. Der Mangel an geschickten Leuten zum Lehramte war katholischerseits so groß, daß Ferdinand I. vergebens einen tüchtigen Mann gesucht, welcher einem wichtigen Kirchenamte oder einem Bistums mit Ehren vorstehen konnte. Die Hauptkirche in Wien hatte keinen einzigen brauch baren Mann aufzuweisen. Die Landpfarreien waren noch schlimmer daran. Die meisten Kirchen hatten evangelische Prediger in Besitz genommen. Ueber- haupt befand sich die katholische Kirche ganz ver drängt und nur mehr auf die welschen Völker
, sich aller Lehrstühle, und vornehmlich des theologischen sich zu bemächtigen. Da sie unentgeltlich lehrten, und überhaupt ihr Betragen anfangs sehr bescheiden und einnehmend war, so fehlte es ihnen nicht an An hängern. Ferdinand war mit ihnen sehr zufrieden, daß er sie mit Wohltaten überhäufte. Er glaubte auch schon im Jahre 1554 im Stande zu sein, mit Hilfe der Jesuiten das evangelische Christentum in . Oesterreich gänzlich ausrotten zu können. Er trug zu dem Ende darauf an, daß die Jesuiten Cani- siu
s und Guadanus in Gemeinschaft zweier kaiserlicher Räte sich über die Mittel beratschlagen sollten, wie der so weit um sich gegriffene Reforma tion Schranken gesetzt werden könnten. Canisius, dem der Vorteil seines Ordens allernächst am Her zen liegen mußte, machte den Vorschlag, man solle in den Provinzstädten einige Iesuitenkonviktc errich ten, worin vorzüglich die Jugend aus dem Ritter und Adelstande erzogen werden müßte. Ferdinand war mit diesem Vorschlag ebenso zufrieden wie der Iesuitengeneral
, nicht befolgt wurden, so geschah dies keineswegs aus Mangel an gutem Willen, sondern aus Furcht, das Volk zur Empörung zu reitzen. Man hatte große Ursache nicht allzu strenge gegen die Evangelischen zu verfahren, deren Partei ungemein stark war. Außerdem wußten diese den Wiener Hof, der bei Gelegenheit des Türkenkrieges oft genötigt wurde die Stände und Snbsidien anzusprechen, gefälliger und duldsamer zu machen. In Rücksicht dessen hatte auch Ferdinand den dringenden Vorstellungen sei ner evangelischen