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Brixener Chronik
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Seite 3 von 4
Datum: 28.07.1917
Umfang: 4
- „I r r w e D e der Liebe.' Roman. 96 mit dem lebhaften Spiel ihres Schirmchens die unfrei willige Haft herbeigeführt hatte. Rose versuchte es, sich frei zu machen. Sie zog die Handschuhe aus und nestelte mit ihren Fingern an den Spitzen ihres Schultertüchleins. Wie sie den Kopf ge beugt hält, sieht sie den überraschenden Ausdruck der dunklen Augen nicht, die wie gebannt auf ihrem Ringe ruhen: so etwa, wie wenn man altbekanntes, halbver gessenes plötzlich wieder sieht. Unverwandt blickte die Fremde auf Roses schlanke

noch nicht gesehen: aber der Ring den sie ihm gegeben, der schmückte jetzt die Hand des schönen Kindes mit den jungen, frommen Augen. „Das kann mein Ring nicht sein — ich muß mich täuschen . . Brennend wir ihr Blick. Der Schirm wrid frei. Rose hebt den Kops. „Ich danke!' hört sie die Fremde sprechen, und dann — sie glaubt zu träumen —: „der Ring, gnädiges Fräulein, darf ich ihn einmal näher ... ich meine, ganz betrachten?' Rose findet die Bitte dreist, sie kennt die Dame

nicht: aber sie kann sich ihrem zwingenden Blick nicht entziehen. Sie streift den Ring vom Finger und reicht ihn zögernd hin: „Mein Verlobungsring: ein altes Erbstück.' „So . . ein klingendes Lachen machte Rose ver wirrt: Zweifelt die Dame an ihrem Wort? 93 „Also du bist wieder zu Hause?' fragte Josef, zwang sich zur Gleichgültigkeit, kam nachlässig die Trep pen hinunter. Sein Wesen wirkte erkältend auf Rose. Ihr Trotz erwachte, schnippisch sagte sie: „Ja, wie du siehst. Ich wollte Lenchen und Therese besuchen, sind sie zu Hause

?' Sie hätte um keinen Preis zugegeben,was sie zu so später Stunde in den Wald geführt: „Ach ... da bemüh' dich nicht weiter ... die Mädels werden warten können... der alte Schubert ist krank, da haben sie keine Zeit zu tratschen.' Das alte Rauhbein! — dachte Rose ärgerlich. „Nun, dann will ich ein andermal wiederkommen. Was machst du aber hier den ganzen Tag? Man sieht dich ja gar nicht mehr!' Unbewußte Trauer klang durch ihre Worte. Ein halbes Leben hatten sie zusammengelebt, gespielt ge lacht

den Hunden und ging seitwärts in den Wald, auf ungebahntem Wege. Rose sah ihm nach, verwundert, verärgert. Was sollte das bedeuten ? Unschlüssig stand sie, warf einen Blick auf die grü nen Fensterläden, durch deren herzförmigen Aus schnitt ein Lichtschein fiel. Und da ging es ihr durch den Kopf: „Der Vater hat recht, verliebt wird er sein... ja ja, verliebt. In Lene oder in Therese? Beide sind so schön — beide.'

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