Seite 4. Nr. 1. Innsbruck, 1. Jänner 193*. Trauer-Kundgebungen. 3m Tiroler Landtag. Der Beginn der Sitzung des Tiroler Landtages am 17. Dezember brachte eine eindrucksvolle, würdige Gedenk feier für Dr. Noldin. Sofort nach Beginn der Sitzung er hoben sich Landeshauptmann Dr. Stumpf sowie sämtliche Abgeordnete und im Saale anwesende Funktionäre. Der Landeshauptmann ergriff das Wott und sagte: „Eine erschütternde Nachricht war es, die gestern auS Bozen zu uns gelangte, Dr. Josef Noldin
hier, daß Ich Ihnen, meine verehrten Frauen und Herren, sage, was Noldin uns und unserer Heimat gewesen, weshalb der Tiroler Landtag es für seine Pflicht hält, am heutigen Tage, an dem er auf der Totenbahre liegt, seiner zu gedenken. Sie kennen ihn, Sie kennen seinen Leidensweg, sein Werden und Vergehen. Aber ebensowenig wäre der Augenblick richtig gewählt, jetzt an- -uklagen und zu richten. Ueberlassen wir dies dem, der über uns und unsere Geschicke waltet und der den letzten Richter- spruch fällen wird. Ueberlassen
. Der letzte deutsche Südtiroler Bürgermeister Pixner aus St. Leonhard im Passeiertal gab dem Schmerze Südtirols über den Tod seines Führers und Sohnes bewegten Ausdruck und beklagte, daß es heute im zwanzigsten Jahrhundert in einem europäischen Staate ge duldet werde, daß unschuldige, ehrenhafte, treue Männer von Machtgierigen gepeinigt und hingemordet werden. Pixner flehte zu Gott, er möge dem Tiroler und dem gesamten deutschen Volke das gewährest, wofür Noldin sein Leben hingegeben: Recht und Freiheit