¬Der¬ Streit der Tiroler Landschaft mit Kaiser Friedrich III. wegen der Vormundschaft über Herzog Sigmund von Österreich von 1439-1446
20 [108] kannt war, wollte er nicht länger ein müssiger Zuschauer bleiben. Er sandte einige seiner Käthe von Schaafhausen nach Wien, um sich bei den Verhandlungen der älteren Brüder über die Theilung der Länder und Einkünfte seine Rechte zu wahren, und warf sich dem Bruder Ernst in die Arme, indem Leopold in letzter Zeit nur zu thatsächlich die Lust durchblicken liess, Friedrich von jedem Antheile an Tirol und den Vorlanden auszuschliessen, und ihn ungeziemender Weise zu bevormunden
. 1 Diese Annäherung zwischen Friedrich und Ernst führte bald zu einem engeren Bündnisse der beiden Brüder gegen Leopold, Die Veranlassung dazu war folgende, Herzog Ernst hatte zwar am 14. Sept. im Vertrage mit seinem Bruder Leo pold auf die Vormundschaft verzichtet und sie ihm überlassen; allein bald änderte er seinen Sinn und forderte wieder Antheil an derselben. Um ihn zur Nachgiebigkeit zu zwingen, stiftete er Unruhen in Oesterreich und fing Streit mit ihm an wegen nicht berichtigter Geldforderungen, wegen
verschwundenen Silbergeschirres, Kleinodien u. dgl. Wurde auch hierüber im Juni 1407 durch ein Schiedsgericht eine scheinbare Verständi gung erzielt, so verbreitete sich doch plötzlich im Lande ob und unter der Enns das Gerücht, Leopold trachte seinem Mündel Albrecht die Nachfolge in der Regierung zu entziehen, und sich selbst zum Landesfürsten aufzuwerfen. Man hatte 'Grund zur Vermuthung, Herzog Ernst habe das beunruhigende Gerücht verbreitet, denn Niemand drängte sich eiliger heran
als er, um, wie er vorgab, die Rechte des jungen Albrecht zu schützen, in der That aber, um die Vormundschaft an sich zu reissen. Gleich bei seiner Ankunft in Wien brach die vor bereitete Gährung in helle Flammen aus, und folgte ein unheil voller, Oesterreich jämmerlich verwüstender Bruderkrieg, der erst am 13. Marz 1409 durch König Sigmunds Dazwischen- kunft beigelegt wurde. 2 Zur Zeit nun, als dieses Zenviirfniss zwischen Ernst und Leopold sich vorbereitete, da war es, wo Herzog Ernst seinen jüngeren Bruder Friedrich
durch ein engeres Bündniss an sich zog. 3 Am 27. Juli 1409 schlössen sie einen zweiten Vertrag, in welchem Friedrich von Ernst 1 Kurz L c. p. 4Ü —47. 2 Kurz 1. c. p. 80—133. Dio Urkunde in der Beilage Nr. XIV. p. 295—302. 3 Innsbruck, 12. Aug. 1407, Urk. bei Kur/. I. c. p. 77—78.