¬Der¬ Auswanderer aus dem Zillerthale : ein Charaktergemälde aus dem Tiroler Volksleben
! Ich will gar nicht davon sagen, wie oft sich solche Ziehmütter dazu gebrauchen lasten, daß ein Kind sterben muß, die um eine Rolle Geld sich dazu hergeben, ein Kind dem langsamen und gewissen Tode zu überantworten, um die Eltern in der Stadt einer Last zu überheben. Es ließen sich in dieser Beziehung Thatsachen, vor den Schranken der Gerichtshöfe abgehandelte Thatsachen anführen, die ein schreckliches Schlaglicht auf die Familienznstände der gebildeten Klassen werfen und zeigen, vor welchem Abgrunde
, das von keiner Pflicht gefesselt einem Schmetterlinge gleich von einer Blume zur andern flattert. Und wie der Herr Gemahl seine „Freundinnen' hatte, so die Frau ihre Verehrer, mit denen sie in ungestörtem Verkehre lebte und von denen sie sich Weihrauch und kostbare Geschenke streuen ließ. Kam die Ziehmutter Jeromes zur Stadt und holte ihr Pflegegeld, so freute sich die gnädige Mama über die vollen runden rolhen Backen und die muthwilligen Knabenstreiche Jeromes, von denen die Bäuerin erzählte, versah dann ihre Körbe
das elterliche Haus und suchte hier sein wildes Dorfleben fortzusetzen, so gut es gieng. Halbe Tage brachte er im Pferdestalle zu, lief mit den Gassenjungen johlend durch die Stadt, ' und war, wenn es einen muthwilligen Streich zu vollführen galt, der Erste, der ihn unternahm. Anfangs schmeichelte man den Ellern ob des gesunden kräftigen Jungen, als er aber anfieng, sich da und dort durch seine Ungezogenheiten unangenehm zu machen, gab man den Eltern ziemlich deutlich zu verstehen, ihr Sohn sei eigentlich