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Bozner Tagblatt
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Seite 5 von 6
Datum: 13.11.1943
Umfang: 6
: Prpipetheits- Verlag, Gröbemell ^Aber der Hohlicht stand wie ein gro ßes Rätsel hinter den Schleiern der Wol- kech denen nur mehr dünn 'rieselnder Regen entströmte. Es war sehr kalt ge worden, ein Anzeichen dafür, daß das Wetter, sich zum Besseren wenden würde.. . Norbert Höchstadler, ging' durch das -verlassene Haus. Küche und Stube,'darin -der Hirt Bracnik zu wohnen pflegte, waren sauber, der Boden gepflegt, und die Fenster schlossen dicht. Neben dem Herd lag ein Stapel trockenen Fichten holzes

. an der. Wand hing eine Sterz pfanne. ^ - Die anderen Räume zeigten die-Ver lassenheit vieler Jahre; Moos und Schwamm wucherten, und in einer Stu be sproßte in dem morschen Boden sogar ein kleines Fichtenbäumlein, dessen, Sa men der Wind durch das offene Fenster hineingetragen haben mochte. Norbert riß es aus und warf es zum Fenster hinaus. . '. • Er mußte über sich selbst lachen, als er dieses unbewußte, gleichsam.-triebhafte Tun bedachte; es wär wie die erste Hand, lung eines, der hier Besitz ergriff

, und war doch noch alles so.unsicher und frag- ^^Recht gut war der Stall erhalten durch dessen ' dicke Wände Regen und Sturm keinen Eintritt gefunden hatten 1 Ein bissel Geld, ein paar Kühe daraus -7 Weide wäre genug, Norbert hatte ^war etwas Erspartes, aber ob es zu einer Kuh langen würde? Wohl hatte er noch etwas Erbteil auf dem Hofe des . Bruders stehen, und Hans würde es »hin gewiß geben wollen. Aber wie war un ter den heutigen Verhältnissen die Zah lung an einen. dem Tode verfallenen Tiroler Kämpfer möglich? Nun, darüber

brauchte er sich jetzt den Kopf noch nicht zerbrc.hen. „Na, wie steht's?' fragte der Förster «Jetzt greif auch zu', wi:,t hungrig sein.' Norbert nahin Speise und Trank. „Das Dach . vom Heustadel ist das schlimmste.: Ein.-einziges: Loch. Aber das macht alles nichts, wenn...', er kaute an seinem Speck, wollte Burgstaller nicht durch Frage nach dem Jägerposten drän- gen. . Der Alte yerstand ihn. „Werden sehen! Ich sag noch nichts, wo ich noch nichts versprechen kann. Tu halt derweil deine Sach

bei der Fxrcherinl Es kann dir nichts schaden, wenn sie dir wohlgesinnt ist.' „Das will ich schon', antwortete Nor bert. Bei sich aber dachte er: der Berg — wie ist der Berg? • Das Dach des Ziegenstalles war ge flickt, und angefaulte Pfosten waren durch neue ersetzt worden. An Stelle des morsch gewordenen Fischkotters nagelte Norbert einen größeren und festeren zusammen, und der Kahn der Gundla vertrug auch einige neue Plankey und Dichtung 'der Fugen durch Baumharz. Draußen schneite es; der Spätwinter ivar

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Bozner Tagblatt
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Seite 5 von 6
Datum: 18.12.1943
Umfang: 6
, der hatte sie jetzt! Aber rnn hatte Margret, die das Leid wis- nd und verstehend gemacht hatte, ine Zerrissenheit mit klugen Worten -glättet. M'ilana sei durch ihn Weib -worden und ihr heißes Blut könne zs, was sie in der Liebe mit Norbert -nassen habe, nicht mehr entbehren. So i sie des anderen leichte Beute gewor- ;n. und Schuld trage nicht sie, sondern der sie geweckt hatte, und — leise hatte t hinzugefügt — die Natur, die dem lenschen da» wilde Sehnen als Geißel der Rosenkranz aufgebürdej habe. Es war. als hätte

Margret, die letzt ill für ihr Kind, ihren Bater und der rinnerung an den toten Gatten lebte imit ein eigenes Geheimnis verraten — zß auch sie ein Weib sei und nach jung. Wie Norbert so an Margret dachte, -rschwand alles bittere Erinnern an lilana. Vorhin hatte er sie zum FMer- aus herabgehen geiehen — ralch blickte : noch einmal über den Schluchtweg hin. -r sich wie, eine graue Natter die Festen itlangwand. dann richtete er das Spek- v hinüber zum Fiicherhaus. Dort hing Bettzeug aus dem Fenster

geworden, die Gundla. Walter Pfeiffer der hier oben baderte und arztete, so gut-es ging, sagte, es fei eine Lungenentzündung und in diesem Alter eine böse Sache. An Pflege mangelte es ihr nicht, immer weilte eine her Frauen, von Deutsch- Häusern bei ihr. Jetzt die Margret — dg kam sie aus dem Hause, legte den kleinen Jörge! in die Sonne und holte Wasser vom Brunnen. Norbert preßte das Glos fester ans Auge und drehte nach der schärfsten Einstellung. Er sah den Jörge! vergnügt mit den Fußerln straistpeln

. aber das liebe Gesicht mit den weichen Grübchen könnt« er doch nicht erkennen. Er war völlig vernarrt in den Buben, und wenn er kam, dann gurrte und zwitscherte ihm der Kleine entgegen, so daß Schorsch Ederle mit seiner Großva- terllebe fast eifersüchtig wurde. Aber aste Künste des Ederle kamen, beim Jörgl nicht auf gegen das Vogeltrillerpfesterl, das-Norbert gemacht hatte, gegen die Schelle aus Blech mit Steinchen darin und andere Herrlichkeiten, dig der junge Bauer zu fertigen verstand. Nun schwenkte

Margret den vollen Eimer vom Trog und verschwand damit ins Haus. Norbert 'wurde fast Ängstlich zumute — wenn der Bub ins Rollen kam und in den See fiele! Doch die Mat te vor dem Haus war' ja bretteben. Aber wenn eine giftige Fliege ihn stach oder eine Viper aus dem Gestein gekrochen' käme! , Doch da war Margret schon «ieder und holte das Kind in» Hau». ■ '-'T Norbert sah wieder' dorthin, wohin sein Blick gehörte. Cs hatte sich nichts verän dert. In der Schlucht, wo der Pfad auf schmalen Brücken

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Seite 3 von 4
Datum: 08.11.1943
Umfang: 4
sich aufbauend aus der rötlich strahlenden Zackenreihe der Türme. Jetzt war er nickrt mehr da. ein ungeheuer weißer Schlvnmin wucher te darüber und wuchs beständig. Im Stiegental unten haben sie dem Norbert Hochstadler gesagt, der Berg heiße Hoh- licht, und die Windischen nannten ihn Begunsica. Wenn man hinüber motte ins Krainiiche. dann müsse man nur auf das Hohlicht zugehen. über die Stufen und Abläße des Tales hinauf, bis man unter den Wänden des Berges stehe. Dann fei rechter Hand ein grüner Sattel

. Za Se- lom genannt, und führe ein Hirtensteig- lein fonder Beschwerden ins krainische Land. Die Windilchen, wie sie die Krai- ner nennen, trieben ihre Schafe über die S-l-arte Za Seiom ln» Kürntnerische herüber. So ist Norbert Hochstadler immerzu drut Berg zvaegangen und hat vrrftan« den., warum sie das Tal. durch das er wanderte. Stiegenta! nennen. Immer eine Stufe nach der anderen, Felsabsütze, über die Wassrcfeälle lprühlen, dann wie der ein Absatz. Um Fellen und Zacken, über Abgründe hin. wand

sich der Weg. Aber eS' war immerhin ein Weg. wenn er auch in den Wiesen der ebenen Film chen arg verivachsen mar. Welchen Sinn hatte ein Weg. dem man anmerkt. daß er. einmal lorgfältig 'aus- gebaut und in den tSrin gesprengt ge- welen mar. den heute Gras überwucherte und Buschwerk überschattete? Norbert Hochstadler wußte'es nicht und hütete sich, allzu viel zu fragen. Und hätte cr.'s getan, so hätte er gewiß nur zage Auskunft erhalten. Die Menschen, durch deren Siedlungen er gekommen war. wa ren scheu, gedrückt und wider

oder höllilcher»Teufel sei. Norbert Hochstadler wollte weit, weit laufen, um aus diesem Schatten wieder in die Freiheit hellen Sonnenlichtes zu konrmen. Aber wo war das? Deshalb stieg er. über die Stufen des Tales aufwärts, an bangen Menschen vorbei. Dem großen Dorfe Langenbruck war er seitlich ausgewichen, obgleich sie dort noch deutsch sprachen. Dann kamen kleine Weiler, und ihre Bewohner nannten da,' Stiegental Jesercatai und den Berg Hohlicht Begunsica. Di» grauen Kalk wände standen noch Ua Süden, ober

wie die Föhnwolke über den Grat nieder- lropste, so hingen Gruppe» slawischer Menschen schon hier am Boden des Kärntnerlande^. Norbert 5)ochftadler war es weh ums s)erz, daß er auf der Flucht vor dem düstere» Riesenschatten die Grenze der deutschen Zunge schon überschritten hatte. Der. Weg wand sich den letzten Absatz hinauf und 'war noch immer breit, im Stein waren Rille» cingefurcht. Da wa ren sie lahrhundertlang mit Roß und Wagen heraufgefahren, wenn auch setz! alles moosüberwachsen war. Warum wohl

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Seite 3 von 4
Datum: 02.12.1943
Umfang: 4
, Grrtbeniell Öftoman von Q-usiao < Jlanh<il 22 Das Mädchen senkte den -Kopf und sagte leije: „Aber Baterl' Norbert hielt die Fingerspitzen anein- ander und betrachtete seine Nägel. „Ich weiß nicht was der Schneider meint.' „Das weißt du recht gut. Gehst seil Monden hier aus und ein. und daß die Milano die Deine ist. wissen nicht nur die paar Leute' hier, sondern sogax im Markt unten reden sie es. Bor ein paar Wachen hat mich, der Mirko von der Belopalje getrotzt (geneckt), mann wohl ein Iögerbiiblein

bei uns schreien würde.' „Der Mirko ist ein Schandmaul', fuhr Milana auf. „und der Norbert und ich haben uns nichts vorzuwerfen. Sie sagte das zum Hochstadler hin wie einen Vor wurf. „Kann sein, kann nicht sein! wackelte Smertic mit dem Kopf. «Junge Leut sind wie Nadel und Zwirn -- lach nicht so duinmi Ich mein, sie müssen eimnal zu- eiander' „Der Norhert Ist gar rin Braver' meinte Milana bissig. „Hör, Vater' Smertic'. sagte Norbert ruhig, „so wie du das meinst, geht's nicht.' „Geht nicht!' eiferte der Alte

. „Möch: wissen warum? Und wenn ich'.'fuhr er lauernd fort.'„einmal zum Förster aehen tat, ihm die Sach auseinandersetzen?' „Was schiert das. den Förster?' fauchtc Norbert. ' . „O mein Lieber, sehr viel! Weißt es besser als ich daß .eine' scharfe Zucht im Dorf ist. seit er da ist Der Bamberger hat ehedem zu viel vom Schnaps getrun- ken' den er selbst gebrannt hat. Da ha> ihm der Förster zugeredet — ich weiß nicht, ob im Guten oder Bösen — aber laufen tut er nicht mehr, der Bamberger

. Und wie der Ebenreuter vom Vach einen Graben hat abzweigen wollen zu seinem Haus, was bei Hochwasser eine Gefahr iürs Dorf gewesen war. hat auch der, Förster...' „Ich weiß schon, daß er sich überall e'inmischt'. erwiderte Norbert ärgerlich „Aber Liebessgchen kümmern ihn doch nichts.' „Sagst es selbst LIebessachen! Jetzt hast dich verraten', glaubte der Schneider zu triumphieren und bildete sich auf seine Logik was ein. „Wenn es LIebessachen sind, dann setzt - man den Schlußpunkt darunter, und der heißt heiraten

.' Cr klatschte mit der Hand auf den Ofen. Dort aber lag eine Nadel, und die stach ihm in den Handballen. „Au. preklete ba hudnic!' (hol's der Teufel!) kam er In seine Muttersprache- „Jetzt muß ich we, gen dir gar bluten:' Er führte den Handballen an den Mund und sog daran. „Vaterle. schau wir werden das aus- reden, der Norbert und ich', meinte Mi lan« besorgt. „Geh jetzt ins Bett. Du regst dich zu sehr auf.' Der Alte schaute zuerst mißtrauisch auf ^in Kind, als glaubte er. sie wolle ihn nur aus der Sttibe

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Seite 3 von 4
Datum: 20.12.1943
Umfang: 4
Huskao 92enkefc , I 36 Aber ehe der Förster noch da war, kam Meister Feßl aus dem Untergeschoß und fragte, was das greuliche Tuten zu bedeuten habe. . ^ „Die Franzosen kommen'. fcf)rj*\ ihn Norbert an. „Jetzt kannst Feierabend, ma chen.' Das Männlein erschrak zuerst, dann sagte es hicklchädlig: „Ich bleib bei mei ner Arbeit, dafür werd ich bezahlt', und verschwand wieder. „Was ist los?' fragte der Förster kurz. Norbert erstattete Meldung und in dem harten Gesicht -Burgsjallers verzog

aus den Kaminen — wieder Blu men an den Fenstern die erste Furche, die der Pflug gerissen hotte — das erste Läuten der alten Glocke — das erste Kind, das nach Jahren trostloser Oede geboren worden war. • . Das Werk vieler fleißiger Hände war es. aber lein. - Burgstallers. Seist und Willen hatten die Hände geleitet. Bon dein' Augenblick an, da im Schirmtanner» hof der erste Bauer werkte, der' junge Mensch Norbert, der da neben ihm stand, hatte Burgstaller gewußt, daß hier oben die Aufgabe eines Lebens begann

Kraft als tausend Worte und Litaneien. „Jetzt siehtvman sie wieder', unterbrach Norbert sein Sinnen. Burgstaller riß das Spektiv ans Auge und sah lange durch. „Du, Norbert!' sagte er endlich zögernd „da stimmt was nichts'^ „Was denn?' Er blickte wieder eine Weile hin. Der Zug nahte sich dein Schluchteinganq. „Das sind keine Rösser — das sind Küh.' „Waas?' „Etliche Rösser sind wohl dabei, vor Karren gespannt, aber ohne Kanonen rohre. Das andere sind Küh!' Jetzt blickte Norbert durch das Glas

Sache, ist. blas ich zweimal kurz und einmal lana. das Gan- .)e dreimal hintereinander. Jst's doch der Feind, dann blas ich das übliche Alarm zeichen.' Norbert ging den Pfad hinab, die schon fast fertigen Wolfsgruben überschritt vorsichtig und eilte^ dann weiter, Immer unter den jäh aufsteigenden Wänden hin Uebrr sich sah er wie dunkel aufgeschich> tete Dächer di« sturzbereiten Stein- und Holzlaminen. „Na. dank schönt' dachte er, „wenn letzt da oben einer am Strick zieht, dann leb wohl, du liebe

Margret.' Daß er gerade an Margret denken mußte, fiel ihm nicht auf. Er war zu ge spannt, was da eigentlich heraufgekrochen kommen. Nach der letzten scharfen Neide (Kehre) senkte sich der Weg nun steiler und gerad linig bergab. Hier war eine Felszacke wie eine Wehrmauer und hinter diese setzte sich Norbert, den Gomsstutzen über den Knien. Cr hörte - nichts von nahenden Schritten oder Klappern der Hufe, der Seebach verschlang mit seinem Tosen jedes andere^ Geräusch. Aber aus einmal, wie au, dem Boden

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Seite 3 von 4
Datum: 15.11.1943
Umfang: 4
, wo in der Felsecke tief unb unergründlich die grüne Fischweide war. Norbert trat an den Rand der Barre, llbgrundtief ging es da hinunter, der glitzernd lebende Strich des zwischen den steinen oorschießenden Wassers verband Sen See mit dem gut zweihundert Me- ter tieferen zweiten TalbodD, dem Eben- plan. Dort standen liäuser lm Grün ver- itreut, denn so tief war der Neuschnee aicht gekommen. Norbert wußte, daß Hort uttten Slowenen lebten, die den lkbenplan Velika Duma nannten und ihr Dörflein, Belopolje. Dann kam

wieder rin Abbruch' und noch einer — ja. Stie gental hieß es zu Recht. Und weit draußen, wie eine Flotte von Schiffen agf grünem Wasser, waren die Häuser des Marktes Langenbrück, die statt ich« Kirche und der graue Würfel )es gräflichen Schlosses. Weiße Gebllde schwebten darüber am Himmelsrand, gber es waren keine Wolken, sondern ferne Berge, das Reißeck und die Eis- zipfel des Hohen Tauern. Dort irgendwo war die verlorene Heimat. ^ .. Norbert riß sich aus der Weichheit, die ihn zu überfallen drohte

gefällt worden waren, da hatte wohl der Türke im Kärntnerland gemordet und gebrannt. Weis wie Steine waren die Stämme, das Kalkwasser hatte sie allmählich versintert. selbst zu^Stein ge wandelt. Schließlich fuhren sie in den See hin aus und warfen Steine, um die Fische zu verscheuche^. Es fiel Norbert auf. daß die Alte in die Richtung der grünen Fiich- weid, wo doch die ergiebigste Beute auf- zutreiben gewesen wäre, keinen Stein warf. Nach dem, was ihm Burgstaller erzählt hatte, wunderte

ihn das nicht. Dort unten lag irgendwo ihr Geliebter, und man schmeißt nicht Steine auf ein Grab. Als sie dann beim Fischerhaus gelan det waren und die angstvoll in den Be hältern des Bootes gepreßten Ferchen, Saiblinge und Forellen mit dem „Bär', dem Handnetz, in den geräumigen Fisch kotter überschöpsten, sagte Norbert zu Gundla: „Ich will, nicht in Dinge drin gen, die Euch wert sind, Fischerin. Ihr müßt mir sagen, was ich hier tun und lassen soll, damit ich nicht Euren Unwil len wecke.' „Ist schon recht, Urs

von den Wänden, löste sich in der heißen Ju- nijonne in nichts auf, als wenn ein glü hendes Bügeleisen darüber hinfahre. Die Wasser rauschten lauter, überall war ein Hüpfen, Springen. Funkeln und Blitzen. Die Lllmwiesen unterhalb der Hohlicht- wand waren von Izunderten kleiner Was- serfäden durchzogen. Aus der Höhe ge sehen. schien es. als ob zuckende Silber- netze über das junge Grün gelegt seien. Norbert war von der Scharte Za Se- lom, über die ein wohlausgetretenes Stciglein- ins kranüche Land hinüber

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Seite 3 von 4
Datum: 29.11.1943
Umfang: 4
davon etwas zu jagen. „Ferchen!' lachte der Förster liarmlos. um Pjelsjer nicht- zu bejciMmen. „Da ste hen wir scl)äb!g da mit unserem Hasen und Hirlchziemer. was, Norbert?' Hachltadler nickte und zog seinerseits eine bauchige Flafcl)« aus dem Nuckfack. .Daß wir nicht trocken fißen. Die Fische wollen Ichwimmen.'' „Aber geh. Norbert', meinte Pfeiffer oerlogen. Es war so, daß ganz Deutschhüpfern hem Schirmtanner fetzt bei feknem richti gen Namen nannte. Dem Norbert war das fremde „Urs' zu umständlich

gewor den. und er hatte einmal erklärt, er fei auf die Namen Urs Norbert, getauft wor den. und man habe ihn daheim stets beim zweiten Namen gerufen. Nur der Hoch stadler. der vielleicht französiche Schergen hätte herauslocken können, war nach wie vor Geheimnis für nur ganz wenige. Auch der „Student' wußte davon nichts. Die Fische brutzelten in der Pfanne,, und Herta hatte, als sie Walter damit beschäftigt iah. ihn in die Stube geschickt, um das Werk etwas fachkuniiiger zu vollenden. .„Wenn schon

. »Jetzt bist also der Nayter an der Wand.' Pfeiffer blickte überrascht auf. Bisher hatte es geheißen »Herr Aktua- rius' und „Herr Förster'. »In Deutschhäufern sagt man sich du' warf Burgstaller ein. kurz und jeden Wi- derfptuch abschneidend. Dann fuhr er fort: „Es ist eine Schande, und mußt es mir nicht übelnehmen, daß ich erst heute zu dir komm?. In der ersten Zeit meines Hierseins war viel zu tun. Uich die Herta ist ja Irjion einmal dagewefen. für mich.' „Die Herta war da?' fragte Norbert. „Warum soll sie nicht dagewefm

sein? Einer muß hier dem andern helfen. Wir sind aufeinander angewiesen.' Burgstal- ler blickte'nachdenklich auf sein« Hand, deren Rücken schwarz behaart war. Dann hob er den Arm und spreizte die Finger auseinander. „Da! So ein Fingert kannst brechen wie Holz oder abhacken wie einen Hundsschweif. Aber so!' Er hielt Norbert die geballte Faust unter die Nase. Sie lachten bei der Vorstellung, daß die starken Iäqerfinger wie Holz zer knackt werden könnten. Aber es war doch so. und sie verstanden schon den Ver

einmal gedacht hatte: wenn doch auch mir ein Ratz so schmecken tätl Es waren noch zwei ' Fischgräten zu lchüngen. da hob der 5üimd den Kopf und knurrte. Norbert fuhr zusammen, und in feiner Erinnerung war die Nacht im Ebenreuterhau», al» Milana. von Ihrer Eifersucht getrieben, um di« Fenster ge- feife» war. Aber der Förster wußte das Knurren anders zu deuten: „Du darfst nicht bös fein. Student, doch es kommen noch Leut. Ich habe sie hierher gerufen.' Norbert sah Hirschzlemer und Hake schwinden

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Seite 3 von 4
Datum: 16.11.1943
Umfang: 4
Mund, der sich beim Sprechen rechts seitlich verzog. Er war von gewaltigem Körperbau und mußte über große rohe Kräfte verfügen. Sein Anblick löste in Norbert sofort einen aufkeimenden und vorderhand noch grundlosen Widerwillen aus. und wie ein Blitz durchfuh'r ihn die Darstellung einer Feindschaft, die ihn von nun ab als bedrohlicher Teil seines Lebens begleiten würde, als jenes Berneinende, das immer im Wege eines Msnschendäjeins steht. Was dann kam. war durchaus geeig net. dieser Ahnung recht

zu geben. Milana sagte: „Gott sei Dank — da bist ja!' als ob sie ihn erwartet hätte. Sie zog schämig das zerrissene Hemd, das fast die ganze rechte Brust freiaab. zurecht. Der Mann aber bohrte feine ste chende Augen rn das Gesicht Norberts und fragte mit dem Tone eines, der hier Recht und Gewalt habe: „Wer bist, was hast hier zu schaffen?' ' Norbert blieb ganz ruhig. Er legt? seinen Rucksack zu Boden und setzte sich auf einen vorspringenden Balken der Hütte. „Grüß Gott. Milanal Bist Speik suchen

einstellen will' Langsam stand Norbert wieder auf. zog die Pfeife und tat. als wenn er sich Ta bak einstopfen wolle. Wird was Rechtes fein, was der Purg- staller anstellt', fuhr Popernig in roter Wut fort. „Auch so ein deutsches Schwein...' Weiter kam er nicht. Die Faust Nor berts, von unten her ausholend, hatte ihn mit größter Wucht an der Kinnlade getroffen. Es krachte hart. Popernig überschlug sich nach rückwärts und blieb liegen. „Ist er tot?' schrie Milana. »So schnell stirbt der nicht.' Norbert

behielt den Gegner im Auge. Der richtete sich bald wieder in sitzende Stellung, starrte blöde um sich und spuckte Blut aus^ Es waren auch einige Zähne dabei. Milana lachte hell auf, doch das brach te Popernig rasch wieder in die Gegen wart, seine Hand griff nach rückwärts. Norbert trat auf ihn zu und hielt den rechten Fuß schwungbereit nach hinten. „Du, laß das Messer sein! Sonst Kriegst den Nagelschuh ins Gesicht. Hast verstan den? Und jetzt troll dich!' Popernig war mit den Schmerzen im Unterkiefer

, der stark anzulchwellen be gann, nicht in der Lage, den Kampf fort- zujetzen. Er ging wirklich, und sein letz ter Mick war eine Spritze voll Gift. „Bor dem mußt du dich jetzt in acht nehmen', sagte Milana. „Da, weiß ich', erwiderte Norbert. Er legte die Pfeife fort, öffnete seinen Sack und holte Speck. Brot und getrockne te Fische hervor. „Bist also Speiksuchen gegangen?' „Jal Wie ich gesehen Hab, daß du ge gen Za Selom gestiegen bist, Hab ich mir gemacht, jetzt war doch ein guter Mensch in der Näh

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Seite 3 von 4
Datum: 19.11.1943
Umfang: 4
hinzog, Auch Norbert fiel setzt, da er das seltsame Bauwerk wled«r er blickte, auf, wie mächtig.uyd wuchtig es von hier unten aüsfah. Beim ersten Weg in das Hochtal hatte er weniger darauf geachtet, da ihn'das nahende Unwetter zur Eile gstriebe), hatte. In glatten Plat ten, die, oon'Wafler überrannen. wie ein ungeheuer Silberschild glänzten, fiel hie Wand ab. durchfurcht von dem Spal't. durch den dex Seehach in hi« Klamm nie- derschah. Darüber stand dgs Mauerwerk aus großen Quadern, mit Moos. Busch

sagt' dir -herzlich Will komm!' trällerte Hexta scherzhaft. „Das ist die Gundla.^ - > „Die Gundlg?! Di« schaut jg aus wie ein« Hex.' „Vielleicht gefällt sie Euch in der Nähe besser', lächelte Norbert. „Ng, dank schön!' Der Ebenreute« h«i- N«lt« weiter mit seinen kleinen, trippeln den Schritten, denen man anmrrkte. daß st« steil« Weg« nicht mehr gewohnt wa-, ren. > Al» sie dann den Rand der Hochfläche betrat?», wußten sie. weshalb der Man tel her Gundla. so geweht hatte: ein star ker. lauer Wind

stürmte über di« Grate und, durch' die Scharten au» dem Süden in» deutsche Bergland herüber. Der See rauschte, und in den Fess?n der grünen Fischweid klapperten löse Steine. Die Gundla stand nicht mehr auf der Klause, ihr Kahn, von den Wellen geschüttelt nahte eben dem Ufer. vor > dem Fischer- Haus. „Schade!' meinte Norbert. „Wenn sie uns ttbergesetzt hätte, so hätten wir eine halbe. Stunde Weges erspart.' Macht nichts, macht ganz und gar nichts', versicherte Ebenreuter. Er war wieder einmal liehen

: Ist ja noch alles da wie eh und je. Die Berge, der See und das Dorf. Du mein liebes Deutlchhäulern! Hat dir der Berg kein Leid getan! Und dort — der Ebenreuterhok! Ist >a nicht wahr, daß dreißig Jahre vergangen lind. Spjelen nicht die Buben auf dem Anger vor dem Stadel, und das Weib, kommt aus dem Stall vom Melken? Geträumt hah' ick nur. Hatz ich In finsteren Stollen unh Sästichten muß werken — das ist ja alles nicht wahr. * Endlich wandt« er sich zu Norbert und Herta. «Ihr liehen, lieben Leut'!' sagte «r. als müsse

er seine Glückseligkeit den Jun gen übertragen. Dang lacht« er kurz auf- „Ein Togger bin ich gewesen, wie ick ge- lagt Hab', ich käm heraeif. um wenigstens hier zu sterben. Nix da, jetzt hebt sich erst das Leben an. und der Jahren zwanzig wird, mir der Herrgott schon noch icken ken.' Und dabei war er schon über die Siebzig. „Seid nur nicht zu enttäuscht. Vater Ebenreuter'. warnte Norbert. „Ans der Ferne sieht es gär schicklich aus. aber in der Nähe besehen, ist halt gar viel' ver lottert,' „Das Haus steht

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Seite 3 von 4
Datum: 12.11.1943
Umfang: 4
'Jtenftet 5 „Die Jagerei Hab' ich gern', freute sich Norbert. „Haltaus! Die Hauptfach ist nicht die Jagerei, sondern Revieraufsicht und Hege.' „Ich versteh' Euch schon. Wir haben daheim eine Eingenjastd. und da Hab' ich immer dazu geschaut. Der Bater hat mich oft ausgesyottet. daß ich fo wenig schieße und lieber dem Wild nachgeh und mich dran /freue.' m Vurgstaller nickte und setzte den Weg fort. Er sagte weiter nichts von feinem Plan, und Norbert wollte ihn auch nicht durch Drängen vergrämen

gefüllten Zuber an den beiden vorbei. „Wirst uns.wohl auch ein bisserl Ge sellschaft leisten, Milana. Ein junges Frauenzimmer bedeutet für Jäger alle mal einen guten Anblick.' „Ist der da auch ein Jäger?' deutete sie auf Norbert. „So halb und halb. Ein meiniger Freund. Urs Wachtler heißt er.' „Ich komme gleich. Muß nur' den Schweinen die Kajpel (Futtertrank) brin- gen.' Am Fenster saß der Köhler Smertic mit untergeschlagenen Beinen wie ein Schneider und trieb auch Schneiderhand werk: er. flickte

. „Bei dem Regen?' Vurgstaller fuhr in das Gewartet zwi schen Vater und Tochter. „Gehst halt, sobald es wieder schön ist. Milana. Ich denk, du wirst auch froh sein, wenn wie der etwas Geld ins Haus kommt.' „Das schon', gab sie zu. und ihr Blick, verärgert von dem Alten fortgewandt, streifte Norbert, blieb ein wenig an ihm hängen, „'s ist halt nicht grad lustig, allein am Berg herumzulaufen. Es gihr allerlei Leut, die glauben eine Grau pensammlerin ist nur dazu da. daß man sie ins Gras schmeist

und sich'' mit ihr eine gute Viertelstunde macht. „Wen hast denn gesehen am Berg?' fragte Vurgstaller neugierig. ' „Was immer so herüber kommt über Za Selom. Nichts Besonderes.' „Hat einer ein Gewehr gehabt?' „Nicht daß ich wüßte.' „Den Popernig Karl hast nicht gese hen?' „Bin froh, wenn ich dem Unband nicht begegne.' Die Antwort klang ausweichend, dachte Norbert. Vielleicht war der Popernig ihr Schatz und sie wollte ihn nicht verraten. „Wie steht's denn mit dem Schirm- tannerhaus?' wandte sich der Förster nun zum Köhler

keine Freude haben: seit Jahren hat er sich dort eingerichtet.' „Was der Hirt denkt, ist mir gleich. Die verlassenen Häuser gehören zum Be zirk Zangenbruck und nach Krain hin über. Und jetzt, Urs. ^vollen wir das Schirmtannerhaus anfehen. Komm!' Als sie über den. wasferüberrieselten Weg, dessen Kalksteine von Gras über wuchert waren, durch die Reihen der leeren Häuser gingen und Norbert noch einmal zurückblickte, sah er Milana unter der Tür stehen. Einen Augenblick war ihm. als wenn das Mädchen leicht

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Seite 3 von 4
Datum: 07.12.1943
Umfang: 4
; die Kälte war wie Stechen von tausend Nadeln, aber der Schneefall hatte ausgehört. Ein blenden der Silberdom stand über einem Nebel- streif; das war im Mondlicht der große Berg, den sie' am Morgen gesehen hatten. Norbert Hochstadler hatte sich sehr spät aus den Heimweg gemacht. Er war scheinbar auf einem Besuch in der N!n- denhütte der beiden Holzknächte gewesen. -In Wahrheit hatte ihm der Förster be fohlen, dort einmal unauffällig Umschau zu hasten, denn daß der Jonas Geyer und Beit Abensamer bezüglich

Wildbra- ten keine Kostverächter waren, wußte er. Natürlich hatte Norbert nichts gefunden, denn die zwei wußten für Nehe oder Hafen, die ihnen „zufällig' über den Weg gelausen waren, andere Aufbewahrungs- plätze als ihre Rindenhütte. Dann war das Unwetter gekommen, und sie hatten sich die Zeit mit dem Würfelbecher vertrieben. Nun ging Norbert heim, in der auf klarenden Nacht, deren Schönheit ihn tief erfüllte. Er kannte die alte Wetter tanne und wollte dort noch ein bedacht sames Pfeiflein rauchen

. Da sah er vor ihr ein Weib stehen und Meinte zuerst, eine Rosenice, eine der weißen Feen der Berge zeige sich ihm. Er fing in leinen Armen ein Menlhen- weib auf. das schwach wurde, als es die Rettung nahe. sah. Unter dem Baum wand sich der alte Soldat stöhnend und schimpfend hin und her und sagte, als Norbert In das Zweig- gemach trat: „Na. endlich ist wer da!' als hätte Norbert die Pflicht gehabt, zu kommen. Der andere jedoch, zu dem sich der Jäger niederbeugte, sagte nichts und Norbert erkannte

säg' ich mir den Chaib selbst ab.' „Das wird nicht vonnöten sein. Ser geant. Unser Student hat ein Jahr Me dizin verbummelt und weiß eilickes. und der Norbert hat den Feldscherern auch was abgeguckt.' „Der Norbert hält' mich lieber gauz erfrieren lassen sollen, als daß ich ein Krüppel bin und daherhumpeln muß. wenn der Kaiser wieder ruft.' „Red nicht jo lästerlich! Und die da drin?' wieg Burgstaller zur Türe. Ueber Ederles Gesicht ging ein rascher weicher Zug. den er durch eine Grimasse verjagte

. „Damit man die Nacht spürt, die Silvesternacht.' Durch das geöffnete Fenster kam ein Strom frischer, kalter Lust. Das Rot im Westen war zu einem dunkelblauen Streifen wie zu einein Wall von Asche zusammengesunken. Schon standen da und dort Sterne am Himmel, „Wo ist denn der Norbert?' fragte der Sergeant. lFortsetzuMt folgt) j mm t

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Seite 3 von 4
Datum: 18.11.1943
Umfang: 4
klopfte ihm auf den Rücken, wie einem^der sich an einem Stück Knochen verschluckt hat. „Wer kommt denn da?' fuhr er dann auf.'Sie. hatten wenig Besuch im Forsthaus, und nun gar zu einer Stunde, da ganz Lan- genbruck beim Essen war. „Der Nor... der Urs Wachtler! Was machst denn du im Tal?' Es war Unwillen in den Wor ten, und die Stirne des Förster ^ wurde rot. ' Norbert stand auf der Schwelle, etwas verlegen, weil zwei ihm Unbekannte an wesend waren. Er verstand den Aerger Burgstallers. der fürchtete

, daß sein Jagd- gehilfe. von den Gendarmen erwischt würde. Norbert war unbekümmert; was wußten die hier in Illyrien. welch» Rotte er in Tirol gespielt hatte? Er hatte das dem Förster auf seine Warnungen hin entgegnet, aber dieser hatte' gemeint, wenn der Teufel, wolle, so könnte man den Flüchtling auch hier erkennen, und der Zufall sei manchmal ein boshaftes Luder. . Alois Burgstaller konnte dem prächti gen. jungen Kerl, der nun seit einigen Wochen nicht nur sein Amt gut versah, sondern sich auch mit zähem

Fleiß eine neu» Heimat aufbautej -nicht lange gram sein. „Du wirst wohl deinen Grund ha ben. heruntergekommen zu sein. Also setz dich und iß mit-! Das ist die Herta, von der ich dir schon oft erzählt Hab, und das ist ein aller Deutschhäuser, der Eben reuter.' »Zeit lassen!' gab Norbert beiden die Hand. Burgstaller zuckte zusammen. Ein ver dammt frecher Kerl war er doch, der Hochstadler. Sagt grade den Gruß her aus. durch den. man erkennt, welch Gei stes Kind er ist. Der ist imstande und sagt

, daß du nicht im Ebenreuterhof sitzt. Da, müßtest du setz' hinaus.' Dann mit tiefem Aufatmen: „Ich komme wieder, und wärs auch nur. UM hier zu sterben. Aber mein Bub und sein Weib und die Kinder, die kommen werden, die sollen leben.' „Da wird sich die Gundla freuen', meinte Burgstaller trocken. Hertg. drängte wieder zum Tisch, und Norbert ließ sich nicht nötigen. Er hatte sich einen Wolfshunger angelaufen. „Die Gundla lebt noch oben?' fragte der alte Bauer. „Von der Hab ich einmal eine Watschen gekriegt

?' Der zuckte die Achseln. „Nicht viel! Fürs erste Hab' ich ihm eine herunterge- haut. Jetzt will er nach Langenbruck ge hen und bei dir Beschwerde führen.' „Auf welche Wange hast ihn denn ge hont?' Norbert sah verständnislos drein. „Ist das so wichtig?' „Natürlich! Damit ich ihm &ie' andere beledern kann.' „Aber Vater!' rief Herta dazwischen „Und dann', fuhr Norbert fort, „ist ein kapitaler Gams herübergewechselt, aus dem Krainischen wahrscheinlich. Ein schwarzer Teufel, und die rechte Krücken ist seitlich

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Seite 3 von 4
Datum: 10.11.1943
Umfang: 4
. GrObenzeU ytOmOn OOH ^UfitaO yCcnfect o Da sie nun schwieg, lockte Norbert neuerdings die oerschlostene Botschaft hervor. „Und setzt sind die Häuser leer?' „Leer! 2lb und zu schläft Gesindel dar in. wo einst 5)ecren waren. Bauern! Jeder Bauer ist ein Herr. Das ist nun an die dreißig Jahre her. da drohte die Wand des 5)ohlichi einzustürzen. Fels- blocke sind niedslgeroUt. immer näher an das Dorf, ftamift ihrer noch viele sehen, in; 5)ause des Wasterlheurer hat ein Trumii; die Wand eingeichlagen

und unerschüttert. als sei -raußen »ine Windstille Vominernocht. Die Fischerin haste wieder eine Weile geschwiegen, als scheute sie den Klang der Stimme während der wilden Musik ves Gewitters. Im Zucken der Blitze Iah Norbert ihre Augen leer und -abwesend in eine Ferne starren — vielleicht weckte dieses Wetter eine Erinnerung für die Alte. Der Bursch hätte gern noch mehr über das.verlassene Dorf gehört. Blitzichnell war ihm. der sich aus einem Weg ins Unbekannte befand, der Gedanke utiiiie- stiegen

sich einige Male, doch die Fischerin schien ihn nicht zu hören. Ein mal stüsterte sie mit heiserer Stimme zu sich selbst: „Der See schreit — so wie da mals — die grüne Fischweid ist jetzt ein Gischt. Bringt ihn doch nix herauf.' Norbert nahm sein Pfeiflein vor. 2lls er Feuer schlug, zückte das Weib zusam men und war wieder in; Jetzt. „Ja so. du bist auch noch da. fremder Mensch. Wie hast gesagt, datz du heitzt? So. Norbert — werd mir's wohl merken müssen. Oder auch wieder vergessen, wenn du morgen deiner Wege

geht's gut. und solche, die warten, war ten und wiederum warten, denen geht es schlecht. Und setzt werden wir schlafen gehen, weil du doch morgen beizeiten weiter muht. Sie erhob sich und griff nach dem Kienlpan. ^Fischerin,' logt« Norbert mit rajchem Cntjchluß. „kann Ich Euch nicht ein paar Tage dienlich sein und noch hierbleiben.' Sie wandte sich, den Arm noch immer nach der Leuchte ausgestreckt, zu ihm. „5)ierbleiben willst? Ich Hab gedacht, du bist flüchtig.' „Das wohl, und wenn sie mich erwl

waren. 2lls Norbert am nächsten Morgen er wachte, regnete es noch immer. Bon den Bergen war nichts zu sehen, die Nebel strichen über die Wipfel der Wälder des senleitigen Users und der See war zwar glatt und unbewegt, aber von den vielen niederschlagenden Tropfen punktiert wie eine Sommerlprossenhaut. In; Fischer- Haus war alles ruhig, nur das Ticken der Uhr in der Wohnstube drang bis ins Unterdachzimmer herauf. Unbestimmtes Zwielicht lag über den spärlichen Fetze» der Landlchaft. welche die ziehenden

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Seite 3 von 4
Datum: 11.11.1943
Umfang: 4
Norbert am Herd nieder, nachdem er kurzerhand ein paar Scheiter in die Glut geworfen hat te. „Ich bin der Burgstaller, der Förster, und will die Fische holen', sagte er und blickte Norbert so an, als erwarte er nun dessen Namen. Der Bursche erinnerte sich, was die Gundla vom Förster gesagt hatte: daß er ein Braver sei. In diesen Zeiten gab es gewisse Worte, an denen man sich er kannte. Brave, das waren die still 28ar- lenden, die Glaubenden, die zäh Aufhal lenden. Die verfolgt und gehetzt wurden

, denen man Brot und Amt fortnahm, um sie durch Hunger ergeben zu machen. Sie erkannten einander an scheinbgr belang losen Worten, an kleinen Bewegungen der Hand und an einem Grub, der aus dem Salzburgifchen nach Tirol, ins Kärntnerland, in die Steiermark gewan dert war, überall galt, wo deutsche Men schen an eine freie Heimat glaubten. „Zeit lassenl' sagte Norbert gewichtig. „Zeit' lassenl' erwiderte der Förster und setzte hinzu: „Hab' mir wohl denken können, daß die Gundla keinen Lumpen

im Fischerhaus hebergt.' Mit kurzen Worten gestand Norbert dem Jäger, wer er sei und was ihn hier* hergetrieben habe. Burgstaller hörte auf merksam zu, während er den Lauf des Gewehres der trotz der Lederkappe an der. Mündung naß geworden war. mit Fett nusschmierte. „Sicher bist hier schon, einstweilen wenigstens. Man weiß halt nie, wie sich's -unten im Tal wendet. Der Französünge sind viel und ungute Leute dabei. Wenn sie spannen, daß da heroben einer sitzt wie du, dann... no. ich will dir kein« Angst

machen.' „Angst?' lachte Norbert und streckte die geballten Fäuste vor. „Nimm's nicht zu leicht!' warnte der Förster. „Vorigen Monat haben sie er luchst. daß einige von unseren jungen Leuten beim Senn auf der Wendalm zu- 'jammenkommen. Da sind sie nächtlings herausgeftiegen und haben den Senn halbtot geschlagen.' Natürlich haben sie immer ein paar französische Gendarmen dabei, allein trauen sie sich nur, wenn sic ihrer sehr viel sind.' Er blickte ihn prü fend an. „Kannst dir was einbilden, daß die Gundla

hergehen, und dazu gehören deine Fische. Hängen schon Tafeln im Dorf und Blumen darum. Vioe l'empereurl Und die Leut sind brav dressiert aufs Divatrufen. Hoffentlich find deine Fische gut illyrisch gesinnt, daß sie den Herrschaften schmecken.' „Alter Teppt' sagte die Gundla und tat ihre nassen Ueberkleider auf die Stan ge über dem Herd. „Schick das nächste mal Herta herauf, Fische holen, wenn du nichts als Unsinn reden kannst.' „Die Herta Ist mein Mädel', erklärte Burgstaller dem Norbert. «Die Gundla

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Seite 3 von 4
Datum: 01.12.1943
Umfang: 4
, von volkstümlicher Schlagfertigkeit find diele Gestalten, daran jeder fein Helles Vergnü gen haben kann. Keine leere Phrasen drescherei sind die Dialoge, was da her- oovfprudelt.. ist köstlichster Botkswitz. Meisterhaft hat Karl Ladurner den Schneidermeister Sebastian Gaißrei- ter verkörpert. Er hat sich so ins Spiel hineingelebt und die verschiedenen Stim mungen so lebenswahr und mit einer Natürlichkeit wiedergogeben, wie man es sich nur bei.einem Derufsschauipieler er warten' dürfte'.. Norbert .Fritz

. Dahinter ist das andere, an das wir immer glau ben —', er stockte wieder. Es war ihm nicht gegeben, lange zu reden, wenn ihm auch Zorn. Kraft und Glaube bis Brust zu sprechen drohten. „Kärnten!' rief Jonas Geyer. „Ja. Kärnten', wiederholte Burgstal- ler so, als erwarte er noch was. Er fuhr erschöpft mit dem Naotuch über die Stirne und setzte sich. Einige Au genblicke verweilte er so. schwer atmend. Die Männer sprachen untereinander. unÄ es war ein großes Gelumse in dem Raum. Norbert war neuerdings

sein. Das ist nicht io. wie wenn der Klauser einen Le berfleck auf einen zerrissenen Stisel pappt oder der Xaver ein Brett und zwei Holz- prügel zusammennaaelt und sagt, das ist jetzt eine Bank. Wenn ich n^ur besser sehen tat am Abend!' Er rieb die rot entzündeten bllnzenden Augen „Wann machst mir endlich eine Oellampe, du?' Norbert Hochstadser wandte am Fen ster langsam den Kopf. Er hatte in die Nacht hinausgeschaut, obwohl es draußen nichts zu leben gab. Dickter Nebel lag über dem-Hochtal, es war sehr warm und schneite In großen

, wässerigen Flok- ken. Und das vier Tage vor WeihnachtenI „Leicht gesagt, wenn man Zeit hätte. Arbeit halt, nicht vor der Taglichten! Der Förster wird wohl warten können auf seine Joppen.' „Ich Hab gesagt, sie ist übermorgen fertig, und mein Wort steht.' Norbert zuckte die Achseln und sah wie der hinaus. Milana stand am Tisch und bügelte. „Der Vater hat recht. Norbert. Du könn test ihm schon die Gütigkeit antun und eine Oellampe machen. So eine, wie der Student hat. Sie leuchtet dreimal lo stark

. nicht zu Tal konnten. Sie schwiegen eine Weile. Norbert war ungeduldig, weil der Alte nicht zu Bett gehen und ihn mit Milana allein lassen wollte. Seit einiger Zeit rnachte er es so wie ihm zum Trotze. Vorher hatte er nichts Arges daran gefunden, die beiden jungen Leute allein zu lassen. Smertic stichelte noch etwas, dann schmiß er das Zeug hin. als hätte er sich während der Minuten schweigsamer Ar beit zu einem Entschluß durchgerungen. Ilnoermitkelt wiederholte er. scheinbar sinnlos, die vordem gesagten

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Seite 3 von 4
Datum: 09.11.1943
Umfang: 4
Entschlossen heit alles, was sie vermag, zum Sieg» beizutragen. tft)as £Do tf ofiu© ^auet Copyright: Prometheus* f7\ n . yy«. r . Verleg, GrObeniell )4tOIIiatl DOH M-UßtaD 'jicnkdt 2 Der Kahn gehorchte neuem Druck des Ruders und glitt in den See hinaus. Unter seinem Kiel schlappte und klatschte es. aber wie ein gefräßiger Entenschnabel furchte das scheinbar so plumpe Fahrzeug die immer stärker werdenden Wellen. Norbert haye es auf der Zunge, der Litten zu lagen, sie möge seiner jungen Krajt das Ruder geben

kein Wet- terglöcklein, und aus keinem Kamin weh te Rauch eines Herdes, trotzdem doch letzt die Zeit war. wo sie In Dorf und Stadt -as 'Abendessen bereiteten. Es war eine leere, verwunschene Land- schaft. und das alte Fischerwrib paßte eher in'sie als in die freundliche Belebt heit eines abendlich heiteren Dorfes. „Ich möchte Quartier nehmen dort oben', deutete Norbert zu den Häusern. „Wird wohl ein Wirtshaus sein, wo eine Kirche steht?' „Die Kirche ist leer, und durch zerbro chene Fenster fliegen

in dieser wil den Gegend?' „Ich bin der letzt« Mensch von Deutsch häusern.' ..Deutschhäusern?' Sie zeigte mit dem spitzigen Kinn gegen das Dorf. Der Kahn hatte die Mitte des Sees überfahren und nahte nun dem Westufer. I» dem fahlen Grau unter den . tiefschleisenden Wolken gewahrte Norbert in einer Bucht unter einem ho- hen Felsen eine schmale, langgestreckte 5)ütte. deren Dach von breiten, flachen Steinen beschwert war. Am Ufer unter halb der Hütte war/ halb im Wasser ste hend. eine 2lrt von Schuppen

Ihr?' „Gewiß. Und meiner Ahnen einer mag am Hang des HoMtadelberges im Drau- tal gehaust haben, dieweil ich mich 5)och- stadler schreibe. Und Norbert dazu.' „Schreiben könnt Ihr?' Cr nickte und führte die Fischlein mit den-Fingern zum Munde. Sie dünkten ihm köstlich und ähnelten im Geschmack gebratenen Kästen (Kastanien). Er hatte noch nie Fische solcherart zubereitet ken- nengelernt. „Wer seid Ihr? Woher kommt Ihr?' fragte das Weib plötzlich, nachdem es eine Weile Brotkrume und Fischlein ge- mümelt

hatte. Norbert überlegte einen 2lugenblick Es widerstrebte ihm. Gastfreundsthaft mit Lüge zu bedanken, und doch mußte er vorsichtig sein. Der 5)äscher und Spitzel waren viele im Lande. Doch was konnte ihm hier ln der Einsamkeit das alte Weib tun? Sie loh auch nicht aus. als ob sie mit den Liebedienern und Ltutznießern dex augenblicklichen Verhältnisse etwas Gemeinsames hätte. Wahrscheinlich wa ren ihr die Dinge, welche sich in Europa begaben und von deren Brandung Hoch- slgdler an das Ufer des Bergsees

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Bozner Tagblatt
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Seite 3 von 4
Datum: 17.12.1943
Umfang: 4
euch In Ketten ab. Zweitens, Förster Burgstaller. befindet sich hier ein gewisser Norbert Hochstadler, der als Rebell an der Seite des Andreas Hofer gekämpft hat. Nein, kein Leugnen, wir wissen das ganz genau. Während sich also die Burschen und waffenfähigen Männer von Deutschhäusern morgen um elf Uhr vormittag in Langenbruck bei der Mairie zur Untersuchung zu stellen haben, werden wir diesen Hochstadler sofort ab- führen. Und zwar in Ketten!' letzte er. hämisch lachend, hinzu

; sie flüster ten untereinander und nahmen dann vlötzlich die Gewehre bei Fuß. Krachend stießen die Kalben ans den Steinboden, eine Kette rasselte, welcks einer der Fran zosen am Gürtel trua. Es war die Kette, mit der Norbert jiochstadler gefesselt ab geführt werden sollte. Wa» dann geschah war ha» werk ei nes Augenblicke» und geschah, ohne daß nur ein Ruf. geschweige denn ein Befehl ergangen wäre: eine Woge von Menlchen- leibern schlug über den Gendarmen zu sammen. es geschah alles schweigend

nicht, ob sie nun mit der Arbeit fortfahren oder was anderes tun sollte. Nur Meister Feßl war wieder in die Stube gegangen, hockte neben dem halbfertigen Ölen und trank Schnaps. Es war ihm übel gewor den. „Jetzt. Leute, jetzt...' sagte Burgstal- ler schwer und vollendete den Satz nicht. Und doch lag in diesem „Jetzt' alles an dere Ungesagte. Er drehte sich um und ging zum Dorf hinauf. Die andern folgten ihm und wußten, daß sie nun auf Leben und Sterben zu den Bauern vom Berg gehörten. Norbert Hochstadler saß in der Dach

war ein prächtiger Auslug, man sah das Stie gental hinab, die 5)ütten von Belopolje — von Belopolje! Norbert tastete mit dem Glas die kleine Siedlung ab. Auf den Feldern waren Gestalten wie Amei len: sie heuten. Ob Milana dabei war? Es war keine Sehnsucht in der Frage. Seine Liebe war tot. Aber es war auch kein haß dabei über ihren Verrat — denn wer als sie konnte seinen Namen und sein Schicksal enthüllt haben? Es war ein tiefer Schmerz, so tief, wie ihn nur die erste aroße Liebe des Jungmannes. die enttäuscht

worden ist, bringen kann. Ein Iägerbursch des Grafen war heraufge kommen und hatte erzählt, daß Milana nun doch dem Popernig fein Schatz ge worden lei. Damals, als Norbert das gehört hatte, war in ihm das wilde Auf stammen gewesen. (Fortsetzuna folgt)

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Seite 3 von 4
Datum: 30.11.1943
Umfang: 4
können. D», Eben-reuler, hast einen Poller zum Welterlchießen. soviel ich weiß. Ist just keine Kanone, aber besser als nix. wenn man ihn mit gehack tem Blei ladet. Und dann — das ist fast das Wichtigste — über der Klomm wo der Weg zum Felsen gehtz müssen wir Verteidigungsanlagen bauen. Steinlawi nen und so: Der Norbert wird —er brach ab und räusperte stch verlegen Da war ihm fast das Geständnis entglitten daß Norbert vom Tiroler Krieg her mit solchen Dingen gut Bescheid wisse. „Der Norbert, der Student

ab geschnitten würde. „Bist bi,’s. Walter?' fragte das Mädel „Ach. der Norbert — ich geh gleich wie der. fiab mir fragen wollen, ob ich einen Glühwein kochen soll, wenn ihr dann fertig seid.' „Darüber werden sie nicht böse sein. Wart, ich helf dir.' Er drängte sie zur Tür und ichlünfle mit ihr hinaus in die Küche. Darin brannte eine kleine Oellam- pe. die sich Weiffer aus Bstch/ett (Bilch — Siebenschläftr) »nd Dochk von alter, zerzupfter Sackleinwand selbst angefer tigt batte. „Ist überhaupt so viel Wein

da?' fragte er verleoen. da L)erta ihn erstaunt und wortlos antah. „Der Ebenreuler und der Klauler ha ben was mitgebracht. Tluf ein Glas für jeden täl's reichen. Aber du. Norbert, ge hörst du nicht dort hinein?' „Die reden jetzt von Bist, Fett und Milch. Mich kümmert's nur. wenn drein- o-schlagen wird. Da stell ich meinen Mann..' <Fortsetzung folgt) \

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Seite 3 von 4
Datum: 25.11.1943
Umfang: 4
sich mit geballten Fausten herum. Der Hund knurrte. Da stand der Mann mit dom Gewehr und streckte die Hand aus: »Gott will kommen hier oben! Da, war höchste Zeit!' Rach und nach kamen auch di» andern mit Heugabeln. Stöcken und Hacken. Dek lange Vater Emertic trug einen Köhler- ipieß. war rußfchwarz und schrecklich.an Zusehen. Als Pfeiffer antwortete, merkte er. daß er noch Immer knapp an Atem war „Ihr habt mir Helsen wollen dank euch! Wieso hqbt ihr denn gewußt, daß Ich ksmme?' Norbert Hochstadler warf

hcr kam die Gundla. Sie ging wie eine Ente, di» auf dem Wasser geschmeidiger ist als aus dem Lande. Sie humpelte und watschelte. Als sie die Scher 'um Walter Vkeisfer sah, stemmte sie die Anne in die Seiten und lachte: »Ihr seid mir die Rechtenl So ein Hausen Leut! üB : e die Schafe seid ihr daherpekommen.' »Gundla. wir hätten alles getanem dem Pfeiffer zu helfen' meinte Norbert etwas unwillig. »Ihr müßt uns nicht auslachrn.' „Wie eine Schafherde seid ihr', wie derholte sie trotzig. »Einer lauft

da. »iner dort. Wa« «allt che den, mache«, «em, einmal Soldaten kommen, eh? Tröpfe seid ihr!' Sie wandte sich um und wat schelte wieder ihrem Kahn zu. Pseisser wollte ihr nach und Ihr danken, aber Norbert hielt Ihn zurück. »Laß sein! Sfwterl Sie Ist setzt grantig.' Taoer Ebenreuter letzte hinzu: „Aber recht hat sie. Wenn die Kerle nicht vor ihr Angst gehabt hätten, märe leicht Blut geflossen.. Wir sind hier noch zu wenig, daß wir einen missen könn ten.' „Angst vor der Alten?' lachte der Klauser

. der mit den Cbenreuters nach Drutkchhäulern gekommen war. Aber der alte Bauer, der setzt nicht mehr gruden bleich war, sondern braun wir Fichten rinde. nickte, und der Klauser schwieg. Norbert Hochstadler zog eine Flasche aus der Tasche. „Ich hab gedacht, du wirst eine Stärkung brauchen, und Hab da« da schnell eingesteckt. Nimm!' Wäh rend Pfeiffer den Enzianlchnaps trank, sah ihn der'Jäger prüfend an. »So wärst du also auch da. Sttident?' Walter setzte erstaunt die Flasche ab. »Wlelo weißt, wie sie mich heißen

«« wir iufomne«, tft‘, reckst?' »Wenn Ihr eines Knechtes bedürft' »5)ier in Deutschhäuiern sagt man sich du', warf Norbert ein. „Dann gehen wir. Mathe.' Sie stiegen zum Dorf hinauf. Ueber den See. darauf der Gundla Kahn schwamm, fegte der Wind die ersten herbstlichen Blätter von den Uferweiden Förster Alois Burgstaller stand am Fenster, die Hände auf dem Rücken und sah in den grauen Dezembermitttag hin aus. Es lag nur wenig Schnee, In kleinen verkrusteten Jnleln da und dort zwilchen den braunen Wielen

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Seite 3 von 4
Datum: 13.12.1943
Umfang: 4
sie die Neckerei: wenn der Förster und Herta hier wohn ten. weilten sie nicht mehr im Schirm- tannerhof bei Norbert. Und die junge Witwe Margret, die- sich mit Herta lehr angefreundet hatte, würde auch mit ihrem Kind zu den Burgstallerischen übersie- deln. Norbert wäre dann wieder allein im Haus... »Das ist meine Sach, den! ich!' zischte Milana Pfeiffer an. »Du verstehst aber auch gar keinen Spaß', lachte dieser gutmütig. „Und lang hat's • gedauert, bis du verstanden hast, was ich meinte, 's ist hast

, so daß Burgstaller und Norbert herzlich lachen mußten. Und weil Milana keinen Spaß verstand und alles sofort krumm nahm, wurde gerade sie oft die Zielscheibe seines Spottes. Er maß'ihrer verdrossenen Abwehr keine Bedeutung bei und wußte nicht, daß sie ihn mit der ihr eigenen Leidenschaft, durch die sich die-Gefühle stets zu äußer ster Gegensätzlichkeit gestalteten, gerade zu haßte. Als sie nun verdrossen den Schluchlweg hinabging, wandte er sich m Schorsch Ederle, der sich auf dem steinigen Pfad doch recht

sie dann war. Ran hört« sie viel lache» „Eigentlich gehört die doch nicht zu uns — zu euch, will ich sagen', meinte Ederle. „Das Hab ich mir schon oft.gedacht, und der Norbert wird's schon einmal spüren. Blut soll bei Blut bleiben, sagt der För ster immer.' „Aber ihr Vater hat sich ja eingelebt in Deutschhäusern.' „Der Smtttic ist ein, guter Kerl, und daß Slawen zu Deutschen werden kön nen, sogar zu sehr guten Deutschen, sieht man gerade hier in Kärnten. Der Bauer dort unten, am Waldrand das Haus und der Stadel

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