Seite 16 MMstaq u. Sörmtag, den 8. u. 9 Oktober Nr. 2Z7 Kino «nd Filme. ^ . Die gebenedeiten Fremdwörter! Fast möchte ich wetten: hätte ich als Aufschrift „Lichtspiel- theater' oder gar „Laufbilder' gewählt, so wurde es Leser geben, die, sei es auch nur einen Augen blick, erst nachdenken, was das sei, bevor sie diese Ausbrüche in die geläufigeren „Kino' und „Filme' übersehen. Der. Berliner, dessen Geschmack zcv bekanntlich dem anderer immer um eine Spanne voraus ist, erfand noch 'eigens
, das die längste Weile französischen und italienischen Städten zudem in dieser Hinsicht nachstand,-jetzt über 2W Kinos mit 75.W9 Plätzen bestehen, in denen allabendlich Hun- derttausende von Zuschauern sitzen, wenn ich bei- spielsweise dem Kino nicht' nur »in - afrikanischen Kleinstädten, sondern auch in der nördlichsten Stadt der Welt — es gibt sogar zweie in Ham- werfest — begegnet bin, so ist der Erfolg der Er-' findung, die kaum Lue Silberhochzeit hinter sich hat, nicht abzuleugnen. . - Filme bedürfen
: als man ihm ^Box stellungen machte, meinte er. er habe das im Kin gesehen. Schließlich wurden die Meisterwerke der Weltliteratur für das Laufbild seziert, wieder zu sammengeflickt, präzisiert und dann dem staunen den PMikum geziemend vörgefiihrt, wobei frei- lich, wenn es ohne Schaden ablauft, aus erhabene»' dramatischen. Gebilden Ausstattungsstücke werden«. Denn . Las Kino ist ja nicht Theater/ es ist nur Theaterersatz, und zwar nicht weniger verkümmer ter als armseliger Ersatz» als der uns in Kriegs zeiten
jammervollen Andenkens so oft aufgetischte^ Ersatz von Nahrungsmitteln. - Die ^ Stärke des», Kino liegt sa auf einem ganz anderen Gebiets. Was finden Är denn im Kinodraimi:» S^Äen!^ Anstatt der Stimme, der .ergreifenden/erschüttern?- den. Stimme einem Hauptreize der Bühne, hören, wir den Lärm der Kurbel, anstatt ' des Dialogs, welcher die tiessten Seelenprobleme aufrollt, lesen? wir ein paar aufklärende Zeilen auf der weißen^ Zappelnden Leinwand. Es ist daher auch leicht begreiflich, daß sich Dichter