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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 26.10.1922
Umfang: 8
an der Ett- und Maximilianstraße den krummen Weg wieder einmal für richtiger halten. Womit nur neuerdings bewiesen wäre, daß in Bayern nicht die dem Parlament verant wortliche Regierung, sondern andere, vermeint- lich untergeordnete Stellen endgültig bestimmen. Ueber den Zweck des Stelldicheins dieser hohen Herrschaften teilt das Blatt nichts mit, doch zu Die rechtschaffenen Richter. Von Anatole France. Ich habe einmal ein paar rechtschaffene Richter gesehen, sagte Johann Marteau, das war auf einem Bild

von Mabuse zwei rechtschaffene Richter. Sie gehören zu einer verloren gegangenen Art. Ich will damit sagen, es waren fahrende Richter, die ■ im Zuckeltrab aus ihren Pferden von Ort zu Ort ritten. Gendarmen, mit Lanzen und Partisanen bewaffnet, geben ihnen zu Fuß das Geleite. Die beiden bärtigen Richter tragen auf ihrem langen Haupthaar wie die Könige in den alten flämischen Bibeln eine merkwürdige, kostbare Kopfbedeckung, : die zugleich einer Nachtmütze und einem Diadem ähnlich sieht. Ihre Bro?atg

«w ander sind reich mit eingewirkten Blumen verziert. Der alte Meister hat es verstanden,ffhnen ein würdiges, ruhiges und sanftes' Aussehen zu verleihen, und ihre Pferde sind still und sanft wie sie. Und doch haben die beiden Richter weder denselben Charakter noch die ' gleiche Auffassung ihres Amtes. Das sieht man sofort. Der eine hält in der Hand ein Papier und zeigt mit dem Finger auf den Text. Der andere stützt die linke Hand auf den Sattelknops, während er die rechte mehr wohlwollend als gebieterisch

emporhebt. Es scheint, als hätte er Zwischen Dau men und Zeigefinger ein unmerklich seines Pul ver. Diese Gebärde seiner sorgsamen Hand deutet aus vorsichtig erwägendes, scharfsinniges Denken. Beides sind rechtschaffene Richter, aber der eine haftet am Buchstaben, während der andere mit dem Geiste richtet. Aus die Barriere gestützt, die sie vom Publikum trennt, hörte ich ihnen zu. Der erste Richter sagt: »Ich halte mich an das, was geschrieben steht. Das erste Gesetz wurde aus Stein geschrieben

, zum Zeichen, daß es bis an das Ende der Welt dauern würde." Der andere Richter antwortet daraus: »Jedes geschriebene Gesetz wurde schon ungültig, denn die Hand des Schreibers ist langsam, aber der Geist der Menschen ist flink und ihr Schicksal ist bewegt." Und die beiden guten Alten fahren in ihrer Un terhaltung fort: Erster Richter: Das Gesetz ist unveränderlich. Zweiter Richter: Zu keiner Zeit noch stand das Gesetz fest. Erstes Richter: Da es von Gott herrührt, ist es unwandelbar. Zweiter Richter

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 8
Datum: 26.10.1922
Umfang: 8
bei der Hauptkasse. Lokalbahnlegitimationen. Dom 2. November an werden von der Lokalbahn Innsbruck—Hall i. T. die Legitimationen für das Jahr 1923 aus gegeben. Diese Legitimationen können auch schon für .den Rest des Jahres 1922 verwendet werden. Zweiter Richter: Sehen Sie denn nicht, daß jeden Tag neue Gesetze entworfen werden und daß die Verfassungen und Gesetzgebungen in den ver- schiedenen Zeiten und Ländern Veränderungen er fahren haben? Erster Richter: Die neuen Gesetze entstehen aus den alten

. Es sind junge Zweige am alten Stamm, die der gleiche Saft nährt. Zweiter Richter: Aus dem alten Baum des Ge setzes quillt ein bitterer Säst. Unaufhörlich legt man die Axt daran. Erster Richter: Wir sind Richter, daher keine Gesetzgeber oder Philosophen. Zweiter Richter: Wir sind Menschen. Erster Richter: Ein Mensch könnte die Menschen nicht richten. Wenn ein Richter sein Amt ausübt, so gibt er seine Menschlichkeit auf. Er wird gött lich und fühlt weder Freude noch Schmerz. Zweiter Richter

: Eine Gerechtigkeit, die nicht von Mitgefühl geleitet wird, ist grausam. Erster Richter: Ein Richter soll nicht untersuchen, ob die Gesetze gerecht sind, denn sie sind es. Er muß sie nur richtig anwenden. Zweiter Richter: Wir müssen erforschen, ob das Gesetz, welches wir anwenden, gerecht oder unge recht ist, denn wenn wir es als unmöglich erkannt haben, ist es uns unmöglich, irgendwelche Milde- rmmsmittel anzuwenden, wenn wir es gebrauchen wollen. Erster Richter: Die Kritik der Gesetze ist unver einbar

mit der Achtung, die wir ihnen schulden. Zweiter Richter: Wenn wir ihre Strenge nicht ernennen,.,wie könnten wir sie da,mildern? Erster Richter: Die Gerechtigkeit ist vollkommen, wenn sie nach dem Buchstaben handelt. Zweiter Richter: Sie ist abgeschmackt, wenn sie nicht vom Geist beseelt wrrd. Erster Richter: Das Prinzip des Gesetzes ist ein göttliches, und die Folgen, die es nach sich zieht, feien sie noch so gering, sind göttlich. Aber wenn das Gesetz nicht ganz von Gott, sondern ganz von den Menschen

stammt, so muß es 'buchstäblich an gewendet werden. Denn der Buchstabe bleibt, der Geist aber ist flatterhaft. Zweiter Richter: Das Gesetz stammt lediglich von den Menschen: es entstanden seiner Dummheit und Grausamkeit zu Beginn der menschlichen Ver nunft. Aber wäre es auch göttlichen Ursprungs, so müßte man doch dem Geist und nicht dem Buch staben folgen, denn der Buchstabe ist tot, der Geist aber lebt. (Aus der Novellensammlung „Der fliegende Händler", Verlag Kurt Wolfs-München.) Hrrmor. Das Buch

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Unterinntaler Bote
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Seite 2 von 8
Datum: 13.08.1897
Umfang: 8
; Einzelpreis 20 kr.). Wie man „Vagabund" wird. Daß man nicht in jedem „Vagabunden", der uns auf Weg und Steg nnterkommt, einen Lumpen von Haus aus zu sehen hat, sondern daß oft arge Schicksalsschläge und mehr oder weniger verschuldetes Unglück den Menschen zu dem gemacht haben, was er ist, das erzählt uns der nach stehende Bericht aus dem Gerichtssaal. Vor dem Richter des Bezirksgerichts Favoriten in Wien stand kürzlich ein Häftling, der trotz seiner fadenscheinigen Kleidung sofort auffiel. Rock, Hose

und Gilet des Mannes waren vom Zahne der Zeit stark mitgenommen, aber Hemd brust, Kragen und Manschetten strahlten in blendendem Weiß. Dazu trug er vornehme Manieren zur Schau und sprach ein korrektes Hochdeutsch. Die Anklage gegen ihn lautete auf Uebertretung des § 1 des Vagabundengesetzes, weil er nicht in der Lage war, sich vor der Polizei mit einem ständigen rechtschaffenen Verdienste auszuweisen. Der Mann heißt Carl Riva, ist 55 Jahre alt und bisher unbescholten. Richter: Was ist Ihr Beruf

? — Angekl.: Schreiber. — Richter: Was schreiben Sie? — Angekl.: Ich übernehme Gesuchs- Politische Rundschau. MeftewercH-Wngcrvn. Se. Majestät der Kaiser hat zur Linderung der Roth in den vom Hochwasser geschädigten Kronländern ganz bedeutende Summen aus der Allerhöchsten Privatkasse gespendet und hat in eigener Person die Unglücksstellen in der Umgebung von Wien besichtigt. — Der Kaiser ernannte den Erzherzog Franz Ferdinand zum Protektor für die BetheUigung der im Reichsrathe vertretenen Königreiche

österreichischen Arbeiterverbandes Hagedorn aus Wels zum ersten und Gesellenvereinsmitglied Preiß aus Salzburg zum zweiten Vizepräsidenten gewählt. Landeshauptmann Kanonikus Winkler begrüßte die Versammlung im Namen des Landes. Professor Gratl aus Bilin hielt sodann die Festrede und be- und Offertausfertigungen, wodurch ich mir ab und zu etwas verdiene. — Richter: Haben Sie Studien gemacht? — Angekl.: Ich absolvirte die Realschule. — Richter: Welchem Berufe widmeten Sie sich dann? — Angekl.: Dann kam

ich zum Militär, wo ich sechs Jahre diente. Als Feldwebel trat ich im Jahre 1866 aus dem Dienste. — Richter: Und nachher? — Angekl.: Dann gelang es mir, zur Kaschau- Oderberger Bahn als Controlbeamter zu kommen. — Richter: Welche Bezüge hatten Sie als solcher? — Angekl.: 1000 fl. Gehalt und 450 fl. Quartiergeld. — Richter: Weshalb blieben Sie nicht dort? Wurden Sie entlassen? — Angekl.: Nein, ich schied freiwillig aus dem Dienste. — Richter: Aus welchem Grunde? — Angekl.: Ich war unglücklich ver- heirathet

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Neueste Zeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 13.07.1924
Umfang: 8
Touristenschuh den Kaps seiner Gattin so kräftig bearbeiwt, daß sie bewußtlos zusammenstürzte und längere Zeit zur Heilung der Wunden brauchte. Angeklagter: Kann ich mit Frau Brumla nit länger leben, iss Kreuz, mit solche Frau z'samm' leben müssen. — Richter: Aber Sie sind doch angeklagt. — Angeklagter: Richtig, aber schuld is nur Frau Brumla. Es sich also Frau Brumla damals in Wohnung von liebe Frau Horalik mir nachgange, hat durt riesige Bahöll macht, hat mir gewatschnetl Zuletzt hat Frau Brumla noch Hand

tasche mir rn Gesicht würfen. Richter: Mit „Frau Brumla" meinen Sie wohl Ihre Frau? Angeklagter: Das schon. Aber Frau Brumla is sich meine Frau nur mehr aus dem Papier. Sunst kann i solche Frau nit brauche. Richter: Das gibt Ihnen noch kein Recht, die Frau so zu miß handeln. — Angeklagter: Ale, war ich ja in Notwehr. Ich bin sunsten gute Kerl. Ein Herr Als che r beschwerte sich dann als Zeuge. Er war der Besitzer des Touristenschuhes, der die Schlacht zwischen Herrn und Frau Brumla. Is sich also Frau

Brumla damals in Wohnung Schuh als oorpus delicti, und so konnte Herr Alscher seitdem die Touristik nicht ausüben. * Frau Brumla: Ich will aussagen. Mann muß Straf kriegen, einmal mach me Schluß. 37 Jahr sein me verheiratet, oh so glück lich, aber seit fünf Jahr nit mehr zum aushalten mit ihm — Richter: Warum denn nicht? — Zeugin: Hat alter Esel aus einmal angefangt, ander« Frauenzimmer nachzulaufen. Hat manchmal fünf Geliebte gehabt, zuletzt Hab ich ihn aber bei der Horalik erwischt. Richter

: Was hat er in der Wohnung der Horalik gesucht? — Zeugin: Ale, bitt ich Ihnen, was macht so alte Kerl bei fremde Frau? Hat sich halt geliebt mit der Horalik. No und da Hab ich chm halt Watschen gegeben, weil er mich wieder betrügt. Da hat er wie Wilder mit Nagelschuh auf meine arme Kupp geschlagen. Franziska Horalik, eine stattliche Frau von 48 Jahren, meint als Zeugin seelenruhia, daß Herr Brumla ziemlich oft in ihrer Wohnung äst, weil er für sie arbeitet, ihr neue Schuh« macht oder di« alten repariert. — Richter

: Sie müssen aber sehr viel Schuh werk haben, da Herr Brumla sie sehr häufig besucht. Der Richter verurteilte schließlich den Angeklagten zu 50.000 K Geldstrafe oder zu 24 Stunden Arrest, wobei als mildernd die un leidlichen, anscheinend durch beide Ehegatten verschuldeten Verhält- nisse in dieser Ehe angenommen wurden. * § Tausend Gukden jährliche Renke. Wien, 11. Juli. In einem auf Valorisierung einer Friedensrente eingebrachten Klage ist nunmehr im schrifüichen Wege das Urteil erfolgt. Der im Jahre 1903

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Neueste Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 11.08.1928
Umfang: 6
ge- -' « Mv'kt zu haben, wegen Z e u g n i s o e r w e i g e ru n g zu 25 8 iMUsat s ^Mtrafe verurteilt. Sie verweigerte nämlich auf die Fraoe des Itt CtltP Achters, ob sie den Namen dieses Herrn wisse, jede Auskunft, feöaües «r Richter drohte ihr damals an, sie unnachsichtlich für sechs jUftM " “ ür öere« m Dos gar veo ira -ürftip nach lar, ei«t licht Bs wieöek mw folgt.) -,v„ in den Arrest zu schicken, wenn sie bei der nächsten Ver- Mvlung den Namen des Herrn nicht nennen werde. Bei der i%en Verhandlung

verzichtete die Angeklagte, um ihrer Freun- sm den Arrest zu ersparen, auf die Einvernahme dieser Ent- Mtungszeugin. Dagegen wurde die angeblich bestohlene Amelie Trauer als äeugin einvernommen. Richter: Wie sind Sie denn auf den diebsiahl gekommen? — Zeugin: Ich Hab' den Reifen in der Kanteitasche der Angeklagten gefunden. Mir ist etwas vom Inster heruntergefallen. ich bin hinuntergelaüfen und Hab' mir JH borzimmer den ersten besten Mantel umgehängt, es war der Mntel der Angeklagten. In der Tasche

, wenn auch das Muster im großen und ganzen dasselbe bleibe. Die Schwester der Angeklagten behauptete als Zeugin mit aller Bestimmtheit, daß der Reifen Eigentum ihrer Schwester fei. Auf Grund der widersprechenden Zeugenaussagen fällte der Richter mangels an Beweisen einen Freispruch § Im Rausch von der Elektrischen gestürzt. W i e n„ 10. Aug. Vor dem Strafbezirksgericht hatte sich gestern der Stvaßenbahn- schaffner Franz K o u h u t wegen Gefährdung der körperlichen Sicherheit zu verantworten. Es wurde ihm zur Last

in der Hand hielt und leicht angeheitert war, am Wagen hängen bleiben würde, habe er (Angeklagter) nicht voraussehen können. Nun wird der Maurergehilfe Mader als Zeuge einvernommen. — Richter: Wieso sind Sie hängen geblieben? Zeigen Sie mir das hier. — Zeuge: Dös kann i grab net, aber sagen kann i's Jhna, Herr Richter. — Richter: Sie haben sich eine Wurft ge kauft. Waren Sie da zuerst nicht in einem Wirtshaus oder beim Äranutweiner? — Zeuge: I war do arbeitslos, mit was wär' i denn gangen? — Richter

: Vielleicht hat Ihnen wer was zahlt? No, wie mar also die Sache? — Zeuge: I Hab' ko Signal net g'hört, dafür hat's mi auf amal beim Aermel gnumma un-d i bin scho mit a. — Richter: Wie weit sind Sie da mitgegangen? — Zeug e? Gangen? Dazua Hab' i ka Zeit g'habt zum Mitgeh'n. — Richter: Es hat Sie also mitgeschleift? Mehr am Rücken oder am Index? — Zeuge: No, mein Ruck'n hat's scho urndli g'straft. I bin do drei, vier Täg' g'Iegen. — Richter: Hat's weh getan? — Zeuge (eifrig): Freist hat's weh tan. — Rich

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Neueste Zeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 22.07.1928
Umfang: 8
, die Strafverfügung wurde auch aufgehoben, dagegen wurde aber gegen Pauker hinterher die Anzeige wegen Amts- ehrenbeleidigung erstattet, da er in bezug aus die Amts handlung den Ausdruck „Frechheit" gebraucht haben soll. Richter: Haben Sie den Ausdruck „Frechheit" gebraucht? Angeklagter: Es ist möglich, daß ich so etwas gesagt habe, ich habe aber nicht damit das Vorgehen 'des Wachmannes gemeint, sondern habe zu einem Herrn, der mich fragte, was denn' los sei. gesagt: „Es ist doch eine Frechheit. 5 Schilling

.für die Vorstellung zu .verlangen und dann sie zu stören." Ich hübe damit die gemeint, die sich da in eine Sache einmischen, die sie nichts angeht, denn ich habe der Aufforderung des Wachmannes sofort Folge geleistet. Richter: Ich will hier seststellen. daß der Wachebeamte tatsäch lich -keine Anzeige wegen Amtsehrenbeleidigung erstattet hat. Es wird sodann der Wachebeamte Josef Fleischer als Zeuge ein-vernommen. R-ichter: Also schildern Sie mir den Vorfall und weshalb Sie keine Anzeige erstattet haben. Zeuge

: Ich -habe den Angeklagten aufge-fordert, von der Akten tasche heruntevZust eige n. Richter: Warum denn? Zeuge: Na, es könnte eine Panik ausbrechen. Richter: Das haben Sie ihm während der Vorstellung gesagt? Zeuge: Nein, sie war grab unterbrochen, es war eine Kl-atsch- pause. Mchter: Haben Sie das Wort „Frechheit" gehört? Zeuge: Jawohl, ich bin ja hinter ihm gestanden. Angeklagter: Ich hatte den Eindruck, daß der WaÜMann sich an mich heranschlich und zuhorchte. Mchter szum Zeugen): Warum haben Sie keine Anzeige

er stattet? Zeuge: Weil meiner Ansicht nach eine Amtse-hrenbeleidigung nicht vorlag. Richter: Sehr richtig! Warum liegt denn keine vor? Zeuge: Ich bin fa hinter ihm gestanden, er hat mir ja nichts ins Gesicht gesagt, und -die Amtsehrenbeleidigung muß von Ange sicht zn Angesicht erfolgen; so steht es im Gesetz. Richter: Sehr richtig! DeshaM spreche ich den Angeklagten frei. 8 Schwindel auf Konto der Nationalsozialisten. Aus Wien wird berichtet: Nach kleinen Anfängen in seiner Heimatstadt Mödling

, weil sie als zwölfjähriges Mädchen von der Mutter zur Lasterhaftigkeit gezwungen wurde und weil die Mutter sie zwang, mit 15 Jahren «den o-Osährigen Haj-du zu heiraten. Der «wilde Baron". Wien, 21. Juli. Der gewesene Artist und nunmehrige Ausrufer einer Praterbude Friedrich Stern stand gestern vor Gericht unter der Anklage des Diebstahls. — Richter: Da zeigt der Johann Paw 1 e r an. daß -ihm am 16. Juli, während er bei der Reichs-brücke badete, seine Kleider gestohlen wurden. Außerdem kam ihm bei dieser Gelegenheit

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 10 von 12
Datum: 22.06.1935
Umfang: 12
gestern im Strafbezirksgericht I vor Landesgerichtsrat Dr. V a n e - c e k statt. Schon bei Verlesung der Anzeige schüttelte sich das Auditorium vor Lachen, denn es wurde dem Altersrentner Theodor Sch. zur Last gelegt, er habe seinen Hund a b ge eicht e t, seine Frau stets in die Waden zubeißen, wenn er mit ihr in Streit gerate. Richter: Also wie ist das mit Ihnen, Ihrer Frau und dem Hund? — Angekl. (stottert): Ja, i i i . . .? I mach gar nix. — Richter: Aber der Hund! Er zwickt Ihre Frau

in die Wädeln, wenn Sie mit ihr streiten. — Angekl.: Dös is net so. Sie hat den Hund amal ghaut, dös hat er sich g'merkt, no und "... — Richter: Jetzt nimmt er für Sie Partei. Staatsanwaltschastlicher Funktionär Dr. Lieberich: Was ist das überhaupt für ein Hund? — Angekl.: A Hurrd halt. — Staatsanwaltschaftlicher Funktionär: Beschreiben Sie ihn, ist er groß, ist er klein, wie sieht er aus? — Angekl.: Na so halt. Oben silbergrau, mit Ohrwaschln. — Richter: Jetzt kön nen wir uns ihn genau varstellen (Lachen

). — Angekl.: Frü her war er Kettenhund (Heiterkeit). Die Gattin des Angeklagten wird als Zeugin in den Saal gerufen. Sie ist eine wohlbeleibte Frau, die mit einer Markt tasche und einer gefüllten Flasche darin vor den Richter tritt. — Richter: Sie heißen Eva Sch.? — Zeugin: Das wird stim men. — Richter: Wann sind Sie geboren? — Zeugin: Ja, die anen sagen, i bin sechzig, und dö andern i bin siebzig Jahr. I glaub, i bin siebzig. — Richter: Eine Frau, die sich frei willig um 10 Jahre älter macht

! Das ist eine Seltenheit! Wo sind Sie geboren? — Zeugin: Schaun S', Herr Richter, i kann net lesen, i kann net schreiben, i waß des net. — Richter: In Ungarn? — Zeugin: Na. Richter: In Italien? — Zeugin: Aber na. — Richter: Amerika? — Zeugin: Wie Kumm i dort hin? — Richter: Böhmen!? — Zeugin (freudestrahlend): Io, ja, von dort bin i her (Heiterkeit). Richter: Also wie war das mit dem Hund? — Zeugin: Mei Mann hat Kuttelfleck hambracht in an nassen Sackl. Der Hund hat immer geschnuppert und dran g'rochen, i geh vorbei

und er zwickt mi in die Wadeln. — Staatsanwalt schaftlicher Funktionär: War der Hund bösartig? — Zeugin: Na ja. in an Monat hat er mi nur des ane Mal zwickt. Richter: Sie können gehen. — Zeugin: Bitt schön, Herr Gerichtshof, kann i net a paar Schülling ham, zum Ham- fahrn. weil i kann net hatschen. — Richter: Paar Schilling gleich? Für die Fahrt nach Erdberg? Sie kriegen nur Fahr scheine, die können Sie nicht in Rum umsetzen. — Zeugin: Trunken Hab i, wia i jung war. Der Angeklagte wurde freigesprochen

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Neueste Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 15.06.1929
Umfang: 6
. Statt sich aber zurückzuziehen, begann sie die Mau Sch. zu beschimpfen. Dem Eugen Sch. ries sie vor allen Echten zu: „Sitzst Du schon wieder mit einem schwangeren Weib i rm Wirtshaus?" und die Frau selbst apostrophierte sie mit dem freundlichen Wunsch: „Fünf Kinder sollst Du kriegen und zer reißen soll es Dich!" Vor Gericht spielte Philomena die platonische Freundin und erklärte schlankweg, alle Zeugen, die die unter Anklage gestell ten Aeußerungen bestätigten, sagen nicht die Wahrheit. Der Richter

besuche. Zu Silvester sei er sogar mit oer Frau nach Mitternacht eingehängt gesehen morden und einmal habe er ihr in der Nacht mit einem zweiten Mann ein Ständchen gebracht. P. stellte alle diese Begebenheiten als harmlos hin und exklärte, er könne dis gelegentlichen zufälligen Zusammenkünfte mit der Frau St. nicht vermeiden, weil er bei deren Mutter angestellt sei und keine Ursache habe, die Frau seines früheren Freundes vor den Kopf zu stoßen, wenn sie seine Gesellschaft suche. Der Richter ging

Mer tens ausgenommen. Als er, Richter, sich nach Hause bege ben wollte, Hütten ihn die Transportbegleiter darauf auf merksam gemacht, daß Frau Mertens im Sterben liege. Als er in den Saal kam, sei sie bereits tot ge wesen. Er sei dann zur Polizeiwache gegangen und auf seinen Wunsch sei der Polizeikommissär noch in der Nacht herbeigeholt worden. Der Vorsitzende machte den Angeklagten darauf auf merksam, daß er im Lause seiner Aussagen sehr ver schiedene Angaben gemacht habe. Das Gift habe er dabei

nicht genannt. Auf der Wache habe er etwas m den Ofen gewor- feu, das, nach der Ansicht eines Polizeibeamten, einem Röhrchen ähnlich gesehen habe. Dr. Richter antwortete, seine verschiedenen Aussagen seien darauf zurückzuführen, daß er keine Zeit zur Ueber- legung gehabt hätte. Das Gift sei von ihm absichtlich verschwiegen worden. Frau Mertens müsse sich das Gift mittels Stuhlzäpfchen selbst in den Darm emgeführt haben. Dr. Richter wurde dann noch darauf aufmerksam gemacht, daß das Gift durch die Magensäure

unwirksmn gemacht werde. Er erklärte darauf, das ser ihm nicht bekannt gewesen. Die Zeugenaussage«. Die Schwester der Frau Mertens erklärte, sie habe Käthe des öfteren gesagt, sie solle von Richter ablassen, der doch nichts von ihr wissen wolle. Ueber die Vorfälle in S i m m e r a t h sagte sie aus, sie habe mit ihrer Schwe ster zusammen in einem Hotelzimmer geschlafen, habe aber aus verschiedenen Anzeichen den Eindruck gewon nen, daß zwischen Käthe und Richter ein intimer Ver kehr stattgefunöen

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 24.12.1935
Umfang: 8
Ar ZuWmiWll an -je Richter Zu der kürzlich abgehaltenen Hauptversammlung der Bereinigung der österreichischen Richter, die unter dem Vorsitz des Präsidenten Dr. Hotter tagte, hatte sich auch Iustizminister Dr. Winterstein eingesunden. Justizminister Dr. Winterstein erinnerte an die Zeit der Gründung der Richtervereinigung, in deren Ausschuß er viele Jahre tätig gewesen sei, und sagte: Ich bin bei Ihnen vor allem deshalb erschienen, um meine innige, unlösbare Zugehörigkeit zu den Ideen

der Richtervereinigung zu dokumentieren, zu den Zie len, Wünschen und Nöten der Richterschaft. Die meisten von Ihnen kennen mich lange genug, um mir zu glauben, wenn ich Ihnen versichere, das; es mein hei ßes Bemühen sein wird, die Härten, die durch die Sparmaßnahmen eintreten sollten, soweit es möglich ist, abzufchwächen. Der Minister gab dann einen Vergleich der Vergangenheit mit der Gegenwart. Er erinnerte an die Zeit, da die Richter im Grauen Hause in einem ungeheizten, kaum adaptierten Straf- anstaltszimmer

ein kärgliches Mittagsmahl zu sich ge nommen haben, wo hungernde und frierende Richter in Rechtssachen entschieden, bei den die Streitsummen, gemessen an ihren wirtschaftlichen Verhältnissen, eine phantastische Höhe gehabt haben. Mit diesen Verhält nissen ließen sich die heutigen Zustände, die Sparmaß nahmen inbegriffen, gewiß nicht vergleichen. Damals wäre uns der jetzige Zustand wie der unerfüllbare Wunschtraum eines goldenen Zeitalters vorgekommen. Aber gerade in diesen Zeiten des Elends, meine Her ren

. hat die pflichtbewußte, selbstlose und aufopfernde Amtsführung der Richter und die absolute Reinheit der Rechtsprechung einen glanzvollen Gegensatz ge bildet zur Korruption, die sich damals eingefressen hatte. Um einen Stand, der eine solche Kraftprobe be standen hat, braucht uns nicht bange zu sein! (Beifall.) Wer in Oesterreich sich dazu entschließt, Richter zu werden, der hat sich zur Selbstlosigkeit verurteilt und hat darauf verzichtet, Reichtümer zu sammeln und ein bequemes Leben zu führen. Wenn ich gerade

so wie meine Vorgänger besonderen Wert darauf lege, Söhne von Richtern in den Iustizdienst aufzunehmen, so hat das seinen guten Grund darin, daß diese jungen Leute die einfache, bescheidene Lebensführung und die selbst verständliche, absolute Pflichterfüllung als ihr Erbe, meist als ihr einziges Erbe, mitbringen. Hier komme ich zu einer brennenden Frage, zur Frage des richterlichen Nachwuchses überhaupt, die uns schon bei Gründung der Richter vereinigung und dann später sehr stark bewegt hat. In vielen Diskussionen

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Neueste Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 02.09.1930
Umfang: 6
. In der Verhandlung erklärte der Be- We, die Darstellung seines Datiers fei unrichtig. Er zahle WImäßig seinen Zins und wenn Streitigkeiten im Haufe vor- ^mmen, so werden sie stets nur durch den Dater verursacht. W darüber Beweise abzuführen, vertagte der Richter die Der- daMung und forderte Regierungsrat Wittmann auf. das Pro fil zu unterfertigen. Der Kläger erklärte nun mit lauter °MML, er unterschreibe nichts und schrie dann im Gerichtssaal weiter herum. Der Richter ermahnte ihn und meinte, es We keinen guten

Eindruck auf das Gericht, wenn der Kläger ^ derart herumschreie. Darauf meinte Regierungsrat Witt en zum Richter schreiend: „Sie machen auch einen mießen Andruck aus mich." «egen dieser Aeußerung belegte der Richter den Mann mit "stt Ordnungsstrafe in der Höhe von 100 8. Der Vertreter Mmanns versuchte nun seinen Klienten zu beruhigen und moerte ihn aus, sich beim Richter zu entschuldigen. Daraufhin dvr Mann gegen seinen eigenen Anwalt gewendet: ' öet lassen Sie mich in Ruh, Sie Tepp!" Regierungsrat

Wittmann begann sich nun wie ein Tobender ^^barden. Ununterbrochen lief er im Gerichtssaal herum und N Beschimpfungen aus. Das Benehmen Wittmanns veran- We nun seinen eigenen Anwalt, den Antrag zu stellen, den JfJ* die außerstreitige Abteilung zwecks Einleitung des Ent- ^3ungsverfahrens abzutreten, da Regierungsrat Wittmann lienstchtüch Mistig gestört ist. Der Richter gab. da er derselben mung war, diesem Anträge statt und widerrief auch aus nJSS Grunde die Ordnungsstrafe. Run wurden zwei Iustiz

in 3 :31; 2. W. A. F. in 3 :35.2 und 3. Slavia (Brünn). Das Meeting wird fortgesetzt. Beim erstklassigen Meisterschaftsspiel der Saison gewann „Ni cholson" gegen „Sportklub" 5:2 (2:0); zwei zweitklassige: „B. A. C." gegen „Donau" 5:0 (3:0), „Hakoah" gegen „Weiße Elf" 2:1 ( 0 : 1 ). Angeklagter: I bin a glernter Schneeschaufler. Herr Richter. Und weil im Sommer ka Saison für mei Gschäft is, muaß i mi ncnh aner andern Beschäftigung umschaun, damit i was verdien. Richter: Und in was bestehen denn diese Beschäftigungen

? Angeklagter: I bin net kapriziert und i arbeit alles, aber nur net in aner Tour, weil i a bißl schwach auf d' Füaß bin. Amal bin i in aner Molkerei als Milliausträger angaschiert, an anders mal ha i für an Obstpracker (fahrender Obsthändler) dev Aus- ruafer gmacht. Und i nimms mit meine Pflichten sehr genau, Herr Richter. Richter: Aber eine Beschäftigung haben Sie vergessen, die mich am meisten interessiert: die Bettelei. Angeklagter: Aber Herr Richter, is ja eh net viel drüber z'reöen. Schaun S'. wann

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 8 von 10
Datum: 01.05.1936
Umfang: 10
, revidierte Bücher. Aber nur einige Tage, dann war es ihm zu lästig. Horst ging seine eigenen Wege, strich wieder bei Babett herum oder saß bei der geliebten Großmama. Richter sagte ihm, er werde wiederkommen und Rich ter lügt nicht. Richter hat noch nie gelogen. Der Bub ist davon überzeugt, eher wird die Welt einstürzen. Wer es vergehen Tage und Wochen. Sie zehren an dem kleinen Mann. Und eines Tages kommt er zu Tante Mary. „Entschuldige, liebe Tante, darf ich dich um etwas bitten?" „Ich bin erfreut

, daß du auch einmal den Weg zu mir findest." „Laß mich Herrn Richter holen!" Lady Mary hebt die Augenbrauen. „Herr Richter hat feine Stellung selbst gekündigt und Onkel Ferdinand braucht keinen Inspektor mehr! Herr Richter hat ihm das selbst gesaA." „Ich möchte ihn als Lehrer haben! Ich weiß, wenn du gestattet, daß ich ihn hole, dann kommt er. Ich will auch fleißig lernen —" „Aha, also ein richtiges Komplott. — Das muß Onkel Ferdinand entscheiden." „O bitte, Tante, bitte rede mit ihm — ich will dich auch sehr lieb haben." Mary lächelt

. „Schau, wie der kleine Horst auf einmal nett sein kann?" „Ich will dich nie mehr betrüben. Ich weiß, ich war manchmal unartig." Mary berührt es merkwürdig. Was hatten sie nur alle an diesem Richter! Auch Mama war stiller ge worden, seitdem er fort war. „Bald wird deine Tante Ines aus England kom men, dann hast du wieder jemand." „O, ich freu mich auf Tante Ines, aber es wird noch schöner werden, wenn Herr Richter dabei ist. Wirst du mit Onkel reden?" Mary Zögert. Warum sagt sie nicht einfach nein

man ja auch haben. Ich muß noch viel lernen. O> du glaubst nicht, was ich dumm bin. Und wenn schon einer kommt, warum nicht Herr Richter? Er könnte ja auch noch den Inspektor nebenher machen, wenn es nötig ist. Dann sparen wir —“ „Du bist ein guter Diplomat", lacht Mary. „Gut, ich werde mit Onkel reden." „Tante!" jubelt Horst und ergreift Marys Hand, drückt einen Kuß darauf. Mary ist es seltsam. Noch nie hat ihr der Junge die Hand geküßt. „Aber, Horst, weißt du auch, daß sich Herr Richter

nicht einmal bei mir verabschiedete, als er fortging?" Das klingt fast feindselig. Horst steht starr, sein frisches Bubengesicht verfärbt sich. „Unmöglich! Herr Richter ist ein Kavalier." „Er scheint es aber nicht immer zu sein." „Dann muß er einen Grund gehabt haben." „Jetzt wirst auch du unartig, Horst." „Nein, verzeih, ich habe mich falsch ausgedrückt. Vielleicht meinte er, du seist böse auf ihn und hat sich nicht getraut." „Auf jeden Fall kann ich ihm nicht nachlausen." „O, das ist auch nicht nötig, das tue

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Seite 5 von 8
Datum: 19.07.1930
Umfang: 8
. Er hatte eine unheimliche Gemalt in seinen Blicken, ganz besonders aber in seinen Haaren. Es geschah einmal, daß ich mit Blymier einen Streit hatte. Seither war es um mich geschehen. Meine Frau hat mich verlassen, mejne Kühe sind elend zugrundegegangen. Ich konnte kernen Schlaf finden, ich war nicht mehr ich. Nun ließ ich mrr, um diesem Zauber zu entgehen, eine andere Hexe kom men. Die gab mir denn auch einen guten Rat..." Erschöpft hielt der Mörder inne, und Geschworene und Richter warteten gespannt, was nun kommen

. Gerechtigkeit int Eilzugstempo. Aus Wien wird geschrieben. Ehren beleidigungstag vor dem Favoritner Strafrichter. Richter: Herr Wolfgang Kral, Sie haben der Frau Steinin- ger die schwersten Beleidigungen an den Kopf geworfen. Sie werden sich entschuldigen. Klägerin: Er muß auch was zahlen. Richter: Zehn Schilling für die Rettungsgesellschaft. Also. Herr Schriftführer, schreiben Sie: Der Angeklagte bedauert auf das M .fste . . . Angeklagter: I bin arbeitslos. Richter: . . . und verspricht, in Zukunft Ruhe

zu geben. — Eiwerstanden? Klägerin: Aber ja. Angeklagter: Aber ja, aber zahlen kann i nix. Richter: Einstellung des Verfahrens nach § 46/3. — Die nächste Sacke ■ . . Richter: Aloisia Wacha, Sie haben das Ehepaar Wika be leidigt. Da werden Sie sich ebenfalls entschuldigen. Angeklagte: Ja ne umin deutsch. Richter: Da müssen Sie sagen „ja ne umin nemeckz". Aber Sie verstehen ohnedies ganz gut nemeeky Angeklagte: Oh nein, Pan Richter, ich nix verstehn nemecky. Richter: Dann werden Sie ausgefordert

, einen Vorschuß von 60 Schilling für einen Dolmetsch zu erlegen. Die Verhandlung wird vertagt. Angeklagte: Iöh, das sein viel Penisse. Richter: Also erlegen Sie vorläufig 20 Schilling. Schluß. Weiter! Richter: Herr P i n g, Sie haben den Herrn Tampian beschimpft. Angeklagter: Das ist nicht richtig. Die Sache war so: Ich Hab. . . " Richter: Wenn Sie nicht geschimpft haben, sondern was ande res getan haben, so interessiert mich das nicht. Wo ist der Zeuge? Saaldiener: Der Zeuge ist nicht erschienen. Richter

: 50 Schilling Ordnungsstrafe für den Zeugen. Vertagt. Gehen wir weiter. . . Richter: Frau Hornizek, Sie haben zur Frau Urnaus „Bißgurn" gesagt. Entschuldigen Sie sich und zahlen Sie die Kosten. Das kostet 32 Schilling. Klägerin: Und zehn Schilling für die Rettungsgesellschaft muß sie auch zahlen. Richter: Also seien Sie auch eine Wohltäterin. Angeklagte: Ich Hab zwar nichts gesagt, aber da ist das Geld. Richter: Geht in Ordnung. — Pause bis 10 Uhr. Bitte den Saal zu lüften. Eine dramatische Szene im Stinnes

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Seite 6 von 8
Datum: 09.11.1928
Umfang: 8
. Richter: Das ist wirklich ein starkes Stück, was Sie sich da geleistet haben. — Angeklagter: Die Simperl habe ich nicht mehr verwendet. — Richter: Aha, deswegen haben Sie sie neben dem Backofen auffleftellt, damit es die Läuse schön warm haben und sich vermehren. — Angeklagter: Ich habe die Simperl schon ver brannt. — Richter: Das ist recht Aber wie ist das müt den Schub laden? — Angeklagter: Das ist gar nicht wahr, die waren ganz rein. — Richter: Ra. wenn das im Revision sbesund steht, wird schon

was dran sein. Was verdienen Sie denn? — Angeklagter: Ro. mein Gott! — Richter: No, wieviel ist das. „no, mein Gott"? — Angeklagter: Biel zu tun habe ich net. — Richter: Um so ärger. Nachher haben Sie den ganzen Tag Zeit. Läuse zu suchen. Weil Sie noch unbescholten sind, bekommen Sie 50 Schilling Geldstrafe oder 48 Stunden Arrest. Auch bei dem Bäckermeister Leopold Weichselbraun wur den 'bei einer Revision in den Backkörben Simperlläuse vor gesunden.— Richter: Wie verantworten Sie sich? — Angeklagter

: Schau'» Sie, Herr Richter, es war während der Urlaubszeit im Sommer... — Richter: Ich weiß schon, im Sommer wachsen diese Läuse besonders gut. 60 Schilling Geldstrafe oder 48 Stunden Arrest. Als vor einigen Monaten der Musiker Hugo Holzinger durch die Hernvlser Hauptstraße nach Hanse ging, sielen ihm im Geschäft des Selchermeisters Franz Wewerka sehr schöne Schweins grammeln auf. Als er sie zu Haufe verspeisen wollte, machte er die Entdeckung, daß i n den Grammeln Insekten aus- gebacken

langen Insektes gefunden. Gestern verantwortete sich Wewerka dahin, datz er sich nicht erklären Könne, wieso das Ungeziefer in die Grammeln hinein kommen konnte. — Richter: Heben Sie das Holz, das Sie zum Heizen verwenden, in Ihrer Werkstätte auf? — Angeklagter: Dazu verwende ich kein Holz. Die Grammeln werden auf dem Gasofen erzeugt. — Hugo Holzinger als Zeuge: Ich Hab immer beim Wewerka eingekaust, well er sehr gute Sachen hat. Auch die Grammeln waren damals sehr schön. Ich Hab auch schon ein Paar

davon gegessen gehabt. — Richter: Was, gegessen? Ja. ist Ihnen denn das Ungeziefer nicht gleich ausgefallen? — Zeuge: Woher denn, das war schön ausgebacken, ganz mit Fett durch tränkt. Wie ich dararrsgebissen Hab. ist mir aber der Bissen im Munde stecken geblieben und ich Hab den Appetit verloren. — Richter: Das glaub ich! — Zeuge: Ich hätte ja keine Anzeige erstattet, wenn man mich am nächsten Tag im Geschäft angehört hätte. Der Richter verurteilte den bereits vorbestraften Angeklagten

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Seite 5 von 6
Datum: 16.07.1930
Umfang: 6
man sein Buch lesen und alles ins Gegenteil verkehren. Er hat offenbar bei der Gestaltung des idealen Ehemannes klugerweise sich selbst als ab schreckendes Beispiel vorgenommen und dem vollkom menen Ehemann alle die Eigenschaften zuerkamtt, die er selbst nicht besitzt." Da ihr Körper noch ganz junge An zeichen seiner „Liebe" aufwies — nämlich blaue und grüne Flecken — sprach der Richter die Scheidung aus, zumal der Professor Augab, daß er wohl hin und wieder einmal seine Frau „unsanft" angefaßt

habe. Der Richter gab ihm den Rat, vor dem Eingehen einer «enen Ehe sein eigenes Buch eindringlich zn studieren, damit er in Zukunft dem von ihm geschil derten Ideal des Ehemannes ähnlich werde. Der Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Buschmann (Kitzbühel) wies darauf hin, daß die Angabe der beiden Wilderer bezüglich der erlegten Rehgeiß nur ein Scherz gewesen sei, da sie einem Bekannten, den sie begegneten und der sie ausfragte, dieses Mär chen erzählt hätten; den unerlaubten Pirschgang, der aus ererbter Iagdlust

vor dem Fünfhauser Strafrichter. — Rich ter: Also, Frau H., Sie haben dem Herrn R. zugerusen: „Sie sind ein Schweinehund!" — Angeklagte: Wenn i dös gsagt hätt. hätt i meine Baner glei zsammklaubn können, der Herr N. hätt mi in Stückln grissn. Im Gegenteil, i Hab in mei Wohnung flüchtn müaßn. (Weinerlich.) Schaun S', Herr Richter, i bin ner venkrank, gichtig, mei Tochter liegt am Friedhof und i muaß ihr Kind erhaltn, kopfleiüend bin i a, schaun S', Herr Richter, wie i am ganzn Körper zitier. — Richter

: Sie können ja auch Platz nehmen. Wie wäre es übrigens mit einem Ausgleich? — Privat ankläger: Dös gibts net, dö Zeugn müstn her. — Richter: Seit wann seid Ihr Nachbarn? — Kläger: Seit achtzehn Jahren. — Richter: Uird wie alt seid Ihr? — Kläger: I bin siebzig Jahr. — Angeklagte: 63 war i grad zum Umgang. — Kläger: Ja, wenn ma jeder extra dö Wasserleitung hättn, wär ka Streit net. — Richter: Ein Glück, daß Ihr die Wohnung nicht gemeinsam habt. — Zeugin Iosefine Kl.: Dö Frau H. hat gschrien zum Herrn N.: ,I mach

Sie aufmerksam, Sö habn mi vergewaltig» wolln und i werd Sie klagn wegn Notzüchtigung." Der Herr N. hat drauf gsagt: „Sie. bei Ihna möcht mir grausn." (Heiterkeit.) Drauf hat dö Frau H. gsagt, er is a Schweinehund und a Schwein. — Richter: Am gescheitesten ist es. Frau H., wenn Sie eine Ehren erklärung abgeben, Sie haben ohnedies nur 26 Schilling Pfründe monatlich, wie werden Sie denn die Strafe zahlen? — Kläger: Sie verdient eh no was dazu und i verdien gar nix. — Ange- klagte: Was? Jeden Sonntag gehn

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Seite 5 von 6
Datum: 08.02.1930
Umfang: 6
vor Entlsetzen Da legte der Hausbesorger weiter los: „Lausbua, Sö schlsichn da heruim, damit S' einmal an Einbruch verüben können!" Und der unsanften Rebe folgten auch zwei Ohrfeigen. Der Student brachte gegen Modi die Ehvenbeleidi- gungsklage ein. Richter (nach Derlefung der Anklagle): Was sagen Sie dazu? — Angeklagter (ein großer, starker Mann): Großartig aufge bauscht ist alles. Der junge Mann ... — Richter: Sagen Sie gefälligst Herr, wie sichs gebührt. — Angeklagter: Bei mir ist er zwar noch ka Herr

, aber weil Die 's wollen, sag i ,H>err" zu eahm. Also, der Herr hat ka Recht net. sich ohne mei Erlaubnis in der Nacht im Haus aufzuhalten. — Richter: Das ist mir nen. Seit wann muß man den Hausbesorger darum um Erlaubnis bftten? — Angeklagter: I Hab net amal gwußt, wer er ist. — Richter: Also bei Ihnen muß sich jeder vorstellen, der ins Haus kommt? — Angeklagter: I muß immer wissen, wer da is. weil sich die Parteien vor Einbrechern fürchten. — Richter: Haben Sie Schimpfworte gebraucht? — Angeklagter (schreiend): Was waß

denn i? — Richter: Schreien Sie nicht, sondern antworten Sie anständig! — Angeklagter: Pardaun, Herr Richter, i bin a alter Dragoner und red wie mir der Schnabel gwachsn is. — Richter: Verhalten Sie sich etwas ruhiger. — Angeklagter: I bin sch>on kalt wia a Preßwurscht und phlegmatisch wiar a Engel Wann mir aber die Geduid reißt ... — Fräulein Hilde als Zeugin: Der Hausmeister hat meinten Bräutigam beim Kragen geipackt und hinausgefchmissen. Da>nn hat er Hm zwei Ohrfeigen gegebe

>n und mir auch eine. — Angeklagter: I greif ka Weib überhaupt net an. Der Fräuln, dem Weib da. Hab i gar nix tan. — Klageoertreter: Schon wieder eine neue BeleDigung. — Angeklagter: (gering schätzig): So a Backhendl schau i net amiÄ an. — Richter: Be nehmen Sie sich anständig. — Angeklagter: I kainn do net so a Bischkotten anrühren. (Hefterke>it.) — Richter: Ich sehe schon, ick muß Sie .disziplin>ieren. — Angeklagter: I kann do net tanzen und singen, ivann i angeklagt bin. — Richter: Sie reden aber zu viel. Ich verurteile

Sie zu vier Tagen Arrest. Haben Sie das Urteil verstanden? — An>gsklagter (stellt sich Habtacht): Zu Befehl. — Richter: Nehmen Sie an? — Angeklagter (verneigt sich tief): Vollständig. Danke ergebenlst. — Richiter: Und wann treten Sie die Strafe an? — Angeklagter (höflich): Wie es Ihnen angenehm ist. Herr Richter. — Richter: Dann bleiben Die gleich da. — Angeklagter (erschrocken): So gschwinü Hab i 's grad net gmant. Herr Richter. (Heiterkeit.) — Richter: Ich werde Ihnen das viele Reden schon austreiben

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Seite 5 von 6
Datum: 01.08.1930
Umfang: 6
es ihm aber teilweise doch ab und die beiden beschlossen, den Rest sobald als möglich an den Ann zu bringen. Sie fanden auch bald Gelegenheit, dem zu fällig im Haufe anwesenden E. das Fett anzubieten. Nun hatten sch die beiden heute vor dem Schöffengericht (Vorsitzender OLGR. Wolf) zu verantworten. Siwak wurde dabei zu zwei Mo naten Kerker, A. T. wegen Diebstahlsteilnehmung zu vier Wochen strengen Arrests verurteilt. „Herr Richter, nur zwa Worte." Der Richter kommt sich wie beim Turmbau m Babylon vor. . Dien

, 30. Juli. Iettl L e i b l steht, beschuldigt, von der Markt- ttou Frau Swoboda am Brunnenmarkt einen Schilling ent- Mndet zu haben, vor dem Fünfhauser Strafrichter. Richter: Sind Die leidend, Frau Leibl? — Angeklagte: Oi, weh jJM, und wie ach leidend bin, oi joi joi. — Richter: Dann setzen M sich. Sind Sie vorbestraft? — Angeklagte: O, joi joi, Äö «chand, so e Frog. Noch nie in mei Lebn war ach vor e Gericht. ^Richter: Ledig oder verheiratet? — Angeklagte: Haßt e Frag, Mg bin ach, soll ach

sein verheiratet, Herr Richter? (Heiterkeit.) 7 - Richter: Sie haben zugeschaut, wie am Brunnenmarkt eine MU von der Marktfierantin Maria Swoboda acht Eier gekauft M und einen Schilling dafür hinlegte. Sie nahmen sich zwei mr und behaupteten, dieser Schilling sei von Ihnen. Deshalb iM Sie angeklagt. — Angeklagte: Herr Richter, nur zwa Worte, wrn ach redn? Es ist gewesen, ach waß noch so wie heit, Fron- Echnam. bin ach gegangn am Brunnenmarkt zu kaufen Eier. vaiDijoi is das gewesen geworden e Einkauf. Herr

Richter, ich M gewesen beim Stand, wenn es nicht wahr ist, soll ach nix leben hundert Jahr (Heiterkeit), ganz beim Pult (zeigt am MUchtstisck umher), da is gewesen die Eier, da is gewesen die Mer und dort, wo Sie sitzen, Herr Richter, das Mehl (Heiter- ??*)•' Ach Hab gar nix gesehen die Frau neben mir stehen. Leg m e Schilling, will haben mei Geld zurück, sagt die Frau, das ! 5 M Schilling, was gewesen is mei Schilling. Nicht um hundert- Schilling mecht ach haben e so e Wirbel wegen den Shilling

. Auf zehn Jahr haben se gsagt, werden se mach ein- iperrn und jetzt tun se mach daweil erst verdächtigen (Heiterkeit). Richter: Sie haben ja noch ein Malheur. Sie sind angeklagt, M Sie sich im Jahre 1920 unrichtig gemeldet haben. Sie haben M länger gemacht. — Angeklagte: Oijoijoi, Gott, bin ach ge- °Mezt, ach war damals so zerstreut und nervös, daß ach mach letzt nix mehr erinnern kann. Gott soll mach verdammen in ?' e Drundhöll hinein, wenn ach werd mei Ehr hergebn. — Rich- Lassen Sie mich doch endlich

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 7 von 8
Datum: 09.06.1938
Umfang: 8
(Staatsanwalt Dr. Ruppik) wegen des Verbrechens der schweren Körperverletzung. Richter: Wie kommen Sie dazu, mit einem Revolver so herumzuschießen? Angeklagter: Ich wollte nur einen Schreckschuß ab geben. - Richter: Das ist doch kein Vorgang, mit einem Re volver durch eine geschlossene Türe zu schießen, wenn man 'weiß, daß sich dahinter Menschen befinden. Einen Schreck schuß hätten Sie auch in die Luft abgeben können. Warum streiten Sie denn überhaupt mit Ihrem Sohne? Sind Sie ruf dessen junge

Wirtschafterin vielleicht eifersüchtig? Angekl.: Nein, aber sie bekommt alle Augenblicke ein neues Kleid und ich den bei der Hofübergabe vereinbarten Anzug nicht. Aus dem Beweisverfahren und der Aussage der Wirt schafterin ergab sich, daß vom Sohne alle bei der Hofüber gabe vereinbarten Bedingungen eingehalten wurden und der Bauer ohnehin drei Anzüge besitze. Der Richter verurteilte den Angeklagten zu fünf Mo- naten strengen Arrest, bedingt auf 3 Jahre. Die verletzte Wirtschafterin behielt

des Gesetzes wacht auch im Ziller tal, und der röhrenbrauchende Bauer und sein geschäfts tüchtiger „Lieferant" wurden ausgesorscht und verhaftet. Gestern standen beide vor dem Einzelrichter OLGR. Dr. Kvlnberger (Staatsanwalt Dr. Ruppitz). Richter: Bekennt Ihr Euch schuldig? Kröll: Gelle wohl, Herr Richter. Richter: Wer ist denn zuerst aus den Gedanken gekom men. die Röhren zu stehlen? Das schlaue Bäuerlein deutet mit dem Kopf zu Kröll und meint leise: Cr da! Richtere: Ist euch denn nicht klar

gewesen, daß ihr da einen Diebstahl begeht. Ihr mußtet doch wissen, daß dl- Gegenstände der Bundesbauverwaltuna gehören! Kröll: Sell schun. Herr Richter. Aber es rscht schun woltan alts Zuig gwösen, verbogen und verbeult, und da hun i ma gedenkt, daß dös absichtlich ifcht liegen blieben. Richter: Das kann nicht stimmen, daß die Röhren so unbrauchbar waren, denn die Eigentümerin schätzt den Schaden auf 593 Schilling. Kröll: Bua, dös ischt viel zu viel! Da auch der Verteidiger des Bauern, RA. Dr. Strehle. den Wert mit höchstens

200 Schilling annahm und der Richter sich dieser Ansicht anschloß, wurde Kröll zu drei Monaten schweren Kerkers verurteilt. Der Bauer erhielt zwei Monate strengen Arrest, bedingt auf zwei Jahre. Falsche zrngenanssage I N n s b r u ck, 9. Juni. Der im Jahre 1900 in Budapest geborene und dorthin zuständige Schlossergehilfe Jmre Hollo wurde am 1. Fe bruar von einem Untersuchungsrichter des hiesigen Landes gerichtes wegen eines beim Postamte Pians seinerzeit ver suchten Einbruches einvernommen und gab

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Seite 5 von 6
Datum: 13.01.1931
Umfang: 6
. Er starb an den Folgen der Vergiftung am 4. August. Da vor Gericht be zeugt wurde, daß Großfurtner von der Anwesenheit des Ratten- vertilgers wußte, trat der Staatsanwalt von der wider Rosalia Ritzberger wegen Uebertretung gegen die Sicherheit des Lebens erhobenen Anklage zurück und die Frau wurde freigesprochen. 8 Der spazierengegangene Zahn. Wien, 12. Jänner. Wo kommt denn dieser liebliche Alkoholdust her? fragte der Liesinger Straf richter. — Dös bin i, Herr Richter, der Philipp S m e s n y, ant

wortete ein Mann und trat an den Richter heran. — Richter: Aha, Sie sind der, der von dem Chauffeur Johann Neunteufel eine Ohrfeige bekommen haben soll. — Zeuge: Ane is guat. Da ham Sö sich aber recht bescheiden aus'drückt. Und a Ohrfeigen war's a net, sondern a Mordstrumm Watschen war's, dö dem Herrn Neunteufel a weche Hand eintragen und mi an Zahn 'kost't hat. Aber damit i den Irrtum richtigstell', mindestens drei Wat schen waren's. Bis zur dritten Hab' i nämli mitzählen

können, aber weiter bin i net kommen. Bei der erschien Watschen bin i umg'fallen, bei der zweiten is der Zahn außag'flogen und bei der dritten Hab' i a rote Rasen g'habt. (Heiterkeit.) — Richter: Viel leicht war der Zahn schon etwas schlecht. — Zeuge: Aber na, es war a recht a g'sunder Zahn, mit dem hätt' i Stauer aufknacken können. Aber freili, wann ma aus an Menschen hinhaut, als wann er a ausg'wachsener Ochs war', geh'n da do selbst dö besten Zähnt aus 'm Mund dauni. (Heiterkeit.) — Richter: Run, was sagen

Sie dazu, Herr Neunteufel. — Angekl.: Aber, Herr Richter, das ist doch gar nicht wahr, was der Mann da erzählt. — Zeuge: So. net wahr is? Glauben S' denn, meine Zähnt geh'n zu eahnern Vergnügen an d' frische Lust spazieren? (Lebhafte Heiterkeit.) — Richter: Weshalb soll Ihnen denn der Herr Neunteusel die Ohr feige heruntergehiM.it haben? — Zeuge: Dös is a so: Der Herr Reunteufel hat an Taxi: Und i bin Aufpasser bei an Heurigen in Peterschdorf. Da sagt der Herr Kapellmeister Plötz zu mir: „Philippus, hol

' a Taxi, da woll'n a paar Herrschaften weg fahren!" I renn um den Herrn Reunteufel, und, wia mir mit den Taxi kommen, san dö Herrschaften scho mit an andern Taxi wegg'sahr'n g'west. — Richter: Und da hat Ihnen der Chauffeur die Taxe abverlcmgt und die haben Sie mit einem Zahn bezahlt? (Heiterkeit.) — Zeuge: Ja, so is. Aber, weil i ka schlechter Mensch Eine Erinnerung an den Menschensrefferprozetz in Marburg. Der damals zum Tode Verurteilte nun als Siebzigjähriger gestorben. Graz, 12. Jänner. In Stopno

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Seite 3 von 4
Datum: 26.07.1924
Umfang: 4
es gestern vor dem Bezirksgericht Fünfhaus. Auf den Namensaufruf „Josefa S ch o t t« V wankte eine kugelrunde Frau in den Gerichtssaol, einen Niesenpack mit den Armen umfassend. Sie warf ihn innerhalb der Gerichtsbarre keu chend zu Boden. Der Pack enthielt Bettzeug. Auf oie erstaunte Frage des Richters, was dos bedeute, bemerkte Jolsfa Schottsk: „Das g'hört zum Prozeß." Der Richter liest ihr die Klage vor: Eis hat ihren Untermieter Johann Graf dadurch beleidigt, daß sie ihn bei der Polizei angszergt

hat, er habe ihr aus dem Bettzeug Federn g e st o h l e n. Ein Kriminalbeamter habe dann Hausdurchsuchung gehalten, aber nichts gefunden. Diese Anzeige sei mutwillig, wes halb die Ehrenbeleidigungsklage erhoben werde. — Richter: Ist das, was in der Klage stcht, richtig? —Beschuldigte: Freilich, sie hat mir aus dem Bettzeug, wo sie als Untermieter schlafen, Fe dern gestohlen. — Sie will dem Richter das „schüttere" Bettzeug zeigen, der aber die Prüfung entschieden ablehnt. — Richter: Sie haben ja i h n, den Herrn Johann Graf

, und nicht sie, die Frau Gras, angezeigt. — Frau Schottek: Aber ihn Hab' ich doch nicht gemeint, er ist ja ein braver Mensch, gegen ihn Hab' ich ja gar nichts. — Richter: Ihn haben Sie aber als Dieb bezeichnet und nicht die Frau. — Frau Schottek: Aber ich Hab' doch nur sie gemeint. Ich Hab' ihn angegeben, weil er doch der Mann ist, damit man weiß, wer das ist und wen ich mein'. Und ich kann schwören, daß sie gestohlen hat die Federn. Das war so: Ich Hab' schon lang be merkt, daß das Bettzeug immer schütterer

und die Federn immer weniger werden bei den Untermietern. Einmal, wie die Frau Gras geglaubt hat, ich bin weg aus der Wohnung, ist sie zum Bett ge gangen und hat sich Federn aus dem Bettzeug genommen. Ich Hab' das alles gesehen, denn ich war nicht weg, ich bin unter dem Bett gelegen. Bei diesen Worten wirst sich die Frau plötzlich zu Boden und demonstriert dem Richter liegend, mit den Händen hinter den Ohren, wie sie gehorcht und was sie gesehen hat. — R i ch t e r : Das hat doch mit der Ehrenbeleidigung

nichts zu tun. — Frau Schottek: Aber sie hat doch die Federn genommen. — Richter: Ts wird sich empfehlen, wem, Sie den Kläger um Entschuldigung bitten. — Frau Schotte?: Also gut, ich verzeihe ihm und will von der ganzen Geschichte nichts mehr misten. — Richter: Nicht Sie haben ihm zu verzeihen, sondern e r J h n e n. — Frau Schottet: Aber sie hat doch gestohlen die Federn, ich Hab' sie doch erwischt dabei. — Richter: Antworten Sie auf meine Frage: Wollen Sie sich entschuldigen beim Herrn Graf? — Frau

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Seite 6 von 8
Datum: 04.01.1931
Umfang: 8
Verletzungen, die jedoch keinen bleibenden gesundheitlichen Schaden verursachten. Sie trug bloß an den Beinen einige Schrammen und Narben davon. Sie geniigten ihr, um gegen den Millionär nun eine Schadenersatzklage an zustreu- gen, in der sie die Zahlung einer Lebensrente in der Höhe von 20.000 Dollar jährlich begehrte. Sie motiviert diesen Anspruch init der Behauptung, daß ihr die Narben an den Beinen die Wei terführung des Berufes als Tänzerin unmöglich machen. Der Richter bemühte sich in der Verhandlung

, einen Vergleich zustande zu bringen und die Tänzerin und der Millionär begannen nun leise Unterhandlungen zu pflegen. Der Richter war nicht wenig erstaunt, als Miß Bennet dann vovtrat und erklärte, daß sie die Klage zurückziehe. Nunmehr stellte sich heraus, daß die beiden im Gerichtssaal ihre Verlobung beschlossen hatten . . . * 8 Die rauhere Militärsprache. Wien, 3. Männer. Ein durch seine Begründung bemerkenswertes Urteil fällte der Hietzinger Strafrichter

und halten Sie schon einmal den Mund!" Ern Wehrmann als Zeuge: Ich hörte, wie der Arzt sagte: „Halten Sie den Mund" oder „Halten Sie die Goschen". — Richter: Das ist doch ein großer Unterschied. Können Sie die beiden Wörter nicht auseinander halten? Hat noch nie Ihr Korporal zu Ihnen gesagt: Halten Sie die Goschen? — Zeuge: Dazu ist er nicht berechtigt. — Richter: Das ist eine andere Sache, ob er es darf oder nicht, aber üblich ist es. Die weiteren Zeugen bestätigten teilweise die Klage

, während der Sekundararzt und eine Krankenschwester mit Be stimmtheit erklärten, daß der Ausdruck „Maul" oder „Goschen" nicht gefallen sei. Der Richter sprach den angeklaaten Arzt frei mit folgender Begründung: Selbst wenn der Angeklagte den nicht mit Sicherheit erwiesenen Ausdruck: „Halten Sie das Maul!" gebraucht haben sollte, hätte er dies nicht mit beleidigender oder verspottender Absicht getan, sondern nur, um dem ihm im Spital dienstlich unterstehenden Infanteristen in drastischer, aber beim Militär üblicher

Weise bekanntzugeben, was er von besten Benehmen halte. § Die „böhmische Nachtigall" und der „Prügtbock". Wien, 3. Jänner. Richter: Böhmisches Flitscherl! Besen! Luder! Ja, um Gotteswillen, Herr Rudolf Steininger, das ist doch eine ganze Musterkollektion von Kraftausdrücken, mit denen Sie die Iofefine Cerwenka beleidigt herben. Wie konnten Sw sich so vergessen? — Angeklagter: Wissn S'. der Bodnschlüsfl . . . — Richter: Der Bodenschlüssel tut ja nichts zur Sache. Verantworten Sie sich. — Angeklagter

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