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Meraner Zeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 20.08.1879
Umfang: 8
Lungenkraft verlieh; doch auch diese Mccht erlahmte und ergeben in sein Schicksal sank Schneider endlich auf einen bemoosten, im Wege liegenden Baumstamm, um einen kleinen Borrath von Lust einzuschnappen. „Ich kann nicht mehr,' schrie er seinem egoisti schen Vorläufer zu und senkte daS Haupt zur schwerarbeitenden Brust herab. M.yer hörte den Bngßrus seineS Freundes und blickte zurück; AlleS war still und ruhig '—von dem verfolgen- «Sven Feinde ließ sich Nichts sehen oder hören; bald saßen die Abenteurer

neben einander, um pch von dem gehabten Schrecken zu erholen. Beide hatten sich jämmerlich zugerichtet; ver kratzt und verschuiiden von den Dornen, wiesen ihre Hände und Gesichter manche blutige Schramme auf; am übelsten waren die Beinkleider wegge kommen; Meyer'S Unaussprechliche hatten dn,ch große Schlitze an der Seite einen mexikanische» Schnitt erhalten, während Schneider in Folge ungewohnter Ausdehnung der Beine beim Ueber, klettern eines ZauueS aus seinem männliche» nahezu ein weibliches

Kleidlingsstück gemachl hatte. Zu allem Ueberflnsse Wichte Keiner von Beiden, wo sie sich befanden nnd nirgends war die Spur eines menschliche» W.senS zn entö.ck.n. Wohin sollten sie sich wenden? Schneider bereute fast, d.-ß er sich nicht aus Gnade oder Ungnade ergeben hatte — eine Tracht Prügel wäre ohnedies daS A-ußerste gewesen, wa« ihm hätte zustoßen können u»d jetzt war er auch ohnedies nahezu wie gerädert und tabei mitten in einer Wildniß ohne Speise und Trank, um kein Haar besser daran

« mern au. „In D Alm Habt'S wöll'n. o du mei liabe Frau! Ja woar do ganz anSl Za Narr» ja Narr, ja waS woar denn dös!- „Haben wir u»S weit vergangen?' fragte Schneider etwaS ungeduldig weiter. „O du liab.i Heiland, deS iö ja ganz auS!' „Wie weit haben wir »och zu gehen?' warf Meyer beunruhigt ein. „O mei liabe Kra», da kewnit'S nimm« hi i Oes seid'S scho leicht drei Stund drnba nanSl^ Meyer nnd Schneider standen wie versteinert da. Drei Stunde» über daS Ziel weggeschossen, war doch ziemlich

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Meraner Zeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 16.08.1879
Umfang: 8
hatte. Durch dieses Sympathiemittel und einen neuen Hilferuf entstammt, verließ er in Helden« hafter Begeisterung, mit hcch gehobenem Lichte und geschwungenem Stiefelzieher das Zimmer. Am Ende deS Ganges bemerkte er eine Treppe, die nach aufwärts führte, und richtig, von dort her kam das Rufen Meyer's. Schneider ließ feine» bebenden Leichnam langsam ovancireu, nahm hinter einem Hackstocke gedeckte Stellung und rief mit gedämpfter Stimme seinem möglicherweise schon skalpirten Freunde zu, ihm doch Ausklärung zu verschaffen. »Ach

Gott,' lautete die Antwort, »ich wollte Wasser holen' — doch nicht in der Dachrinne, dachte Schneider, dem auf einmal ein ganzes Eouuerisystem im Gehirne aufstieg — „und da attakirtmichso ein vermaledeiteSHuadSviehund läßt jeden Satz im Artikel deS »Tiroler BylkSblatteS* einstehen kann, wenn auch der Herr Gegner meint, daß kein Satz stichhaltig sei. Den Widerruf mag sich daS Tiroler Volksblatt füglich ersparen, fein Correspondent hat nur die Wahrheit be richtet und hat derselbe gewiß

weggeschwemmt mich keinen Schritt weiter. Er liegt vor mir und scheint zu schlafen; sowie ich mich aber bewege ' Ein tiefes anhaltendes Knurren illustrirtc den Bericht des unglücklichen Wasserträgers. Schneider erschrak; ver großen Hunden halte er großen Resp-kt; w.iS war zu thun? Die Leute im Hause durfte er nicht wecken, um seinen Freund und vielleicht gar — nicht zu compromittiren! Er unternahm einige Minuten lang artesische Bohrversuche in seinem Gedanken reiche, endlich sprudelte die Quelle

, die sie auch gehörig verrammelten. Lanze hörte man bis in'S Zimnur daS be hagliche Schmatzen deS VierfiißlerS, der wohl nie ein so seines Souper zu sich genommen haben mochte. Schneider war zn nobel, um weitere Erör terungen zu veranlassen und Meyer erkletterte kleinlaut das Bett — nach einer kleinen Weile erklang ein trefflich executirteS Sägeduett, daß von dem besten Willen und kräftigster Constitu» tion der Schläfer Zeugniß gab. Ei» herrlicher Morgen breitete seinen Zauber über die Natur, als die beiden Helden

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