Programm des k. k. Obergymnasiums in Meran; 1856 - 1857)
S6 daß er die Lehre der Lateiner für häretisch erklärte, verharrte in seiner Widerstrebsamkeit gegen die Beschlüsse des ökumenischen Conciliums. Der Papst ließ Marcus zur Verantwortung laden. Der verschlagene Metropolit, seine Absetzung befürchtend, bestürmte den Kaiser mit Bitten, sein Alter gegen die Schande vor den , Lateinern zu schützen und trug aus Vertagung an. Zu seinem eigenen Schaden gab der Kaiser nach, und trat ungefähr einen Monat nach dem Abschlüsse der Union mit den übrigen
Griechen über Venedig die Rückreise in. die Heimath an. Den Marcus Eugenicus hatte der Kaiser auf sein Schiff genommen, um ihn, wenn möglich, durch Freundschaft zu gewinnen, oder widrigenfalls desto besser beobachten zu können. Aber schon in Venedig zeigte sich, durch des Eugenicus Beispiel ermuthigt, die zweifelhafte Gesinnung der Griechen auf eine sehr bedenkliche Weise; und die Anhänglichkeit an die Union wankte, mehr und mehr, als sie schon während der Heimkehr von ihren Landsleuten bittere
, welche für die Synode zu Ferrara und Florenz sich erklärt hatten, von der Teil nahme an der Liturgie auszuschließen wagte. Es läßt sich nicht bezweifeln, daß Marcus Eugenicus diese Verhältnisse bestens benützt habe, um der Union den Todesstoß zu geben; besonders da sich ihm und den Tumultuanten selbst Prälaten anschlössen, wie Michael Balsamo» und Silvester Syropulus, welcher als Großecclesiarches der Kirche von Konstantinopel, um die Hofgunst nicht zu verlieren, die Unionserklärung in Florenz unterzeichnet
hatte. Dieser letztere schrieb zu Gunsten des Marcus sogar eine Geschichte des Florentinumö, in welcher er die Behauptung durchzuführen suchte, als wäre die Union nur das Werk der Bestechung mit lateinischem Gelds gewesen. Die von Bessarion, Erz- bifchof von Nicäa, und anderen Ehrenmännern verfaßten Widerlegungen der darin ausgestreuten Verläumdungen waren nicht im Stande, die günstige Stimmung des Volkes für Marcus auszutilgen, der fortfuhr, den CleruS wider die „Florentiner' als Ercömmunicirte einzunehmen
Der Kaiser bestand trotzdem auf dem Vollzuge der Conciliums- beschlüsse und ließ den im Rufe acht katholischer Gesinnung stehenden Theophanes auf den Patriarchenstuhl wählen. Theophanes schritt zwar gegen die widerspenstigen Bischöfe und Clenker nachdrücklich ein, dafür aber erkaltete der Eifer des Kaisers aus politischen Rücksichten gegen die der Union abgeneigten Unterthanen. Die schon gewonnene Sache des Glaubens opferte der Kaiser halben Maßregeln, indem er den Glauben abermals zum eckelhaften