255 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1901/03_12_1901/BRC_1901_12_03_6_object_151037.png
Seite 6 von 8
Datum: 03.12.1901
Umfang: 8
Seite 6. Nr. 145. Dienstag, „Brixener Chronik.' 3. December 1901. Jahrg. XIV. in Prag fordern ließen, hat Wolf abgelehnt, nicht weil er ein Darllgegmr geworden wäre, sondern weil er für seine Haut fürchtete. Nun hat er sich wieder duelliert, diesmal mit einem Dr. Seidl, dem Schwiegersohne des alldeutschen Abgeordneten Dr. Tschan. Das Duell (auf Pistolen) ist unblutig verlaufe», es wurden nur Löcher m die Luft geschvssm. Aber für Wolf wäre es vielleicht besser gewesen, wenn er den Tod gefunden

hätte, denn nun ist er politisch und an der Ehre todt, und mit ihm ist über die ganze Partei der Stalldeutschen eine schwere Kcise gekommen. Allz. Wolf ist gezwungen worden, sein Mandat niederzulegen. Die Mandatsniederlegung deS Abg. Wolf rief in parlamentarischen Kreisen daS größte Auf- sehen hervor. Ueber die Gründe liefen die ver schiedensten Gerüchte herum. Die Parteigenossen Wolfs erklärten auf Befragen: Wolf wolle sich vom politischen Leben zurückziehen, um sich ganz der „Ostdeutschen

Rundschau^ zu widmen. Da gegen soll Thatsache sein, dass zwischen Wolf und den alldeutschen Parteigenossen seit Wochen frist jeder Verkehr abgebrochen war. Wolf soll mit einer dem alldeutschen Abg. Docior Tschan nahestehenden Dame Beziehungen unter halten haben, die zu dem Duell Wolfs mit dem Gatten jener Dame führten. Die Gegner schikden unversöhnt. Schönerer legte dem Abg. Wolf hierauf den Auskitt aus der alldeutschen Partei nahe, weil diese einen mit dem Makel eines unmoralischen Lebenswandels Behaf

teten nicht in ihrer Mitte dulden dürfe. Abge ordneter Wolf antwortete mit der Mandatsnieder legung und wird auch aus dem böhmischen Landtage auStreten. Die Affaire Wolf wurde durch ein Schreiben Dr. Seidels an den alldeutschen Verband ins Rollen gebracht. Wenn Wolf nicht freiwillig resigniert hätte, wäre er aus dem Parteiverbande ausgeschlossen worden. Die unmittelbare Ursache des Duells soll ein Brief voll der stärksten Beleidigungen gewesen sein, den Dr. Seidel an Wolf gerichtet hat. Wolf

musste sich schon deshalb fügen, weil Schönerer seit Jahren einen ehrenwörtlichenRevers besitzt, worin sich Wolf verpflichtet, der Führung Schönerers unbedingt zu folgen. Schönerer soll auf das entschiedenste die Ansicht vertreten haben, dass die Beleidigungen, denen Wolf vonseite deS Dr. Seidel ausgesetzt war, durch ein unblutiges Duell nicht gesühnt wurden, und dass es absolut nicht angehe, dass Wolf mit Dr. Tschan in einem Verbände verbleibe. In der Affaire, welche zum Duell führte, sind zwei gerichtliche

1
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1902/24_05_1902/BRC_1902_05_24_4_object_148183.png
Seite 4 von 8
Datum: 24.05.1902
Umfang: 8
der Deutschen Volkspartei die wohlerzogensten Pensionsmädchen zu machen', schreibt das „Gr. V.'. „Wie das alles? Es bestätigt sich jetzt nur unsere alte Behauptung, daß es der Deutschen Volkspartei niemals um eine ernstliche Opposition, sondern nur dämm zu tun war, von der Gemein bürgschaft loszukommen. So ist die Deutsche Volkspartei in ,scharfe Opposition^ ge gangen, umeineRegierungspartei werden zu können.' So das „Gr. V.'. Wolf am Pranger. Unter dem vielverheißenden Titel „Warum ich Herrn Karl Hermann

Wolf für ehrlose erklärt habe', veröffentlicht der alldeutsche Abge ordnete Dr. Schalk gegenwärtig das viel besprochene Dossier gegen seinen früheren Klub kollegen, den Los von Rom-Heiligen und Reichs- ^ ratsabgeordneten K. H. Wolf. In demselben tverden im Anbang zu der bekannten Dr. Seidl-Geschichte, die Wolf als „Brixener Chronik.' Mädchenverführer, Verräter an Freund und Gastfteund unter den übelsten Merkmalen ent larvte, die Charakterzüge des Herrn K. H. Wolf sehr vielseitig ergänzt. Wir lieben

die Ordnung und wir möchten deshalb ein wenig Übersicht in die Charaktereigenschaften des „Besten aus dem deutschen Volk', wie ihn seine Anhänger zu nennen lieben, bringen. Die Anklagen Dr. Schalks heben hervor: 1. Abg. Wolf hat Wertpapiere, welche ihm als Depositen gegeben wurden und deren Rückgabe er mit „burschenschaftlichem Handschlag' versprochen hatte, verkauft. 2. Abg. Wolf hat einen Gläubiger, Ge sinnungsgenossen, um die kontraktlich festgesetzte Sicherstellung seiner Forderung gebracht. 3. Abg

. Wolf nahm von dem bekannten Juden Luzian Brunner Geld gegen Wechsel und verweigerte in seinem Blatt An griffen die Aufnahme, die sich gegen Luzian Brunners Unternehmen „Kolosseum' richteten, durch dessen höchst anrüchigen Konkurs viele Gewerbsleute Schaden litten. 4. Wolf erklärte sich auf Initiative eines Emissärs der russischen Regierung bereit, sein Blatt in den Dienst der russischen Zwecke gegen eine jährlich nach vielen Tausenden be tragende Subvention zu stellen. Dem Vermittler versprach

er ein „fürstliches Honorar'. 5. Wolf nahm Pauschalen von der jüdischen Länderbank, der Taussigschen Staatseisenbahn- Gesellschaft, der Südbahn; er borgte persön lich Geld von dem Generalvertreter des Zucker kartells. 6. Einem Abgeordneten einer von ihm be sonders bekämpften Partei gegenüber erklärte er, nur gewisse Ereignisse abwarten zu wollen, „um das alldeutsche Narrengewand abzulegen'. Der Zeitpunkt für letzteres scheint jetzt ge kommen zu sein. Die Nacktheit des Gaukler- tums, das K. H. Wolf personifiziert

2
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1898/11_03_1898/BRC_1898_03_11_4_object_119597.png
Seite 4 von 12
Datum: 11.03.1898
Umfang: 12
, von Kunstweinen habe er nichts gesagt, wohl aber, dass Herr Dötz seine Weine von ungarischen Juden beziehe. Den intimen Verkehr des Herrn Dötz mit ungarischen Juden könne nicht bloß er (Geßmann) behaupten, son dern auch andere Mitglieder der Delegationen müssten denselben zugeben. Dötz musste darauf hin verstummen. — Haben wir nicht vor kurzer Zeit erst geschrieben: Wir sehen hinter den »Deutschnationalen' die Juden im Gänsemarsch daherschieben? Da haben wir's! Abgeordneter Wolf in Inilsbruck! Innsbru

ck, am 9. März. Das deutschnationale Innsbruck ist um ein großes Ereignis reicher. Wolf, derneueste„Nanonal>° heros^ der Deutschen, war hier und hat vor einer zahlreich besuchten Versammlung gesprochen. Vor mittags, verkündeten Ploeate an allen Straßen ecken, dass dieses Rauhbein um halb 10 Uhr nach Innsbruck kommen werde. Die auf diese Kundmachung gesetzte Hoffnung erfüllte sich jedoch nicht, denn es erwarteten Wolf etwa 60 deutsch- nationale Studen.ten und 100 andere Neugierige. Der Empfang war demnach

ziemlich heil—los. es ertönten nur wenige schwache „Heil'. Besser ergieng es Wolf um 8 Uhr abends im großen Stadtsaale bei der Volksversammlung. Der Saal war schon vor Beginn mit Besuchern übe,füllt. Selbstverständlich waren nicht alles Anhänger Holfs, man sah auch sehr viele Svcialdemv traten, (mehr als ein Drittel der ganzen Ver sammlung), Christlichsociale und solche Personen, hje lediglich aus Neugierde gekommen waren, um den großen. Wolf..heulen zu hören. Bei seinem Antritte nyrde. Woch

der. viel Aehnlichkett!tnit Wem verbummelten Studenten besitzt — was er auch thatsächlich ist, da er seine Hochschulstudien wegen .allzu großen. Fleißes' bis jetzt, unter, brachen hat— mit stürmischem Beifall begiüßt. Eröffnet und , geleitet, wurde - die Versammlung vom Obmann? des Detttschen Wählervereines für Tirol, Herrn Dr. Hans Wenin, der nach kurzer MgrGungsrede Herrn Wolf das Wort ertheilte. D»e Rede Wolfs bewegte sich auf dem gewöhn lichen Niveau solcher „wurzelhaft deutschvolklicher' Agitationsreden

. ^ . Was er sagte, waren längst bekannte Phrasen. Ausfällig war nnr der Umstand, dass Wolf, von dem man sonst gewohnt ist, nur die gröbsten Schimpf reden auf die „bösen, unverbesserlichen Clericalen' zu hören, diesmal verhältnismüßig ruhig sprach. Gegen Schluss der Rede that er allerdings, was er nicht lassen konnte; er legte auch mit einigen Schlagern gegen die Clericalen los, was natürlich bei den anwesenden Socialdemokraten, Juden liberalen und Heilobrüdern großen Beifall fand. Aber seine diesbezüglichen

3
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1898/25_11_1898/BRC_1898_11_25_6_object_116915.png
Seite 6 von 10
Datum: 25.11.1898
Umfang: 10
nannte er die Nationalpartei sogar eine »Partei, welche die Ehre verdirbt! pnd boycottiert'. Auf das hm erhob sich ein wüster Lärm. Abgeordneter Zchk rief:! .Lernet vom Abgeordneten Wolf, trommelt auf! den Pulten.' Das Geschrei und das Getöse wurden unerträglich. Endlich unterbrach Vice- präsident Kardos, ein sechzigjähriger, kränklicher Mann, der ganz rathlos dem Wirrwarr gegen überstand, die Sitzung. Nach zehn Minuten machte man einen neuen Versuch. Ein ohren betäubendes Geschrei war das Ganze

Reichstag werd? vertag^ der Reichskriegsminister Habs das Entlassungs gesuch eingereicht, auch Fejervary selbst 'werde demissionieren. Abgeordneter Wolf auf Sammlung. In der vorletzten Sitzung des Abgeordneten hauses trat der Abgeordnete Daszynski dem Ab geordneten Wolf entgegen und machte Enthüllungen, welche diesem selbst und seinen Freunden nichts weniger als angenehm sein können: „In den öffentlichen Wirtshäusern in Deutsch- böhmen wurden Sammelbüchsen für den Abge ordneten Wolf aufgestellt

und auf diesem Wege Sammlungen für ihn veranstaltet. (Hört! Hört!) Sie wurden aufgestellt in Eger z. B. bei der Buchhandlung und den Verlegern der „Egerer Zeitung', im „CafS Fran?ais', im Kaiserpano-- rama u. s. w. (Hört! Hört!) In Liebenau steht heute noch in der „Leirmeritzer Bierhalle' eine Sammelbüchse für Wolf, früher stand auch eine solche im Gasthause „Zur Post'. (Hört!) In den Fabriken wurde bei der Auszahlung von den Arbeiterinnen Geld für Wolf gesammelt, sodann in der Grohmann'schen Spinnerei in Bensen

, wo mir zwölf der betreffenden Arbeiter schriftlich bestätigten, dass ihnen beider Auszahlung Geld abgezogen worden ist für den Abgeordneten. Wolf. (Hört! Hört!) In denzahlreichenGemeinden Deutschböhmens, so in Komotau, Saaz, Dnx, Brüx, Teplitz, Eger, Reichenberg, Leipa und Karbitz wurde für den Abgeordneten Wolf gesammelt. Diese Sammlungen betragen ganz beträchtliche Summen, und zwar wurden nach dem Ausweise der „Deutschen Volks- zeitung' in Reichenberg 892 fl. 11 kr. gesammelt, in auswärtigen Ortschaften

2153 fl. 97 kr.; in Eger wurden 2600 deutsche Reichsmark (!) in Gold gesammelt. Zn der Gemeinde Rochlitz ist der Gemeinde vorstand nach seiner Ansicht so arm, dass er den Ortsarmen keine Unterstützung gewähren kann, sondern ihnen nur das Recht gewährt, einen Tag in der Woche betteln zu dürfen. Das ist die Ver sorgung der Ortsarmen in dieser Gemeinde, und diese Gemeinde hat als deutschnationales Ehren geschenk für den Abgeordneten Wolf 50 Gulden gegeben. (Lebhafte Hört Hört-Rufe.) Laut Ausweis

4
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1902/06_02_1902/BRC_1902_02_06_4_object_149914.png
Seite 4 von 20
Datum: 06.02.1902
Umfang: 20
Seite 4. Nr. 15. Donnerstag, Schönerer und Molf. Schönerer hat bald, nachdem Wolf zum Obmann des »Vereins der Deutschnativnalen in Oesterreich' wiedergewählt war, sein Ehren mitglied-Diplom zurückgeschickt und den Austritt aus dem Verein erklärt. — In der letzten Nummer seiner „Unverfälschten Deutschen Worte' veröffentlicht Schönerer, wie er angekündigt hatte, einen Artikel über den Zwiespalt der Meinungen zwischen ihm und Wolf. Der Artikel führt aus: Im Jahre 1895 war Schönerer anlässlich

der Wiener Gemeinderathswahlen gegen das Zusammengehen mit den Christlichsoeialen; Wolf verlangte .aus antisemitischen Gründen' das Zusammengehen, welchem Verlangen sich Schönerer schließlich sügte.—Im Jahre 1900 wollte Wolf die Los von Rom-Frage aus dem Wahlprogramme ausgeschaltet wissen, während Schönerer an dem Grundsatze festhielt, dass die Los von Rom- Frage nicht eine religiöse, sondern eine nationale Frage sei, welche offen aufgerollt und entschiedenst vertreten werden müsste. — Wolf schwärmte

stets von einer großen Partei, wogegen Schönerer den Standpunkt vertrat, dass eine aus wenigen, aber unbedingt verlässlichen Männern bestehende Partei zur Vertretung ihrer Ziele besser geeignet sei. — Auch in der Wasserstraßenfrage waren die Meinungen getheilt. — Bezüglich der Theil nahme der Alldeutschen an Besprechungen mit den Ministern und anderen Parteien seien Wolf und Schönerer in der Regel gegentheiliger Meinung gewesen. Alle bisherigen Anträge und Anregungen in Bezug aus die Sprachenfrage

seien von Schönerer ausgegangen; während Wolf lange Zeit nicht gegen die Zweitheilung war, habe Schönerer seit jeher, schon 1887, gegen die sprachliche Zweitheilung Stellung genommen. Unter dem Titel »Schönerer los von Wolf' .veröffentlichte der „unbedingte Schönere- rianer' Abgeordneter Häuck eine Flugschrift, in welcher daS Verhalten Schönerer! gegen Wolf gerechtfertigt wird. Es heißt darin: »Das Heer der Alldeutschen wird, in zwei Lager ge spalten, den Feind erwarten müssen, und es besteht

hätte Herr Wolf beherzigen sollen; denn wahrlich, jene, die ihm gerathen haben, sich neuerdings zu bewerben, obgleich ihm das Gegentheil durch das Verhalten der alldeutschen Abgeordneten nahegelegt war, haben eine schwere Ver sündigung an der alldeutschen Sache am Gewesen, an der nun auch Wolf mit schuldig geworden. So schreiben daher auch die Blätter leider scheinbar mit Recht: ,Das Reichsrathsmandat istmitschwerenmora- lischen Verlusten erkauft worden«, und weiter: ,Der politische Feldzug

5
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1902/10_05_1902/BRC_1902_05_10_4_object_148681.png
Seite 4 von 8
Datum: 10.05.1902
Umfang: 8
Seite 4. Nr. 54. Samstag, Aus dem MdeuWu Morast- Wie sich dermalen Schönerer und Wolf, Alldeutsche und Ostdeutsche in den Haaren liegen, davon liefert jeder Tag neue Beispiele. Es riecht nicht gerade angenehm aus diesem Morast der patentierten deutschen Moralwächter und ist kein Vergnügen, all die Sumpfblüten, welche dem selben entsteigen, zu sammeln. Doch glauben wir von einigem berichten zu sollen, um unseren Lesern einen Blick in diese saubere Gesellschaft tun zu lassen

dessen die Mandate nieder. — Ein politischer Abend der Alldeutschen in Eger erklärte, Ab geordneter Wolf habe den Anspruch, ein all deutscher Vertreter zu sein, verwirkt. Wolf sei bemakelt und müsse sein Mandat niederlegen. Die „Egeier Nachrichten', das Organ des Abgeordneten Hofer, schreiben über Wolf: „Es gehört wahrlich eine Stirn dazu, von Moral zu sprechen, wenn eine Person vor den Augen der Wähler völlig unmoralisch dasteht. Das kann man nur eine Lumpenmoral nennen. Das gegen das demagogische

, volksausbeuterische Ge baren Wolfs und der „Ostdeutschen Rundschau' vorliegende Belastungsmaterial ist derartig, daß bei dessen Veröffentlichung die berufenen Hüter des Gesetzes werden eingreifen müssen. Man hat es hier nicht mit bloßen ^Inkorrektheiten,., sondern mit Handlungen zu tun, welche die Übeltäter insZuchthaus bringen. Zur Zeit der Los sagung Schönerers glaubte man, daß schmutzige Weibergeschichten das einzig Belastende gegen Wolf seien. Allein die Folgezeit lieferte erst weitere Tatsachen

für die Schlechtigkeit Wolfs.* Die Burschenschaft „Germania' in Inns bruck hat am 2. Mai eine Entschließung gefaßt, in welcher es heißt: sie hält das Verhalten des Abgeordneten K. H. Wolf überhaupt und in seiner Ehrenangelegenheit mit Dr. Schalk ins besondere für ein durchaus schimpfliches, jeglichem Ehrbegriff widersprechendes. «Statt, wie es ein Ehrenmann getan hätte, selbst auf ein Ehren gericht zu dringen, floh er ein solches unter nichtigen Vorwänden kleinlichster Art. Dieser unleugbaren Tatsache gegenüber

erklären wir es für eine Unverfrorenheit sondergleichen, falls Wolf auch künftig den Ehrennamen eines deutschen Burschenschafters zur Deckung seiner bemakelten Persönlichkeit mißbrauchen sollte.' Der Gemeinderat von Sobochleben (Bezirk Karbitz) in Böhmen hat am 25. April ein stimmig beschlossen, Wolf aufzufordern, daß er seine Ehrenbürgerschast, die ihm 1395 (als erste) zuerkannt wurde, niederlege und die Ehren urkunde zurückstelle. Als Grund wurde erklärt, daß die in der Öffentlichkeit bekannt

6
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1893/02_05_1893/BRC_1893_05_02_1_object_139619.png
Seite 1 von 8
Datum: 02.05.1893
Umfang: 8
Ungewitter mit Blitz und Donner. Und das hat sich so zugetragen: Der Wiener Zeitungsschmock erfreut sich eines Blättleins, das sich „Ostdeutsche Rundschau' nennt; um die Kleinigkeit von fl. 8 lässt es seine Leser wöchentlich einmal blau anlaufen in Politik und Volkswirtschaft, in Kunst und Literatur. Geleithammelt wird dieses Zeitungsschäflein von einem gewissen K. H. Wolf, wohnhaft zu Wien, — H eu markt Nr. 23. Dieser Wolf bekam nun die arge „Brixener Chronik' unter seine Klauen

, und es ist ihr und allen Gesinnungsgenossen gar übel ergangen. In seinem Kampseseiser hat sich aber Herr Wolf zu weit vorgewagt, hat sich recht un geschickte Blößen gegeben und auch seine harm losen Freunde, die ihre wahren Absichten stets so gut zu bemänteln verstanden, in Misscredit gebracht. Doch hören wir! Herr Wolf legt zwar dem „Geschreibsel' der „Chronik' (Artikel: Schönerer-Rummel) „nicht die geringste Bedeutung zu'; aber doch poltert er darüber sechs Spalten lang in seiner „Ost deutschen Rundschau'. (Wie lang wäre dieGeschichte

erst geworden, wenn er dem „Geschreibsel' der „Chronik' doch einige Bedeutung beigelegt hätte?) Das breite Schimpsgesätzlein über die „zelotisch geifernden Pfäfslein' und über die „wuth schnaubenden Clericalen', „die nicht umsonst bei den schlauen Jesuiten in die Schule gegangen', das wollen wir mitleidig übergehen, es ist ja begreiflich, wenn ein Wolf etwas unzart singt. Inmitten dieser nrkräftigen Ausbrüche eines ur deutschen Zornes finden sich aber auch einige ruhige, lichte Augenblicke

.' Herr Wolf will also keine blasse Ahnung haben von den wirt schaftlichen Forderungen derkatholisch-conservativen und christlich-socialen Partei; dieser angebliche Antisemit huldigt offenbar dem Grundsatze des Semiten Heine: „Den Himmel überlassen wir den Engeln und den Spatzen' und gibt sich zu frieden mit der „frischen, deutschnationalen Idee', wie das Kind mit der Puppe. Wolf orakelt weiter: Die Liebe des Tirolers zu seinem Priester „erniedrigt den Bauer in das Verhältnis einer geistigen

Knechtschaft und macht das frommglänbige Volk zum Narren/? Darum soll man das Volk dem Clerus entfremden und dem letzteren alle Bedeutung nehmen. Den Satz der „Brixener Chronik': „Am liebsten möchte man dem Clerus allen öffentlichen Einfluss nehmen' bekräftigt Wolf mit folgeuoen Worten: „Gewiss, das ist unser Streben, dunkler Freund von Brixen, weil der Clerus in der Oeffentlichkeit, in der Politik eben nichts zu suchen hat, dort nur ver derblich und verwirrend wirkt, außerdem auch die Fähigkeit

7
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1902/19_06_1902/BRC_1902_06_19_2_object_147903.png
Seite 2 von 8
Datum: 19.06.1902
Umfang: 8
-Dampffchiffahrts-Gesellschaftfort. Sie er klärten wiederholt, daß sie gegen die übrigen Punkte der Tagesordnung nichts einwenden, daß sie auch die Fahrkartensteuer passieren lassen. Aber sie wollen sich, da es gegenwärtig bei ihnen so übel riecht und sie mit großem Pathos die »Lumpereien' ihres ehemaligen Freundes Wolf an den Pranger stellen („Zuckerwolf' zc.), durchaus den Anschein von makellosen Helden geben, die allein den Kampf mit dem Drachen „Korruption' zu führen wagen. Der Abgeordnete Berger hat fchon

mehrere Duellforderungen von Beamten der erwähnten Gesellschaft erhalten, soll aber abgelehnt haben. — Am Schluß der Sitzung vom 16. Juni brachten die Alldeutschen wieder sieben Dringlichkeitsanträge ein. Zu Anfang der Sitzung hatte der „Ost deutsche' Schreiter einen Dringlichkeitsantrag eingebracht : es solle die Auslieferung der Ab geordneten Schalk und Kliemann (beide von Wolf geklagt) sofort im Jmmunitätsausschuß be schlossen und am 17. Juni im Abgeordnetenhaus darüber Bericht erstattet

werden. Die Alldeutschen erklärten aber, daß sie ihre Dringlichkeitsanträge nur zugunsten der Fahrkartensteuer-Borlage zurück stellten, nicht aber, um anderen Dringlichkeits anträgen den Vorrang zu lassen. Nun geht die Katzbalgerei wieder los. Wolf schreit: die All zu dienen: ein Zweck, den die Stadt auch nach weislich schon in ältester (jebusitischer) Zeit sehr ausgiebig ersüllt hat. Was endlich die Frage anbelangt, wie weit „Jebus-Zion' und die alte »Davidsstadt Zion' sich nach Norden erstreckt

aus; letztere möchten sagen: es fei dem Abgeordneten Schalk picht möglich geworden, feine Behauptungen gegen Wolf vor Gericht zu beweisen. Die Alldeutschen weisen übrigens auch den Vorwurf des „Auskneifens' wieder auf Wolf zurück. Dieser hat den Abgeordneten Dr. Schalk wegen dessen Flugschrist: „Warum ich Herrn Wolf für ehrlos erklärt habe' noch immer nicht geklagt, obgleich schon fast vier Wochen seit dem Erscheinen dieser Schrift verstrichen sind und obgleich Wolf erklärte, daß er gleichzeitig

mit seiner Gegenschrift Dr. Schalk beim Schwur gericht klagen werde. Desgleichen hat Wolf den durch keinerlei Immunität geschützten Herrn Hlawitschka, welcher in seiner Broschüre Herrn Wolf beschuldigt, daß er siiH vom Zuckerkartell habe bestechen lassen, noch immer nicht geklagt. Wie frivol die Alldeutschen die Volksinteressen behandeln, hat ganz besonders eklatant die sieben- stündige Odstruktionsrede des „Hasen-Malik' dar getan. Eine Wiener Zeitung bringt über deren Wirkung folgende.Statistik': Die Rede des Malik

8
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1902/25_02_1902/BRC_1902_02_25_5_object_149563.png
Seite 5 von 8
Datum: 25.02.1902
Umfang: 8
die christlichsociale Partei thun? Obstruktion treiben? Das darf sie nicht, denn die Obstruction ist eine zweischneidige und sehr bedenkliche Waffe, sie ist der Selbstmord des Parlamentarismus, aber wir werden uns,' so schloss Prinz Liechten stein, »gegen den Ausgleich wehren und gegen denselben stimmen, so lange er ein ungerechter ist; das versprechen wir heute neuerdings und werden es in Zukunft auch so halten.' Freundesurktzeile über Wolf. In der letzten Nummer der „Unverfälschten' Schönerers werden die Reden

des Reichsraths abgeordneten Rudolf Berger und des Hof- und Gerichtsadvocaten Dr. Vineenz v. Berger, ge halten in der Versammlung der alldeutschen Vertrauensmänner Wiens am 9. Februar, ver öffentlicht. Rudolf Berger äußerte sich damals über Wolf: „Keine Partei hat so wie die all deutsche den Kampf persönlich geführt, hat so sehr auf die moralische Eignung der einzelnen Politiker gesehen, und gerade Wolf war es, der den persönlichen Kampf am schärfsten ver treten hat. Und so können wir nicht plötzlich

für einen, der unserer Partei angehört, eine Aus nahme verlangen, an ihn einen anderen Maß stab legen, als wir an andere zu legen gewohnt waren, und dadurch vielleicht unsere ganze Sache gefährden. Ich muss offen gestehen: der Wolf, der heute in das Abgeordnetenhaus gewählt wurde, ist nicht der Wolf von früher. Wolfs Stellung ist eine unhaltbare geworden. Mag er mit noch so großer Mehrheit gewählt worden sein, mögen noch so viele Vertrauenskuudgebungen und Ehrungen beschlossen werden und die ge sammte Presse

gefürchtet.' Dr. v. Berger sagte u. a.: „Als Wolf kürzlich an mich die Frage stellte, was er thun solle, so war meine Antwort sofort darauf: ,Die Mandate müssen Sie zurücklegen und sich vom öffentlichen Leben fernehalten. Sie haben sich eine Blöße gegeben und können sich nicht beständigen An griffen aussetzen, wodurch auch die ganze Partei und unsere Sache in Mitleidenschaft gezogen würde.' Wolf stimmte mir vollständig zu. Es war ihm damals wenigstens vollständig klar, dass er, ohne die Partei

als Abgeordneter Verzicht zu leisten. — Mir persönlich ist es trotz meiner bisherigen Sympathie für Wolf und trotz seiner ungewöhnlichen agitatorischen Begabung nicht so schwer gefallen, mich von ihm loszusagen, weil ich von ihm als Politiker schon seit längerer Zeit niHts gehalten habe. Ich kann dies offen hier aussprechen, denn ich habe es ihm auch offen ins Gesicht gesagt. Es fehlt Wolf die für einen Politiker — namentlich unserer Richtung — unentbehrliche Sachlichkeit, die starre Unbeugsamkeit

9
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1893/26_09_1893/BRC_1893_09_26_5_object_138359.png
Seite 5 von 8
Datum: 26.09.1893
Umfang: 8
» aber hineingestellt wurden keine in die neuen Schulen. Endlich — aber doch! Wien, 23. September. (Wiener Bilder und Versammlungsscenen.) Vorgestern abends hatten die Deutschnationalen, Schönerer- Couleur, eine Versammlung beim Dreher ein berufen, in welcher K. H. Wolf, der Redacteur der „Ostd. Rundschau', einen Vortrag über die Presse hallten sollte. Gleich beim Eintritts in den Saal merkte man, dass etwas in der Luft hänge. Der Riesensaal, der ans zwei Theilen besteht, war so dicht besetzt wie selten irgend

ein Versammlungsloeal, der weitaus größte Theil bestand jedoch aus Arbeitern. Die Abgeordneten Hauck und Dötz waren ebenfalls anwesend. Nach 8 Uhr eröffnete Wolf die Versammlung, indem er zur Wahl des Präsidiums aufforderte. Kaum hatte er geendet, gieng der tausendstimmige Ruf: „Winzig' (!!) durch den Saal, während nur ver hältnismäßig wenige Stimmen für Dötz eintraten. Minutenlang stürmte es so fort, die Social demokraten befanden sich in einer riesigen Majorität. Demnach wurden auch die Juden-Socialdemokraten

Winzig, Jäger und Huber ins Präsidium gewählt. Winzig schrie mit heiserer Stimme in die Massen, dass sie heute hierher gekommen seien, um zu zeigen, dass sie keine einzige Versammlung in Wien würden abhalten lassen, ohne daselbst die socialdemokratische Idee (??) zum Durchbruch zu bringen, sie wollten beweisen, dass keine andere Partei (?) das Recht habe, sich „das Volk' zu nennen, als nur die Socialdemokraten. Hierauf ertheilte er dem Referenten Wolf das Wort. Dieser erklärte, er erwarte

von den anwesenden Socialisten so viel Anstand, dass eine Versammlung möglich sei, dies umsomehr, da die Deutsch nationalen jederzeit für das allgemeine Wahlrecht „Brixener Chronik.' eingetreten seien. Im Folgenden, wurde Rednex nach jedem halben Satze durch ein wüstes Lärmen unterbrochen. Als Wolf,., dem persönlicher - Muth und Ueberzeugungstreue nicht abzusprechen sind, erklärte, dass die Arbeiter:, älle^dings eine, Presse besäßen, weHe,MchiAen: 'IM' MckstMHS für ihre Interessen eintrete, dass

es aber zu bedauern sei, dass auch diese Presse ebenen Judenhänden sei, antwortete ihm ein Hohngelächter, eine andere Antwort wussten die Herren darauf nicht. Als der Tumult von . Wort zu Mors immer zunahm, besonders .als Wolf , rief, dass er sich das Lärmen der. Socialisten nur >- dadurch erklären.könne, dass sie von den Juden hergeschickt .worden seien, er suchte der Redner M ver nünftigeren ;. und : unparteilicheren Vorsitzenden zu pählen. Pon »Wem brausten dje Uufe: Minzig !' durch den Saal, und i ein- Wald

10
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1901/12_02_1901/BRC_1901_02_12_5_object_155750.png
Seite 5 von 8
Datum: 12.02.1901
Umfang: 8
Verwunderung ohne weitere Bemerkung. (1897 hatte er den Zusatz gemacht: „Ich gelobe, für die Rechte des deutschen Volkes mit allen Kräften einzustehen.') Auch die berühmten Schreier Wolf und Klofac verhielten sich ruhig. — Es wurde dann der Einkauf verlesen, worunter sich mehrere neue Wuhlproteste befanden. Hierauf wurden jene Wahlen, gegen welche kein Protest vorlag, als verifieiert (giltig) erklärt. Um 12 Uhr 20 Minuten unterbrach der Präsident die Sitzung, damit über die Präsidentenfrage in den Clubs

Handelskammer, Neu mann, betreffend das Zollbündnis mit Ungarn, fagte der Kaiser: »Wir werden gewiss mit Un garn beisammen bleiben.' Dem Mitgliede des Balleomit6s, Westel, mit dem der Monarch über den Export sprach, sagteer: „Eswird ein schweres Stück Arbeit (mit Erneuerung der Handelsver träge) geben.' Die Los von Rom-Bewegung geht den Bätern derselben, Schönerer und Wolf, viel zu flau. Schönerer wollte wenigstens alle deutschradicalen Abgeordneten zwingen, seinem Abfallsbeispiele zu folgen; deshalb

erklärte er bekanntlich, dass Katholiken nur als Gäste in seiner Partei geduldet werden. Dieser Utas hat jedoch böses Blut gemacht. Schönerer musste nachgeben und auf seine Forderung verzichten; Abgeordneter Dötz erklärte ausdrücklich, die übrigen Programmpunkte Schönerers nehme er an, aber los von Rom könne er sich nicht sagen. Natürlich ist diese Niederlage den Häuptern der „Alldeutschen' höchst unangenehm. Das Wolf- Blatt sucht in einem Leitartikel die Erklärung sür den schwachen Erfolg der „Los

Aufgaben vor sich hat; sobald man den religiösen Boden betritt, kommt man in schwierige Probleme hinein'. Wolf be kennt damit, dass er nicht das Zeug hat zu einem Religionsstifter oder Reformator; er sieht ein, „loS von Rom', ohne zu wissen, wohin, muss doch jedem denkenden Mann albern erscheinen. Aber andererseits brauchen Wolf und Schönerer die Abfallshetze nothwendig zu ihren Zwecken, um Oesterreich auseinanderzusprengen, denn ein guter Katholik wird bei dieser Arbeit nie mit thun; wer

aber von der einzig wahren Religion sich lossagt, wird sich auch weniger daraus machen, seinem Kaiser die Treue zu brechen. Daher predigt Wolf dennoch „religiöse Reform', nicht als Wuotanscult, das wäre noch zu früh, son dern zunächst die Bekehrung zu einem „gläu- bigen (?) und freien, tiefen und klaren deutschen Christenthum'. Wie dieses schöne „Christenthum' im einzelnen ausschauen soll, darüber können sich andere den Kopf zerbrechen ; Wolf hat jtzt nicht Zeit dazu, da es wieder gilt, im Parlamente mit Fluchen

11
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1900/10_04_1900/BRC_1900_04_10_2_object_110809.png
Seite 2 von 6
Datum: 10.04.1900
Umfang: 6
sie sich mit denselben Libe ralen gegen die Christlichsoeialen; und gleich zeitig habe Wolf das Tischtuch zwischen sich und den Herren Prade und Hocheuburger von der Deutschen Volkspartei zerschnitten. Wolf lässt sich in der „O. R.' vertheidigen: nicht er habe sich geändert, sondern die Christlichsoeialen seien „Clericale' geworden. Also, wenn es gegen die Christlichsocialen geht, hört bei Wolf der Anti semitismus auf, den er sonst als Monopol be sitzen will. Nicht übel! — Gegen Abg. Prade (I. Vicepräsident

des Parlamentes) ist Wolf springgiftig, weil Prade im böhmischen Landtage eine „reinliche Scheidung' zwischen der Deutschen Volkspartei und den Schönererianern forderte. Vorläufig will Wolf hierüber noch nicht Einzel heiten mittheilen, droht aber dem Abg. Prade mit unerbittlichem Kampf, wenn er nicht rück sichtsvoller gegen seine früheren Freunde werde. — Es ist mit Genugthuung zu begrüßen, dass die Deutsche Volkspartei, wenn auch spät, so doch entschieden die radicalen Genossen, die nur von der Hetze leben

, abschüttelt und isoliert. Wolf hilft selbst durch seinen „Antisemitismus' mit, dass sein Stern auch bei den alten Freunden immer tiefer sinkt. Im Wiener Gsmeinderattze haben am 6^ April die anwesenden Mitglieder in sehr feierlicher Weise freiwillig das Gelöbnis ab gelegt, welches im neuen Statut für neugewählte Gemeinderäthe vorgeschrieben ist: Treue gegen Kaiserhaus und Vaterland und Einhaltung des Statuts. — Dr. Lueger berichtete über die Audienz beim Kaiser am 2. April, in welcher der Dank

12
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1901/06_04_1901/BRC_1901_04_06_10_object_154900.png
Seite 10 von 12
Datum: 06.04.1901
Umfang: 12
; Kunstwaben und deren Anfertigung. Die Ceremonie der Fußwaschung wurde von Sr. Majestät gestern, Gründonnerstag, in der Wiener Hofburg in gewohnter Weise an 12 armen Greisen vorgenommen; der Kaiser bediente die Greise auch bei der Tafel und legte jedem einen Beutel mit 30 Silberkronen um den Hals. Kleine Chronik. Abg. Wolf in Nöthen. Ein fchlimmerTag war für Wolf der I.April. Er hattein der Leopoldstadt (Wien) eine Bismarckfeier veranstaltet, wozu ein halbes hundert Juden erschienen

. Aber auch 80 Antisemiten hatten sich eingefunden. Als Vonseite der All deutschen „Los von Rom!' und auch „Los von Oesterreich!' ertönte, antworteten die Antisemiten mit brausenden Rufen: „Hoch Oesterreich!« „Hoch unsere Religion!' „Nieder mit den wolfischen Judenknechten!' und stimmten die Volkshymne an. Dann hieß es: „Wolf ist nach seinem eigenen Parlamentsgebrauche zu be handeln!' Die Antisemiten stürmten auf den Tisch zu, wo Wolf saß. Dieser schrie: „Ich fürcht' mich nicht!« und versteckte sich tapfer

hinter seinen Getreuen, die nach Polizei riefen und 20 Mann Wachmänner kommen ließen. Jetzt athmete der tapfere Wolf auf und trocknete den Angstschweiß von der Stirn. Die Ruhe wurde hergestellt, da die Antisemiten großentheils freiwillig den Saal verließen. 28 Antisemiten haben sich in der Leopoldstadt unter Handschlag geeinigt, Wolf bei allen seinen Agitationen gegen die Christlichsocialen in diesem Bezirke nach seinem eigenen Recepte zu behandeln, das er im Parla mente verwendet. Keiters katholischer

13
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1902/16_01_1902/BRC_1902_01_16_5_object_150280.png
Seite 5 von 8
Datum: 16.01.1902
Umfang: 8
„Honorigkett'. Die Geschichte dieses Mannes wird täglich durch neue Beiträge vermehrt, welche seine „Honorigkeit' in volleres Licht stellen. Dr. Seidl hält im „Trautenauer Wochenblatt- olls Mit theilungen der vorher veröffentlichten Denkschrift über K. H. Wolf aufrecht, trotzdem dieser die peinlichsten Sachen ableugnet. Professor Seidl erklärt: Wolf suche durch Beschimpfung und Ver leumdung de> jenigen, bis er ins Unglück gebracht, sich reinzuwaschen. Wolf habe seinen Schwieger vater Dr. Tschan

unter Ehrenwort belogen. Das Duell habe nicht der. That Wolfs gegolten, wie das Protokoll bezeugt, könnte also schon darum nicht als „ritterliche Sühne' ausgegeben werden. „Ist Ehe, Treue und Unschuld denn gar nichts? Was muss man denn nach Woiss Auffassung thun, um unhonorig zu sein?' fragt Dr. Seidl. Er nennt die neue Candidatur WoZfs «eins herausfordernde Unverfrorenheit' und schließt: „Wolf kann niemanden mehr beleidigen' (weil ehrlos). — An die „Bohemia' sandte Dr. Seidl folgendes Telegramm

: „Wir erklären, dass der Brief der Frau Tschan nichts anderes als Un wahrheiten und Entstellungen enthält. Professor Seidl und Frau.' Also die Tochter gegen die Mutter und umgekehrt. Wolf hat im Wahlbezirke Trautenau mehrere Versammlungen gehalten und an die Wähler die Drohung gerichtet: Wählt mich, oder ich erschieße mich! War's Mitleid oder alldeutsche Moral? Wolf erhielt mehrmals Vertrauenskundgebungen. Heute, Mittwoch, ist die Wahl. — Auch von katholischen Blättern, z. B. „Das Volk' in Leitmeritz, wurde

14
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1899/11_08_1899/BRC_1899_08_11_4_object_114145.png
Seite 4 von 8
Datum: 11.08.1899
Umfang: 8
mit der Regierung getroffen habe, ist eine freche, nichtswürdige Lüge. Ich habe mit der Regierung gar nichts gesprochen, ich diene überhaupt keiner Regierung, ich diene nur, was mir. immer groß und heilig erscheinen wird, meinem Vaterlande Oesterreich und meiner Vater stadt Wien. Ich diene keiner Regierung, ich diene aber auch nicht den Herren Schönerer und Wolf, aber auch nicht den Juden. Ich diene meinem Volke, dem ich angehöre, und für das ich. Zeit meines Lebens eingetreten bin und stets eintreten

nun müssen wir sagen, dass unserer Partei die Zu stimmung kaum möglich sein würde, wenn nicht eine angemessene Aenderung des Quotenverhältnisses eintritt^ denn dass wir auch künftighiy wieder 70 .Procent zahlen sollen, wäre allzuviel verlangt. Eine blutige Komödie, nämlich ein Säbeldüell, hat wieder einmal der Nebenbuhler Schönerers, der Apostat Wolf, am > 6. August in Wien aufgeführt. Er hatte es dies mal nicht mehr M einem Deutschenfeinde, tvie Badeni, zu thun, auch nicht mehr mit einem . Minister

, sondern mit einem Stammesgenossen^ mit dem deutschliberalen böhmischen Landtags abgeordneten Krepek. Dieser war aufgefordert ' worden, sein Mandat zurückzulegen, sonst bleibe ihm dasselbe nur von der Gnade der Czechen. < Krepek antwortete in der „Leitmerjtzer Zeitung' sehr scharf gegen Wolf und schrieb zum Schlüsse: „Ich erkläre, dass mir die bewaffnete Schneidig- ? keii des Herrn Abgeordneten Mols, welche er bis jetzt einigen hochbetagten Kahlköpfen und kurz sichtigen oder halb erblindeten Greisen gegenüber gezeigt hat, ganz

gut bekannt ist.' Diese Be leidigung musste von Wolf gerächt werden; er forderte Krepek zum Duell. Diesmal ist es ihm aber schimmer ergangen als frühes Schon im .ersten Gange erhielt Wolf eine schwere Verletzung über die Stirnader; weil, er damit nicht zufrieden war, wurde er in einem zweiten Gange noch ärger zugerichtet, bis er kampfunfähig war und nachhause geführt . werden musste. Krepek wurde nur leicht verletzt. Die Gegner Haben sich diesmal nicht ausgesöhnt, wie es sonst bei der artigen

Raufereien Hintennach gewöhnlich geschieht. Was soll nun gerettet sein? Alldentschlattd oder .die. Los von Rom-Hetze oder die Ehre eines Äpostaten? Das weiß niemand. Aber wenigstens eine „Heldenthat' ist wieder vollbracht; Wolf hat bewiesen, dass er ein „Held' bleibt, wenn auch nicht mit dem Dchwerte, si^ doch mit dem Munde. In Irankrxich hat am 7. August vor - dem Kriegsgericht zu Mennes der neue Process gegen den jüdischen Hauptmann Dreysus begonnen. 300 ^Ver treter von französischeuund ausländischen

15
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1900/03_05_1900/BRC_1900_05_03_4_object_110425.png
Seite 4 von 8
Datum: 03.05.1900
Umfang: 8
in Marburg gehalten wurde. Ueber 2000 Deutsche sollen daselbst die Politik des Radicalismus rückhaltlos gebilligt haben. Das „Volksgericht' galt natür lich den Christlichsocialen, aber auch der Deutschen Volkspartei. Erstere nannte Wolf, der als Redner auftrat, wieder wie beim „Deutschen Volkstag' in Wien „die größte Gefahr für das Dentsch- thum der Ostmark'. Also mehr als Czechen, Juden oder Judensoci hasst Wolf nunmehr die Christlichsocialen und erklärt den Kampf gegen sie als erste Pflicht

der Deutschradicalen. Warum? Weil sie offenbar die gefährlichsten Gegner der „Los von Rom'-Bewegung sind. Von dieser gesteht Wols: Sie sei aus einer politischen (!) Bewegung eine Bewegung der Herzen (?) und Geister geworden. Weil sich die Deutsche Volks partei stetig an die christlichsociale annähere, müsse sie ebenfalls bekämpft werden. — Man sieht, Wolf hat wieder schlimme Zeiten; er sieht nur mehr Feinde und weiß gegen sie nicht rasend genug loszuschlagen. Den Christlichsocialen stellt er damit ein glänzenderes

Zeugnis aus, als deren beste Freunde es thun könnten. — Die Versammlung erhielt überdies ein für Wolf nicht angenehmes Nachspiel. Der rasende Abfallshetzer hatte in seiner Rede auch den Pettauer Bürger meister Ornig angegriffen, weil derselbe kürzlich sür das Landvolk deutsche und slovenische Placate anschlagen ließ. Darob herrscht nun auch bei den Deutschnationalen große Missstimmung gegen Wolf, weil Ornig in der Vorderlinie des Kampfes gegen die Slovenen steht und großes Ansehen

16
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1902/08_02_1902/BRC_1902_02_08_4_object_149993.png
Seite 4 von 8
Datum: 08.02.1902
Umfang: 8
eine» außerordentlich prak tischen, langqewünschten Gesetzes freuen, wohl daran erinnert werden, dass das Gesetz eine christlichsociale Arbeit ist. — Dasselbe war von Anfang an ein Initiativantrag des christlichsocialen Abgeordneten Fink, der den feinerzeitigen Entwurf auch als Referent im Abgeordnetenhaus« vertreten hat. Schönerer und Wolf. Die alldeutsche Vereinigung hat am 4. Februar zur Affaire Wolf-Schönerer Stellung genommen Sie beschloss, auf dem Standpunkte vom 18. De cember 1901 zu beharren, wonach

ein Wieder eiutrittWolfs in die alldeutsche Vereinigung unter allen Umständen ausgeschlossen ist. Derselbe Standpunkt gilt auch gegenüber den Parteigängern Wolfs, nämlich Tschan und Herzog. Für diesen Standpunkt erklärten sich 16 Abgeordnete, dagegen der Abgeordnete Schreiter. Die Abgeordneten Kasper und Pacher entschuldigten ihr Fernbleiben. Es wurde eine Kundgebunj beschossen, in welcher die Geschichte mit Wol' dargestellt wird; dabei wird unter anderem an geführt, dass Wolf dem Abgeordneten Schönerer ein Geständnis

sich durch den beispiellosen Undank und die Untreue gegen Schönerer veranlasst zu erklären, dass sie i» unverbrüchlicher Treue zu der all deutschen Vereinigung unter Führung S ch hn e rer S Mev werde».' Abgeordneter Kasper hat nachträglich dieser Kundgebung zugestimmt; Abgeordneter Schreiter hingegen ist aus der alldeutschen Vereinigung angetreten. Die Schönerer»Partei zählt also 17 Abge ordnete, die Wolf-Partei vier bis fünf. Die radieale Studentenschaft in Prag hat sich für ' Volf, die in Wien für Schönei er erklärt

. — Im Parlament ist Wolf von seinen früheren Freunden ;anz unberücksichtigt geblieben; dagegen haben ihn >ie liberalen Abgeordneten Dr. Lecher und Elvert reundlich begrüßt. Kbstruclion der Slovenen? Kaum hatte der BudgetausschusS die erste gefährliche Klippe, die Frage der Hochschulen, glücklich durchschifft, stand er vor der zweiten, noch drohenderen, der Akttelschulfrage. Die Links deutschen, welche unter dem Coalitionsministerium gegen die Errichtung eines slovenischen Gymnasiums in Cilli, der „südlichsten

17
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1901/02_03_1901/BRC_1901_03_02_6_object_155478.png
Seite 6 von 8
Datum: 02.03.1901
Umfang: 8
werden. Am Schlusstage erhielt ein unvorsichtiger Läuter «ins gehörige Kopfwunde; jedoch ist das Leben des Betreffenden nicht in Gefahr. Vom Jnnthale, 26. Februar. (Hoch der hl. Alphons von Liguori!) Bekannter maßen hat Wolf in den letzten Tagen neuerdings den hl. Alphons v. Liguori böswillig verdächtigt und beschimpft. Es geschah dies auf Grund des elenden Graßmann'schen Machwerkes. Wir finden in der Entrüstung Wolfs und seiner Anbeter zwei Merkwürdigkeiten: Die Herren Radiealen treten mit Vorliebe

für alle Freiheiten und deshalb auch für die Freiheit der Wissenschaft ein. Wenn Wolf eonsequent sein wollte, müsste er diese Freiheit auch der theologischen Wissenschaft ge währen. Was leisten medieinische Werke namentlich neueren Datums im Dienste der Wissenschaft! Gewiss dürste dieselben der Laie noch viel weniger durchlesen als Alphonsens Schriften, ohne zu erröthen! Was mau aber einer Wissenschaft im Namen der Freiheit gewährt, soll auch der anderen unter demselben Titel nicht vorenthalten

und prächtige Ausgabe der Al Phonsuswerke erfolgen! — Noch aber eine Preis frage: Wie verhält sich Alphonsus zu Wolf, dem erstickten Studenten? (Lösung: Wie ein riesen hafter Leuchtthurm zu einer langgeschweisten Ratte, welche an dessem Felsengrunde leidenschaftlich nagt.) Höchst (Vorarlberg), 26. Februar. Soeben langt ein Schreiben ein aus Tschu-tschöng, datiert vom 13. Jänner 1901 in Südschantung (China), von unserem Landsmann und Missionär J.G. Fröwis, welcher mittheilt, dass der Proviear Freinademetz

einigten Staaten Martmelli, sowie der Fürsterz bischof von Prag Freiherr von Skrbensky, der Fürstbischof von Krakau Puzyna, die Erzbischöse von Verona, Fsrrara und Benevent zu Cardi- nälen ernannt werden sollen. Gewerbe-Zerkung. Der „unabhängige' Getverbecongress, der am 17. Februar in Wien zusammentrat, hat einen stürmischen Verlaus genommen. Er war von nationalliberaler Seite als Demonstration gegen die Christlichsocialen geplant, das Wolf blatt trat sehr warm für ihn ein, die Gewerbe treibenden

19
Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BRC/1902/20_02_1902/BRC_1902_02_20_4_object_149484.png
Seite 4 von 8
Datum: 20.02.1902
Umfang: 8
wird lustigfortgeführt. DasWolf Blatt „Ostd. R.' weiß nun auch für die „Unbedingten' Schönerers neue Titel, z. B. der „tückische Jro', „Ehren- wort-Jro', der „mandatssüchtige Hofer', der „un fähige, längst abgetakelte Hofkriegsrath Hauck'. Wolf hat erklärt: „Der Kampf wiro in den Sudetenländern ausgefochten werden.' Es hat auch den Anschein, als ob er hier es g gen Schönerer gewinnen sollte. Sogar im Wahlkreise Schönerer^, in Asch und Eger, werden Zu- stimmnngskundgebungen für Wolf gemacht. Be sonders

hat dieser es auf den ehemaligen Zucker bäcker Jro, den Redacteur der „Unverfälschten Deutschen Worte' Schönerers, abgesehen; Jro soll zur Niederlegung seines Mandates gezwungen werden, weshalb Vertrauensmänner Wolfs im Wahlkreise Jros herumziehen, um gegen diesen Stimmen zu sammeln. — Für die Handels kammerwahlen in Reichenberg hat sich Wolf mit Prade verbündet. Direct gegen Schönerer aufzutreten, wagt man selten; man sucht ihn zu isolieren, indem man auf seine Getreuesten loshaut. Alldeutsche Vertrauensmänner inOlmütz

haben am 16.Februar zwar ihre Hochachtung sür Schönerer ousge- drückt, aber zugleich erklärt, dass sie treu zn Wolf stehen und von einer Trennung in der Partei nichts wissen wollen; auch gilt ihnen das Wolfblatt in Wien auch serner als Partei» organ, während die Wiener Alldeutschen erklärten, es habe aufgehört, Organ der Partei zu sein. Uebrigeus unterstützen sich die „Recken' im Parlament wie früher. Ein Antrag Wolfs trägt auch die Unterschrift Schönerers und der meisten alldeutschen Abgeordneten. Ebenso wurde

20