hinweg, als bis der Bahnhof längst ihren Blicken ent schwunden, sie sich zum Aufsitzen an der Grenzstation bereit machen mußten. „Gehen Sie mit Gott und kehren Sie als fröhlicher Sieger wieder,' hatte die blonde Frau ge sagt, als er ihr für all das Verzehrte ein blankes Zehnmarkstück in die Sammelbüchse des Roten Kreuzes gegeben. Jetzt dachte er an ihre.Worte, als die Hufe der Pferde über das Pflaster der kleinen Grenzstadt klapperten, und schließlich — wenn er auch fürs Vaterland fallen
als erst die Damen vom Roten Kreuz mit Kaffee, Suppe und Butterbrot erschienen, bereute keiner der tap feren Krieger diesen unvorhergesehenen Auf enthalt.' Es war wohl der letzte im Bater land.' denn der Befehl zum Satteln war für zwei Uhr gegeben, also würde man um drei spätestens zu Pferde steigen. — Man aß und trank, schrieb Feldpostkarten an die Lieben und Liebsten daheim und manch fröh liches Scherzwort flog hin und her. Auch die Offiziere hatten sich erquicken lassen, sich aber dann meist
wieder in ihre Abteile zurück gezogen, wo das Studium der Karten vom Kriegsschauplatz, der neuesten Zeitungen ihnen augenblicklich das Interessanteste war. — Nur ein junger Leutnant lehnte noch immer essend und trinkend an dem ein fachen Holztisch vor der kleinen Kantine, die hier auf dem Bahnsteig vom Roten Kreuz aufgeschlagen worden war. Es mochte wohl schon die vierte Tasse Suppe Und das vierte Butterbrot sein, welches ihm mit leisem Lä cheln von der jungen Dame gereicht wurde. Hans Jochen sah dies Lächeln
flimmernde Goldglanz ihres Haares. Mechanisch hielt er die leerge wordene Tasse, sie sich gedankenlos wieder von neuem füllen lassend, dann erschrak er, fast hätte er zu dem lauten „Danke!' noch „Marie Luise' hinzugesetzt, — oder — ob er es schon getan hatte — — die Ähnlich keit war überraschend. Seine Blicke ver folgten die schlanke Gestalt im lichtblauen Kleide, wie sie mit kraftvollen, weißen Ar men, deren linker die Binde mit dem roten Kreuz auf weißem Grunde trug, die schwo ren Kannen hob
Junge gedacht, ob es seine Schwe ster war, seiner Braut galt? Er sah so vornehm aus, hatte so ehrliche, treue, blaue Augen. Hinter seinen roten Lippen hatten blendende Zähne geleuchtet, und es. war ein Genuß gewesen, zu sehen, wie das Brot hinter ihnen verschwand. Manch Brot sah Frau Marli, wie sie meist daheim der Kürze halber gerufen wurde, hinter Soldatenzähnen verschwinden, sah noch manchen Zug zur Grenze dampfen, von wehenden Tüchern begleitet, und allmählich verblaßte in ihrem Gedächtnis