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Bozner Nachrichten
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Seite 5 von 12
Datum: 08.12.1920
Umfang: 12
zubrachte. Da stand et nun mit weit offenem Munde, ö, als ob er über irgendwas maßlos er- taunt sei und sah sich mit entsetzten Augen m Kreise um, ob ihm keiner helfen könne. Aber es war niemand unter den Anwesen- den, der ein wirksames Mittel gegen' die Maulsperre wußte.' » - ' „Mein lieber Mann,' sagte ein He^r mit wallendem, weißem Barte zu dem Schreier^. „Sie hccken..sich die Kinnbacker ausgerenkt. Da kann Ihnen niemand hel> fen als ein Arzt. Der renkt sie Ihnen wie der-ein.' ' . ,/ / ^ Der Schreier

sah den alten Herrin mit' weit offenem Munde an. Dann ging er los, einen Arzt zu suchen, der ihm die Kinnbacken wieder einrenke. Ä: fand einen. Der erkannte ihn sofort wieder als den Mann, der bei der letzten NoWlse- Versammlung für Österreich als der Einzige opponiert hatte. Natürlich nuv aus purer Freude am Krachmachen. - „Aha!' sagte der Arzt. ..Wieder mal den'Mund zu weit aufgerissen?' Der Schreier nickte. „Nun soll ich Ihnen wieder die Kinn- backen.einrenken, was?' Der Schreier nickte

. ' ' ^ „Kann gemacht werden,' sagte der Arzt, setzte sich an den Schreibtisch und schrieb. Der Schreier sah ihm mit weit offenem Munde und (natürlich!) „sprachlos' zu. „So,' sagte der Arzt endlich und winkte den Schreier heran. „Lesen Sie das mal durch und unterschreiben Sie. Ich werde Sie augenblicklich von der Maulsperre heilen.' . ' Und der Schreier las: „Ich will mich von nun an in allen Versammlungen ruhig und gesittet erhalten. Ich will die Redner nicht mehr mit Ru. sen wie: „Verrückt! Blödsinn! Quatsch

! Idiot usw.' belästigen. Ich will bei keiner Versammlung mehr den Mund so weit aufreißen, daß ich die Maulsperre bekomme. . Ich erkläre mich mit der Methode ein- verstanden, die der Arzt anwendet, um mich von der Maulsperre zu Kurieren.' M Unterschreiben Sie!' besM d^^Arzt'? dem Schreier. „Ohne Unterschrift' Keine ^ Heilung!' . > Der Schreier unte«srchieb. Dann kam etwas, was der Schreier auch nicht im ent- ferntesten geahnit hätte: Der Arzt langte gewaltig aus und gab ihm eine furchtbare Maulschelle

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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 11.07.1890
Umfang: 4
draußen auf den Fluren und in ben Wäldern und das trost lose Weh im kleinen Zimmer. Sie schaut Vieles, die Frau Sonne. Von drüben hört mau die Uhr sieben schlagen. Schmerzlich senkt das Weib auf. Sieben Uhr! Ueber eine Stunde schon, der Arzt ist noch njcht hier. Wenn er kommen wird, wird eS zu spät sein; zu spät für mein Kind, zu spät für mich! Horch ! ein kräftiger Männerschritt kommt die Treppe herauf. Die Frau hört wie draußen eine männliche Stimme ihren Namen nennt, sie hört !>ie ant» wartende

, den er zu bekämpfen hat; fast ist dieser ihm zu mächtig geworden. Aber er giebt nichts verloren. Mit Ruhe thut er selbst stcht die Nachbarin; sie ist üoch im tiefsten Mor- genkostüm. „Herr Gott, Frau S., wie sehen Sie denn aus, was ist denn geschehen ?' „Einen Arzt, um der Barmherzigkeit willen, «inen Arzt; Gretchen stirbt, sie hat die Dhphtheritis I' Nur stoßweise, von entsetzlicher Angst geqnält, bringt die Frau die Worte hervor. Die Nachbarm begreift sofort den Ernst der Lage. „Gehen Sie nur zu Ihrem Kinde

, wo ihr Gretcheu den from» MV MviVMaf schlief. 'Der Oatte »ar ihrent- rissen, sollte ihr auch das Letzte Leises Klopfen unterbrach deu Gedaukeugaug der betrübten Frau. ES war die Nachbarin, die behutsam eintrat und flüsternd die Kunde brachte, der Arzt werde bald erscheinen. „Bald, bald,' klagte das Weib, „warum nicht gleich!' Voller Theilnahme blickte die Nachbarin auf die kleiue Kranke. „Liebe Frau S.,' sagte sie dauu, „wenn ich Ihnen etwas helfen kaun, dann sagen Sie'S nur, ich thue eS gerne/ Schweigend

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