10 ,Bozner Nachrichten', Sonntag 15. September 1912 N'r. Sil knüpft, auch über die Schutzfrist hinausgewahrt werde, oder aber ein besonderes Gesetz für den Parsifal herbeizuführen, das ausschließlich diesem Werk den vom Autor verlangten Schutz gewährt. So wird das deutsche Volk mit seinen Für sten darüber zn entscheiden haben, ob der Wille eines seiner größten Männer gewahrt werden oder ob ein köstliches Gut der Profanierung preisgegebeil werden soll. Und eine solche bleibt
es, selbst wenn die größten Bühnen das Werk in vor züglicher Weise zur Aufführung bringen, denn eine Par- sifal-Aufführung kostet große Summen, die wieder einge bracht werden müssen, und so wird das erhabene Werk zum Kassenstück heruntergedrückt und muß dauernd in: Reper toire gegeben werden. Es ist ja sehr begreiflich, daß die Bühnenleiter darauf brennen, den Parsifal zu geben, da es Wohl eine der größten Aufgaben ist, dies Werk herauszubringen. Welche Undank barkeit liegt jedoch darin, daß man gerade von den Sühnen
möglich ist, sind nirgends vorhan den, und ohne diese wird das Werk in eine ganz andere Sphäre herabgedrückt und verliert an Wirkung, die schließ lich völlig versagen kann, wie die Aufführungen in Amerika deutlich bewiesen haben. Es ist dies kein Mangel des Wer kes, sondern es liegt in seinem ganz eigenartigen Wesen, feinem Inhalt, feinem tiefreligiösen Charakter, der eben nur in Bayreuth zum erschöpfenden Ausdruck gelangt. Wie gerade dieser Staudpuukt auch von Ausländern^ gewürdigt wird, geht
gek'hri; mir war es, als ob ein geheiligtes Werk entheiligt wurde/' Ein hervorragender französischer Dichter schreibt: „Wenn wir den Parsifal hätten, wir würden ihm einen Tempel bauen, um den Willen des großen Genies zu ehren.' So denkt man im Auslande! Und wir sind leichten Herzens bereit, uns eines einzigartigen Vorrechtes'zu berauben! Darum lasset den Parsifal an der Stelle, an die sein Schöpfer festgebannt wissen wollte, und trübet nicht einen Edelstein der deutschen Nation, um den uus