, 16. Jan. Angesicht» der scharfen Aeußerungen des Kaisers gegenüber Stransky beim samStägigen Delegationsdiner konzentrierte sich das Hauptinteresse des gestrigen Cercles nach dem Dele- gationSdiner, an welchem tschechischeres nur Kramarsch und Zacek theilnahmen, auf die längere Meraxer Zeitung. Konversation des Kaisers mit Zacek, wobei der Kaiser gesagt haben soll: Ich rechne auf Sie und Ihre Mitwirkung bei Herstellung des nationalen Friedens, der unerläßlich ist und erreicht werden muß
; daS ist mein entschiedenster Wunsch. Zacek erklärte in längerer Ausführung, daß die Tschechen zum Frieden bereit seien; er befürchte aber, daß die Verhältnisse im gegenwärtigen Augenblicke für Ver- söhnungSaktion nicht geeignet sein dürften, zumal, wenn die Deutschen und die Regierung nicht geneigt wären, sich aus den Standpunkt des gleichen Rechtes zu stellen. Der Kaiser soll hierauf gesagt haben, es sei sein Wunsch, daß die Rechte des Böhmer- Volkes vollauf respektiert werden; er werde nie zu geben, daß dem Böhmervolk
in irgendwelcher Weise Unrecht zugefügt werde, und nicht zulassen, daß die nächste Regierung eine Regierung der Linken werde. Dieselbe müsse vielmehr eine voll kommen parteilose, objektive Re- giernng sein und Allen gegenüber gerecht. Die tschechischen Abgeordneten mögen auf Beruhigung der öffentlichen Meinung hinwirken und selbst dazu beitragen. Auf den Hinweis Zaeeks, daß die Lage der Abgeordneten gegenüber der Be völkerung, deren Erregung begreiflich, schwierig sei, soll der Kaiser gesagt
haben, er anerkenne die schwierige Stellung der böhmischen Abgeordneten, fordern sie jedoch auf, rechtschaffen zu handeln und den guten Willen der Krone nicht zu bezweifeln. Mit Kathrein sprach der Kaiser längere Zeit über die politische Lage. Zur Lage. Wien, 15. Jan. Die KabinetSbildung dürfte nun bald beendet sein. Die deutschen Parteien beschlossen, auf die allfällige Ernennung eines deutschen Ministers ohne Portefeuille keinen Einfluß zu nehmen. Wien, 15. Jan. Der Reichsrath soll bald möglichst zusammentreten
und ihm eine deutsch tschechische Verständigungskonferenz vorangehen. Wien, 16. Jan. Von gut informierter Seite wird versichert, Körber erstattete dem Kaiser am Sonntag Bericht über seine Sondierungsaktion und erhielt formell die Mission zur KabinetSbildung. Die bereits bekannte Ministerliste soll unverändert bleiben bis auf das Handelsportefeuille, wofür eine Persön lichkeit in Aussicht genommen ist, auf die Goln- chowZki aufmerksam machte und die für die Er neuerung der Handelsverträge nothwendige Sach kenntniß