87 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Andreas Hofer Wochenblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/AHWB/1890/29_05_1890/AHWB_1890_05_29_9_object_5009343.png
Seite 9 von 10
Datum: 29.05.1890
Umfang: 10
, welcher aber keine hatte. Jetzt ging ich zum Otto Klausner, Schneidermeister, um bei ihm Arbeit zu bekommen: „Fremder Schneider spricht zu um Arbeit.' Er öffnet aber die Geldtasche zum Zeichen, daß er keine Arbeit habe. Da fällt mir ein und ich sage es gleich: „Wenn Sie vielleicht nur auf acht Tage Arbeit hätten, sonst muß ich meinen neuen Rock versetzen.' Das war am 28. Jänner 1878. Voll Mitlei: nahm mich der herzensgute Otto an. Ich war so froh, endlich ruhen zu können; das Maß war voll. Nach einigen Tagen (mir scheint es muß

. Ich sah wegen meiner Reue und Stille trüb aus und Otto dachte, ich sei nicht zufrieden. Sie wußten anfangs nicht, daß ich nicht katholisch sei. Beim Abendrosenkranz kniete ich mich nieder wie die Andern, betete aber nicht; sie mußten wohl meinen, ich schlafe. Ich weinte aber über diese meine Sündenjahre und bat Gott um Ver zeihung. Einmal, als wir aufstanden vom Abendrosenkranze und ich mir die nassen Augen getrocknet hatte, sagte ein Vetter des Otto lächelnd: „Wieder geschlafen?' Ich lächelte

auch und ließ ihn bei seiner Meinung. Endlich fragte mich Otto: „Sind Sie vielleicht nicht katholisch?' Ich antwortete: „Ich bin nicht katholisch.' Ich achtete und liebte den Meister sehr und ich hätte lieber gesagt: „Ich bin katholisch', um ihm dadurch eine Freude zu machen. Er verlangte von seinen Gesellen, daß sie an Sonntagen zur Kirche gingen; so mußte auch ich gehen. Der brave Meister hatte an der Thür des Schlafzimmers einen Zettel: „Nicht fluchen.' Das gefiel mir sehr. Das Bild vom hl. Aloisius

richtige sei. Ich schrieb nun meinem Bruder in die Schweiz, er möchte mir eine pro testantische Bibel und ein Gesangbuch schicken in der Absicht in Zell für mich allein Gottesdienst zu halten. Ich machte schon Pläne, wie ich auf Bergeshöhen meinen Gottesdienst für mich halten und wie ich da wie ein Apostel unter diesen Leuten wirken würde, wie ich sie bekehren würde. 14 Tage waren nun vorüber. Otto wollte mich entlaffen. Das be trübte mich sehr. Ich ging in die Kammer, kniete nieder und betete recht

herzlich. Zuletzt sagte ich: „Herr, dein Wille geschehe', dann ging ich zum Otto. Er nahm mich schließlich wieder an. Bald darauf redete man in der Werkstätte vom Otto von Bußpredigern, welche in Gerlos (4 Stunden von Zell) dem Geburtsorte des Otto, Mission halten werden. Ich machte mir natürlich kuriose Begriffe von diesen Missionären. Otto sagte, daß er an dieser Misston theilnehmen wolle und lud mich ein, mit ihm zu gehen. Er hatte jedenfalls die Absicht, mich uf diese Weise mit den tiefsten

1