Ich habe meine Pflicht gethan. Herr Hellweg, und davon wird mich Niemand abbringen. Guten Morgen.' Als der alte Mann gegangen war, legte Georg seiner Erregung keine Zügel mehr an. Er sprang auf und durchmaß das Zimmer mit großen Schritten. Immer mehr verdüsterten sich seine Mienen. Weber

mir wie eine große Lüge vor — ich — ich bekäme das garnicht fertig.' Georg war stehen geblieben und hatte sie aus die Stirn und das lockige Blondhaar geküßt. .Mein gutes Kind — ich sühle das mit Dir und will es Dir nicht wehren. Nur verhehle Deiner Freuudin nicht, daß sich Euerer Verbindung noch ernste Schwieiigkeiten in den Weg stellen können, daß die Aussichten daraus keineswegs sicher sind.' „Ach, das klingt ja furchtbar ernsthaft, Väterchen — gewiß — wenn Du es wünschest, will ich es ihr sagen

sie nicht länger m ihrem Heim. Sie mußte zum Geliebten eilen, ihn warnen, ehe eS zu spät sei. Georg war eben in sein Arbeitszimmer zurück gekehrt, als die Thür vom Glashaus her schüchtern aufgeklinkt wurde. Er wandte sich um. «Llnna — Du — hier bei mir?' Er fragte es gedehnt mit einem Gemisch von Verwunderung, Enttäuschung und Besorgniß. «Ist etwas bei Euch vorgefallen?' „Bei uns? Nein. Wie kommst Du darauf — ich — ich habe eine sehr ruhige, gute Nacht verbracht. — Ja gewiß — Du brauchst mich gar

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Seite 5 von 8
Datum: 06.08.1872
Umfang: 8
und null vor das Sopha gerückt war, da» eiueu be- quemeu Sitz bot. Madame Ehrellfried sah sehr leidend au», allein an» ihren Augen blickte eine Ruhe, eia gewisse» Ber- trauen auf die Zukuuft. Sie hatte auch Ursache ruhig zu fein, denn Georg hatte mit männlichem Muth uud Handschlag versprochen, der Schutz der Familie zu sein. Uud wie er selbst hoffte, seinen Vater günstig für die-Heirath mit Antonien zu stimmen — ach Liebende hoffen immer — und immer fester in dieser Hoff nung wurde, wirkte

sein frischer Muth belebend auf die Anderen, namentlich auf Madame Ehreufried. Der Weihnachtsabend war ein reizende» Fest gewesen. Georg konnte erst gegen zehn Uhr kommen, er mußte erst der Bescheerung in dem elterlichen Hause beiwohneu. Da» Hau» Dolomie entfaltete einen außerordeutlichen Glauz an diesem Abend. Die kost» barsten Geschenke thürmten sich zu Bergen und strahl ten in dea Lichtern des RiefentanneubaumeS, aber all' der Glanz konnte nicht vttbergeu, daß Eiae» fehlte — die Liebe. Die allein selig

machende Liebe fehlte, sie war vor dem buuten Flitter, dem kalten Glänze gewichen, den die Firma und ver Reichthum des Hauses Dolomie 6 Sohn aa solchem Abend sich selber schuldig zu sein glaubten. Georg war froh, al» er sich freimachen konnte, so bald e» die Schicklichkeit erlaubte, eilte er fort. Leopoldiue uad Herr von Sejour warfen sich einen sehr vielsagenden Blick zu, al» sie Georg'S Unruhe bemerkten uad ihn schon gleich nach dem Essen auf brechen sahen. „Je «her er in seinen Verderben rennt

, um so lieber,' flüsterte sie ihrem Verlobten zu. „Hoffen wir, daß er bald am Ziele seiner Wünsche stehen wöge,' entgegnete Herr von Sejour mit höhnt, fchem Lächeln. Sehr nette und verwandtschaftliche WeihnachtS wünsche! — In der Wohnung der Witwe Ehrenfried wurde Georg vou Stunde zu Stunde sehnlich erwartete Zwar hatte er gesagt, daß er erst spät kommen könne, allein wa» hieß spät! Schon als eS dunkelte, schien es den Wartenden spät uud als die Nachbarn anfingea zu befcheeren mal Heller Lichtschein

und fröhlicher Kinder- jubel auf die einsamen Gassen drang, ward Antonien das Herz recht schwer mit Ernst murrt« laut uud schalt auf dea Herrn Georg, dem gegenüber er gar keine Verpflichtungen zu haben glaubte. ES hatte bereits Zehn geschlagen ui>d Ernst droht» chon mit offener Empörung, als ein Droschke vor dem Hause Nro. S in der Gärtaerstraße vorfuhr und Georg mit verschiedenen Packetea beladen rasch die immerhin bürgerlich steilen Treppen hinauseilke. „Da ist er,' jubelte Antonie. „Endlich,- brummte

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Seite 4 von 8
Datum: 10.09.1903
Umfang: 8
, eine Heimath freilich, von der Georg nicht viel sah. Er vermied Segenhaus, soviel er konnte. Vergebens wartete er von Woche zu Woche, daß Anna ihm sagen würde: ich bin Demen Wünschen entgegengekommen — ich habe den fernen Gatten um zneme Freiheit gebeten; — aber nichts, nichts erfolgte. Wenn sie einander sahen, ging sie bleich und wortlos mit einem stillen, entsagenden Blick umher, dem offen vertrauenden Manne ein nicht zu entwirrendes Räthsel. Sie sprachen in solchen Stunden des Bei sammenseins kaum

noch von sich selbst. Einzig von Eva und Max war dann die Rede. Gleich in der ersten Stunde schien in den Herzen dieser beiden jungen, warmherzigen Menschen die Liebe aufgegangen zu sein. Noch hane sich keins dem Andern offenbart, und Georg und Anna, wissend gemacht durch die heiße Empfindung, von der sie selbst durch strömt waren, lasen vielleicht deutlicher in diesen jungen Herzen, als ihre Pflegebefohlenen selbst es thaten. Zuweilen auch sprach Georg und Anna von der Fabrik, für die sie von Anbeginn ab ein tiefgehendes

Interesse gezeigt. Georg war nicht verborgen geblieben, daß auch unter seinen Arbeitern die Zenlranlheit Eingang gefunden hatte, daß dann und wann, ja, in der letzten Zeit oft und öfter, ein Murren durch die Reihen auch seiner Arbeiter lief. Von vornherein hatte er in Bezug auf Löhne, Arbeitszeit, Unfalls- und Lcrsicheru»gska»en die weit gehendsten Zugenändnisse gemacht, und so erschien es Georg, als wüchse dies wnchernde Unkraut gar nicht aus der Mitte seiner eigenen Arbeiter heraus

laufenden Wege nichts zu sehen. Unruhig schritt Georg vor der rothen Villa auf und ab. Es würde doch kein Unglück gegeben haben drüben in Segenhaus? Oder sollte dein Kinde unterwegs etwas zugestoßen sein? Franz war ein zuverlässiger und starker Mensch, und überdieß war's Heller Tag. Dennoch ließ sich die Besorgnis nicht ganz unter drücken. Es hatten sich in letzter Zeit mehrmals Verdächtige Individuen blicken lassen, drüben m der kleinen Waldschenke sollte allerlei lichtscheues Geiindel Hausen

. Auch der von Georg entlassene Maurer Grüner sollte dort als Knecht beschäftigt sein und öfter in Gesellschaft eines Fremden, eines kleinen brünetten Mannes» sich in der Nähe des Parkes umhertreibei'. Jetzt flatterte am Sanm der Kiefern ein Helles Gewand auf. Wie eitle weiße Möoe über den gelben Sand kam daS Kind daher geschossen, ganz Leben, ganz Bewegung. Franz lies athemlos hinterdrein. .Mein Herzblatt? Wie erhitzt Du bist, — komm jetzt herein, nimm ein Tuch und kühle Dich ab, Dein Gesicht glüht ja förmlich

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Seite 4 von 8
Datum: 21.09.1903
Umfang: 8
. —' „Diesen Freundschaftsdienst—den letzten — ja!' Georg beivegte schwer und langsam das Haupt. «Den letzten! O, Anna, das kaun Dem Wille nicht sein. Der Sterbende hat mir Alles gesagt — er hat sein Gewissen entlastet, das aber meine hat er schwerer nur bedrückt. Nicht nur die Schuld, daß ich Dir, der Reinen, mißtrauen, an Dir zwrif.ln konnte, liegt jetzt auf mir, auch eine schwere, nie zu tilgende Dankesschuld, Rudolf sagte mir, daß Du, Anna, Du allein mir die Rettung gebracht — und unter welchen Verhängnißvollen

mich vermaaß, Recht und Unrecht nach landläu figem Schulbegriff zu beurtheilen? Ja, ich war so lange blind und besangen, aber nun erkenne ich: es giebt Schicksale, die Recht uud Unrecht zu unlösbarem Knoten ineinander wirren, uud einzig die Beweggründe des Herzens sind es, die eine That adeln oder verdani- menswerth machen.'' Anna hatte ihm mit gespannten Z' ickeu zugehört Äb und zu war es wie ein verlorener Lichtstrahl übe» ihr Antlitz geiiuscht. „Dies Geständnis; zwingst Du Dir ab. Oder, Georg, darf

und gleichzeitig eine Wendung uach rechts zu der Stelle hin, an der, neben Eva, Hellweg und Anna saßen. .Meine Damen und Herren, wir haben hier an unserer Fe.tasel noch ein drittes junges Paar, unsere lieben, hochverehrten Gastgeber Herrn Georg und Frau Anna Hellweg. Die Fahrt in den Hafen ist diesen leiden, prächtigen Menschen nicht so leicht gemacht worden, wie den jugendlich leichtsinnigen Kindern da. Durch Sturm und Noth haben sie ihr Schisflein steuern müssen, durch Klippen und Riffe

ich mich eines Auftrages entledigen, mit dem mich unsere theure Gastgeberin betraut hat. Es ist Ihnen allen kein Geheimniß, daß Frau Anna Hellweg die Besitzerin unseres nachbarlichen Segnilinis ist. dessen gastfreundliche Segnungen Sie alle u ährclid der letztvergangeneu Jahre genossen haben, oder da>z sie es vielmehr war. Ja, meine Herrschaften, richten Sie Ihre stauneude Entrüstung an eine andere Adresse — ich kann nichts dafür. Sehr gegen meinen Willen hat Frau Anna — als sie die Ehe mit diesem tapfern Ruter Georg

. Eine h >lbe Stunde sp.uer wurde die Tafel auf gehoben. Die beiden jungen Paare flüchteten in den Park; die übrige Gesellschaft vertheilte sich auf und ! icht uulerha'.b der Terrasse. Überall waren blumen- gcschmiickie Tische, bequeme Sitze vertheilt. Änna saß allein mit der Mutter in tranlichem Zwiegespräch. Georg stand auf der andern Seite cer Terrasse und iah leuchtenden Auges zu seiner Frau hinüber, als der Junizrath zu ihm trat. „Na, Nitter Georg,' f«agte er schmunzelnd, .Alle» zur Zufriedenheit

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Seite 4 von 8
Datum: 24.08.1903
Umfang: 8
, mit ihr zu den übrigen. Noch an demselben Abend wurde bei Thienemanns der erste Familienbricf an Anna nach Dirfchau ge schrieben. Frau Thienemann machte den Ansang. Sie schrieb nach den üblichen Mittheilungen über Gesundheit u. s. w.: .Eben kommen Grete und Max von der berühmte» Landparthie ganz selig nach Hause. Was Dich be sonders mteressiren wird zu hören, ist, daß ein alter Freund und Landsmann von uns die Parthie mit gemacht hat, Du wirst Dir schondenken können, daß es Georg Hellweg war. Grete und Max

und Tante und reibe unS sbald,ch daß Du in gutem Wohlsein Dich befindest. Deine treue Mutter.' Dieser mütterlichen Epistel fügte Grete bei: .Liebste Anna! Ehe ich zu Bett gehe, muß ich Dir doch noch sagen, daß es einfach himmlisch war. Mutter schrieb Dir schon, wer Max nud mich begleitet hat. Georg hatte gar zu große Lust mitzugehen, und da habe ich ihn natürlich eingeführt. Wir waren den ganzen Tag unzertrennlich. Er war entzückend zu mir — es war einer der schönsten Tage meines Lebens. Georg

, damit ich mit meinen Handarbeiten fertig werde — erzähle ich Dir Ver- schiedenes, was Georg mir gesagt hat, und wie furcht bar nett er war, so allerlei, was man nicht so recht schreiben kann. Bon Dir haben wir übrigens gar nicht weiter gesprochen, als daß Du verreist seiest. Deine Dich treu liebende Schwester Grete.' 21. Kapitel. . Das Urtheil in der Sache gegen Zeuner war gesprochen. Die Beweisaufnahmen und die Zeugenaussagen waren so erdrückend gewesen, daß der einstmalige hoch angesehene Chef der Firma Zeuner und Weißholz

— also auf Wiedersehen.' Georg fuhr zuerst der Richtung der Königlichen Stenrrkasse zu. Obwohl die eigentlichen Bureau stunden längst zu Ende waren, war eS doch nicht zusgeschloffen, Thienemann, der, wie er durch Grete erfahren hatte, oft in den späten Nachmittagsstunden noch eininal auf's Bureau ging, dort zu treffen. Er hatte Anna's Vater seit seiner Rückkehr von Newhork überhaupt noch nicht gesehen; es verlangte ihn danach, andererseits aber wollte er es vermeiden, noch einmal in der Köthenerstraße vorzusprechen

. Er wollte Trete Thienemann aus dem Wege gehen. Am Schluß der Landparthie, zu der er so ganz wider seinen Willen gedrängt worden war. war's ihm wie Schuppen von den Augen gefallen und er hatte mit Erschrecken bemerkt, daß des Mädchens Be- zehr nach seiner ausschließlichen Gesellschaft in ganz inderen Motiven als in jener naiven kindlichen An hänglichkeit gewurzelt hatte, in der er dieses Begehren zesucht. Nach diesem Abend hatte Georg seinen Besuch in der Köthenerstraße nicht wiederholt und eine Ein ladung

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Seite 9 von 10
Datum: 30.04.1872
Umfang: 10
, leidenschaftlichen Wesen harmonnte vollkommen daS dunkle, rolhseidene Kleid, das leicht ihre noch immer tmpouirende Gepalt umschloß. Sie richtete jetzt ihre durchdringenden Augen auf den Eintretenden und frug bestimmt und forschend: „Was solltest du bei dem Herzog?' „Rathpflegen über den neuen FeldzugSplau,' ent, geguete Georg mit ziemlicher Sicherheit und doch nicht fest genug, um das schlaue Weib zu täusche«. „Und das Hieltet ihr so geheim?' frug sie weiter mquirirend. „Wir wollen den Müusterberger überrasche

» und damit in die Enge treidenl' „So?! — und wenn ich jetzt dich selbst in die Enge triebe? srug die Croatin scharf und ihr Auge ruhte durchbohrend auf Georg. „Glaubst du mich zu täuschen ? Ihr sührt etwas ganz Anderes im Schilde!' „Und wenn es wäre?' entgegnete Georg, der jetzt seinen kecken Trotz wiedergefunden hatte, nicht ohne Absicht. »Dann würdest du mir vertrauen, Georg!' entgeg< ueledieVorstchtige schmeichelnd, die zu fühlen begann, daß sie ihm auf andere Weife beikommen müsse

. „Und wenn , ich es nicht dürfte, Herzogin? wenn HvlrKK«? Wh jkwA« PnschVkAenheit aqhtsohlm?' „Ich bin sein Weib, die früh oder spät jedes Ge heimniß von ihm di-ch erfährt, also vertraue mir, ich will nur deine Ergebenheit gegen mich erproben.' „Wie kannst du daran zweifeln? fordere von mir, waS du willst und ich werde es thun, aber mein Wort gegen BoleSlauS darf ich nicht brechen!' entgegnete Georg, der damit nur seine Forderung höher schrau ben wollte. Das schlaue Weib schien ihn durchschaut zu haben, und entgegnete

freundlich: „Du willst dir deine Worte gut bezahlen lassen, nun wohl! — SODucaten — machen die dich sprechend?' Er schüttelte bedenklich das Haupt. „Sei kein Thor,' drängte dle Croatin, „ich weiß, du brauchst sortwährend Geld, verschmähe nicht die hübsch« Quelle! oder willst du mehr? 100 Dursten?' Georg suhlte, vaß er dennoch der Croatia nicht entgehen könne, ja sich dieselbe nicht zum Feinde machen dürfte — 100 Ducalen waren doch eine schöne Summe und was lag denn an der ganzen Geschichte

Margareth'S durste sie nimmermehr in BoleSlauS' Hände lassen, dies mußte eine Theilung seiner Liede herbeiführen und sie war viel zu herrschsüchtig, um nur eine Faser seines Her zens irgend einem anderen Wesen zu überlassen. Der Sprößling der verhaßten Margareth sollte einst den Besitz deS Herzogihums antreten, während sie selbst nicht alle Hoffnung aufgegeben, BoleSlauS einen Erben zu schenken? Alles das genügte zu dem raschen Entschlüsse, durchkreuzend in dle Pläne BoleS. lanS' einzugreifen. Georg

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Seite 11 von 12
Datum: 19.07.1872
Umfang: 12
tSochtS'Lalkllöer s-wp-g 20. Marg-r-th G Sm«tag «1. F » Scapulirf. Wochea-Salenoe» Montag SZ. Mari» Magd. Dlmstag W. Apollmar Bliitter fiir Unterhaltung und gemeinnittzige Jntneffen. DeUage M Nr. 163 der tonst. SsMr Leitllllg vom IS. IM 1872. In eiserner Faust. Ein Polizei-Roman aus der neuesten Zeit von I. Steinmau». (Fortsetzung.) Georg athmete auf. Dazu hätt« «S der bangen Einladung nicht bedurft, dieSEreigniß hatte er lange vorausgesehen und besaß keine Schrecken für ihn. Herr Dolomit fuhr

zu machen, die der Firma anpassend wäre.' Georg wurde hei diesen Worten purpurroth und verbarg nur mit Mühe seine Verlegenheit. „Ich bemerkte sogar, daß Du den Damen, die ich Dir näher zu bringen suchte, eher auS dem Wege gingst, als daß Du Ihnen entgegenkamst. Jetzt will ich Dir die Mühe abnehmen — ich habe bereits für Dich gewählt.' „Zstein Pater —' rief Georg entsetzt. Ha wohl,' rief Leopoldine und Herr von Sejour, „wir haben gewählt.' Nun konnte Georg sich die Blicke des Einverständ nisses zwischen Leopoldine

und Herrn von Sejour erklären. Sie wußten, wa» ihm bevorstand, sie kann« tea den eisernen Willen de» BaterS auf der einen und seine Liebe zur Freiheit «mf der anderen Seite. Sollten fie hoffen, daß es zu einem Bruch zwischen ihm und dem Vater kommen werde? Georg erinnerte sich des bittenden Blickes, mit dem der alle treue Jean ihn noch vor Kurzem augefleht. «Ich will mich zwingen und ruhig sein', dachte Hm von Schonr und Leopoldine beobachteten ihn Die Letztere nahm da» Lvrguon ihres Verlobten

und sichte ihu. Georg ertrug auch diese neue Beleidigung schweigend. Der Thstrmer blieS einen WeihuachtSchoral vom Thunu. Geschäftige Menschen eilten draußen von Liebe getchbea, für daS bevorstehende Fest zu sorgen, m» Liede zu spende». Selbst entfernte Bekannte gedachten einaader. Im Hause Dolomie herrschte keine Weihuachts- Vorfreude. H«r Dolomie fuhr fort: ,.Du keuust die Tochter des H»rrn Winterberg, i» Firma Winterberg L Co. Diese Firma ist ein starkes Concnrreuz-Geschäst vou

uns. Durch diese Verbindung — die eiuzige Tochter ist Ezbia — wird die Firma Dolomie & Sohn wieder eine uene Stütze gewinnen, bereu Tragkraft unberechenbar ist.' E» schauderte Georg. Er sah sich Verhandelt wie ein Sklave, verlauft vou dem, den er achten uud lieben sollte, dem Götzen „Firma' geopfert. Aber uur die Wildei» opfern Menschen. Herr Dolomie war ei« sehr guter und zartfühlender Ehrist, er konnte nicht leiden, wenn iJemand die Religion verunglümpfte, oder geringschätzend jvoa einem ihrer Träger sprach

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