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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 2 von 16
Datum: 22.09.1927
Umfang: 16
Gott! Nss gibt es Neues in der Wett? In der Schweizer Stadt Genf tagt bereits feit län- gerer Zeit We Vollversammlung d e s Völker- b u n d e s. Der Völkerbund ist nach dem Ende des Welt- krieges über Anregung des Präsidenten der nordameri kanischen Union Wilson gegründet worden. Der Zweck 'desselben sollte sein, die möglichste Annäherung und Ver brüderung aller Völker der Erde, die Vermeidung aller Kriege und die Schlichtung der zwischen 'den verschiedenen Staaten und Völkern unvermeidlich

von Zeit zu Zeit auftretenden Streitigkeiten durch friedliche Mittel. Ins besondere sollte durch den Völkerbund die Geheimdiplo matie ausgeschaltet werden. Nicht mehr wie vor Grün dung des Völkerbundes sollten in Zukunft geheime Winkelzüge und Bündnisse des einen Staates gegen den anderen ohne Wissen der beteiligten Völker sich vollziehen können, nicht mehr sollten sie die wirklichen Beziehungen des einen Staates zum andern sich im Halbdunkel der zünftigen Diplomatie abspielen, sondern im ganzen Ver

werden würden. Die mit der Gründung des Völkerbundes verbundenen Ab Achten können aber, soweit es sick um die Ausschaltung der Geheimdiplomatie handelt, auch deswegen nicht ver- wircucht werden, weil trotz der Erfahrung des Welt krieges und trotz Völkerbund die Staaten und Völker von Neid und Eifersucht, von Rache und Ländergier nun ein mal nicht lassen wollen. Und auf solche Weise ist der Völkerbund trotz der seiner Gründung innewohnenden schönen Ziele teilweise sogar zum Werkzeug geworden, um die Völker in Sicherheit

einzulullen, als ob nun in den zwischenstaatlichen Beziehungen alles eitel Aufrich tigkeit und Wohlwollen wäre und keinerlei Kriege mehr zu fürchten sind. Der Völkerbund hat die in ihn gefetzten Erwartun gen bisher nickt erfüllt und die Ünzufriedenheit mit dieser Institution ist sichtlich im Zunehmen. Es mußte schon bei seiner Gründung höchst eigentümlich berühren, daß der Völkerbund vom nordamerikanischen Präsidenten anveregt worden ist, daß aber dann die Volksvertretung von Nordamerika ihren Präsidenten

gewissermaßen Lügen strafte und beim Völkerbund bis zum heutigen Tage biß Mitwirkung verweigerte. Im Völkerbunde sollten große und kleine Staaten gleichberechtigt sein. Dieser schöne Gedanke ist aber bisher bloy auf dem Paniere geblieben, indem bisher auch im Völkerbunde die Großmächte das Regiment führten und die kleineren Staaten eigentlich nur zu gehorchen hatten. Die Folge davon ist eine zunehmende Ünzufriedenheit der kleineren Staaten, welche sich bei der gegenwärtigen Völkerbunds tagung öfter

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