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Volksbote
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Seite 3 von 12
Datum: 23.04.1925
Umfang: 12
bellifch geworden fern? Mn ich 'auch noch schuld, daß ihn Ereines Feuer verbrennt, wie einstens mich. Habe ich ihm wilde LeiLmschaft mit auf den Leidensweg cjcge* ben, ö r c ihn verzehren wird?' Me unglückliche Mutter ncchni sich vor, mit allen Mitteln das drohende Unheil zu verhindern und die Geschwister von einander möglichst ferne zu halten. Das gelang ihr, aber in unerwarteter Weife: den kaum war Wolf einige Wochen helmgekcmrmeir, als der Krieg ausbrach. Jetzt mußte Haderland seine Werke

der Psy chologie und der Geschichte der Philosophie beiseite liegen und mit dem Gewehre um gehen lernen. In wenigen Wochen wurde er einbevufen. Selling und Artur waren mit dem aktiven Regiment sofort cmsmarschiert. Wolf mußte erst ausgebildet werden. Sein Umzug vom Seminar in die Kaserne ergab einen Unterschied wie zwischen Him mel und Hölle. Abscheulich war die Gesell schaft, mit der er leben mußte. Ehe Haberland ins Feld mußte, bekam er nochmals Urlaub, den er benutzte, sich zu oerabschleden

und zwar >bei seinen geistlichen Freunden. Ws er wieder ««rückte, war Thil- derl tiefbetiibt. Me eine Befreiung war es ihr, als sie Wolf in der feldgrauen Uniform und nicht mehr im Priesterwck sah. Schmerz lich um ihr aber der Gedanke, Wolf könnte i»n Kriege fallen. Der Krieg war ihren Plä nen entgegengekommen, er konnte sie ober auch alle vemichten. Darm: zweifelte Thil- derl keimen Augenblick, daß Wolf nach der Freiheit des Kvivgslebens nie wieder den Zwang des geistlichen Berufs und der Aus bildung hiezu auf sich nehmen

auf freiem Felde, unter ihnen Wolf Haberland. Er war mitten inr Sturmlauf zusammengestürzt, er wußte nicht warum: er wollte sich wieder oinporraffen, aber sein linker Fuß hatte keine Kraft mehr. Blut drang durch seine Hose. Eine Kugel hatte ihn getrosten. Mt letzter Kraft kroch er an einen Feldrain und suchte Schutz gegen die Geschosse, die noch immer in seiner Nähe einschlugen. — Erst mit Anbruch der Dunkelheit kamen die Krankenträger und »holten die Verwundeten. Me wurden in das Dorf zurückgetragen

und in der Kirche auf Stroh gebettet. Mele wa ren da, die nur mehr kurz zn leben hatten. Sie riefen nach einem GeiMchen. Da der Feldpater in einem anderen Feldlazarett tätig war, bot sich Wolf an, den.Sterbenden beizustchen. Trotz seiner Schmerzen ließ er sich zu den Einzelnen tragen und half ihnen ihre Seelen zu bereiten, so gut er konnte. Cr muckte hier zum erstenmal an Stelle eines Priesters und erlöschende Augen dankten ihm für seine Dienste. Cr war so erMlt und er griffen von seinem Berufe

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Volksbote
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Seite 3 von 12
Datum: 01.01.1925
Umfang: 12
Wolf Habeeland. Erzählung van Ferdinand Benz. (Fortsetzung.) Ws die trat saurem Rahm geschmolzene Wassersuppe gegessen war, spannten sie ein. Die Brüder nahmen die Pferde, der Vater ging hinter einem Paar scheckiger Ochsen her. Diese waren ihm lieber, weil sie einen gemüt licheren Schritt hatten als die rasch ausgrei fenden Rosse. Zuhause waren nur Hedwig und die alte Margret. Um acht Uhr kam der Postbote und gab die Zeitung ab. Die alte Magd legte sie auf den weißgefegten Bauerntisch

die junge Mutter. Niemand hatte eine Ahnung, daß Wolf Haberland, der von der Zilli aufgezo gen wurde, ihr gehörte. Nach eineinhalb Jahren heiratete Hedwig auf den Hoverhof nach Oedetchaid. Es war ihr eine stete heimliche Freude und'eine immer brennende Wunde, in der Nähe des Kindes zu fein, von dem sie sich losgesagt hatte. Oft ging die junge Bäuerin zur Zilli und brachte ihr eine kleine Arbeit ccher Nahrungsmittel, nur um Wolf zu sehen und ihn heimliä) zu liebkosen, wenn die Zilli den Mcken wandte

. Erst als das kleine Thilderl zur Welt gekom men war, vergaß sie Wolf leichter. Jetzt aber hatte ihr Mann den Wolf in sein Haus ausgenommen. Jetzt halte sie ihn immer litt» sich, ihn und Tilderl, beide ihre rechten Kinder, und sie durfte ihn doch nur als Schaf buben behandeln. Sie war ganz verwirrt, wenn sie daran dachte, und sich vorstellte, was geschehen würde, wenn sie einmal, erfaßt von heiliger Mutterliebe, den blonden Buben in die Amte schließen und vor allen Leuten sa gen müßte

: „Das ist mein Kind, wahrhaftig mein rechtes Kind!' Was würden die Leut« denken mtd was ihr Mann tun? Würde nicht ein neues Band dadurch zer rissen werden? Würde nicht auch Wolf ihr wieder genom men und neuerdings unter fremde Leute ver stoßen werden? So tat sich die Mutter Zwatlg an, um wenigstens kleine Freuden an Wolf zu ha ben, nachdem ihr das große Glück der Mutter in Trümmer gegangen war. Am letzten April wurde Wolf aus der Werktagsschule «nüassen und siedelte am nächsten Tage in den Hollerhof

über. Cr halte das beste Zeugnis feines Jahrganges. Der Inspektor hatte ihn besonders einoebenü ge prüft und mit dein Beneffziaten Mezbevger über den Knaben gesprochen, dessen Schicksal ihn offenbar interessierte. So nebenher be merkte er: „Mit des Buben Anlagm könnte, mancher Reiche seine Söhne austassen, sie würden für mehr alseinen reichen.' Im Hollerhof wurde Wolf dem allen Schas- toni zugewiesen. Mit ihm teilte er die Schlaf kammer und die Arbeit. Der graubärtige Toni war schon dreißig Jahre

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Volksbote
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Seite 3 von 12
Datum: 30.04.1925
Umfang: 12
Donnerstag, den 30. AprT 1925. Bolksbste? Wolf Haberland. . Erzählung von Ferdinand Benz. (Fortsetzung.) Wer vorbeigmg, schaute himmter, ließ Mige spöttische Reden zurück und trottete lachend weiter. Me alten Dauern behaupte ten rundweg: „Der Wolf ist im Krieg ver rückt geworden.* , Nach der Felsenschicht kam Sand, durch mischt mit Geröll. Da ging es wieder leichter und rasch wuchs die Diese. Täglich dam der Dauer und fragte, ob der DM schon im Sand ersosfen fei. Der Sand ober war so trocken

, wie van der Bratröhre heraus. Unverdrossen aber gruben sie, und Wolf hatte schon einen ganzen Hügel aufgeschüt- «t..Der Dauer bewunderte im Stillen den arbeitsamen und zähen Studenten, der nicht Mehr nachgab, um keinen Preis. Zehn Meter war der Brunnen schon ti>ef und kein einziger Tropfen Wasser ließ sich sehen. Wolf gab nun selber alles verloren. Sollte er noch weiter umsonst. arbeiten las sen?. Noch «inen Tag probierten sie es. Der Sand hing sich schwer an. Wols zog und eine Fvoudemvelle durchjagte

und wollte Wols alle Auslagen ersetzen. Der aber Nahm nichts und war froh, -*Me Rückzahlung bleibenden Wertes gemacht zu haben. Der lsäimpbrunnen liefert seitdem köst liches Wasser und ist unerschöpflich. Glücklich ist der Hollerbauer und ganz Oedenhaid durch den Wasiserschmecker geworden. Jetzt konnten sich die Leute und die Kinder auch in heißen Sommern gründlich waschen und ungebetene Gäste mit viel Wasser und Seife vertreiben. . Mir spätere Zeiten wM aber Wolf die Wchserversorgnng noch praktischer

. / Der Hollerbauer wußte wohl, daß ihm Wolf einen großen Menst erwiesen hatte; denn der Hof war um viele Tausende mehr wert, als vorher. Der Dauer war durch Wolfs Erfolg ganz begeistert und bedauerte, daß Wols zum Studium gegangen. Zum zweitenmal 'bedauerte er das; jetzt nicht mehr, weil er an ihm durch das Studium einen treuen Knecht, sondern einen willkom- -menen Schwiegersohn verlor. Er hätte ihm und Thilderl sofort seinen reichen Hof über lassen, weil er der Ansicht war, daß ein Mann, der in kurzer Zeit

und behandeln? Sie fand jeden Ausgang versperrt. .Krank sah die Frau aus vor lauter Sorgen, die sich ihr nachts drük- kend auf dfe Änfft.setzten uick» moigens sich i Nr. 18. — Seine. 8. cm sie . Hirnen wie ein bleiernes Schleppge wand. ' Erst als die Ferien zu Ende gingen und Wolf seine Sachen einpackte, begann der Dauer vor sein« Frau und vor Thilderl: „Wolf, du brauchst eigentlich nicht mehr fort. BlÄb da, übexnimm den Hof mitsamt dem Thilderl, dann bist du ein gemachter Mann!' Wolf war überrascht

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Seite 2 von 12
Datum: 18.12.1924
Umfang: 12
hatte, über die Ungezogenheit der Jugend und ganz be sonders über den heillosen Kerl, den ZM- niolf mit seinen Schandtaten und seinen Dro hungen. Der Priester hörte geduldig zu. Dann bat er den Hallerbauern, er solle seinem Thilderl pfeifen. Das zehnjährige Thilderl 'am ge sprungen wie der Wind und gab dem Geist lichen die Hand. Der sprach zum Kinde: „Thilderl, hole schnell den Zilliwalf und den Riednerstephan.' Das Mädchen verschwand. Im Nu war der Stephan zur St<M und freute sich, dem Wolf eins anhängen

, der Brandleger, der eiende!' „Oho,' unterbrach der Priester. „Sagen Sie ganz still nacheinander, wie alles gekom- mm ist, dann kann ich selber ermessm, welche Ehrmtitel dem Einzelnen gebühren.' Der Bauer verstummte. Der Denefiziat war gleichsam als Richter angerufen. Angeklagt war der sauber ge waschene und sorgfältig gekämmte Bub Wolf Haberland. „Wolf!' begann der Priester, „warumchast du mit Steinen auf diesen Mann geworfen?' „Er hat mich schlagen wollm. Ich lasse mich von dem da nicht anrührm.' Verächt

lich blickte der Knabe auf den Bauem. „Riedner, warum hat Sie den Wolf schlagm wollm?' „Weil er meinen Buben blutig gehaum hat.' „Stephan, warum hat dich der Wolf ge schlagen?' »Ich weiß nicht; wir habm ihm nichls ge tan; wir haben gespielt.' ,Lu Lügner, du Schuft!' zischte Wolf. „Da draußen sind die andern, die sollm die Wahrheit sagm!' 33or dem Fenster war di« Schuljugsnd versammelt und streckte die Hälse, .heute war Dienstag. Dieser Tag ist den Oberpfälzer Kindern besonders ins Herz geschrieben

; denn da ist vom Oktober bis Mai schulfrei. „Kommt herein!' rief der Benefiziat. Langsam, einander drängend und schie bend. kämm sie in die Stube. „Was hat der Stephan dem Wolf angetan, gestern?' fragte er weiter. „Gesungen hat er!' rief die oorivitzige Heinzen-Kathl. „Und wie hat denn das schöne Liedl gchei- ßm? Na Kathl, sag s mir!' Jetzt mußten die Kinder lachen; aber kei nes rührte sich. Da trippelte das Holler- bauevn-Thilderl hin und her und sprach: „Ausgespottet hat er -dm Wolf.' „Ja, ansgvsnngm

hat er ihn,' fuhr das Katherl eiftig fort: „Zilllwolf, Zilliwolf, wer ist dein Vater?' hat er gesagt. „Und alle anderen habm mitgeschrieen, nur ich nicht, gelt Wolf?' ergänzte das Thil devl. Wolfs Blicke wurden weniger düster, als er eine Helferin im Thilderl gefunden hatte. Der Denefiziat wußte genug und stand im Herzen ganz auf Wolfgangs Seite. Er faßte sein Urteil so zusammen: „Wmn Kinder ungezogm sind, sollm die Eltern sie bestrafen. Der Stephan, als der Anstifter der Verspot tung. hätte ein« gesalzen

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Seite 2 von 12
Datum: 23.04.1925
Umfang: 12
, kulturbewußten, friedliebenden Grvß- deutschlands, des deutschen Volkes, das, wie es in dem bedeutungsvollen Cinleltungssatz un serer Weimarer Verfassung heißt: „Einig in seinen Stämmen und von dem Willen beseelt, sein Reich in Freiheit und Ge rechtigkeit zu erneuern» dem inneren und äußeren Frieden zu dienen und den gesell schaftlichen Fortschritt zu fördern.' (Fortsetzung.) Grete suchte Wolf überall zu fesseln und ihm nahe zu sein. Aber er hütete sich» ihr ihr irgend welches Zeichen «irrer, besonderen

Bevorzugung zu geben. Er wollte um kei nen Preis die Ruhe feiner Seele noch ein mal gefährden. Mit Ausflügen in Ragensburgs Umge bung verrannen die Osterferien nur zu rasch und Wolf kchrte in sein Seminar zurück, während Artur seinen Menst schon seit «Äri- gen Tagen ausgenommen hatte. Schwere Tage hatte in dieser Zeit die Hollerbäuerin durchzumachen. Um Ostern war ein reicher Bauer mit seinem Sohne auf den Hollerhof gekommen, um Thilderl za fragen, ob sie den Hans heiraten wolle. Die Eltern selber

und ging auf das Feld. Am Abend nahm Frau Hedwig ihre Toch ter beiseite, um herauszubringen, warum sie Hans abgewiesen hättet THiiderl gab aus weichende Antworten. Erst als die Mutter weiter in sie drang, gestand Thilderl ihr Geheimnis. „Mutter, dir allein kann ich es sagen. Ich kann keinen Mann mehr kiebhaben, so lange ich lebe. Es gibt nur einen, an dessen Seite ich Glück finden würde. An ihm hängt meine gaze Seel«. Ich kann ihn nie vergessen. — Mutter, ich liebe unfern — Wolf!' Der Mutter stand

für Augenblicke dar Herz still vor Schrecken. Es war ihr» als müßt« etwas Entsetzliches sich ereignen» als müsse das Haus einstürzen. Sie rang nach Atem, als würgte sie jemand am Halse. Sit setzte sich in das Dunkel der Stubendecke. Ihre Füßen trugen sie nicht mehr. „Um Gorteswillen', seufzte sie nach eini ger Zeit und preßte die Hand krampfhaft zusammen. „O Kind, was für ein Geschick schwebt über uns. Nie darfft du an Wolf denken in iMfcher Liebe. Er wird Priester und ist von Gott berufen. Kind» ich bitte

dich, zertritt diese Gedanken von Anfang cm.' „Willst du mich unglücklich machen?' Ich mag keinen anderen, weil ich ihn lieb habe Mutter, gib mir den Woff, laß mir mein«» Wolsl' Thilderl rang die Hände und weinte „Ich beschwöre dich, Kind, laß ab» sag nichts mehr davon, du bringst mich iw Grab!' Die Frau flehte wie eine Verzwei felnde. Jetzt mußte sie mit der Z«it ihre Schande heraussagen und schreien: „Du kannst deinen Bruder nicht heiraten! Wolf ist dein Bruder.' Wann würde dieser schreckliche Tag kommen

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