¬Das¬ altösterreichische Nationalitätenrecht in Welschtirol : ein Beitrag zur Erforschung des Minderheitenproblems mit einer Karte.- (Schriften des Instituts für Sozialforschung in den Alpenländern an der Universität Innsbruck ; 5)
Die gerichtliche Einvernahme von Personen, die die italienische Gerichtssprache nicht beherrschten, mußte allerdings notgedrungen ent weder unmittelbar oder unter Zuziehung von Dolmetschern in der Sprache des zu Vernehmenden geschehen, allein die Niederschrift der Aussage erfolgte in italienischer Sprache. Der Deutsche hatte hiebei kein besseres Recht als ein Engländer oder ein Russe. Hier regierte das Territorial prinzip zu Gunsten einer Minderheit mit einer Starrheit
gedeutet und angewendet werden konnte, immerhin hatte hundert jährige Übung das Italienische zur Amtssprache cler Verwaltungsbehörden werden lassen. Das Gebiet, für welches die Kreisgerichtssprengel Trient und Rovereto zuständig waren, unterstand den Bezirkshaxrptmannschaften Trient, Ro vereto, Borgo, Cavalese, Cles, Primiero, Riva, Tione und Mezolombardo. Die Welsehtiroler legten großen Wert darauf, daß dies Territorium keine Änderung der administrativen Grenzen erfahre, denn für diesen Umfang
und für keinen größeren glaubten sie eine besondere sprachenrechtliche Behandlung bewahren und gelegentlich vielleicht eine politische Autonomie erhalten zu können, von diesem Gebiete wollten sie aber auch nichts preis gehen. Auf der anderen Seite anerkannte auch die Regierung die geschlos sene Eigenart dieses Landesteiles, für welchen sie mit ministerieller Ver ordnung vom 31. Juli, R.-G.-B. 115, in Trient ähnlich wie in Bregenz für das Land Vorarlberg, eine eigene Statthaltereiabteilung eingerichtet
und durch 30 Jahre gehalten hatte. Als diese aufgehoben wurde, trauerten ihr die Welschtiroler allerdings nicht nach, weil ihnen deren Bestand für ihre wirtschaftlichen und nationalen Bedürfnisse nicht wertvoll ge worden war, aber umso eifersüchtiger hüteten sie den Bestand der Ver waltungssprengel an der Nordgrenze und hatten in diesem Bestreben die Regierung auf ihrer Seite. Im Tiroler Landtage wurde um die Jahrhundert wende der Antrag gestellt, die Regierung sei zu ersuchen, den nördlichsten Teil