^ Freitag den 27. Juni 1913. .. ^ schon von den Sturzwellen unterspült wurden, hätte man ihn jedoch gefällt, wäre er sicher ins Wasser ge- stürzt und von der reißenden Strömung fortgerafft worden. Die Rainbichlerknechte hielten das Vieh, die Frauen standen jammernd da, Plötzlich schrie die Bau- rin grell auf: . „Loisl, mein Kind! — Wo ist der Loisl?' ' ' Und gleich daraus wimmerte Trine, die Groß- magd: - / „Jesus, Maria,, ich hab's vergessen! — Das Bübl liegt noch drüben in der Stube
.' . ^ „Alle heiligen Nochelfer!' riefen der Bauer und die Bäuerin fast aus einem Munde und beide stürmten zur Wasserrunst hin, sie wollten um jeden Preis hin über. Mit Gewalt mußten sie von den Leuten festge» halten werden, sonst wären sie unmittelbar ins Wasser gegangen. Die Nachbarn redeten, ihnen zu, es wäre ihr sicherer Tod, sie müßten doch auf sich selbst und die anderen Kinder denken, dem Loisl werde der Schutzengel helfen. Aber keine Zuspräche wollte ver fangen. Der Bauer zitterte wie ein ins Mark
ge troffener Stamm und suchte sich immerfort loszu reißen, während die Bäuerin in den kläglichsten Tönen hinwinselte. Plötzlich tauchte eine lange, biegsame Ge stalt zwischen den jammernden Frauen aus. Es war der S lasen Zyper. „Was tut denn der Unnutz da?' fragte feindlich eer Mmann;'„wo es ein Malär gibt, ist der Kund sicher zu treffen.' - Der Bursche achtete nicht auf die kränkenden Worte,, sondern fragte hastig: 'Ist jemand tot? Hat das Wasser einen Menschen fort?', , ,, ' ^ . „Mein Kind — mein lieber
, lieber Loisl das Wasser vertragt ihn, das schreckliche Wasser — mein armes, liebes Bübl!' stöhnte der Rainbichler. „Wo ist das Kind? Wo denn?', stürmte der Zy per. - ,,, . . ^ ^ v - ,,.,, - „Es ist drüben im Haus vergessen worden,' sagte die Npllin, „in der Stube liegt's.' Mit Luchsaugen schaute der Zyper am Wasserlauf k>m. Sein Auge blieb auf dem Fichtenstamme dies seits .unk aus einem gleich hohen Lärchenbaume,.wel cher am jenseitigen Rande schräg abwärts, etwa süns Aastern entfernt, stand, haften
, mit weitaufgerissenen Augen gefühllos da. Von Minute zu Minute wuchs die Spannung, der Zyper blieb ausfallend lang aus. „Mein Gott,' sagte dumpf der Bauer, „am End' ^ d^s Wasser beim Haus auch schon durchgebrochen und er kommt nicht hinein.' Wahrend aller Augen nach dem kühnen Retter ausschauten, bemerkten sie nicht, daß der große Fichten- bäum am diesseitigen Ufer bedenklich zu wanken be gann. Die scharfen Sturzwellen leckten und fraßen nnm'er gieriger an seinen Wurzeln, auf einmal ließ ein schauriges Aechzen