Franziskanergymnasium <Bozen>: Jahresbericht ; 1883/84 - 1892/93)
Im Sommer 1217 begab sich Leopold nach Palästina. Der Wiener Hof hatte für die Kreuzfahrt gespart, und so mag es wohl stille und einsam hergegangen sein. Der Dichter hinterlässt uns ein ('indichi, darin er das damalige Leben am Wiener Hofe in humo ristischer Weise mit dem früheren in Contrast setzt. Das lässt auf einen längern Aufenthalt in Oesterreich um diese Zeit schließen. Gegen Ende September 1219 traf Leopold auf seiner Rückkehr von Palästina und Egypten in Aquileja ein. Walther fand
sich an der Spitze einer Wiener Gesandtschaft dort ein und richtete an den Fürsten den schönen Gruß: Ihr seid wohl wert, dass wir die Glocken euch entgegen läuten, Zu euch uns drängend schaifn, als war 1 ein Wunder da etc. Mit dem Kreuzheere zog Walther nach Wien zurück, wo sich Leopold wieder als friedeliebenden, weisen Regenten, als hoch herzigen Gönner und Beschützer der Sangeskunst bewies. Auch Wilmanns spricht von diesem Aufenthalt Walthers in Oesterreich: »Erst nach geraumer Zeit im Jahre 1219
, können wir Walther wieder in Oesterreich nachweisen, doch ergibt sich aus seinen Worten, dass er auch vor dem Jahre 1217 längere Zeit dort geweilt haben muss«, Wilmanns vermisst in dem »Willkommen«, welches der Dichter dem Fürsten hot, den nöthigen Grad der Ehrerbietung und das sonderliche Wohlwollen. Und warum? Weil er es wagt, dem Herzog die schöne Mahnung zu geben, er möge so segensreich zu allgemeiner Befriedigung sein Land beglücken, dass nicht etwa böse Zungen bemerken dürften: es wäre besser, wenn Leopold
in Ehren gestorben wäre im heiligen Lande. Dass das Selbstbewusstsein des Mannes in der Zwischenzeit stark zuge nommen, das gebe ich Herrn Wilmanns gerne zu ; aber eine trotzige Art finde ich nicht im Sprache. Er durfte und konnte so mit Herzog Leopold sprechen, der dr ei Kaisern als Rathgeber zur Seite gestanden hatte.« Eine ähnliche verbitterte und trotzige Gesinnung wittert Wil manns aus zwei andern Sprächen, »die aber durchaus humoristisch gehalten, aber leider nicht in ihren Beziehungen