Christus in Familie und Schule Von Jos. A. Jungmann S. J. Familienstube und Schulstube sind in mehr facher Hinsicht eng verwandt. Geadelt und ge keilt wird diese Verwandtschaft in christlichem Lande aber dadurch, daß derselbe Christus, der im Herrgottswinkel der Familie über alle ihre Glieder die Arme ausbreitet, auch im Schul zimmer die Arme ausgebreitet hält über die Kinder, die aus den Familien hiehergekommen sind, um von sicherer Hand in Welt und Leben eingeführt
zu werden. Auch in der Schule muß zuletzt Er der Weg sein, in den alle Wege ein münden, damit sie endlich zum Ziel aller Men schenwege hinführen können. Der Hemmnisse, die einem solchen Verständ nis der schulischen Erziehungsarbeit entgegen stehen, sind viele. Die christliche Luft ist in manchen Gegenden unserer Heimat arg ver dünnt. Auch wo man sich mit dem Munde noch zum Christentum bekennt, wird das Leben nach anderen Normen gelebt. In der Familie hat Christus oft wenig zu sagen. Eine Schulgesetz gebung aus einer Zeit
, in der die herrschende Schicht, kirchenfremd und kirchenfeindlich wie sie war, die Religion gerade noch gut genug fand, um das Volk durch „sittlich-religiöse“ Führung in einer überlieferten Ordnung fest zuhalten, scheint es nicht zu wünschen, daß der Erzieher über einige naturhafte Grundbegriffe hinausgehe; der Gottmensch, der in der Kirche weiterlebt und mit dem wir im sakramentalen Leben Verbindung halten müssen, scheint inner halb der Schule nur noch in der Religionsstunde Hausrecht zu haben. Und manchmal
das ganze Leben mitzuteilen, das in ihr gelebt wird, und die ganze Wahrheit, die ihr anvertraut ist. Die Kinder haben ein Recht dar auf. Aber daneben gibt es in Stadt und Land ja auch zahlreiche Familien, deren größtes An liegen es ist, daß den Kindern das volle und ganze Christentum, in dem sie die Erziehung /begonnen haben, auch in der Schule nicht ge widert, sondern gefördert wird. Alle, die als katholische Erzieher an der Erziehung der Kleinen mitwirken, sind berufen, nach besten Kräften
. Unter diesem von P. Jungmann 8. J. ange führten Leitgedanken steht die heurige Gene ralversammlung des KTLV. In grundlegenden Referaten soll auf gezeigt werden, daß die see lische Zerrissenheit der heutigen Zeit und die allgemeine Demoralisierung Folgeerseheinun gen der religiösen Verarmung in der Erziehung sind. Wir katholischen Erzieher sind aufgeru fen, in Familie und Schule wieder eine Herberge zu schaffen für das „fleischgewordene Wort“. So wird unsere heurige Generalversammlung eine r e 1 i g i ö s-sozialpolitische