Bild. Es stellt «ine Szene aus dom Leben der Armen dar > in ihrer ganzen, schrecklichen Kahlheit. In einem dürftig eingerichteten Zimmer' sitzt eine unschöne, ältliche Frau, ausruhend an der Nähmaschine. Müdigkeit drückt ihre Haltung. Hoffnungslosigkeit der Blick aus, mit dem sie in den grauen Himmel schaut. Aus dem Fenstersims liegt hoch der Schnee. In dem eisernen Kochofen brennt ein kleines Feuerchen. Unter dem Ofen liegen einige Stücke Holz und Kohle, auf ihm stehen ein ; paar kleine Töpfe
. Die junge Kranke, di« im j Hintergrund des armseligen Raumes in einem armseligen Bette liegt, lachest schmerzlich dem kleinen, blassen, mit gestickten Kleidern angetanen Bübchen zu, bas ihr ein kopfloses Pferd hinhält. Die Akte, erschöpft i von diesem Leben, die Junge ohne das kost- ' bare Gut der Gesundheit, das Kind ohne Freude! — Das Bild erzählt viel auch da von, daß der unbekannte Maler die Armut oon Angesicht zu Angesicht kennt. Solches hält nur einer, den: es am Herzen brennt, im Bilde fest
. Das kleine Bild wirkte erschütternd. Auf Doktor Wehvmann machte es einen tiefen Eindruck. Er wunderte sich, daß auch sie sich in den Anblick gerade dieses Bildes vertiefte und nach geraumer Zeit leise sagte: ,/So etwas müßte man immer vor sich haben.' „Spielt sie Komödie?' mußte er denken. „Dieser Meinung bin ich nicht', tagte f. „Warum nicht?' ' „Weil ich im Loben so viel Leid und Not sehe, daß mir das vollauf genug ist.' „Aber ich —' „O freilich, Sie! Sie haben schon mit der gemalten Armut genug
habe. I Warum reizen Sie mich wieder. Ihnen Un-j angenehmes zu sagen? Sie hassen doch das' Häßliche und die Armut ist niemals schön.! Dieses Bild würde Sie auf die Dauer quälen,^ „Davon bin ich überzeugt.' ' „Run, also.' ^ „Aber diese Augen auf dem Bilde da würden mich immer daran erinnern, daß viele Menschen solch eigen Blick habe>- ' „Und?' „Weil mich der quält, würde ich s ':ot abzuhelfen suchen, soweit ich kam, hen Sie nicht, Herr Doktor. Ich bleibe j aber doch immer die Egoistin, als die Sie mich schon