morgens in Innsbruck gestorben. Mit ihm verliert die Tiroler Journalistik eine markante Gestalt, die konservative Partei einen ihrer schneidigsten publizistischen Vertreter. In jungen Jahren schon beschäftigte sich Dr. Georg Jehly mit Politik. Man sagt, wer ein paar Schuhe aus den Brettern, die die Welt bedeuten, zerrissen hat, den ziehe es immer wieder in das Reich des Lampenlichtes und der Schminke. So liebte auch Dr. Jehly seine journalistische Feder, die er schon in seiner Gymnafistenzeit
haben keine Ideale. Dr. Jehly war im Grunde seines Herzens mit diesem Umschwünge wohl nicht zufrieden. Seiner journalistischen Verve war ja der Wind aus den Segeln genommen und sein Scharfblick hatte wohl geahnt, daß die Schwäche seiner Partei gegenüber den gleisnerischen Lockungen der Regierungsmacht zum Untergange führen müffe. Seine Hoffnung, daß der Adel Tirols den Ansturm des Liberalismus abwehren werde, hatte bösen Schiffbruch gelitten, seine LebenS- spannkraft war aber schon zu ermattet, um Ver trauen
Kirche, dem Staate und der Dynastie durch die christlich soziale Partei erstanden war, brachte er als typischer Vertreter des Altkonseroatismus, der sich mit dem Feudalismus geradezu deckte, kein Vertrauen entgegen. Die Bewegung war ihm zu sehr aus fich selbst herausgewachsen und er konnte nicht daran glauben, daß fie ohne äußeren Zwang der Kirche, dem Staate, dem Kaiser das geben werde, was ihnen gebührt. Er hielt fie für eine revoltierende Zeitbewegung, die in der Sezession enden
mußte er sogar sehen, daß der eine und andere seiner intimen Partei genossen sich nicht durch die Schreckgespenster ängstigen ließ, die er von den Christlichsozialen zu malen verstand. In solchen Momenten setzte sein politisches und journalistisches Talent ein und er wußte in trefflichen Ztrkeloperationen die schwankenden und wankenden Reihen seiner Parteigenossen — wenigstens nach außenhin — in kompakter Einheit darzustellen. Sehr zu statten kamen Dr. Jehly in seiner politischen Redaktionsführung
seine vielen per sönlichen Bekanntschaften, seine reichm Kennt- niffe in den Landes- und Ortsverhältnissen und seine intime Bekanntschaft mit dem Werde gang der politischen Größen des Landes, ihrer Familienbeziehungen und gesellschastlichm Kon nexionen. Bedenkt man nun, wieviele reiche politische Erfahrungen er in seinem Leben ge sammelt hatte und wie geschickt er diese zu verwenden wußte, so wird man uns zustimmen, wenn wir sagen, daß die konservative Partei in Tirol am 1. Dezember einen ihrer besten