ihre Straße. Sie wolltenur erst recht weit von ihrem Heimatsorte entfernt sein, und es dann dem Zufall überlassen, wo und bei wem sie Zuflucht und Aufenthalt finden würde. Es war am Morgen des darauffolgenden Tages, als den obersten Kamm des Gebirges, welches die weite Thalgegcnd einrahmt, und von dem sich eine zauberische Aussicht bis weit über das Dorf hinaus, in welchem unsere Geschichte begonnen, aufreißt, ein junger Mann erklimmte, Bündel und Knotenstab von l'ich warf, sich selbst adcr
und Brom voll Erstaunen gegenüber. „Um aller Welt Willen,' rief Gottfried außer sich vor Freude und Ueberraschuug, „wie kommt Sie hieher ?' „Wie?' stotterte Vroni, „ich bin halt fortgegangen!' „Und wo will die Jungfer hin?' „In die weite Welt!' sagte Vroni mit großer Niedergeschlagenheit. „Dahin will ich auch,' versetzte Gottfried fast in gleichem Tone, „aber,' fragte er nach einer Pause, „was trieb Sie an, das Dorf zu verlassen?' „Ich hab' halt nicht mehr bleiben können.' „Sieht Sie, Vroni,' jagte
je seines Lebens froh geworden. Jetzt aber ist's nichts mehr' mit der weiten Welt, jetzt kehrt Sie mit mir in das Dorf zurück; die weite Welt wäre niir ja doch ohne Ihr zu eng, und mit Ihr ist mir auch die kleine Hinterstube in meines Vaters Anwesen groß genug — ist sie's Ihr auch?' Da flog Vroni in sprachloser Liebesieligkeit an seinen Hals und Gottfried umschlang sie mit seinen kräftigen Armen und herzte, drückte sie und preßte die ersten Küsse seiner glühenden Liebe in überwal lender Herzens ergießung
auf ihre rothen keuschen Lippen. Als aber der erste Freudenrausch vorüber war, mußte sich Vroni zu ihm in's Moos niedersetzen und ihm erzählen, wie das alles gekommen sei, worauf er sie abermals in seine Arme schloß und mit Küssen überschüttete, und weiß Schreiber dieses nicht zu sagen, wie lange dieses gewährt, noch wie oft es sich wie derholt hat, er weiß nur, daß sie spät Abends, als schon die letzten «chimmer auf deu Bergränden zu verschwinden begannen, in stiller Freudigkeit und Hand in Hand in das Dorf