ge sprochen wurde, nachdem sogar von reichsdeutscher Seite die Vermutung auftauchte, daß gerade die Absicht, die tschechischen Politiker in dieser Richtung zu beruhigen, einer der Hauptbewegdründe der Prager Reise war. Wie geschickt der österreichische Bundeskanzler als erfahrener Diplomat der Beantwortung kitzlicher Fragen auszuweichen versteht, zeigt am besten die dem „Prager Tagblatt" gewährte Ausfrage. Betreffs des Gerüchts über eine angebuche Verlegung des Völkerbundes nach W i e n, meinte
seines Lieblings themas, der Bekämpfung des Anschlußgedankens, in welcher Zielsetzung gerade die Frage' der Verlegung des Völker bundes nach Wien der tschechischen Presse willkommen kam. Das Blatt erörtert die verschiedenen Phasen in der Entwicklung dieses Problems und verweist mit Boshaftig keit auf die gehegten Befürchtungen, daß eine Verlegung des Völkerbundes nach Wien eine Ein schränkung der Anschlußmöglichkeit nach sich ziehen würde. Mit Interesse behandelt die „Rar. Pol." den vom früheren
österreichischen Gesandten in der Schweiz gemachten Vorschlag: Wien und Niederösterreich zum Zwecke der Aufnahme des Völkerbundes vom übrigen Oesterreich zu trennen und zu neutralisieren, das restliche Gebiet aber an Deutschland abzutreten. Doch auch dieser Kompromißvorschlag erscheint dem tschechischen Blatte zur Gänze unannehmbar und Hofft es, daß'auch Frankreich, Italien und Südslawien derartigen Plänen ablehnend gegenüberstehen. Die „Rar. Pol." hat übrigens ein ihr genehmes Rezept bereits gefunden
, in dem es, da angeblich Deutschland und Oesterreich wissen, daß ein Anschluß wenigstens in den nächsten zwanzig Jahren unmöglich ist, als angeblich bestes Provisorium ungefähr folgendes vor- schlägt: „Ganz Oesterreich wird neutralisiert, "solange es Sitz des Völkerbundes ist. Während dieser Zeit wird es sich praktisch zeigen, ob für Oesterreich die Neutralisierung oder der Anschluß günstiger ist. Im zweiten Falle wird die Situation wie jetzt stehen, d. h. über den Anschluß entschei det der Völkerbund