mußte sich an der Wand festhalten. „Todt! todt!' wiederholte sie ein Mal über's andere. „Geh' hinein, Mama ist so sehr betrübt.' „Und der Arzt?' „Er ist noch nicht da, er war nicht zu Hause, und da ist Antje zu einem andern gegangen; inzwischen ist d, S arme Gefchöpfchen verschieden.' Leonie wußte nicht, wie sie in das Sterbczimmer ge rathen war. Die Lampe brannte noch; Alles schien noch ge nau so auszusehen, wie in der Nacht. Der Tante Arznei stand auf dem einen Tisch, die der Kleinen
werde. Doch begann sie heftig zu zittern, als ihr Vater mit dem Arzt laut redend, über den Gang schritt. Würden sie jetzt die Stufen ersteigen, die zu ihr führten? Sie stand schon auf, strich sich die wirren Locken aus dem Gesicht und faltete die Hände, wie um Kraft zu erflehen. Aber die Schritte entfernten sich, und bald erwachte das ganze Haus zu einem neuen, traurigen Tage. Leonie hörte da» Geschrei der Kinder, als die Magd ihnen sagte, daß Mariechen todt sei. Ein Mal kam Jemand und pochte an die Thüre
gewesen!' Ein einziges Mal suchte sie sich zu entschuldigen, aber wenn sie wieder an daS liebe, todte Kind dachte, so schwan den alle ihre Scheingründe wie Schnee vor der Sonne, und die quälendsten Selbstvorwürfe nagten an ihrer Seele. Sie konnte sich nicht entschließen, hinunter zu gehen. WaS sollte sie dort beginnen? Älle waren so bestürzt und traurig. Niemand mußte cS aber mehr sein, als sie, die Mörderin! . . . Was würden sie sagen, wenn sie gleichgiltig erschien? Daß sie sich nichts mache aus einem Sterbefall