und Thun die Herr schaft im Abgeordnetenhause und in Oester reich innehaben. Der von der deutschen Linken aufgestellte Kandidat für die erste Viceprä- sidentenstelle, der deutschnationale Abgeordnete Prade, ist mit 32 Stimmen gegen Pientak in der Minderheit geblieben und schließlich wurde noch Lupul zum 2. Vicepräsidenten gewählt. Das ist bis zur Stunde die einzige wirk liche Bürgschaft die hinsichtlich des künftigen politischen Zustandes gegeben erscheint.... l Klar liegt nun, was uns immer deutlich
war, daß die Legende vom »Systemwechsel' nur der Honigseim war, mit dem der gutmüthige deutsche Bär gefangen werden sollte — be hufs Durchlöcherung seiner Nase mit dem bekannten Ringe! Was sagest nun jene deut schen Blätter, die sich in den letzten Tagen so außerordentlich bemühten, den Himmel mit Gergen zu behängen und so fügsam auf die heimlichen Wünsche der Tschechen eingingen, daß sie eine Interessengemeinschaft zwischen den Deutschen und den österreichischen Macht habern erträumten? Oder sollten
sie sich nun gar noch auf die unglücklichen Versuche, der bekannten Ressigneure stützen wollen, die der deutschen Intelligenz die Märe bieten wollen, die Regierung werde den Deutschen für das Vorgehehen der slavisch-klerikalen Mehrheit Genugthuung verschaffen? Wenn man dort oben das deutsche Recht im Sinne trüge, dann müßte man vor allem in den wichtigst?» Dingen den Deutschen Satisfaktion und Gewähren geben,. dann hätte auch Graf Clary ein wenig anders sprechen müssen, als er es that. Seine nichtssagende
Erklärung stand zu den bequemen, von uns niemals überschätzten privaten Zusicherungen in genau dem gleichen Gegensatze, wie die schnöde, herrschsüchtige Beleidigung der deutschen Oppo sition bei der Vicepräsidentenwahl zu der schmiegsamen Heuchelei, deren sich die Rechte vor der Wahl des Präsidenten Fuchs bediente. Da eine rasche Aufklärung über die von vielen verkannte politische Lage höchst noth wendig und nützlich war, haben wir gar keine Ursache, den Ausgang der Vizepräsidentenwahl zu bedauern
auch die in jeder Hinsicht bedenklichen Hoffnungen, die von mancher Seite in die Möglichkeit eines trügerischen Abschwenkens der klerikalen Verräther-Partei gesetzt wurden ; denn man weiß ganz genau, wer es war, der am hitzigsten im Bunde der slavischen Erbfeinde dafür wirkte, daß der deutschen Opposition ihr parlamentarisches Recht vor enthalten werde. Das lebhaste Temperament, womit die polnische Vizepräsidentenwahl auf christlich-sozialer Seite aufgenommen wurde, scheint uns zu sagen, daß die Enttäuschung