oder Automobils verkehren kann. Ganz natürlich, daß man da draußen, be sonders im Viehhandel, fast nur mit Mark rechnen hört. Wenn dann wie beim Hochwasser die Ver bindung ganz unterbrochen wird, bleibt nur noch der Ausweg über das bayerische Ausland offen. Kein Wunder also, wenn Tirol Deutschland näher liegt als dem Herzen Oesterreichs. Im übrigen hat der starke Verkehr mit Deutschland, besonders für die Deutschen Südtirols, in nationaler Hinsicht nicht Mgünstige Folgen, da sich seinem wirtschaftlichen
Tinfluß die Welschtiroler nicht entziehen können. Aus diesem Grunde wäre es auch für die Deutschen gut, wenn sie möglichst gute und bequeme Ver bindungen mit Welschtirol hätten. Aber gerade jene Herren, die sich auf ihr Nationalbewußtsein so viel zugute tun, scheinen da etwas begriffsstutzig zu sein. Beweis hiefür bietet der geplante Bau der Gampen- bahn. Der Gampen ist em Paß, der den Talkessel von Meran mit dem Nonstal verbindet. Abge ordneter Dr. Lanzerotti versuchte nun, die Meraner
für eine elektrische Bahn über diesen Paß nach Riva zu interessieren. Der freisinnige Bürgermeister Dr. Weinberger von Meran befragte den Abgeord neten Dr. Perathoner, der als Bozner selbstver ständlich die den Meranern ganz entgegengesetzten Interessen wahrnimmt, um seine Meinung, der davon abriet. Der Vorwand dafür war, daß die Deutschen in wirtschaftliche Abhängigkeit von den Italienern kämen, weil Abg. Dr. Lanzerotti versprochen hatte, die italienischen christlichsozialen Geldinstitute, bsnea eonsornale
würde. Die Protestbewegung gegen die Enzyklika und ihre Kehre! (Vom Reichstagsabg. M. Erzberger.) Berlin, 6. Juli 1910. Vernunft und Ruhe scheinen langsam wieder zukehren, nachdem die objektive Ueberlegung nahezu IV2 Monate lang in die Ferien geschickt worden war. Die Protestbewegung als solche flaut jetzt ab und nur in liberalen Wählerversammlungen kann man noch ein Wetterleuchten verzeichnen. Es waren bange Wochen harter Geduldsprobe für die deutschen Katholiken, eine Zeit, wie sie nicht sobald wieder kehren dürste
. Aber es war für die deutschen Katholiken auch eine Zeit der Lehre und des Lernens. Die Einmischung einer Reihe deutscher Einzel- landtage in eine rein kirchliche Angelegenheit ist ein bedeutsames Merkmal der wachsenden Staatsomni- potenz. Wenn jüdische Redakteure vom gekränkten „evangelischen Bewußtsein' reden, so hat die Ange legenheit einen heiteren Anstrich; wenn Liberale, die vom Evangelium kaum noch den Einband unbestritten lassen, sich im Parlamente zu Schützern des Evan geliums auswerfen, so weiß