,> die' Leute denn, daß ich so blind sei, mich mit flaschen Geschichten ^ täuschen zu lassen?' ... j' „Nein, sie glauben nur, es sei Ihnen gleichgültig, ob sie wahr seien oder nicht,' entgegnete Hildegard. / Selbst die Dienerschaft war überrascht, als Graf und Gräfin ^ Caraven zusammen Vom Hofe ritten. Was sollte das heißen? Sollten nun wirklich bessere Zeiten kommen? »Raoul sah sie fortreiten, und leise sprach er zu sich selbst : ,Die schönste Himmelsgabe für uns Menschen ist doch der ^ veredelnde Einflnß
eines edlen Weibes!' ^ 1 ^ Der Graf wollte selbst sehen^ und — das that er. Ihm 5 kam es vor, als habe ihn lange Jahre ein tiefer Schlaf umfangen gehalten. Wo war der Willkommensgruß, der ihm einstmals all- ^ überall hier ward? Finster blickend,. gingen die Leute vorüber s und murmelten etwas, von dem man nicht wußte, ob eS ein Gruß ' oder ein Fluch war. Er sah die elenden Wohnstätten, von Krank- , heit oder Verfall heimgesucht, sah Mütter,, deren Kinder aus n Nahrungsmangel gestorben waren, sah starke
gesunken waz. Die ehrlichen Freisassen, die Moores, deren Väter seinen Ahnen ^ treu und ehrlich gedient, hatten für ihn keinen freundlichen Gruß, ^ kein Lächeln. Mtt kalter Höflichkeit begegneten sie ihm und A hüllten sich in trotziges Schweigen, der alte, weißhaarige Munn, l' der Hildegard so bewegt seine Sache vorgestellt hatte, am mei- sten. Und der junges indolente, Vergnügunssüchtige Graf schrak ^ zurück vor den ernsten Gesichtern; - eS kam ihm zum Be- ^ wußtsein, welch himmelschreiendes Unrecht
sz hatten, und blickten lachend in ihr fteundliches Gesicht. Und dann s» wurde ein sörmliches Sühnegericht in den alten, ehrwürdigen ^ Räumen gehalten. Aufmerksam hörte der Graf dem alten Manne und feinen Söhnen zu und sah sie dann ernst an, „Es ist sehr gut,, daß .ihr gesprochen habt,' sagte er zu ^ ihnen. „Ich könnte mir ebensowenig Ravensmere ohne emea ^ Caraven 'denken, als Bromhill ohne einen Moore. Ihr braucht ^ nicht wieder zu Blantyre zu gehen. Ich unterzeichne selbst den ^ Kontrakt, und zwar gleich
hier!' 'S Und ohne Verzug ließ er dem Wort die That folgen. Auf dem Heimritt sprach er zu Hildegard : „Hier habe ich Gerechtigkeit geschafft, und dasselbe werde ich überall thun, wo es nötig ist!' Und während sie dahin ritten in dem hellen Sonnenschein, betete das junge Weib an seiner Seite zum erstenmal für ihn, daß der Himmel ihm das lohnen wolle. Sie dachte an kein Verhängnis. Wo war ihr Haß geblieben? War dies — Liebe? 26. Kapitel. Es war am Abend des für Hildegard so inhaltsreichen Tages. Der Graf saß allein