seinem Scharfsinn überlassen, es zeigt sich ber its heute, daß Wien infolge seiner günstigen Lage ein erstes Handels- und Verkehrszentrum bleiben wird und daß weder Prag, nach Pretzburg, noch Budapest unserer Stadt ihre Zukunft abraufen. können. Viel düsterer steht die Prognose bezüglich einer anderen Stadt, die, ähnlich wie Wien, durch die starten Friedensverträge aus ihrer großen Vergangenheit herausgerissen und von ihren Lebensadern abgeschnitten worden ist. Wir wollen von Triest sprechen, der Terra
irredenta, die ihre nationale Vereinigung mit Italien gefunden hat. Schon nach zwei Jahren italienischer Herrschaft ist Triest nur mehr der Schatten der einstigen großen Handelsstadt und hat aucb keine Aussicht, seine ehemalige Bedeutung wieder zu gewinnen. Am besten zttgt sich seine trostlose Lage in den Ziffern des Trie- ster Handelsverkehrs, nach welchen die Ausfuhr über Triest infolge Sperre der jugoslawischen Grenze'und Verlust des Hinterlandes auf ein Elftel des Friedensstandes herabgesunken
■ ist. Ueber etnc Million Tonnen des in Triest emgetrofstznen Schiffsraumes muß ten ungenützt wieder abgehen. Diese Tatsache allein beweist mehr als astes andere den Niedrgang Triests. Solltest aber in Zukunft durch Verständigung zwischen den Staaten die wirtschaftlichen Schranken geöffnet werden und Triest ein bescheidenes Hinterland zurückgewinnen, fo kann selbst diese Hoffnung Triest nie mehr zur früheren Blüte verhelfen. Die italienische Politik sieht nämlich in Triest den alten Konkurrenten
, demgegenüber sie stets Genua, den Stolz der italienischen Nation, und Venedig, die Königin der Adria, begünstigt hat. So macht Italien auch jetzt alle^ Anstrengungen, um möglichst vi' le Güter «aus der Schweiz, aus Südbayern und Tirol, Güter, die bisher über Triest gegangen sind, über Genua abzu lenken; der Rest der Waren wird für Venedig reklamiert. Nur die jenigen Güter, die Eile haben, und die nach der Türkei, nach Klein asien und teilweise nach Aegypten gehen sollen, werden über Triest gehen müssen
. Hiezu zählt in erster Linie Zucker. Ob es wohl mög lich sein wird, z. B. Messerwaren oder Wirkwaren aus der Rhein provinz und Malz aus Böhmen über Triest zur Ausfuhr zu brin gen, ist wohl sehr zu bezweifeln. Denn die beiden ersterest Güter wird Genua, das letztere Gut wird Venedig für sich zu erobern suchen. Dasselbe Schicksal wird anderen Waren zuteil werden, die bisher ihren Weg über Triest genommen haben. Italien hat gleich nach dem Zusammenbruche ber österreichisch- ungarischen Monarchie