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Brixener Chronik
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Seite 5 von 8
Datum: 05.05.1910
Umfang: 8
im christlichsozialen Lager. Ganz Tirol mit Ausnahme von ein paar Städten hat sich bei den Reichsrats- wablen im Jahre 1907 für die christlich soziale Partei ent- 5 ,-kMen für jene Partei, die aus dem Volke hervorgegangen ist. Im Jahre 1907 wurde im ^ Wahlkreise Vintschgau— Meran- Passeier mit großer Mehrheit ein Christlich s ozialer: Dr Dorfmann, gewählt. (Er erhielt 6754 Stimmen von 8453.) Daß auch diesmal wieder ein Christlichsozialer aufgestellt wurde, hatte darum seine volle Berechtigung; denn der Wahlkreis

gehörte ja zum Besitzstand der Christlichsozialen. Nicht die Christlichsozialen haben also den Streit und die Unruhe in den Wahlkreis hineingetragen; denn sie verteidigen nur etwas, was sie früher besessen haben. Der Kandidat der Christlichsozialen für die Wahl am 6. Mai 1910 ist Josef Hölzl, Bürgermeister in Untermais. Er ist Vize- vbmann des Kath. Tiroler Bauernbundes, ein strammer, christ lichsozialer Parteimann und wird im Reichsrat der großen, christ lichsozialen Partei, dieser einzigen echten

Volkspartei, beitreten. — Zu einer echten Volkspartei gehört vor allem, daß dieselbe die Religion des Volkes, die Rechte und Interessen des katholischen Glaubens und der Kirche vertrete. Die christlich- soziale Partei tut dies; denn sie ist gegenwärtig die Kartei der Katholiken Oesterreichs. Die christlichsoziale Partei ist hervorgegangen aus der großen Organisation der Katholiken Oesterreichs und baut sich auf derselben auf. Alle Abgeordneten der Reichspartei sind Katholiken. Der christlichsozialen

Reichspartei gehören alle katholischen Abgeordneten der deutschen Kronländer an, dreizehn Geistliche, darunter mehrere Dekane und Prälaten, eine ganze Reihe von Männern, deren Namen Klang und Ruf Äs mustergültiger, hervorragender Katholiken haben; die Leitung Her Partei ist in ausgesprochen katholischen Händen, der.einstige Mrtt Dr. Lueger wurde von den Päpsten selbst öfters hoch belobt, ja mit Auszeichnungen überhäuft. Der jetzige Führer Prinz Liechtenstein ist ein tiefgläubiger, begeisterter Katholik

. Hinter der Partei steht das katholische Volk Oesterreichs. Durch Jahre hindurch wurde in Klöstern, in Kongregationen, in Schulen usw. eifrig gebetet, es wurden eigene Wallfahrten unternommen, auf daß die katholischen Abgeordneten sich einmal zu einer Partei zusammenschließen. Und als es endlich geschehen war, ging ein Jubel durch das ganze katholische Oesterreich, zugleich ertönte aber auch ein stürmischer Wutausbruch aller Freidenker, Christentumfeinde und Sozialisten. Als die ehemals konservativen

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Brixener Chronik
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Seite 6 von 8
Datum: 08.08.1907
Umfang: 8
der Sommerszeit schon überschritten. — Möge dem Landmann, dem vielbesorgten und vielgeplagten, der Herbst eine reichliche Ernte und glückliche Heimkunft des Alpenviehes, möge der Herbst dem Geschäfts mann eine gefüllte Kasse und den vielen fremden Gästen und Sommerfrischlern eine gestärkte oder wiedererlangte Gesundheit bescheren! Die Entwicklung der christlich- soziale« Partei in Oesterreich» i. Seitdem sich der Anschluß der bisherigen deutschkonservativen Parteigruppen an die christ lichsoziale Partei

unter der ausschlaggebenden Initiative Ebenhochs vollzogen hat, ist die christ lichsoziale Partei ein Machtfaktor geworden, mit dem alle Parteien Oesterreichs nun rechnen müssen, ein Machtfaktor, dem das Parlament bereits die führende Rolle zuerkannt hat; seitdem Ebenhoch und Lueger sich die Hand zum Bunde gereicht haben, ist die christlichsoziale Partei erst eigent lich die führende Partei Oesterreichs. - also eine wahre Reichspartei geworden. Da ist es nun gewiß für jeden österreichischen Patrioten, über haupt

für jeden, der sich um die politische Ge schichte Oesterreichs in den letzten Jahrzehnten gekümmert hat, von Interesse, wenn wir in den folgenden Ausführungen eine politische Rückschau halten und die Entwicklung der christlichsozialen Partei Oesterreichs von ihren ersten Anfängen an bis zur imponierenden Höhe ihrer gegenwärtigen Machtstellung in flüchtigen Bildern zu zeichnen versuchen. Es ist kein leichtes Ding, den Anfängen dieser lebensfrischen und arbeitsfrohen Partei nachzugehen-, übrigens gibt es immerhin

noch manche selbst intelligente und begeisterte christlich soziale Parteigenossen, die wenig informiert find darüber, wie die christlichsoziale Partei in Oester reich eigentlich entstanden ist. — Derjenige, der den befruchtenden Samen zur Gründung der christlichsozialen Bewegung auswarf, war kein Oesterreicher, sondern ein Norddeutscher, nämlich der bekannte Sozialpolitiker Baron Vogelsang. An seiner Tafelrunde in Wien versammelte dieser weit ausschauende Sozialpolitiker am Beginn der achtziger Jahre einen Kreis von jungen

nach rechts aus einander und letztere raunten sich dabei manchmal geheimnisvoll zu: „Wenn das der Szeps erführe oder wenn uns jemand mit Geistlichen zusammen sähe, das gäbe einen Sturm in der ganzen Wiener Presse!' Indes es dauerte noch lange, bis aus den kleinen Anfängen einer Tischgesellschaft die christ lichsoziale Volksbewegung und Partei herauswuchs. Die christlichsoziale Partei als solche ist eben nicht wie eine Pallas Athene aus dem Haupte des Zeus gleich anfangs fix und fertig aufgetreten

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Seite 2 von 10
Datum: 05.03.1910
Umfang: 10
einen, der keiner Partei beitritt, der wird euch viel bringen, der wird eure wirtschaftlichen und lokalen Interessen mit Erfolg vertreten. Denn wenn die Bezirke und die Gemeinden des Wahlkreises durch den Abgeordneten etwas bekommen wollen, so muß er es entweder von der Regierung oder vom Parlamente erwirken. Aber was will der Alleinstehende vom Parlamente erwirken, das in große Parteien gruppiert ist und in dem n urParteien etwas gelten, vom Parlamente, wo mindestens zwanzig Abgeordnete sich vereinigen müssen

, um auch nur einen Antrag stellen zu können! Im Parlamente wird nicht von Person zu Person, sondern von Partei zu Partei verhan delt; und sogar jene Konferenzen, in denen die Tagesordnung ausgemacht, die Reihenfolge der Verhandlungsgegenstände bestimmt wird, sind Ob männerkonferenzen, d. h. Konferenzen, in welchen die Parteien, vertreten durch deren Vorstände, zusammentreten, um die wichtigsten Bestimmungen zu treffen. Also vom Parlamente hat der Einzeln st ehe n de nichts zu erwarten. Ist er aber Mitglied einer Partei

, dann wird er in den allermeisten Fällen auch die ganze Partei für sich haben, die Partei wird für ihn eintreten, die Partei wird seine Wünsche, sein-e An träge. seine Forderungen uuterstützm und je größer die Partei, um so gewichtiger wird seine von der Partei gestützte Forderung sein. Darum wird auch der Abgeordnete von Vintschgau - Meran—Passeier für den Wahlbezirk gerade in der christlichsozialen Partei vom Abgeordnetenhause am meisten erreichen, weil sie die größte Partei ist. Gewiß kann das Parlament auch für einzelne

Arbeitsministerium und in den meisten Dingen zugleich ans Finanzministerium wenden. Wir fragen nun :werwirdbei der Regie- rungmehrerreichen?Deralleinstehende Abgeordnete oder daL Mitglied einer 96 Mitglieder zählenden Partei? Auch darauf ist die Antwort klar. Die Minister schauen sich nicht bloß die Abgeordneten, sie schauen sich viel mehr die Parteien an, denen sie zugehören; sie wissen es am besten, wie wenig im politischen Leben der einzelne, wie viel große Parteien zu be deuten haben. Darum rechnet

der Minister nicht mit den einzelnen Abgeordneten, er rechnet mit der Partei. Wie leicht wäre es, aus dem Staatsbudget der letzten zwei Jahre zu zeigen, wie viel Bewilli gungen mehr sür Tirol darinnen stehen, seitdem die Tiroler Abgeordneten zur großen christlichsozialen Partei gehören! Damit sind wir mit unserer Darlegung und Nachhilfe zu Ende. Wir haben die Frage gestellt: Wollen die Wähler von Vintschgau—Meran—Passeier eiuen konservativen oder einen christlich sozialen Abgeordneten wählen? Die Antwort

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Seite 3 von 8
Datum: 12.12.1901
Umfang: 8
selbst liberale und radikale Blätter gestanden: so sei im conservativen Blatte mcht einmal gegen Kirchenfeinde gekämpft worden: Ha fand kein Altconservatwer den ehrlichen Muth, diese Kampfesweise „beleidigend und lieblos' zu nennen. — Im „Tiroler Volksblatt' vom 7. De cember ist in einer Correspondenz aus Klausen vom 4. December folgender Satz enthalten: „Da er (Bürgermeister Gschwenter) auch ein guter 'Redner ist, so kann nur jener blinde Partei hass, der von der Profefforenclique in Brixen geschürt

wird, einen solchen Mann abweisen und dafür einen Beamten als Vertreter der Bürger erwählen. Wir wollen hoffen, dass der von der Professorenclique in Brixen angefachte Partei hass den Bürgern den Verstand nicht geraubt hat!' — Ist das ehrend und liebevoll? Wenn aber mitunter in der Hitze des Kampfes auch von christlichsoeialer Seite ein scharfer Ausdruck fällt, so sind die Herren Alt conservativen sofort „höchst beleidigt'. Warum so empfindsam und so ungleich, ja ungerecht im Maße? — Wenn den Führern der alteonserva

tive« Partei in Brixen das von ihnen durch «gesperrten Druck hervorgehobene Wort so im Wege ist, so machen wir sie auf ihre eigene Partei- Presse aufmerksam. Wir richten an sie die Bitte, ihrer Presse etwas die Zügel anhängen zu wollen; dann wird ganz von selbst vieles besser werden. Es wäre überhaupt nie so weit gekommen, wenn nicht der altconservativen Presse alles erlaubt wäre. -t- « Die Parteiverhältnisse des neuen Landtages stellen sich, soweit die deutschen Ver treter in Betracht kommen

, 272, auf Roman Joris 130 Stimmen entfielen. Dr. v. Bellat ist somit gewählt. Meran, 3. December. Der Wahltag vom 2. December ist hier ruhig verlaufen. Bon unserer Partei wurde gar keine Agitation insceniert. Es musste jeder mann einsehen, dass mit der Dummheit die Götter vergebens kämpfen. Die Altconservativen rückten mit allen alten Schlagern heraus, um die christlich- sociale Sache in möglichst schiefes Licht zu stellen. Monsignore Glatz hielt schon am Vortage der Wahl und am Wahltage

selbst eine Ansprache an die Wähler im Gasthause „zum Kreuz', kennzeichnete die christlichsociale Partei „als eine Partei mit ziemlich wässerigen und libsralisierenden Grund sätzen' und meinte, „diese Partei sei nur der Uebergang zum vollen Liberalismus'. „Welcher Landwirt wird auf einen gepelzten Baum wilde Schösslinge hinaufpfropfen,' so sprach Monsignore. »Mir kommt vor, wir erbgesessene Conservative „Brixener Chronik.' sind doch die eigentliche veredelte alte katholische Partei; warum soll man auf einen alten

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Seite 4 von 8
Datum: 07.09.1901
Umfang: 8
erstattete der Abgeordnete Doctor Schoepfer seinen Bericht. Er sagte: einen Thätigkeitsbericht habe er bereits im März in einer recht lebhaften Conferenz erstattet, darum werde er diesmal eine Umschau unter den Parteien halten. Er entwickelte zuerst die wichtigsten Programmpunlte der christlich- socialen Partei und kam dann auf jene Partei zu spreche», die im Parlament den Christ lichsoeialen am nächsten sitzt, aber im schärfsten Gegensatz zu ihnen steht, auf die Social demokraten. Der Redner beschränkte

selbst auf dem Breslauer Parteitag vom Jahre 1895 er klärt habe, es sei ein ganzer Wirrwarr. Damals sei darum beschlossen worden, ein socialdemo kratisches Bauernprogramm aufzustellen, und Bebel selbst habe es verfasst. Ueber Antrag des Ge nossen Kauisky, der den anwesenden Genossen (es waren auch mehrere Socialdemokraten, be sonders Eisenbahner zur Versammlung erschienen) als der intelligenteste Führer der Partei jeden falls bekannt sei, sei das Pcogramm mit fast Dreiviertel - Mehrheit abgelehnt worden

, und zwar ausdrücklich deshalb, weil dieses Programm der Bauernschaft die Hebung ihrer Lage und die Stärkung ihres Privateigenthums in Aussicht gestellt habe. Professor Schoepfer führte eine ganze Reihe Aussprüche der hervorragendsten Führer der Partei an, in welchen ganz klipp und klar gesagt ist, dass die Socialdemokraten für dieErhaltungdesB.auernstandss nicht eintreten wollen und nicht ein treten können. Der Redner zog daraus eine Nutzanwendung, die besonders für unsere Gegend praktisch ist. Er verwies darauf

sodann zu einer kurzen Besprechung der liberalen Partei über. Diese habe durch ihre Judenfreundlichkeit und die dem Kapitalismus zugeschnittene Gesetz gebung das wirtschaftliche Unheil auf den Höhe punkt getrieben. Heute sei sie zwar zerstoben, aber es wäre Täuschung, wollte man die Richtung selbst für begraben sehen. Im Gegentheil drängt sich der Liberalismus in anderer Gestaltung und mit vielmehr Energie wieder in den Vordergrund, und sollte er im Glücksfall wieder obenauf kommen

, so würde die unheilvolle Thätigkeit von neuem beginnen. Eine andere Partei, welche die Bauern freundlichkeit schon wegen der besonderen Nähe am meisten im Munde führt, seien die Bauernbündler. Ueber diese Partei müsse der Redner eingehender sprechen, weil gerade in der Lievzer Gegevd sich ein Bauernbund ge gründet habe. Redner werde aber nicht von diesem Bauernbunde sprechen, er kehre sich nicht gegen die einzelnen Mitglieder des selben, sondern er handle über den öster reichischen Bauernbund, dessen Partei leitung

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Seite 2 von 20
Datum: 03.06.1911
Umfang: 20
Seite 2. Nr. 66/67. eine Partei nur, wenn sie fachmännisch gebildete Leute hat, die nicht, man verzeihe das Wort, einen Gallimathias zusammenreden und sich wie militärische Fachmänner gebärden, ohne es zu sein. Für einen wirklichen Militär war das Gerede des Herrn Gufler über diese Frage einfach lächerlich. Wie stimmt das übrigens zu den Worten des konservativen Kandidaten: „Der Staat braucht große Mittel für sich und für die Ansprüche, die von allen Seiten gestellt werden.' — Gilt

. Das würde einen Bombeneffekt erzielen. Noch einmal das Reichsprogramm! In der gleichen Nummer der „N. T. St.', in der der er wähnte Bericht steht, lesen wir zu unserem nicht geringen Erstaunen: „Eine Partei braucht sich eben nicht konfessionell zu nennen und kann der Kirche Schirm und Hort ein; das Zentrum in Deutschland und obdach- und brotlos in der Welt stand? — Trotz dieser Erwägung erwiderte sie ruhig und bestimmt: „Es tut mir leid, wenn ich Ihnen durch das Be harren auf meinem Entschlüsse undankbar erscheine

? Konnte er, auf dessen Großmut und Gerechtigkeits liebe sie rechnete, ihr nicht mit verzeihlich« mensch licher Schwäche noch immer zürnen, daß sie einst Samstag, 3. Juni 1911. die alte konservative Partei inOester reich beweisen das'. Warum verargt denn dann die konservative Partei Tirols der christlich sozialen Partei, daß sie es bloß ablehnt, imReichs- programm das zu nennen und zu erwähnen, was sie auszuführen trachtet? „Aufs Programm kommt's eben an', sagen die „N. T. St.'. Ja, aufs Programm

kommt's an. Die Tiroler christlichsoziale Partei spricht ihr Pro gramm im Lande -Programm deutlich aus und die Zugehörigkeit zur ReichZpartei hindert sie nicht, darnach in der Reichspolitik vorzugehen, ebenso wenig wie die anderen Landesparteien, die dasselbe anstreben. Wenn die Konservativen einmal das festhalten würden, daß deshalb kein Doppelprogramm vorliegt, weil man in dem einen das nicht gerade nennt, was im anderen auch wörtlich enthalten ist, dann wäre der Streiipunkt beseitigt

. Aber die „N. T. St.' behelsen sich in einer Weise, die allerdings jede Friedensmöglichkeit aus schließt: Sie werfen der christlichsozialen Partei Tirols vor, daß sie überhaupt kein Programm habe. Sie schreiben: „Wenn die Christlichsozialen ein Programm haben (und zwar nicht bloß zum Schein, wie etwa das vielgenannte christlichsoziale Tiroler Pro gramm). dann sind wir mehr als zufrieden'. Ferners: „Unter dem Prinzip der religiösen Freiheit versteht eben das Zentrum Freiheit sür die Reli gion und Kirche, unsere

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Seite 1 von 8
Datum: 21.01.1902
Umfang: 8
christlichsociale Partei sich schon eines „verschwommenen Christen thums' und „gefährlichen Antisemitismus' schuldig gemacht, noch lange nicht erbracht. Der „Burggräfler findet den Artikel „recht drollig' und begründet dies auf folgende Weise. Fürs erste: weil endlich einmal zugegeben werde, dass „der christlichsocialen Partei noch gar manche Schlacken anhängen und sie gar manche An hänger zählt, die kaum oder jedenfalls keine guten Katholiken sind'; dass ferner „der christlich- sociale Gedanke

noch nicht überall ganz geklärt und der Besserung, vielleicht auch der Reinigung bedürftig sei'. Dagegen ist zu bemerken, dass wir dies nicht von den Tiroler, sondern von den Wiener Christlichsocialen zugegeben, dabei aber ausdrücklich betont haben, dass euch die Wiener Partei im ganzen und großen eine gute, staats erhaltende und kirchenfreundliche Partei sei. und dass der christlichsociale Gedanke eine tiefe Wahr heit und kräftiges Heilmittel gegm die Schäden der Zeit berge. Dies haben wir aber nicht bloß

behauptet, sondern durch den Hinweis auf die Erfolge der Partei und durch das Urtheil Roms erhärtet. Warum geht man den Emanationen von hoher und höchster kirchlicher Stelle, die mit dem Vorwurfe, die Christlichsocialen seien eine schlechte, den Radiealismus fördernde Partei, absolut unvereinbar sind, immer und immer aus dem Wege und schweigt sie todt, olS ob sie gar nicht vorhanden wären? Wenn die Gegner sich für eine fchlacksnlose Partei, die keiner Besserung oder Reinigung bedürftig ist, mit lauter

guten Katholiken halten, mögen sie Gott danken, aber die fortwährenden hämischen Seitenhiebe unter lassen. Der „Burggräflsr' findet es ferner sonder bar, dass die Tiroler Christlichsocialen die Ver antwortung für das ablehnen, was in der Wiener Partei vorgeht, während sie doch mit derselben unter dem nämlichen Führer stehen, die nämlichen Grundsätze haben und somit thatsächlich eine Partei mit ihnen bilden. Noch sonderbarer müsse dies scheinen, da gerade die Christlichsocialen die Gewohnheit gehabt

hätten, die Katholische Volkspartei für alle Schritte der Jungczechen verantwortlich zu machen, obwohl die erstere mit den letzteren nicht einmal eine Partei, sondern nur eine Reichsrathsmajorität gebildet hätte. — Dagegen müssen wir vor allem bemerken, dass die Wiener Christlichsocialen zwar auch Protestanten und Anti semiten unter sich dulden, aber nie die theoretische Gleichberechtigung der Consessionen oder den Rassen-AntisemitiSmus in ihr Programm auf genommen haben. Um soviel weniger mussten

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Seite 3 von 5
Datum: 29.10.1910
Umfang: 5
Seite 4. Nr. 129. Samstag, Liberale PrOiMtu. Wien, 26. Oktober Die ganze Skrupellosikeit der liberalen Presse im Kampfe mit ihren Gegnern ist in der letzten Zeit durch eine Reihe krasser Fälle be leuchtet worden. Rücksichtslos schreitet der Preß liberalismus über Leichen und Trümmerhaufen, wenn es seine Parteigeschäfte und seine materiellen Vorteile so erheischen In Kärnten hat man ohne die geringsten Bedenken Hunderte von Existenzen dem Ruin preisgeben wollen, nur um dem partei politischen

Weife verwalten; man hatte die Wiener christlichsozialen Mandatare durch allerlei dunkle Andeutungen in den Augen der Bevölkerung herabzusetzen und dieser ein zureden versucht, daß das Heil Wiens lediglich in der Rückkehr zur alten liberalen Partei der Noske, Mittler und Wrabetz liege. Und nun wird es bekannt, daß die Partei genossen derselben in Czernowitz all das tatsäch lich begangen haben, wessen die Wiener Christ lichsozialen von der liberalen Presse fälschlich beschuldigt wurden

und Würden sind dort in judenliberalen Händen, wie kann sich also eine christlich soziale Korruption dort entwickeln? So fragte man sich verwundert. Die liberale Presse hatte einfach eine erlogene Meldung über an gebliche Unregelmäßigkeiten im Verbände der rumänischen Raiffeisenkassen mit der verleumde rischen Überschrift „Ein christlichsoziales Panama' versehen. Ja, seit wann ist die christlichsoziale Partei eine rumänische? Was hat die christlich soziale Partei damit zu schaffen, was einzelne rumänische Politiker oder Privatleute

in der Bukowina für Geschäfte machen? Mit demselben Rechte könnte man die Wiener Judenliberalen für die Mordtaten der portugiesischen Revolutionäre hängen lassen. Mit Mel. größerem Rechte könnte man die Mittler „Brixener Chrornt.' und Genossen für die beispiellosen Korruptions geschichten ihrer Czernowitzer Gesinnungs- und Stammesgenossen einsperren lassen. Der Fall zeigt, wie skrupellos die liberale Presse den Kampf gegen die christlichsoziale Partei führt. — Aber das Schönste kommt noch. Wenige Stunden

in die Welt gesetzt, um die christlichsoziale Partei in der Meinung vieler Unkundiger herabzusetzen. Man hatte das getan, obwohl man sich darüber keinem Zweifel hingeben konnte, daß durch diese Lügenmeldung das größte Unglück, ja eine wirtschaftliche Katastrophe im Lande entstehen konnte. Derlei ficht freilich einen judenliberalen Preßbanditen nicht an: er und seine Partei und seine Rassegenossen profitieren ja bei einem solchen Unglücke. So gewissenlos arbeitet das judenliberale Hyänen- und Leichen

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Seite 2 von 5
Datum: 10.09.1910
Umfang: 5
Seite 2. Nr. 108. Samstag, auf dessen Scheiterhaufen auch jetzt im 20. Jahr hundert noch Menschen langsam zu Tode gequält werden. Nach der Rechtfertigung des Vorgehens der christlichsozialen Partei in verschiedenen Arbeiterfragen geht Redner zur Besprechung der politischen Lage über. Er bedauert es, daß sich das Abgeordnetenhaus in die Bahnen des Natio nalismus habe lenken lassen und daß deshalb ein gedeihliches Schaffen in sozialer Hinsicht nicht zu denken sei. Die Schuld an den nationalen

ein und sagt: Ich habe nie aufgehört, die Soli darität der Arbeiter mit den Bauern zu predigen und wenn dies mir mein Mandat kosten sollte; dann ist mein Mandat beim Teufel, aber meine ehrliche Ueberzeugung ist mir geblieben. (Rau schender, anhaltender Beifall.) Zum Schlüsse seiner glanzvollen Ausführungen kommt der christ liche Arbeiterführer auf die letzten Vorgänge in der Partei zu sprechen, weist darauf hin. daß es überall räudige Schafe gebe. Das, worauf es ankomme, sei die Reinheit der Partei, sei

die Reinheit und Zweckdienlichkeit des Parteipro- grammes. Rein und unverfälscht steht das Pro gramm der christlichsozialen Partei aufrecht; in seinen Zielen hat sich nach wie vor nichts ge ändert. Darauf kommt es an und wenn ein räudiges Schaf kommt, das den Namen der Partei verunglimpft, so kann dies in den Augen eines objektiv denkenden Beurteilers nur das Empfinden auslösen, das er hat. wenn ein Hund an einem Kunstdenkmale vorübergeht und das selbe im Vorbeigehen beschmutzt. Das Programm

der christlichsozialen Partei steht rein und un verfälscht da. Das Ziel ist das gleiche wie ehedem. Lassen Sie sich durch die Zwischenfälle der letzten Zeit nicht beirren, halten Sie sich das Programm und die Ziele der Partei vor Augen und dann setzen Sie die Lupe an, fällen Sie dann Ihr Urteil. Und wenn Sie so Ihre Aufgabe als Stützer und Prüfer einer politischen Partei auffassen, dann, Verehrteste, mag der Jauchekübel von Hand zu Hand fliegen, um den Inhalt über unsere Partei auszugießen, dann mag die Verleumdung

, den für den 24. und 25. September in Aus sicht genommenen deutschfreiheitlichen Reichs parteitag mit Rücksicht auf die gleichzeitig statt findende Landtagskampagne abzusagen.' Der eigentliche Grund der Absage ist ein ganz anderer. Die Verstimmtheit in der gestrigen Sitzung der Führer des Deutschen National verbandes führte nämlich zu so heftigen Kontro versen, daß sich der Nationalverband zur Ver hütung öffentlicher „unliebsamer Weiterungen' entschließen mußte, den deutschfreiheitlichen Partei tag in Klagenfurt, zu dem bereits

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Seite 1 von 8
Datum: 05.10.1894
Umfang: 8
. — Ankiindignngrir für den „Tlrol- Bolkiboten' pro dreigtspaltene Petitzeile <4-s Cm. breit) ö lr. 80^ Unter^attu^latt Vrixen, Freitag, den 5. Gctober j894» VII. Icchrg. Ein „Adieu' dem Fitleralisyms. Wien unter den Großstädten, Körnten unter den Gebirgsländern -i- haben ehedem als die uneinnehmbaren Hochburgen des Liberalismus, besser gesagt der judenliberalen Partei gegolten. Wien hat diese sehr zweifelhafte Ehre schon seit Jahren eingebüßt. Wie viele Lamentos hat der ganze Chorus der Judenblätter, voran

die „N. Fr. Pr.', über den Niedergang des Libe ralismus im Centrum des Reiches schon ge schlagen. Es war rührend zu sehen» wie diese Volksverderber den „sinkenden Ruhm der Kaiser stadt' beweinten, weil sie eben voraussehen mussten, dass dort, wo die Herrschaft der judenliberalen Partei gebrochen ist, auch die Herrschaft des Geldsäckels aufhört, dass die „guten Geschäfte' abnehmen und die Aussaugung des Volkes wenigstens nicht mehr en Zros betrieben werden kann. Wien heißt bereits wieder eine ^christ lich e S t a d t'; jedenfalls

ist es auf dem besten Wege, diesen Ehrentitel zu verdienen. Jetzt kommt unser Nachbarland Körnten an die Reihe. Kärnten wieder ein „christliches Land'! Noch nicht, aber die ersten Schritte be rechtigen zu guter Hoffnung. Noch nicht? Kärnten noch kein christliches Land? Im öffent lichen Leben nicht. Da ist feit Jahren die liberale Partei im Besitze der Alleinherrschaft. Der Liberalismus ist genau der Gegensatz vom Christenthum; . Liese beiden vertragen sich noch weniger als Feuer und Wasser. - Und die liberale

Partei ist fast noch schlechter als der Libexalismus selber, weil sie diesen nur soweit gelten lässt und weil sie die im Worte enthaltene „Frei heit' dem Volke nur' insoweit gewähren will. als nothwendig ist, um eine unwürdige Clique- Herrschaft Wer die Massen des bethörten Volkes aufrecht zu halten. Die Cliqueherrschast der libe ralen Partei in Kärnten hat nun die ersten Löcher bekommen. Bei den letzten Ersatzwahlen der Landgemeinden in den Reichsrath und Land tag sind' nicht mehr liberale

; in jedem Kronlande sind der libe ralen Partei Mandate zu entwinden. Soll's ge lingen, so muss man es wie in Kärnten angehen. Wer also hat zum Siege verholfeu? Die Antwort lautet: Das christliche Programm. Soll eine Partei im öffentlichen Leben zu Einfluss gelangen, so braucht sie vor allem ein Pro g r a m'm. Was für den Menschen die Seele, das ist für jede Partei das Programm. Das Programm aber muss drei Dinge enthalten: I.Ziele, die man erreichen will; 2. Grund sätze, auf die man sich stellt

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Seite 6 von 8
Datum: 05.05.1903
Umfang: 8
dieser Partei ist ja nicht befremdend, denn die liberale Mischmasch-Partei hat ja deren Hauptagitator in die Gemeindevertretung auf genommen — der erste Sozi in Tirol. Daran erkennt man die Wichtigkeit des katholisch deutschen und italienischen Arbeitervereins. Ehrs und Gottes reichsten Lohn dem Kapuziner Pater Jsidor, welcher mit der Gründung des italienischen Vereins den Anfang gemacht, unerschrocken und allen Hindernissen trotzend; erst nach Zustande kommen des italienischen Vereins konnte der damalige

wird, daß Herr Karl Schwickert, welcher die alte Ruine Brunnenburg in Dorf Tirol samt An wesen gleichen Namens käuflich erworben hat, Protestant sei, habe ich beim katholischen Pfarr amt Pforzheim (Baden) angefragt, ob diese Nachricht wahr sei. Darauf antwortete mir Herr Pfarrer Leiß, daß Herr Karl Schwickert und Frau katholisch seien und noch dazu brave Katho liken; seine Frau besuchte fast täglich die heilige Messe und es sei ihm sehr seid, daß diese leider kinderlose Familie von dort fortgezogen

. Während anfangs die sozial demokratische Partei von ihren Mitgliedern die Feier des 1. Mai strikte durchgeführt wissen wollte, begnügt man sich heute in den Aufrufen lediglich zu sagen: „Nach Tunlichkeit zu feiern und die Versammlungen abends zu besuchen' (d. h. irgend eine Phrasendrescherei über Welt feiertag und Zukunftsstaat anzuhören). — Zu dem am 11. Mai von hier aus abgebenden bayrischen Rompilgerzug haben bereits 650 Per sonen gezeichnet und ist hiemit die Teilnehmerliste definitiv geschlossen

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Seite 4 von 8
Datum: 23.07.1895
Umfang: 8
Material für die endgiltige Schlusssafsung geliefert. Die conservative Partei hat dabei, insbesondere durch den Abgeordneten Baron Dipauli, eine ehrenvolle Stellung ein genommen und die Erhaltung und Erweiterung des Wahlrechtes mit den Interessen des Staates in Einklang zu bringen gesucht. Eine große Reform, die Civilprocessordnung, ist zu Ende gebracht worden. — Die Steuerreform war fast bis zum Ende gediehen. Ihre ursprüngliche, günstigere Fassung wurde durch die Nachgiebigkeit des ehemaligen

zahlreiche Inter pellationen. Abgeordneter Graf Hohenwart dankt dem Präsidenten Ehlumecky namens der Ab geordneten. Ueber die Zuversicht der liberalen Partei berichtete folgendes Telegramm aus Wien vom 20. Juli. „Die Vereinigte Deutsche Linke zeigte bei dem gestrigen Parteibankette die zuversichtlichste Stimmung. Die Redner betonten das Festhalten an der Einigkeit der Partei. Chlumecky äußerte, weder gegen die Partei, noch ohne sie werde je mals eine Regierung in Oesterreich aus die Dauer möglich

sein. (Alte Phrase). Zahlreiche Zuschriften aus den Wahlorten erklärten das Einverständnis der Wählerschaft mit der eingehaltenen Politik. Heute hielt die Partei vor der Sitzung des Ab geordnetenhauses ihre letzte Clubsitzung ab und beschloss, wie erwartet, die Freigebung der Ab stimmung. An sechzig Abgeordnete werden heute für das Budget in dritter Lesung, ungefähr zwanzig dagegen stimmen und der Rest sich der Abstimmung enthalten. Der Club hieß ausdrücklich die Gründe der Abgeordneten gut

Taaffe überzeugen sollen. Die Bildung der Koalition ist nur dadurch möglich geworden, dass man auf anderer Seite allzu leicht den Glauben fasste, die Linke sei sich der obigen Wahr heit bewusst. Die Cillier Frage hat diesen Glauben zertrümmert, und die diesbezügliche Abstimmung im Hause ist das äußere Symbol dieser Zer trümmerung.' — Der Olmützer „Nasinec' bringt u. a. mehrere Sätze, die die Jungczechen betreffen: „Dieser (Club der Jungczechen) ist bisher aus schließlich der Club einer Partei

, der freisinnigen Partei nämlich, und die übrigen böhmischen Par teien können in demselben keinen Platz finden, ohne ihrer politischen Ueberzeugung etwas zu ver geben. Mau möge also aus dem jungczechischen Club einen böhmischen Club machen, damit in ihm alle Abgeordneten des böhmischen Volkes vereinigt sind.' — Auch die „Podvysocks Listy' werden citiert, welche sich ebenfalls für eine Mäßi gung der jungczechischen Partei aussprechen, denn „die politische Kunst bestehe nicht dann, ein scharfes Wort zu rechter

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Seite 4 von 12
Datum: 02.12.1892
Umfang: 12
Seite Brixen, Freitag, „Vriseener Chronik.' 2. Politische Kundschau. Gesterreich-Uttgartt» Es gibt kaum einen ekelhafteren Stolz als den, welchen die liberale Partei im Parlamente gegenwärtig zur Schau trägt. Die ganze Geschichte Oesterreichs soll sich um dies eine Ereignis, dass Graf Taaffe die Liberalen beleidigt hat, drehen; alle anderen Fragen sollen zurücktreten, das Parlament ein halten mit seinen Berathungen, damit der Herr Ministerpräsident und die Liberalen Zeit finden könnten

in einer der schwierigsten (!), von lausend Zu fälligkeiten bedrohten (so!) finan- ciellenOperation, dem Wechsel der Währung und der Herstellung der Metalleirculation, stehe, von deren Gelingen auf Jahrzehnte hinaus das wirtschaftliche Wohl ab hängig i st'. (Das meinten wir auch immer, aber Dr< Steinbach bringt dies ja im Hand umdrehen fertig, und ohne dass das Volk was davon g'spürt!) In solcher Zeit, meint die „Neue Fr. Pr.', sei es doppelt, ja zehnfach zu beklagen, dass die „deutschliberale Partei in einen Ver

zweiflungskampf getrieben werde'. Wie ringt sie im Namen der liberalen Partei die Hände um die verlorenen, schönen Ministersitze, die sür Plener und seine Getreuen schon lange in den Lüften baumelten. „Was man auch Schlimmes dieser Partei nachsagen, und welche Fehler sie auch schon begangen haben mag, das wird man nicht leugnen, dass sie eine — vielleicht die einzige — öster reichische Partei (Gott, wie schön!), dass sie, durch eine lange Leidensschule belehrt (wo Gras Taaffe mit dem ganzen Beamtenheer

, dass man kältere Füße dadurch bekomme, wie viele Leute glauben, das Gegen hat), in ihren Ansprüchen gemäßigt (sehr), social, politisch, freiheitlich, wirtschaftlich, in jeder Be ziehung eine Partei des Husts imlisu (eine über alle Maßen vollkommene Partei) ist. Graf Taaffe hat noch keine deutliche Antwort auf das Entlassungsgesuch des Ministers Kuenburg gegeben. Eine Zeitung meint, dass sich jetzt Graf Taaffe etwas weiter nach rechts wenden werde; eitle Hoffnung. „Das ist immer der alte Taaffe

', wie Dr. Lneger nach der berühmten Rede zu dem Grafen Taaffe gesagt haben soll. ,,Wer er soll's nur nicht zu laut sagen', soll darauf Taaffe gesagt haben, und da hat er Recht. DerHilsernf an die Jungczechen. Ach, dass sie doch Raison annehmen möchten — die Jungczechen, so klingt's zwischen den Zeilen einer katholischen Zeitung durch — dann wäre die Majorität ohne die Liberalen vorhanden. Ja, ganz gewiss, dann wäre die Frage gelöst, die liberale Partei trocken gesetzt

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Seite 2 von 12
Datum: 20.05.1911
Umfang: 12
Dissertori kürzlich, in Wählerversamm lungen verlauten läßt, es sei nicht ganz ausgeschlossen, daß er im Falle der Wahl doch der christlichsozialen Partei beitreten werde, so widerspricht das der offen kundigen Wahlparole der konservativen Partei und den bestimmten Aeußernngen des Herrn Dr. Pusch in der Friedenskonferenz und scheint deshalb nur ein Wahlmanöver zu sein. Und wollte es einer dann doch durchführen, so würde er gewiß noch viel mehr Schwierigkeiten und Anfeindungen haben in der ganzen

das zumuten? Aber rechnen wir einmal genauer! Um einen Hvtrsg im Parlament einzubringen, braucht es 20 Unterschristen, um eine loteiPellStiov zu stellen. 15 Unterschriften. — Im Parlament gibt es Ausschüsse von 52 und von 26 Mitgliedern. Die Hauptarbeit wird in den Ausschüsse» geleistet. Eine „Arbeitspartei' muß in den Ausschüssen vertreten sein. Eine Partei, die darin nicht vertreten ist, leistet nichts Nennenswertes für das Parlament und deshalb nichts fürs Reich und nichts für das Volk

. Um aber in einen Ausschuß mit 26 Mitgliedern einen Vertreter zu entsenden, muß eine Partei wenig stens 20 Mitglieder haben. Die christlichsoziale Partei war in solchen Ausschüssen mit je S Mit gliedern vertreten. In den größeren Ausschüssen war sie um je 1b Abgeordneten vertreten. Wenn ein Klub nicht wenigstens 20 Mitglieder hat, kann er in den größeren Ausschüssen gar nicht einmal mitarbeiten. Die konservativen Abgeordneten würden von all dem ausgeschlossen sein. Auch das sollte nicht schwer zu begreifen

genden Weise mit mir zu reden, Herr Baron', ant wortete sie, vor Aufregung bebend. Edwin wiegte belustigt den Kopf und betrachtete sie mit den Blicken eines Kenners. Obmännerkonferenz. Die Sitzungen dieser Konferenz werden abgehalten unter Vorsitz des Präsi denten des Abgeordnetenhauses und unter Teilnahme der Regierung, vornehmlich des Ministerpräsidenten. Je größer ein Klub oder eine Partei ist, desto mehr Einfluß hat sie auch in der Obmännerkonferenz. Kleine Klubs oder gar Wilde haben gar

keinen Ein fluß darauf. In der Obmännerkonferenz wird be schlossen, ob ein Gegenstand auf die Tagesordnung und zur Beratung kommt oder zurückgestellt wird. So hat beispielsweise diese Obmännerkonferenz vor Weihnachten 1909 den Ausschlag gegeben für die A n n a h m e der provisorischen Geschäfts ordnung: sie hat damals die parlamen tarische Tätigkeit gerettet. Für sehr viele Angelegenheiten, besonders wenn es sich um Landes- und Bezirksinteressen handüt, kommt es auf die Vereinbarungen zwischen Partei

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Seite 2 von 8
Datum: 31.08.1901
Umfang: 8
Seite 2. Nr. 105. Samstag, „Brixener Chronik.' 31. August 1901. Tahrg. xiv. erfahrungsgemäß am meisten seitens der Presse zu befürchten sind, solle den Münzen beider Parteien eine gemeinsame entsprechende Weisung überreicht werden und jede Partei sich verpflichten, die Einhaltung dieser Weisung zu überwachen und etwaiger Nichtbeachtung sofort entgegen zutreten. Für jene Fälle, in denen sich diese Vorsorge als unzureichenv erweist, solle eine viergliedrige Presscommission (von beiden Parteien

dargethan habe». Wer die Lage in Nordtirol nur einigermaßen kennt, der muss gerne oder ungerne zugestehen, dass dort die chnstlichsoeiale Partei sehr stark, in ganzsn Bezirken sogar durch die Mehrheit vertreten ist. Die christlichsoemlenConferenzNitglkder mussten darum erklären, dass ein Wahlübersinkommm, welches die zahlreiche chnstlichsoeiale Wähler schaft Nordtirols derart zurücksetzt, von ihr nie und nimmer angenommen würde, und sie verlangten gewifs mit vollem Recht, dass

das gegen- wärtigeKräfteverhältnis als Grund lage des abzuschließenden Wahl- compromisses dienen sollte. Dies wurde ihnen aber von den Conservativenrundwegs abgeschlagen, u. a. mit der Ausflucht, dass dieses Kräfteverhältnis nicht angegeben und so die Agitation nicht ausgeschlossen werden könne. IV. Die Christlichsoeialen machten aber auch in dieser Hinsicht einen ganz bestimmten Vorschlag: Es gebe Bezirke, in denen die eine oder die andere Partei M n z u n z w e i f e l h a f t die überwiegende Mehrheit besitzt. Diese Bezirks sollen

vor allem ausgeschieden und die Aufstellung der Candidaten der betreffenden Mehrheit überlassen werden. In den übrigen Bezirken, wo beide Parteien stark gemischt sind, solle in den Landgemeinden je ein Candidat der alt- conservativen und der christlichsoeialen Partei entnommen werden, und sollen beide Parteien für diese Candidaten eintreten. Insoweit sich noch Schwierigkeiten ergeben (z. B. Städtebezirke haben nur einen Abgeordneten), sei es die Sache der Parteileitung oder des Verständignngs-Comitös, den friedlichen

W stein. RaU-nwg. K!I--Ihal, HM. Schwä, ^ Zm-bmck.T-N-.W ppchal M g-mW? k'd,« I- em AdA«d»-t-r d-r -mstwuiv-n und >i»<r der christlichsoeialen Partei angehören sollte S 5 erklärten ferner, dass dasselbe billiaerw'eU auch hinsichtlich d--B-zi.,/»'7„ Ä und Meran concediert werden könnte. Was zunächst den Landgemeindenbezirk Meran betrifft, so haben die Conservativen welche dort für die R-ichsrathswahl in der V. Curie die Agitation führten, durch die hiesiir gewählten Mittel selber, vielleicht

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Seite 2 von 8
Datum: 22.03.1910
Umfang: 8
, entwickelte den Werdegang der Partei, betont^, daß sie eine Volks partei, eine Partei aller Stände sein und bleiben werde, was ihrem Programm auch den Sieg ver bürge, wenn sie so einig weiter arbeite wie bisher und nie aufhöre, den Ausbau ihrer Organisation unermüdlich fortzusetzen. Dr. Ochmann gab sodann „das heilige Versprechen, daß ein einziger Gedanke mich erfüllen soll, der Gedanke an die Größe der christlichsozialen Partei, und daß ich bis zum letzten Atemzuge die Treue zur christlichsozialen Partei

eines Reichs parteitages der christlichsozialen Partei nahegelegt. Sur keichsratserlatMAhl im Aaylkrek Nnttch- gail—Mers» spöttele?. Die konservativen Blätter bemühen sich bekanntlich im Schweiße ihres An gesichtes, den allerdings sehr schwierigen Beweis zu erbringen, daß ihr Kandidat ?. Schönherr im Falle seiner Wabl auch als „Wilder' im Reichsrat für seinen Wahlkreis soviel ausrichten könne als ein Mitglied der großen christlichsozialen Reichspartei. Lassen wir hiezu einmal einen ernsten und aufrich

tigen Konservativen selbst sprechen. Herr Ritt meister a. D. Stocker bekannte sich in der großen Versammlung m Naturns am letzten Sonntag aus drücklich als konservativ. Er gab aber der Wahrheit offen Zeugnis, indem er ganz ungeschminkt erklärte, er sehe vollkommen ein, daß ein „Wilder' im Par lament bei den gegenwärtigen Partei- und Klub verhältnissen tatsächlich ohnmächtig wäre und nichts erwirken könne. Er würde daher keinen Anstand nehmen, ja sich einfach gezwungen sehen, im Reichs^ rat

-Partei der Gedanke erwogen, einen Antrag auf Versetzung der Regierung in den Anklagezustand einzubringen, weil sie die bos nische Verfassung durchgeführt hat. obwohl ihr dies durch einen ausdrücklichen Beschluß des Abgeord netenhauses verboten war. Die Einbringung eines solchen Alltrages wäre selbstverständlich bloß eine leere Demonstration und es wäre auch sehr zweifelhaft, ob dieser Antrag im gegenwärtigen Reichstag die Mehrheit finden würde. Deshalb ist die Jnsth- Partei noch ganz unschlüssig

, namentlich auch, ob sie zur Thronrede erscheinen will. Handelsminister Kossuth meint, daß die Frage des Erscheinens der Partei mitglieder in der Hofburg offen gelassen werden möge. Soviel steht fest, daß in der Sitzung des Abgeordnetenhauses nach Verlesung des ersten könig lichen Handschreibens eine Debatte einsetzen wird. Auch Wekerle läßt wieder etwas von sich hören. Jy politischen Kreisen wurde erzählt, daß der gewesene Ministerpräsident Dr. Wekerle sich mit der Absicht trage, bei den Neuwahlen

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Seite 2 von 8
Datum: 23.12.1909
Umfang: 8
ist die Bürgschaft des Friedens. Die Entrollnng der Fahne des Propheten für den heiligen Krieg der 848 behufs Wiedergewinnung diverser in Verlust geratener Mandate war am Schlüsse des Jubeljahres, das den Frieden bringen sollte, nicht weniger provozierend als komisch. Möchten die Jntransigenten doch einmal ver stehen, daß die altkonservative Partei weder die alleinseligmachende ist, noch auch die untrügliche Verheißung weltewigen Bestandes besitzt. Politische Parteien sind menschliche Gebilde, dem Wandel

unterworfen und dürfen deshalb nicht die Kriterien der allein wahren Kirche auf sich übertragen und demgemäß auch nicht die Rechtgläubigkeit jener in üblen Geruch bringen wollen, welche den Kampf für dasselbe Christentum im öffentlichen Leben nicht mehr in der alten Rüstung, sondern in einer zeit gemäßen, besterprobten und zugleich sittlich vollkom men erlaubten Bewaffnung kämpfen. Die altkonser vative Partei gehört als solche tatsächlich den wmpi xassati an. Sie ist und bleibt eine historisch

die Krähe poli tischer Scheelsucht schon so lange das Land erfüllt. Alle Versuche der Wiederaufrichtung jener gewesenen Partei sallieren daher wie der wahnwitzige Versuch, den das ehedem auserwählte Volk des Herrn unter der Herrschaft des hochmütigen Apostaten unternahm, als es den zerstörten Tempel wiederherstellen und fo Gottes Strafgericht vereiteln wollte. Die in Oesterreich noch nie dagewesene Wahl katastrophe, wie sie der 14. Mai 1907 den Tiroler Altkonservativen brachte, als sie mit fünffacher

Uelier- macht von den christlichen Bataillonen niedergerungen wurden und das Feld bis zum letzten Mann räumen mußten, läßt denkende und auch tiefgläubige Menschen doch auch ahnen, daß auf der Partei, die Priester verunglimpfung und den frivolen Mißbrauch der kirchlichen Obrigkeit für ihre politischen Sonder bestrebungen als Speer und Schild benützte, etwas wie Gottesfluch lasten müsse, der ihre künstlichsten Neubelebungsversuche dauernd vereitelt. Es ist schon deshalb zu fürchten, daß der er wähnte

vom politischen Schauplatz hinweg fegen würde. Die alte Partei ist aber trotz ihres aufdring lichen sogenannten katholischen Programmes auch völlig entbehrlich und überflüssig geworden. Einen glänzenden Beweis liefert hiefür unter vielem anderen das abgelaufene Jubeljahr, das mit seinen mannig- *) Seit den Wahlen vom 14. Mai 1907 sind die Christlichsozialen stets für einen dauernden und ehrlichen Frieden im Lande eingetreten. Die „Brixener Chronik', anch sich hier eins wissend

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Seite 6 von 8
Datum: 16.05.1907
Umfang: 8
ein Zusammengehen mit Protestanten in bestimmten Fällen, sondern eine wirkliche Vereinigung zu einer Partei. Soweit will man nicht einmal in Deutschland gehen!' Aber neu ist, daß die „N. Tiroler Stimmen' eine neue Auktorität für sich und gegen die Christ lichsozialen entdeckt haben, nämlich die »Stimmen aus Maria Laach', ein „führendes Organ der Jesuiten'. Sie zitieren sogar genau das 3. Heft dieser Zeitschrist 1907, S. 360. Wer sich nun nicht die Mühe nimmt, die Laacher Stimmen selbst zu lesen, wird wahrschein

des Volksvereines für das katholische Deutschland und sagen über ein Flugblatt dieses Vereines wörtlich: „Nachdrücklich hebt das Flugblatt den Ge danken hervor, daß das Zentrum eine politische Partei sei. Mit vollem Rechte! Das Zentrum ist geschichtlich von dem katholischen Volke als politische Partei begründet worden.' So die Laacher Stimmen. Die „N. Tiroler Stimmen' aber wittern Religionsverrat in der Ansicht, daß es auch für Katholiken politische Interessen und politische Parteien geben kann. Un aufhörlich

werden die Christlichsozialen verketzert, weil von Führern der Partei gesagt wurde, daß auch N i ch t katholiken mit ihnen zusammengehen dürfen. Gerade zu diesem Punkt sagt jenes „führende Jesuitmorgan': „In keinem Zeitraum hat das Zentrum Andersgläubige, die sich zu seinem Programm bekannten, ... von der Zugehörigkeit zur Partei und deren Vertretung ausgeschlossen. Auch heute wie früher würde das Zentrum solche Mitglieder herzlichst willkommen heißen.' Von einem Tadel gegen das Zusammengehen von Katholiken

und Protestanten auf Grund eines Programmes in einer Partei ist in d'en Laacher Stimmen auch nicht ein Wort enthalten. Mit welchem Recht berufen sich auf das „Jesuitenorgan' die „N. Tiroler Stimmen' in ihrer Polemik gegen die — übrigens von ihnen selbst ungebührlich ausgebauschte — Vereinigung von Christlichsozialen mit Nichtkatholiken „zu einer Partei'? Ist vielleicht den „N. Tiroler Stimmen' nur ein entschuldbares Versehen passiert? Das läßt sich schwer glauben. Die betreffenden Aus führungen in den Laacher

Andersgläubige sein und das Zentrum kann da bei trefflich seine ausgezeichneten Traditionen wahren; die „N. Tiroler Stimmen' sagen fort während: „Unmöglich und sündhaft ist es, mit Nichtkatholiken eine politische Partei zu bilden!' und trotzdem berufen sich die „N. Tiroler Stimmen' auf jenes „führende Jesuitenorgan'!! Und was sagen die Laacher Stimmen über christliche Gewerkschaften? In jener Stelle sagen sie nichts Ausdrückliches darüber. Aber sie sagen: „Man braucht nur die unlängst erschienenen Nummern

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Seite 2 von 12
Datum: 17.01.1907
Umfang: 12
und dem Fürsten Franz Auersperg. Das Wiener Bezirkswahlkomitee der christlich sozialen Partei hat einstimmig für den zweiten Wablkreis den Landtagsabgeordneten Doktor v. Baechle, für den dritten Kreis den Abg. Bielohlawek, für den vierten den Minister präsidenten Freiherrn v. Beck als Kandidaten festgesetzt. Es wurde beschlossen, daß eine Depu tation mit dem Vizebürgermeister Neumayer an der Spitze sich zum Ministerpräsidenten begeben soll, um ihm die Kandidatur anzubieten. ' Aus Czernowitz wird berichtet

, während es um den deutsch völkischen schlecht steht. Wie gemeldet wird, beabsichtigt die christlich soziale Partei, die offizielle Wahlbewegung mit einem alle Forderungen der Partei umfassenden Programm zu eröffnen. Die Partei hat bisher bekanntlich wiederholt ihren Standpunkt zu ein- zenen politischen und wirtschaftlichen Fragen in Resolutionen, die dann für die Taktik der Partei eine Zeitlang bindend waren, präzisiert, aber niemals ein die ganze öffentliche Tätigkeit umfassendes Programm aufgestellt, da sich Doktor

Lueger gegen eine solche Präzisierung aus sprach. Nunmehr soll das anders werden. Der Reichsratsabgeordnete Wohlmeyer arbeitet im Auftrage der Partei den Entwurf eines solchen Programmes aus, das sich mit allen Fragen, zu deren Lösung eine große Reichspartei be rufen ist, befaßt. Die christlichsoziale Vereinigung des Abge ordnetenhauses hielt am 14. Jänner eine Sitzung ab, in welcher die Stellung der Partei zu den kommenden Reichsratswahlen in nachstehender Weise festgesetzt wurde: Mit Rücksicht

auf die schwerwiegende Entscheidung, welche die nächsten Reichsratswahlen für ganz Oesterreich bringen werden, erachtet es die christlichsoziale Partei für ihre Pflicht, ihren Charakter als Reichspartei neuerdings mit Nachdruck zu betonen und mit allen Kräften dahin zu wirken, daß ihr auf der christlichen Weltanschauung beruhendes Programm möglichst allgemein verbreitet und hochgehalten wird. Dies wird um so mehr erreicht werden, je weitere Kreise die christlichsoziale Bewegung erfaßt und je inniger die einzelnen

Landes organisationen der Partei sich mit der Zentral leitung zusammenschließen. Die christlichsoziale Partei des Reichsrates beschließt daher-. 1. In allen Kronländern und in allen Be zirken, wo sie irgendwie aus Erfolg rechnenkann, eigene Kandidaten auf zustellen; 2. die Aufstellung der einzelnen Kandidaten erfolgt durch die Landesorgani- sationen im Einvernehmen mit der „Brixener Chronik.' Zentralleitung; 3. der eventuelle Ab schluß von Wahlkompromissen mit anderen Parteien bleibt

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Seite 1 von 8
Datum: 22.01.1910
Umfang: 8
- »Aitern - rramin—Liurns.) Die christlichsoziale Parteileitung teilt uns mit: In der christlichsozialen Partei ist die durch den ersten Wahlgang geschaffene Sachlage einer Erörte rung unterzogen worden und wurde zunächst der Rücktritt des Kandidaten Hotelier Walser Zur Kennt nis genommen. Da sich demnach nur ein Konserva tiver und ein Liberaler gegenüberstehen, wurde ein hellig die Ueberzeugung ausgedrückt, daß die Christ lichsozialen den konservativen Kandidaten gegenüber dem liberalen zu unterstützen

waren aufge flattert, nach denen die hungrigen Köter schnappten. Em p.iar Enten, daß ein unheilbarer Schnitt in die christlichsoziale Partei gemacht sei, daß der Koloß nächstens in eine städtische und in eine ländliche Hälfte zerfallen und grimme Fehde zwischen beiden für immer sich erheben werde. Unh das alles, weil im niederösterreichischen Landtage zwischen den Christlichsozialen — es ist wirklich schrecklich zu sagen! — auch einmal Meinungsverschiedenheiten vorgekommen waren. Daher sofort der Jubel

, der auf der Stelle verrät, daß die welche in ihn ausbrechen, auch gar keine Ahnung haben vom gemeinsamen unerschütter lichen Grunde, worauf alle Christlichsozialen stehen, durch den alle eng zusammengeschlossen werden und der grvß genug ist, jedermann auch einen kleinen Extr-spaziergang zu erlauben. Ja, wenn die christiichsoziale Partei nur ein Sammelsurium wäre der Art, wie der Frei denker und Ehereformir Zenker es sich vorstellt, dann stünde nicht nur ein Riß, nein, die Auflösung stündlich veno', oder vielmehr

, sie wäre schon längst vor sich gegangen. Er schreibt in der „Reichen-- berger Zeiiung': „Alles, was aus irgendeinem berechtigten oder unberechtigten Gmnde mit den Altliberalen in natio naler, wutscha'tlicher oder kulturpolitischer Hinsicht unzufrieden war und nicht zur Sozialdemokratie gravitierte, schloß sich dem muen Evangelium Luegers an: Deuischnatwnale, Antisemiten, reine Klerikale, Zünftler, Agrarier, Unznfiiedene aller Bernfe in Stadt und Land bildeten den Grundstock der Partei. Als diese rasch

angewachsen war und den Wiener Gemeinderat wie den niederösterreichischen Landtag erobert hatte, wurde sie durch die buntscheckige Masse aller jener v^rmch t. die mitjeder Mehrheit gehen und schachern, nnd endlich gelang es ihr, bei den Wahlen von 19<)7 auch in Tirol uud Salzburg die noch widerstrebenden konservativen und altklerikalen Gruppen unter der neuen Fahne zu vereinigen. Einen bunteren Parteiwirrwarr, als er in der chrift- lichsozialeu Partei herrscht, gab es vielleicht niemals in irgend

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Seite 6 von 8
Datum: 28.10.1905
Umfang: 8
Seite 6. Nr. 129. Samstag hiesigen Christlichsozialen wiederum im Gasthaus .zur Krone' zu einer Tischgesellschaft, welche sehr gut besucht war. Als Redner war Herr Rudolf Wimmer aus Innsbruck erschienen, um über das Thema: „Das Programm der christ lichsozialen Partei sür den Arbeiter-, Gewerbe- «nd Bauernstand' zu sprechen. Nicht aas Zu fall, erklärte der Redner, sei dieses Programm auf die heutige Tagesordnung gesetzt worden, sondern das eigene Verlangen der Bevölkerung, die Ziele

und den Zweck der volksfreundlichsten Partei kennen zu lernen, sei die Ursache; der Drang der gegenwärtigen Verhältnisse bestimmte gerade diese Tagesordnung. In großen Zügen ftihrte nun der Redner der Reihe nach aus, warum gerade der Arbeiter-, der Gewerbe und Bauernstand aus die christlichsoziale Partei an gewiesen sind und nur von ihr etwas zu er warten haben. 40 Jahre habe man geduldig gewartet, daß sich die bis jetzt herrschende Partei auch dieser bedrückten Stände erinnere; aber ver gebens. Die Lasten

seien von Jahr zu Jahr ge wachsen, während man die Rechte der Bevölke rung mit Füßen trat. Man habe nicht den Mut gehabt, gegrn die Kartille, die statutengemäß die Vol'sausbeutung betreiben, gehörig aufzutreten; dieselben erfreuten sich heute noch der Gunst der regierenden K<eise. Die Arbeiter, Gewerbetreibenden und Bauern haben nun einge>ehm, daß sie sich an eine Partei anschließen Massen, welche für sie eintritt, und dies ist nur di - christlichsoziale Partei, wie ihr Programm und ihre bisherigen

Taten zeigen. Alle Stände müssen sich organisieren. Die Arbeiter müssen sich in Gewerkschaften zu sammenschließen, die Gewerbetreibenden werden sich einer starken Partei anschließen, die gewerbe- fteundliche Gesetze schafft, und für die Bauern ist die beste Organisation der Bauernbund. Alle aber sollen sich in der christlichsozialen Partei zu sammenschließen und, wenn diese Partei überall an das Ruder kommt, wird eine mue Aera für die soziale Wirtschaft anbrechen. Während seiner Ausführungen kam

der Redner mehrmals auf die jetzt so akut gewordene Wahlresormfrags zu sprechen und sprach sich unter dem Beifall der Ver sammlung für das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht und für die Wahlpflicht aus. Reicher Beifall folgte den trefflichen Ausführungen des Redners. — Herr Brand feierte die Verdienste des Herrn Wimmer um die hiesige Arbeiterschaft und auf seinen Antrag wurde auf denselben ein brausendes Hoch ausgebracht. Ebenso wurde auf den um die christlichsoziale Partei in Schwaz

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