Nr. 13 Mer«»er Zeitung. Seite 9 Die Ht« von Milch. Original-Noman von B. TchZtzler-Perasint. »z) lNachoruck derioten.) Fortsetzung.) Ohne Aufenthalt fuhr der Reise-Wagen der Stadt zu. Langsam und auf die schonendste Weise machte die Gräfin die jungen Leute mit dem vertraut, was sie wissen mußten. Als es geschehen war, folgte eine peinliche Viertel stunde. Es fiel kein Wort, nur das Geräusch der rollenden Räder ward vernommen. Der junge Graf blickte beinahe zornig vor sich nieder. 6in
! — Die Gräfin todt! Von dieser Schuld vermochte er sich nicht so freizusprechen, denn sie war hinweggecilt, nachdem sie gehört, wie ihr Gemahl sprach, waS ihr bevorstand. Und ihm selbst, was stand ihm bevor? — Bereits im Hausflur trat der Arzt den Ankommenden entgegen. „Mein Sohn, lebt er noch?' fragte zitternd, leise, die Gräsin. „Ja,' erwiderte der alte Herr ernst; „der Herr Graf war die Zeit über mit kurzen Unterbrechungen bei vollen: Bewußtsein. Vor einer Stunde verließ der Regent die Villa, ven
der Schwerverwundete zu sich erbat.' „So ist noch Hoffnung auf Rettung vorhanden?' Der Arzt gab keine direkte Antwort. Er senkte den Kopf mit ernster Miene. Die Mutter wußte genug. „Melden Sie mich doch an, Doktor,' bat sie schwach. „Und noch eineS: weis; mein Sohn, wie eS zu Hause — in seinem Palais bestellt ist?' Robert horchte hoch auf. Noch ehe die Gräsin verhindern konnte, daß der Arzt sich mehr, als mit einem Kopfnicken aussprach, sagte dieser: „Der Herr Graf weiß, daß die Frau Gräfin verschieden
ist.' „Meine Mutter — todt!' schrie Robert. Der Arzt zog sich rasch in das Krankenzimmer zurück. Er konnte za nicht ahnen, daß die beiden jungen Leute nichts von dem erschütternden Vorfall wußten. „Fasse Dich, mein Sohn,' sprach die Gräfin flehend, „da Du nun alles weißt. Sieh, ich bin alt und schwach und trage Größeres. Unbeschreiblichen Kummer und Schmerz!' „O, ich vermag es nicht!' stöhnte Robert. „Vater und Mutter verloren fast an einem Tage'' Der Arzt öffnete die Thür zu dem Gemach, in welchem al> fragte
sich an der Lehne des Stuhles festhalten, um nicht zu wanken. Die da näher kamen, eine alte, ehrfurchterweckende Dame niit Silberhaar lind zwei junge Wesen, sie wußte, wer vor ihr stand. Und nun nicht vorstürzen zu dürfen, um jenes Mädchen niit tausend Küssen an die Brust zu drücken, es war eine schwere Probe der Enthaltsamkeit. Wie eine Art Betäubung kam es über sie. Wirkungs los glitt der fragende, forschende Blick der Gräfin von ihr ab, sie sah nur dieses Mädchen, so zart, so blühend, wie die schönste Rose