Sonntag, den 20. Juli 1V41-XIX .AipenzenunA- «eite ^ IDütterclien !!)uIzlQncI Erzählung von Franz Lüdtte Endlos rauschte die Wolga, endlos, Irgendwohin floß sie, durch die unsag baren Weiten. Ihr Lied klang, aber das Lied der Menschen war heiser und klang» Ks geworden. Weint die Wolga? Weint Mütterchen Rußland? ZZom Fenster seines Amtszimmers in M hohen grauen Gefängnis der kleinen Stadt blickt der Direktor in den trüben zag. Warum lebt er noch? Und wozu? gnuner wenn er dies denkt, kommt
, und während Millionen Väterchen Zar ins frühe Grab folgten, war er verschont ge blieben, nur daß «r sein Leben täglich erkauf«» mußte mit Ekel — und mit un- gistillter, auälinder Sehnsucht nach einer Wneren Welt, nach dem verratenen Mütterchen Rußland... Li« Arendfchqft d «r Olga Feodorow «a halt« ihn nicht nur vor dem Tod be wahrt. Er war sogar emporgestiegen, war Leiter des großen Gefängnisses geworden, ben hilflos, durch das Fenster, in den trü ben Tag. Ist alles unabwandbar? Da ist die Weite, die der Freund
so liebt, mehr als sie — da ist — Hinter ihr tönt ein Schuß... Dimitri Korwaüky... Er ist auf dem Weg zu den toten Kameraden, zu denen, die vor ih gefallen sind für Rußland heilige Erde. Als sie sich über den Sterbenden beu>. erlauscht sie sein letztes Flüstern... „Dank — Olga — Feodorowna -» es — es gibt — einen -- Gott und einmal — einmal — wird -- Rußland ^ frei — dessen Spital die rote Krankenschwester vorstand. In Wirklichkeit war sie, deren Energie und Verstandeskrast ihr bei den Henoflen Pespekt
wird das sein? „Kommen Sie zum Abend in mei/i Auniiier. Sie sind ein Satan. Genosse Kommissar!-' «Im Rxich, der Gottlosen gibt es weder Gott noch, Teufel! Das mußten Sie als BolschewiVn doch wissen, Olga Feohoxow- na.' Er lacht sein widerlichstes Grinsen, als die Schwester den Raum verläßt. Mas tun. denkt sje. was tun? Sie sen det nach dem Freund, er kommt zu ihr, er lächelt nà als sie ihm das Geschehene erklärt. Ja. er lächelt. Er blickt hinaus, dort M in Fernen di,e Wolga fließt, wo das heilige Rußland wartet
in ihrem Le- Dann nimmt Mütterchen Rußland den toten Sohn in gütige Arme... Als abends Schlaume Elkeles das Zim mer der Schwester betritt, die Wachsplat ten in der Hand, in den flackernden Au gen ungezähmte Tier, lädt sie ihn zum Sitzen ein. Er will sie umfassen, doch ' wehrt ab. „So schnell, Genosse, kann nicht umlernen. Sie mich betäuben muß.' „Wo i' begreifen, daß ie ist der Direktor?' fragt er. Nie mand ahnt seinen Tod. Olga Feodorow na hatte den Toten auf ihren Diwan ge bettet und mit einem Tuch bedeckt