. Endlich konnte es auch der Vater nicht mehr ertragen; ich blieb allein mit dem Sterbenden, in meinen Armen hauchte er den letzten Seufzer aus. Armer Freund, wärest du gestorben damals, im brausen den Sturm der Reiterschlacht, du hättest einen leichteren, schöneren Tod gehabt! Die Gruft, in welche die irdischen Ueberreste Lothars bei gesetzt werden sollten, befand sich unter einer Kapelle, welche in dem alten Schloßtheile lag. Diese Kapelle, welche noch aus dem Mittelalter stammte, wurde
nur bei besonders feier lichen Gelegenheiten, Vermählungen, Taufen oder Beisetzun gen von Mitgliedern der gräflichen Familie benutzt. / Zum - letzten Mal war sie bei der Beisetzung des Grafen Gundokar Lothar, vor nunmehr fast fünfzig Jahren benützt worden, denn die Vermählung des jetzigen Grafen Lothar, sowie die Taufen seiner Kinder waren in der Residenz gefeiert worden. Nun sollte sich die alte Kapelle und die Gruft wieder öffnen, um den letzten Erben des alten Namen aufzunehmen! Die Äufbahrung
und der Trauergottesdienst sollten in der Kapelle selbst stattfinden. Der alte Park mußte geöffnet, die Wege gereinigt, und die Kapelte in Stand gesetzt werden. Die neugierigen Augen der Arbeiter durchforschten jetzt die so lange verschlossen gehaltenen Gänge des Parkes und such- . 4en einen Einblick auch in. das alte Schloß zu bekommen. Aber der alte Martin gab gut Obacht, daß Niemand das Schloß betrat. Nur die Thür der Kapelle war geöffnet, die übrigen Zugänge zum Schloß waren fest geschlossen und vor sämmtlichen
nicht dazu, meine Großmutter zu be suchen. Auch die Gräfin-Witwe sah ich nicht, sie hielt Ich in ihren Gemächern auf, ohne sich zu zeigen. Am Abend vor der Beisetzung waren noch einige Kränze angekommen, welche noch in der Kapelte aufgehängt werden sollten. Der Graf bat mich, dies zu besorgen, was ich bereit willig übernahm. ^ ^„Jch begleite Sie,' sagte Amalgunde. „Ich möchte die Aufbahrung und die Ausschmückung der Kapelle sehen, ehe ste von der Menge des Gefolges angefüllt wird. Ich sehne mich darnach, ein stilles Gebet
am Savge meines armen Bruders zu verrichten. Bitte nehmen Sie keinen Diener mit, wir können ja die Kränze selbst tragen.' Ich erfüllte ihren Wunsch und so schritten wir allein durch den stillen Park, auf den sich schon das Dunkel der Nacht nie dersenkte, nach der Kapelle, in der die Kerzen rings um den Katafalk ein rötliches Licht verbreiteten. Mir war feierlich und ernst zu Sinn, wie ich neben der schwarzen, schlanken Gestalt des geliebten Mädchens,, dessen blasses Gesichtchen die Spuren der Tränen