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Brixener Chronik
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Seite 5 von 8
Datum: 14.12.1920
Umfang: 8
wohl noch nicht, liebeMbruder 7- Herr v. Trotha hat heute ganz früh Birken felde verlassen. Er erhielt ein Telegramm —' Ein paar Augenblicke steht Norbert wie er starrt. Dann packt er seine Schwester beim Arm. „Was redest du da? Gerald v. Trotha ist —' „Abgereist. Er läßt sich durch mich bei dir entschuldigen.' Fort! Auch er!! Ein furchtbarer Argwohn zuckt in Norbert auf. Bevor er noch seine Gedanken sammeln, das soeben Erlebte, Unfaßliche in seinem Hirn ordnen kann, kommt mit fahlem Gesicht

und schlotternden Knien der alte Kammerdiener seines Vaters herbei gelaufen. „Herr Baron! Herr Baron!' „Was ist los?' „Der Herr General — er sieht so merkwürdig aus —' In fliegender Hast eilt Norbert, gefolgt von seiner Schwester, nach dem Schlafzimmer des Vaters. Ein Blick in das wachsbleiche Gesicht sagt den Geschwistern genug. Der General Klaus v. Achenbach ist tot. Seine eingefallenen Züge sind von einem glücklichen Lächeln verklärt. Mit „Sonnenscheinchens' Kuß aus d?e Stirne und mit ihrer Träne

auf der Wange ist er sanft hinübergeschlummert in eine bessere Welt. — Wohl ihm! Während Eva leise schluchzend neben dem Toten niedersinkt, schwankt Norbert wie ein Be trunkener in sein Zimmer. Die Wucht der Schicksalsschläge ist selbst für seine stahlharte Natur zuviel. O ewiges Welträtsel! XX. Vorüber die Trauerfeierlichkeiten. General Klaus v. Achenbach schläft den ewigen Schlaf in der Gruft seiner Väter. Zwar hat man sich gewundert, daß am Be gräbnis die Schwiegertochter des Verblichenen fehlte

, aber die Entschuldigung, die junge Frau Baronin fühle sich sehr leidend, dürfe das Zimmer nicht verlassen und werde in den nächsten Tagen auf ärztlichen Rat für längere Zeit einen südlichen Badeort aufsuchen, klang glaubwürdig — zumal man bereits seit längerer Zeit eine zunehmende Blässe bei ihr wahrgenommen hatte. Das Dekorum ist also nach außen hin gewahrt. Was später kommen würde — Norbert weiß es nicht. Fast automatenhaft verrichtet er seinen Dienst, um sich danach stets sofort in die Einsamkeit von Birkenfelde

zu vergraben. Was man auch nur selbstverständlich findet nach dem Trauerfall. Und doch trifft Norbert das Ableben des Vaters weniger tief als das Verschwinden seines Weibes. Gewiß, er liebte seinen Vater von Herzen; aber der General war ein alter, kranker Mann und nach menschlichem Ermessen war es nur eine Frage der Zeit, wann er von der Erde würde ab berufen werden. Daß aber die Frau, die seinen Namen trägt, die er — mit grausamer Gewißheit fühlt er es von Tag zu Tag mehr — voll leidenschaftlicher

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Brixener Chronik
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Seite 5 von 8
Datum: 09.08.1924
Umfang: 8
über die unendliche, schimmernde Wasserfläche, dorthin, wo sie die entschwundene Dennat vermutet. Norbert steht einige Schritte entfernt im Ge- einigen Herren; seine Augen aber ucken aus seine stille, blasse Frau, damit er so- Stelle sein kann, wenn sie seiner bedarf, hat sich ^ Tagen der Krankheit und n^amkeit inniger an den Gatten angeschlossen, tun ^ Rücksichtnahme, seine respektvolle Hal- v, ^ ' ihr mehr und mehr seinen vornehmen, üe/' ^ararter enthüllt, haben ihm einen weit grö- ^ ^ Ihrem Herzen erobert

dessen, was sie getan. Mit die ser Erkenntnis aber kam ihr auch eine Ahnung von dem Leid, das sie dem Vater durch ihre Flucht bereitete. Der kurze Brief, den sie ihm vor der Abreise geschrieben, er scheint ihr nun herzlos und grausam. Heiße Tränen erpressen diese Gedanken ihren Augen, bittere Reuetränen, aber sie spülen alle Bitterkeit und allen kleinlichen Trotz aus Elsas Seele fort, sie machen sie demütig und versöhnlich. Als Norbert, erschreckt durch das wehe Schluch zen seines Weibes, herbeieilt, da blickt

sie schon wieder durch Tränen lächelnd zu ihm auf. „Es ist vorüber, Norbert! Ich habe noch ein mal vom alten Leben Abschied genommen, nun werde ich stark und froh in die Zukunft schauen. Etwas von der kernigen, tatkräftigen Natur der Vanderstraaten steckt doch noch in mir, es war nur eine Zeitlang Unterdrückt von wirklichem und eingebildetem Leid. Ich habe aber auch einge sehen, daß ich unrecht gegen meinen Vater ge handelt habe und ich werde ihm, sobald wir unseren neuen Wohnort erreicht

haben, einen herz lichen Brief schreiben.' „Tu das, Liebling! Es war schon lange mein Wunsch, du möchtest deinem Vater alles schreiben. Er wird dir gewiß verzeihen, denn nach allem, was ich von ihm gehört habe, muß er ein edler Mensch sein. Sieh, Liebling, auch gute Menschen können fehlen, er hat dir mit seiner zweiten Hei rat gewiß nicht wehe tun wollen, er hat nur nicht bedacht, daß zwei so verschiedene Charaktere nicht gut zusammen leben können.' „Wie gut und lieb du von meinem Vater redest, Norbert

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