Nr. 40 Bruneck, Freitag den 2. Oktober Zurück zur Mittellinie! (Original-Korrespondenz des „Pustertaler Bote.') Wien, Ende September. Das Ministerium Beck und speziell der Ministerpräsident bleiben auf der „mittleren Linie'. Baron Beck setzt sich persönlich mit aller Kraft dasür ein, die Gegensätze zwischen den Deutschen und Staden, die plötzlich wieder so scharf geworden sind, zu lindern, da man sie nicht vollständig beheben kann. Jeder Pa triot muß ihm darin den besten Erfolg wünschen, denn das Heil
haben, sie dann in Wien umso ruhiger sind. In Wien weht auch eine ganz andere Luft als in Prag und Laibach, in Lemberg und Görz. Die ganze Frage ist, ob sich Deutsche und Tschechen im Wiener Abgeordnetenhause so weit vertragen werden, daß erstens keine Partei zur Obstruktion schreitet, und daß zweitens die deutschen und tschechischen Minister in einem Kabinett bleiben können. Träte auch nur eine Gruppe aus, die deutsche oder die tschechische, so wäre das Kabinett eben in die Luft gesprengt. Fiele das Kabinett Beck
der § 14. Wir haben das schon des öfteren gesagt, wir werden nicht müde werden es zu wiederholen: Wer die Verfassung und den Parlamentarismus will, der darf die nationalen Streitigkeiten nicht aus die Spitze treiben, sondern muß zur Ver ständigung von Fall zu Fall bereit sein. Die Tschechen und Slovenen und Polen dürfen sich nicht einbilden, daß sie, weil sie zahlreicher sind als die Deutschen, daß sie deßwegen die Herren im Staat spielen können, aber auch die Deutschen müssen sich vor Augen halten
, über die eine Verstän digung wahrscheinlich ist. Im Hafen von Cafablanca ist es aber zu einem höchst bedauerlichen Konflikt zwischen französischen Soldaten und dem deutschen Vize konsul gekommen, bei dem dieser beschimpft und, nach einer Version, mit Tätlichkeiten be droht worden sein soll. Es sind sofort auf diplomatischem Wege von deutscher Seite Vor stellungen erhoben worden. Rußland und Italien. Der russische Minister des Aeußern, Js- wolsky, ist am 27. September vormittags nach Desio abgereist