zum „Boten für Tirol und Vorarlberg' Ndr. ÄSS Ueber den Nutze« einer Hochdruck- Wasserleitung in Innsbruck. Von Prof. Dr. Pfaundler. E« geht eine alte Sage, die Jnnsbrucker hätten vor Zeiten einmal einen Karpfen in ein Bogelhaus gesperrt. Derselbe habe auch alsbald das Maul aufgerissen, sei jedoch, statt zu singen 'und munter zu gedeihen, in Kürze verschmachtet, well er nicht im Stande gewesen, da» Wasser im Vogelhause für sich nutzbar zu macheu. Diese Erzählung wird von jedem patriotischen
von dem verfügbaren Wasser nicht den richtigen, ausgiebigen Gebrauch zu machen wissen. Wenn man hört, wie andere Städte, z. B. Lyon, Bordeaux, Braunschweig, Berlin, Magdeburg, Frank- surt, Leipzig, Stuttgart, Karlsruhe, Hamburg, Altona, Zürich, Wien, Gratz, Salzburg lc. in den letzte» Jahren Wasserwerke angelegt haben, oder an zulegen im Begriffe sind, bei welchen fast ausnahms los ein hoher Wasserdruck erzielt wird, so wird man nnwillkührlich zur Frage veranlaßt, warum ge rade in unserer Stadt
kein solcher angestrebt wird. Unsere Verwunderung wird dann noch gesteigert, wenn wir vernehmen» daß an den meisten anderen Orten das Masser mit großen Kosten mittelst Dampf maschinen erst in die Höhe gepumpt werden muß, um das erwünschte Gefälle zu erhalten, während hier da« Wasser in der Höhe selbst entspringt, aber sein Gefälle nutzlos verloren geht. Aber welchen Vortheil gewährt denn eine Wasser leitung mit großem Gefälle (großem Di»<)? Wir wollen hören. WaS würben wir wohl zu einem Bauern sa gen , ver seine Kühe
, Ochsen und Pferde mit großer Anstrengung und keuchend auf die Alpe hinaustragen wollte? „Warum trägst du die Thiere, die doch selber lausen können, da hinauf?' Und wenn man nun uns Stadtbewohner fragte: „Warum tragt ihr euer Wasser täglich Schaffelwelse in alle «Stockwerke, da ev doch selber laufen könnte? Ruht nicht in dem Wasser manche „Pferdekraft' verborgen, warum nützt ihr sie nicht aus?' Es ist in v^r That nicht einzu- sehen, warum wir eigens Dienstboten halten, oder doch höhern Lohn dafür
bezahlen, damit sie Wasser tragen, wobei sie obendrein am Brunnen viele Zeit verschwatzen, die Stiege mit Wasser begießen und häufig Lungenkrankheiten sich zuziehen, was doch Alles gar nicht nöthig und leicht zu vermeiden wäre. Ein andermal sehen wir, so oft der Wind geht (und er soll ziemlich oft gehen), in allen Straßen schwerbez^hlle Männer an den Pumpen arbeiten, um das Wasser für die Straßenbesprengnng aus den Kanälen zu heben. In anderen Städten geht Ein Mann mit einem Schlauch von Hahn zu Hahn