unser Armenfond so arg mitgenommen wird, und sich von Jahr zu Jahr verzehrt, dürste» folgende sein: 1. Der Mangel an Vertrauen. Dieser ist, geliehen wir eS offen, längst schon gewichen. Der Wahn, als wäre der Fond uneimeßlich reich unb unerschöpflich, ist so verbreitet, daß Viele glauben, man lege nur Kapitalien an. und gönne den Armen nichts. ES ist die Meinung verbreitet, man gebe daS Almosen an Unwürdige im reiche» Maße, verschwenoe an Einzelne und lasse die wirklich Armen darben. Duse Meinung
, die wir jetzt, wenn cS so fortgeht, aufzehren und theilwei>e schon angriffen. In Mailanv ist eS Sitte, daß jeder, sei er Dienstbothe oder Knecht, von den Vermöglichern gar nicht m reden, dem Spital und Armenfond etwas hinterläßt, und bei unS, wie selten, äußerst selten ein Legat! dieß kommt vom Mangel .in Vertrauen, unv werden auch bei Sterbsällen für Arme Beträge geschenkt, so dienen sie meistens nur zur schnellen Vertheilung und erleichtern so ten Fonv um keinen Kreuyer. 2. Die große TheilnahmSlosigkeit am Armenwesen
, die Alt unv Weise deS SammelnS oder die Vernachlässigung ist ein Hauptgrund, daß es so sparsam ausfallt. Manche glauben, daS Sammeln der Vereine sei dem Fon? ein großer Schaden. Ich kann diese Ansicht nicht theilen. Der Frauen« und Männerverein sammelt nur 1 Mal im .'ahr, ver Armenfond 12 Mal. Beide Vereine u-itei stützen ja auch nur Arme im? büken verwahrloste Kinoer zu braven Menschen, und wenn anch der Armensonv um ItX) oder 2lX) fl. weniger einnimmt, ist eS nicht für ihn eine weit größere Aushülse