auf der m. internationale» Kimst- ausAellnng in Wien 1894. il. Wenn von tirolischen Malern gesprochen wird, so wird man nun seit länger denn dreißig Jahren stets zwei Namen vor allen andern hören: Franz Defregger und Mathlas Schmid. Beide treue Söhne ihrer Berge, beide in demselben Jahre (1835) geboren, beide Schüler Pilotys, beide Meister des Tiroler Genres, und beide aus unscheinbaren Anfängern emporgestiegen aus die lichten Höhen bewundernswerter Kunst entwicklung. War doch Meister Franz vor Zeiten ein Vieh- hllter
und Meister Mathlas ein Vergolder-Geselle! Desreggers historische Genre-Gemälde sind weltbekannt. Die Kritik der letzten Jahre hat sich darin gefallen, in den Schöpfungen des Stronacher Künstlers aus der jüngsten Zeit einen gewissen Zug von Senilität herauszufinden. Da gegen hat Pecht noch an dem „Sonntagsjäger' von I3S1 mit Recht den vollen Besitz der alten Frische anerkannt. Die Wiener Ausstellung bringt in der deutschen Abtheilung ein kleines Bild des Meister? unter dem Titel: „Tiroler Führer
des Aufstandes von 1L0S.' War Defregger auf der Tiroler Ausstellung 1894 vornehmlich als Landschafter und Porträtist vertreten, so begrüßen wir ihn an der Donau wieder mit Freuden als ihn selbst, in seinem ureigensten Elemente, in der Wiedergabe der Helden aus der großen Zeit seiner Heimach. Die Scenerie eine einfache Stube ohne alle guthat. In der Mitte steht der Sandwirth in etwas theatralischer Pose, steif, ausdruckslos und fast linkisch, im Hintergrunde der martialische Speckbacher. An einem Tischchen
oder Berlin den jauchzenden Jodler eines Sängers aus dein Zillerthale vernähmen. Defregger malt das Aeußerliche, Schmid das Innerliche des Tiroler Lebens,' jelier ist mehr nationaler Physiognomiker, dieser mehr nationaler Psycholog, ein Schil derer seelischer Interieurs. So ei scheint auch sein« „Heim kehr' nur als eine neue Etappe auf dem langen preisge krönten Wege, der mit deui „Verlöbnis,' „Jägergruß,' „Wallfahrt,' usw. markiert ist. Musik und Dichtung haben den Knß — zweier Seelen Einklang — geinalt
Mütterchen in brünstige Andacht verjunken. Auf der anderen Seite drängen zwei schelmische, artig heraus geputzte Mädchen zu dem Mysterium. Das Gemälde Ist durch breite ehrliche Malweise, und insbesondere durch eine ebenso schwierige als gelungene Lichtgebnng ausgezeichnet, aber leider nicht günstig placiert. Der vierte Tiroler oder strenge genommen blos schon Halbtiroler — mit dem wir im großen Saal der Deutschen bekannt werden, ist Robert Pvtzetberger, derzeit Professor in Karlsruhe, unzweifelhaft