undPhantasie leibt und lebt, wahrhaftig und überzeugungsmächtig in musikalischen AuSdruckSsormen zu offenbaren. Auf die akademische Bürgerschaft machten diese Worte einen tiefen Eindruck, sie fand sich in hellen Scharen beim Wagner-Con certe im Musikvereinssaale ein und empsieng den Dichter-Componisten mit dermaßen stimmgewaltigen Ovationen, dass der betäubende Lärm bei der be kannten „Keilerei' in den Meistersingern im Ver gleich hierzu sansteS Gemurmel genannt werden varf. Als an dem damaligen Festabende
genug um über WagnerS Be deutung in der musikalischen Kunst ruhig und nüchtern nachzudenken. Blitz und Donner hat eS dieserwegen genug abgesetzt, allerdings nur in der Literatur und in den Wagner-Vereinen. Die eifrigsten Apostel Wag ners, an ihrer Spritze der literarische Klopffechter Ludwig Nohl als Führer einer Zunft von sensitiven Musikschwärinern, die bei jeder musikalischen Declama tion WagnerS BeifallSkrämpfe bekommen, haben sich mit seinen unversöhnlichsten Widersachern, deren schnei digster
. Anzu erkennen ist die kunsthistorische Thatsache, dass von allen deutschen Operncomponisten ' keiner ein so wirk sames, andauerndes Interesse bei seinen Zeitgenossen wachzurufen vermochte, wie R. Wagner; er hat in der That etwa« von der Wirkung der olympischen Spiele zuwege gebracht. Zweifellos ist, dass Wagner Be gabung und Talent genug besaß, um natürliche, an muthige Melodien zu schreiben, dass er aber in erster Linie nicht unterhalten, sondern erbauen und durch Wiederbelebung der nationalen
die Selbstüberschätzung seines Berufes als Dichter war. Richard Wagner ist unleugbar einer der bedeutendsten Männer der jüngsten Zeit, eine originelle Erscheinung durch und durch. Wollte man ihm alles Genie jeden bleibenden Wert abspre chen, eine Eigenschaft bleibt an ihm doch imnier be wunderungswürdig, und daS ist seine Abneigung gegen daS Prosane nnd die unerschütterliche Festigkeit, mit welcher er, unbekümmert um die viele» Hemmnisse, die sich ihm in den Weg stellten, sein Ziel verfolgte, Situationen