können, wenn also sich Deutschland und Oesterreich in einer einen Bestandteil des er wähnten Vertrages bildenden Klausel verpflich teten, jeden anderen Staat als Mitkontrahenten zuznlasien.' Diese Vereinbarung zwischen Wien und Berlin, wonach sich die beiden Negierungen schon jetzt bereit erklären, „auch mit jedem andern Lande auf dessen Wunsch in Ver- handl'.ingen über eine gleichartige Rege lung einzutreten', stellt in den Augen Berlins nnd Wiens den Rettungsanker dar, ohne den eine Zollunion zwischen Österreich
und Deutschland vor vornherein vertragswidrig wäre. Ob jedoch diese Ver- ciiibarung irgendeinen praktischen Wert besitzt, ob sich überhaupt ein Staat findet, der den Wunsch äußert, dem geplanten Zollverein beizutreten, das ist eine ganz andere Frage, die wirtschaftspolitssche Probleme schwierigster Art aufwirft. Man stellt sich in Berlin und Wien naiver, als man ist. wenn man erklärt, einem solchen Anschluß anderer Staaten stehe nichts im Wege. Eine solche Erklärung wirkt nach den Erfahrungen der Genfer
Wirtschafts. Verhandlungen sehr wenig überzeugend. Sollte aber die geplante Zollunion ans Deutschland und Österreich beschränkt blei ben, so würde eine solche einseitige Bin dung praktisch eben doch ein Sondersystem dnrstellen, wie cs das Genfer Protokoll Österreich verbieten wollte, und hinter dem man vornehmlich in Prag und Paris politische Pläne wittert. Derartige Pläne werden heute mehr in Berlin als in Wien vermutet. Es ist auf fallend, daß man in Berlin großes Inter- esse zeigt, die Bedeutung
des neuen Protokolls zu übertreiben, wäbrend in Wien nach wie vor kategorisch erklärt wird, das Protokoll sei noch nicht als Vertrag zu werten. Offensichtlich handelt es sich einst- weilen um eine wirtschaftspolitische Demon- stration: die wirklichen Schwierigkeiten werden sich erst cinstellcn, wenn es zu den Verhandlunacn über den Vertragsabschluß kommt. Cs ist bezeichnend, daß sich sogar in Berlin die kritischen Stimmen mehren und daß die „Frankfurter Zeitung' berichtet, es mache
würde vom Standpunkt Euro pas bereits eine Zunahme des Protcklionism.» zu verzeichnen sein, wenn Oesterreich im großer und ganzen den erheblich höheren deutschen Zoll tarif übernehmen würde.' Politisch kann die unvermeidliche neu« internationale Diskussion über die An- schlußfrage der Negierung Ender-Schobe, keineswegs willkommen sein. Wir glauben nicht, das; man in Wien offiziell an stn« Berbinduna zwischen Anschluß und Zoll union denkt; es läßt sich umgekehrt lest- stellen, daß Österreich rein stimmungs- mäßig