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Brixener Chronik
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Seite 5 von 8
Datum: 25.11.1920
Umfang: 8
zu dem Boudoir, in dem Ieannettes geschickte Hände die junge Braut zu ihrem Ehrentage schmücken. Norbert, der gegen Mittag in Geralds Be gleitung eintrifft, wird in den Salon gewiesen. Das gnädige Fräulein sei noch bei der Toilette. Beide Herren fühlen sich nicht gerade ange nehm berührt, als ihnen beim Eintritt Liselotte d'Esterre entgegenschwebt — in eine Wolke von rosa Tüll gehüllt. Sie hat es sich nicht nehmen lassen, als eine der Brautjungfern zu figurieren, die sich, aus Wunsch Ihrer Exzellenz

, im Hause der Braut versammeln sollen. Bis zum letzten Tropfen will sie den bittern Kelch auskosten — komme dann, was da wolle. Doch Liselotte ist eine Virtuosin im Schau spielern. Mit gewohnter Heiterkeit streckt sie Gerald die Hand zum Willkommen entgegen, nickt sie Norbert kameradschaftlich zu. Dann geht sie, wie sie sagt, die Braut zu rufen. Die beiden Herren verhalten sich schweigend. Ihnen ist, als läge etwas Bedrückendes in der Luft, vielleicht heraufbeschworen durch Liselottes Anwesenheit. Bald

, tritt ein — mit geröteten Wangen und froh lächelnden Lippen. Sie will auf Norbert zueilen. Da fällt ihr Blick auf Gerald — und wie gebannt bleibt sie stehen. Und Gerald verharrt einige Sekunden regungs los. — Dann stürzt er mit einem seltsamen Ausruf von Jubel und Angst auf sie zu. „Sonnenscheinchen!' In heftiger Abwehr hebt sie die Hand. Welch böser Dämon trieb sie, aus Zartgefühl ihrem Bräutigam die Begegnung mit Gerald zu verschweigen? Sie wollte den Jüngling schonen, ihm eine Niederlage ersparen

, da sie wußte, daß die beiden Freunde sind. Wie konnte sie ahnen, daß Gerald gerade an ihrem Hochzeitstage nach Berlin zurückkehren würde? In grenzenloser Verwunderung blickt Norbert von seiner Braut auf Gerald, während es in Liselottes Augen triumphierend aufzuckt. Lange, schwüle Pause. „Was soll das heißen? Warum nennen Sie unsere schöne Braut,Sonnenscheinchen!'' Liselottes spöttische Stimme ist es, die scharf und schneidend in die unheimliche Stille schrillt. Gerald zuckt zusammen. Mit gesenktem Kopf

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Brixener Chronik
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Seite 5 von 8
Datum: 30.08.1924
Umfang: 8
ist es 11er so. Ich hätte dich so gerne selbst zu deinem ? ^bracht, doch Gott will es nicht, wir müssen da? c« ^ Willen fügen. Ich bin ihm ja so dank- Nnk Glück, das er mir in dir und unserem , ? .gegeben. Küsse Irmgard in meinem Namen lehre sie den Vater liebbehalten!' a schluchzt Elsa bitter weinend auf. »weh nicht von uns, Norbert, wir haben dich ' N> notwendig zu unserem Glück!' h^^^euchten die Augen des Sterbenden sieg- Elsa?' ^ ^ wirklich glücklich gewesen bei mir, »Voll und ganz, Norbert

. Wenn auch zuweilen meine Augen trübe blickten, so war es nur die Sehnsucht nach der Heimat, die aus ihnen sprach, das Verlangen, dem Vater wieder nahe zu sein, dem ich so wehe getan. Sieh, Norbert, seit ich selbst Mutter bin, weiß ich wohl, wie lieb die Eltern ihre Kinder haben.' „Liebling du, wie glücklich machen mich deine Worte! Doch ich fürchte das Ende, lasse den Priester rufen, ich möchte Frieden machen mit Gott und der Welt! Reise so bald als möglich, Liebling! Lohbergs werden für dich sorgen.' Elsa wankt

hinaus, um dem Wunsch des Gatten nachzukommen. Nur mit äußerster Willenskrast kann sie sich aufrechthalten. Kurz ist der Todes- kämpf. In den Armen seines Weibes schläft Norbert sanft hinüber, indes das Abendrot hinter den Tannengipfeln verglüht. Bis zum letzten Augenblick ist Elsa standhast gewesen. Als sie jedoch den erstarrten Körper des Gatten aus ihren Armen läßt, bricht sie zusammen. Tage und Wochen hat Elsa mit dem Tod ge rungen. Ein schweres Nervenfieber hatte sie er- griffen Wirr

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