befehlshabers der alliierten Streitkräfte in Europa zu stellen. Hiermit hat London nicht nur einen Teil seiner Souveränität freiwillig abgetreten, sondern auch zum ersten Mal seine „insulare Tradition“ durchbrochen. Dies ist ein beachtliches Entgegen kommen, auch wenn man feststellen muß, daß die Engländer erkannt haben, eine Verteidigung ihrer Insel müsse sowieso diesseits des Kanals beginnen. Ohne Zweifel sind das „handfeste Ergebnisse“ der Londoner Konferenz — wie sich der amerika mm ... greift die Hönde
niemals an ! Im Lancaster House in London Unterzeichneten am Stmntagnachmittag um 15.34 Uhr die neun Außenminister in einer elf Minuten dauernden Ze remonie die zwölf Maschinenschreibseiten umfas sende© Dokumente, die bereits als „Londoner Akte“ angesehen werden und deren Bedeutung von den Politikern und der Weltöffentlichkeit der art stark hervorgehoben wurde, daß mehrere Blät ter von einem „historischen Ereignis“ sprachen. Die Londoner Akte sind jedoch „kein fertiger Vertrag, sondern eine Serie
und äußerst heikle Problem einer Rüstungskontrolle. Damit hat die einwöchige Neunerkonferenz in London, nämlich der Außenminister Amerikas, Kanadas, Großbritanniens, Frankreichs, West deutschlands, Italiens, Belgiens, Hollands und Lu xemburgs, zweifellos mit einem beachtenswerten Erfolg abgeschlossen. Der Ernst der Stunde, auf den von den einzelnen Teilnehmern mehrfach hin gewiesen worden ist, hat endlich über Kleingläu bigkeit und Mißtrauen den Sieg davontragen. Die deutsche Außenpolitik aber steht
nun vor der Erreichung einer Reihe ihrer Ziele. Die Souveränität Westdeutschlands erfolgt — wenn auch nicht gerade juristisch, so doch praktisch — sofort. Die Westmächte haben in London erklärt, das Besatzungsstatut „ruhen zu lassen“, bis das Londoner Abkommen, das eben unterzeichnet wurde, von den neun Parlamenten ratifiziert wird. Das könnte eventuell im kommen den Frühjahr sein. Schon am 19. Oktober aber wer den sich die Außenminister der USA, Großbritan niens, Frankreichs und Westdeutschlands
jede etwaige weitere Verzögerungstaktik zu unterbinden. Darum haben sie — so verlautet aus London — dem französischen Ministerpräsidenten die eindeutige Mitteilung ge macht, daß sie, komme was wolle, ab 1. Jänner 1955 in „ihren Zonen auf das Besatzungsstatut verzich ten“ werden. Wer es grober ausgedrückt haben will, kann auch sagen, daß damit Großbritannien und die USA, die sich diesbezüglich von den übri gen Westmächten unterstützt sehen, nach diesem Termin den einmal beschrittenen