Das Wasser kommt 3n der Nach: reißt ein wilder Lärm die Leute aus dem Schlaf. Man fährt auf und horcht: der Regen raujcht vor den Fenstern, und dann hört ,„an es erst ' — die Olotfett läuten im Dorf! Oh, das bedeutet __ nichts Gutes, wenn die Glocken so zu tönen anfangen» die große zuerst. Not — Not — Not, sagte sie mit ihrer harten, hallenden Stimme. Und dann fallen plötzlich die an deren jammernd ein, klagen eine Weile wirr durcheinander und schweigen wie der, nur die eine, die schwere Glocke
, läu tet immerfort, immer noch Nor und Not. Das Wasser ist gekommen. Der Lärm schwillt ins Ungeheure an/ der Regen stürzt in rauschenden Bächen aus der Finsternis. Einzelne Rufe drin gen durch den summenden Chor der Glvk- ken» aber alles wird übertönt von einem tiefen, gewaltigen Brausen, das die Luft erzittern läßt, das Erde und Himmel zu verschlingen droht. Lichter tauchen da und dort im Umkreis aus der Dunkelheit, winzige, unsichere Fünkchen» die zeitwei lig im Regen vergehen, wieder auftau
- chen und eilig in die Tiefe streben.^ Es sind die Laternen der Leute, aber es ist vom ersten Schritt an ein mühseli- izer, beklemmender Kampf gegen sausen des Wasser und kochende Finsternis. Die Wege sind zu gurgelnden Bächen gewor den, und gegen den Wind hilft nichts, der ! fährt mit gewaltigen Stößen von ir- !gendwoher aus der Nacht, zerfetzt die ! schweren Regenfahnen, holt wieder aus > und jagt sie iri pfeifenden Strähnen waagerecht vor sich her. Schon nach den ersten Schritten kleben
die Kleider damp fend auf der Haut, das Licht zischt und zuckt in der Laterne, und die Luft ist orückend schwül. Es riecht süßlich nach faulem Schlamm. Die Männer sehen wie verwaschene Leichname aus, einen Augenblick stehen sie blinzelnd im Licht und beschreiben et was wortlos mit der Hand, dann wi schen st« sich das Wasser aus den Bärten und verschwinden wieder. Man sucht weiter einen Weg durch den grundlosen Morast, fällt in ausgewa schene Löcher und gleitet über lehmige Platten, die Aeste füllen
Mm sich um und begreift nicht, wo die I Leute eigentlich stchen. Hier lag doch früher ein Streifen Wiesenland vor der Halde und dem Bach, eine Holzhütte war da, ein Bretterzaun.' Ja, Hütte und Zaun, das ist alles ver schwunden. Cs kam so schnell, sagen die Leute. Man hatte gerade nur noch Zeit, die Beine aus dem Wasser zu ziehen, so rasch ging eg zu. Vielleicht hatte sich der Dach im Gebirg schon früher irgendwo ausgestaut, und dann brach er mit einem Male durch und überfiel das Dorf. ^Je denfalls glaubte niemand